Olsztyn

Stadt in Ermland-Masuren, Polen
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Olsztyn / Allenstein
Wappen von Olsztyn Olsztyn in Ermland-Masuren (Polen)
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Ermland-Masuren
Landkreis: Kreisfreie Stadt
Einwohner: 174.000
Fläche: 87,9 km²
Höhe: ? m ü. NN
Postleitzahl: 10-001 bis 11-041
Telefonvorwahl: (+48) 89
Geografische Lage: 53° 47' nördl. Breite
20° 29' östl. Länge
KFZ-Kennzeichen: NO
Nächster Flughafen: Flughafen Szczytno
Homepage der Stadt Olsztyn

Olsztyn [ˈɔlʃtɨn] (deutsch Allenstein) ist die Hauptstadt der 1945 gegründeten Woiwodschaft Ermland-Masuren im nördlichen Teil Polens - rund 100 km südlich von Kaliningrad, 120 km östlich von Danzig und etwa 170 km nördlich der Landeshauptstadt Warschau. Die Stadt liegt am Übergang vom Ermland zum Oberland. Wirtschaftlich bedeutend war lange Zeit eine an Michelin beteiligte Reifenfabrik sowie die holzverarbeitende Industrie. Zunehmend profitiert die Stadt aber auch vom Fremdenverkehr. Olsztyn beheimatet verschiedene kulturelle und wissenschaftliche Einrichtungen.

Geschichte

Offiziell wurde Allenstein am Fluss Alle im preußischen Ermland am 31. Oktober 1353 von Johannes von Leysen im Schutz einer bereits im Aufbau (Bauzeit: 1347 bis 1397) befindlichen Burg des Deutschen Ordens gegründet (Verleihung der Stadtrechte).

Allenstein lag in einem der vier 1245 gegründeten Bistumer Preußens, im Ermland und blieb damit unter direkter Regierung der katholischen Kirche unter einem Fürst-Bischof, war also nicht vom Deutschen Orden regiert.

Im Jahre 1516 erhielt der Neffe und Pflegesohn des ermländischen Fürstbischofs Lukas Watzenrode, der später als Astronom bekanntgewordene Nikolaus Kopernikus, die Administration der Landkreise Allenstein und Mehlsack. Kopernikus wohnte während der vier Jahre seiner Amtszeit im Allensteiner Schloss. Zur Zeit der vorreformatorischen Kriege in Preußen ging er nach Frauenburg, kam aber im Herbst des Jahres 1520 wieder zurück nach Allenstein, welches er erfolgreich gegen Angriffe des Deutschen Ordens verteidigte. Aufgrund seiner erfolgreichen Verteidigung wurde Kopernikus zum Kommissar des Ermlands ernannt und mit dem Wiederaufbau beauftragt. Tiedemann Giese war sein Assistent.

Zur Zeit der ersten Teilung Polens (1772) kam die Stadt - als Teil des Ermlands - zum Königreich Preußen. Dort war die Stadt seit 1905 Regierungsbezirkssitz. Von 1818 bis 1910 gehörte sie dem Landkreis Allenstein an und wurde dann kreisfreie Stadt. Der Vertrag von Versailles bestimmte nach dem Ersten Weltkrieg die Durchführung einer Volksabstimmung über den Verbleib im Deutschen Reich oder den Anschluss an Polen. Die Mehrheit stimmte für den Verbleib; in Allenstein stimmten 98 % dafür.

1945

Am Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Stadt am 22. Januar 1945 von russischen Truppen eingenommen. Bis März 1945 wurde durch Brandstiftung der Roten Armee 1040 Häuser zerstört. Die Misshandlungen der Zivilbevölkerung sind zum Teil in den Werken des damaligen Soldaten und Zeitzeugen Alexander Solschenizyn (Nobelpreisträger für Literatur) in seinen Werken aufgearbeitet worden (vgl. auch das Buch des damaligen Soldaten und späteren Schriftstellers Lew Kopelew "Aufbewahren für alle Zeit" über das Vorgehen der sowjetischen Armee in Ostpreußen).

Nach 1945

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Ermland und somit Allenstein in Folge des Potsdamer Abkommens im Jahre 1945 unter polnische Verwaltung gestellt. Der letzte Soldat der roten Armee verließ Allenstein im Jahre 1956. Die deutschen Einwohner flohen während des letzten Kriegsjahres oder wurden danach vertrieben (Vertreibung). Die Stadt wurde in Olsztyn umbenannt und zur Hauptstadt der Woiwodschaft Olsztyn. Mit der Regionalisierung Polens entstand 1999 die Woiwodschaft Ermland-Masuren, die ihren Regierungsssitz in Olsztyn hat. Im gleichen Jahr wurde hier die Ermland-und-Masuren-Universität gegründet. Im Zuge der Demokratisierung konnte die ostpreußische Restbevölkerung die "Allensteiner Deutsche Minderheitsorganisation" gründen.

Der Tourismus entwickelte sich zu einem neuen Wirtschaftszweig.

Sehenswürdigkeiten

  • St. Jakobus Kirche (erbaut 1362)
  • Heil- und Pflegeanstalt Kortau
  • Luisenschule
  • Lungenheilstätte "Frauenwohl"
  • Handels- und Höhere Handelsschule
  • St. Marien-Hospital
  • Hindenburg-Krankenhaus
  • Treudank-Theater
  • Volksabstimmungsdenkmal (nach 1945 zerstört)

Einwohnerentwicklung

  • 1772: 1.770
  • 1806: 2.011
  • 1809: 1.373
  • 1885: 11.555
  • 1905: 27.422
  • 1933: 43.079
  • 1940: 50.500


  • 1946: 22.960
  • 1950: 43.300 (2.500 Deutsche aus der Vorkriegszeit)
  • 1960: 69.700
  • 1970: 94.100
  • 1980: 133.300
  • 1995: 170.000
  • 2000: 172.000


Bürgermeister bis 1945

  • Andreas Petrus Grunenberg, 1809-1818
  • Karl Anton Ehlert, 1818-1835
  • Jakob Rarkowski, 1836-1865
  • Sakrzewski, 1866-1875
  • von Roebel 1875-1877
  • Oskar Belian, 1877-1908
  • Georg Zülch, 1908-1932
  • Dr. Gilka, 1932-1933
  • Friedrich Schidat, 1933-1945

Sonstige Bauwerke

  • Sendemast für UKW und TV in Pieczewo (Geographische Koordinaten: 53°45'13" nördliche Breite, 20°30'57" östliche Länge) mit einer Höhe von 360 Metern. Dieser Sendemast ist seit dem Einsturz des Sendemasten in Konstantynow das höchste Bauwerk in Polen ([1] und [2]).

Persönlichkeiten

Literatur

Anton Funk: "Geschichte der Stadt Allenstein 1348-1943" SCIENTIA-VERLAG, 1979 . - ISBN: 3-511-09071-7