Berkeley Open Infrastructure for Network Computing
Die Berkeley Open Infrastructure for Network Computing (BOINC) ist eine Softwareplattform für verteiltes Rechnen.
Die BOINC-Plattform wird an der Universität Berkeley entwickelt und ermöglicht es, die ungenutzte Rechenleistung von vielen tausend Computern über das Internet verfügbar zu machen.
Bei der Entwicklung wurden Erfahrungen des Distributed-Computing-Projekts SETI@home genutzt. Das Hauptziel der Plattform ist die Trennung der Projektverwaltung von den wissenschaftlichen Inhalten.
Anwender dieser Plattform installieren sich ein Clientprogramm und können damit ihre freie Rechenzeit auf mehrere Projekte verteilen. Dies stellt eine wichtige Verbesserung gegenüber an nur ein Projekt gebundenen Clients dar, da viele Distributed-Computing-Projekte nicht über genügend Arbeit verfügen, um eine große Benutzerbasis ausreichend zu versorgen. Wenn ihre Rechner leerlaufen, werden die teilweise sehr enthusiastischen Teilnehmer unzufrieden. SETI@home "classic" umging dieses Problem, indem manche Arbeitspakete bis zu zwölfmal zur Berechnung herausgegeben wurden, obwohl zur Sicherung von akkuraten wissenschaftlich verwertbaren Resultaten nur drei Ergebnisse notwendig wären. Mit einem an mehreren Projekten teilnehmenden BOINC-Client kann die zur Verfügung stehende Rechenleistung somit effektiver verwendet werden.
Seit dem 18. November 2003 steht BOINC unter der GNU General Public License. Das Ziel der Freigabe des Programmcodes ist eine noch breitere Unterstützung verschiedener Plattformen durch aktive Mithilfe der freien Softwaregemeinde und eine erhöhte Sicherheit.
Projekte
Auf dem Rechner muss lediglich die BOINC-Software installiert werden. Nach der Registrierung bei einem oder mehreren der Projekte lädt BOINC sich selbständig die benötigte Projektsoftware herunter und beginnt den eigentlichen Rechenprozess. Es laufen bereits die ersten Projekte über BOINC:
- ClimatePrediction.net ist am 26. August 2004 offiziell mit BOINC gestartet. Dieses Projekt berechnet Klimamodelle, um eine Klimavorhersage für Zeiträume von 50 bis 100 Jahren zu erstellen.
- Einstein@home wird sich anlässlich des Jahres der Physik 2005 mit der Erforschung von Gravitationswellen beschäftigen. Einstein@home ist am 19. Februar 2005 gestartet.
- Predictor@home ist ebenfalls seit Juni 2004 in Betrieb und erprobt neue Methoden und Algorithmen im Bereich von Bioinformatik sowie molekularbiologische Grundlagenforschung zur Vorhersage von Ergebnissen bei der Faltung von Aminosäureketten zu Proteinen.
- SETI@home ist offiziell am 22. Juni 2004 gestartet und setzt damit die Suche nach außerirdischem Leben von zu Hause aus fort.
- Pirates@home ist das Testprojekt zu Einstein@home. Hier wird vorallem die Grafik des Bildschirmschoners getestet.
- LHC@home ist ein Projekt des CERNs, das als Erweiterung für die dortigen Grid-Aktivitäten vorgesehen ist. Dieses Projekt hat am 29. September 2004 den Echtbetrieb aufgenommen.
Weiterhin gibt es einige Projekte, die ihr Interesse an BOINC bekundet haben aber noch nicht gestartet sind:
- AstroPulse war das erste verfügbare BOINC-Projekt, das aber nach dem Wechsel von SETI@home zu BOINC vorübergehend unterbrochen wurde. Mit AstroPulse wird vor allem nach Pulsaren und sterbenden Schwarzen Löchern gesucht. Dieses Projekt soll später in das SETI@home-Projekt eingegliedert werden.
- Folding@home soll demnächst molekularbiologische Grundlagenforschung über die Faltung von Aminosäureketten zu Proteinen betreiben.
- SETI@home II erweitert das SETI@home-Projekt um den südlichen Sternenhimmel.
Projektseiten (englischsprachig)
- BOINC-Berkeley Open Infrastructure for Network Computing
- ClimatePrediction.net
- Einstein@home
- LHC@Home (zurzeit keine Anmeldungen möglich)
- Pirates@home
- Predictor@home
- SETI@home