Pestalozzi-Fröbel-Haus

Schule in Deutschland
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Pestalozzi-Fröbel-Haus (PFH) ist Träger von Kindertagesstätten und anderen sozialpädagogischen Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe. Es ist ferner eine der ältesten Ausbildungsstätte Deutschlands für soziale Berufe und hat so die Verberuflichung und Professionalisierung von Frauenerwerbsarbeit im sozialen Dienstleistungsbereich maßgebend beeinflusst.

Vergangenheit und Gegenwart

Die Anfänge wurden von zwei Frauen geprägt: Henriette Schrader-Breymann und Annette Schepel.

Am 16. Mai 1874 wurde das PFH sozusagen als „Berliner Verein für Volkserziehung“ gegründet, der zunächst Träger eines Volkskindergarten war. In der Gründungsschrift wurde als Ziel genannt:

„Erweiterung und Verbesserung der Kleinkinderfürsorge und der Jugenderziehung sowie zur Ausbildung der Frauen für die Berufe der Hauswirtschaft und der Erziehung“

Feustel 2003, Seite 4

Henriette Schrader-Breymann, Vorsitzende des Vereins, gliederte dem Volkskindergarten bald ein Kindergärtnerinnenseminar an. Mit der namentlichen Beziehung auf die großen Pädagogen Pestalozzi und Fröbel suchte die ausgebildete Kindergärtnerin die Idee der erzieherischen Kraft der Wohnstube, die Heinrich Pestalozzi in seinen Schriften entwickelt hatte, in den Kindergarten zu übertragen und in Verbindung zu bringen mit der Idee der „freitätigen Entwicklung des Kindes im Spiel“, die Friedrich Fröbel (Henriette Schrader-Breymanns Großonkel) in seinen vielfältigen Werken stets hervorhob. Hernriette Schrader-Breymann entwickelte für die pädagogische Arbeit im Kindergarten die seinerzeit innovative „Methode des Monats- oder Konzentrationsgegenstandes“, die ihre Wirksamkeit bis heute, nach nahuzu 170 Jahren, in der Kinder(tagesstätten)gartenarbeit nicht verloren hat:

„Ausgangspunkt dieses ungefähr vier Wochen umfassenden Planes sollten die Jahreszeit, die örtlichen Verhältnisse (Stadt, Land) und das Alter der Kinder sein. Wichtig bei der Planung der Arbeit war die Gruppierung aller Beschäftigungen, Spiele, Lieder und Geschichten um den Mittelpunkt, d. h. Herausstellen der engen Beziehungen der Inhalte zueinander. Auch bei der Arbeit nach dem Monatsgegenstand wird immer wieder darauf hingewiesen, daß die Erzieherin entscheidet, welche Beschäftigung angebracht ist. Der Plan wurde niemals im Sinne eines verbindlichen Schullehrplans aufgefaßt, sondern immer als Hilfe für Planungsarbeit in der eigenen Kindergrüppe“

Erinig/Neumann/Reyer 1987, Seite 129

Ab 1878 hatte man Handfertigkeitskurse für Schulkinder (Arbeitsschule) eingerichtet und ein Jahr später eine Elementarklasse angegliedert. 1880 wurden alle Vereinseinrichtungen in der Steinmetzstraße zusammengefasst. Bald kamen weitere Einrichtungen hinzu wie ein Mädchenheim (1881), eine Koch- und Haushaltungsschule (1884) durch Hedwig Heyl, später noch eine Krippe.

Im Jahre 1896 wurde in Berlin-Schöneberg (heute Barbarossatraße) zwei neue stattliche Gebäude (Haus I und Haus II) in der Kyffhäuserstraße 21 (ab 1914 Karl Schrader Straße 7/8) errichtet:

„Das Aufblühen (der) Anstalt wäre nicht ohne den großartigen Neubau des Pestalozzi-Fröbel-Hauses in der Barbarossastrasse möglich gewesen. Durch die Vermittlung von Frau Hedwig Heyl gelang es Frau Schrader, eine edle Frau Berlins, Maria Elisabeth Wentzel-Heckmann, für die Ideen und Bestrebungen der goßen Erziehungsanstalt zu interessieren. Frau Wentzel-Heckmann kaufte ein großes Grundstück zwischen der Grunewaldstraße und Barbarossastrasse und stiftete das Kapital zu dem Bau der beiden bekannten Häuser des Pestalozzi-Fröbel-Hauses I und II. Der 'Berliner Verein für Volkserziehung' wurde verpflichtet, gewisse Tilgungs- und Zinszahlungen zu übernehmen. Die Bauten, 1896 begonnen, konnten 1898 bezogen werden“

Voß 1937, Seite 148

1908 wurde auf dem Gelände des PFHs die von Alice Salomon ins Leben gerufene „Soziale Frauenschule“ (Haus III) eröffnet. Letztgenannte rief noch 1925 die Deutsche Akademie für soziale und pädagogische Frauenarbeit ins Leben, eine spezielle Weiterbildungsakademie für Frauen mit entsprechenden Staatsexamen und drei Jahren Berufserfahrung in soziale Arbeit, Krankenpflege, Hauswirtschaft oder Unterricht an Sozialschulen.

Während der Zeit der Nazi-Diktatur blieb das PFH als eigenständige Einrichtung bestehen, es wurde, bis auf die Deutsche Akademie für soziale und Pädagogische Frauenarbeit, nicht aufgelöst und auch nicht in eine NS-Organisation eingegliedert. Die Lehr- und Lerninhalte in den Schulen sowie die Pädagogik in den sozialpädagogischen Einrichtungen der Wohlfahrtspflege mussten sich natürlich der damaligen Ideologie anpassen (vgl. Arbeitsgruppe Geschichte des Pestalzzi-Fröbel-Hauses 1991, S. 199 ff.).

Da ein beträchtlicher Teil der Gebäude des PFH durch Kriegseinwirkungen z. T. zerstört bzw. sehr in Mitleidenschaft gezogen waren, begann man sehr bald mit dem Wiederaufbau.

Heute gehören zum PFH, die eine Stiftung des öffentlichen Rechts ist:

  • Fachschule für Sozialpädagogik
  • Fachoberschule für Gesundheit und Soziales
  • Kindertagesstätten
  • Nachbarschaftstreff und Familienzentren (Mehrgenerationenhaus)
  • Angebote wie Kinderzirkus, Eltern-Kind-Gruppen, Familienberatung, Schulstationen und andere mehr
  • Erziehungshilfe
  • Schulsozialarbeit
  • Kooperation mit Schulen

Absolventinnen/Absolventen

Literatur

  • Voß Jo: Geschichte der Berliner Fröbelbewegung, Weimar 1937
  • Günter Erning, Karl Neumann, Jürgen Reyer (Hrsg.): Geschichte des Kindergartens. Band II. Instutionelle Aspekte, Sytemtische Perspektiven, Entwicklungsverläufe. Freiburg/Br. 1987.
  • Arbeitsgruppe Geschichte des Pestalozzi-Fröbel-Hauses (Hrsg): Das Pestalozzi-Fröbel-Haus. Fachschule für Sozialpädagogik Berlin. Entwicklung eines Frauenberufes. Berlin 1991.
  • Erika Sommer (Hrsg.): Festschrift 125 Jahre Pestalozzi-Fröbel-Haus. Berlin 1999.
  • Adriane Feustel: Sozialpädagogik und Geschlechterverhältnis 1900 und 2000. Berlin 2003.