Franz Tumler (* 16. Januar 1912 als Franz Ernest Aubert Tumler in Gries/Bozen, † 20. Oktober 1998 in Berlin) war ein österreichischer Schriftsteller.
Leben
Franz Tumler war der Sohn eines Gymnasiallehrers. Nach dem Tod des Vaters im Jahre 1913 zog die die Familie nach Linz/Donau. Tumler besuchte dort die Volks- und Bürgerschule sowie anschließend das Bischöfliche Lehrerseminar. Nach dem Abschluss seiner Lehrerausbidlung war er von 1930 bis 1934 Volksschullehrer in Paura und von 1934 bis 1938 in Buchkirchen/Wels. Bereits ab 1935 ließ er sich zeitweise beurlauben, um in Bozen und Wien Zeit für seine schriftstellerischen Arbeiten zu haben. Dank seiner völkischen Einstellung gehörte Tumler bereits in der zweiten Hälte der Dreißigerjahre zu den von den Nationalsozialisten besonders geförderten Autoren. Seine Werke erreichten bis zum Ende des Dritten Reiches eine Gesamtauflage von ca. 300000 Exemplaren. 1938 quittierte Tumler den Schuldienst; nach seiner Heirat mit Susanne Lühr zog er 1939 nach Hagenberg in Oberösterreich. Er war befreundet mit regimetreuen und konservativen Autoren wie Gertrud Fussenegger und Josef Weinheber und veröffentlichte u.a. in der nationalsozialistischen Literaturzeitschrift "Das innere Reich". Als von den Machthabern privilegierter Autor war er vom Wehrdienst befreit, meldete sich jedoch 1941 freiwillig zur Wehrmacht. Er war Soldat der Marineartillerie und geriet bei Kriegsende für kurze Zeit in Kriegsgefangenschaft.
Nach 1945 nahm Franz Tumler seine Lehrertätigkeit nicht wieder auf, sondern setzte seine Existenz als freier Schriftsteller fort. Ab 1949 lebte er in Altmünster am Traunsee, und seit 1954 war sein Hauptwohnsitz Westberlin, ohne dass er seine österreichische Staatsbürgerschaft aufgegeben hätte. In Berlin fand er Anschluss an die junge deutsche Literatur der Fünfzigerjahre: Anfang der Sechzigerjahre nahm er an mehreren Tagungen der Gruppe 47 teil; später war er in aktiv in der Berliner Akademie der Künste.
Franz Tumler war in der ersten Phase seines literarischen Schaffens ein Sympathisant der nationalsozialistischen Ideologie. Zu jener Zeit waren seine Werke stilistisch stark von Adalbert Stifter beeinflusst und hatten, wie auch später häufig, seine Südtiroler Heimat zum Schauplatz. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs setzte sich Tumler in einigen zeitgeschichtlichen Romanen mit dem Dritten Reich auseinander, was zu seiner allmählichen Rehabilitation bei der zeitgenössischen Kritik führte. Ende der Fünfzigerjahre nahm Tumlers Skepsis gegenüber der herkömmlichen, realistischen Literatur zu, er wandte sich von der Position des allwissenden Erzählers ab und ging über zu einer von der literarischen Moderne, vor allem vom Nouveau roman beeinflussten, Erzählweise. Nach einem Schlaganfall Mitte der Siebzigerjahre veröffentlichte Tumler nur noch sporadisch neue, vorwiegend lyrische Arbeiten und geriet daher bei der literarischen Öffentlichkeit weitgehend in Vergessenheit. Spätestens seit den Neunzigerjahre hat jedoch eine Neuentdeckung eingesetzt, und heute gilt Tumler gilt als bedeutender Autor sowohl der Südtiroler als auch der österreichischen Nachkriegsliteratur.
Franz Tumler gehörte seit 1959 der Berliner Akademie der Künste an und war von 1967 bis 1968 Direktor und von 1968 bis 1970 stellvertretender Direktor ihrer Literaturabteilung. Er war außerdem korrespondierendes Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste in München und des PEN-Zentrums der Bundesrepublik Deutschland. Er erhielt u.a. folgende Auszeichnungen: 1940 den Preis der Reichshauptstadt Berlin, 1942 den Sudetendeutschen Schrifttumspreis, 1956 den Charles-Veillon-Preis, 1961 die Ehrengabe des Kulturkreises im Bundesverband der Deutschen Industrie, 1967 den Literaturpreis der Bayerischen Akademie der Schönen Künste, 1971 den Adalbert-Stifter-Preis, 1972 das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse, 1982 den Würdigungspreis des Landes Tirol und den Andreas-Gryphius-Preis sowie 1985 den Walther-von-der-Vogelweide-Preis.
Werke
- Das Tal von Lausa und Duron, München 1935
- Der Ausführende, München 1937
- Die Wanderung zum Strom, München 1937
- Drüben, Frankfurt am Main 1939
- Im Jahre 38, München 1939
- Der Soldateneid, München 1939
- Der erste Tag, München 1940
- Österreich ist ein Land des Deutschen Reiches, Berlin 1940
- Anruf, München 1941
- Auf der Flucht, Berlin [u.a.] 1943
- Ländliche Erzählungen, Graz 1944
- An der Waage, Hameln 1947
- Einmal war etwas Gutes geschehen, Hameln 1947
- Liebes-Lobpreisung, Hameln 1947
- Landschaften des Heimgekehrten, Wien [u.a.] 1948
- Der alte Herr Lorenz, Salzburg 1949
- Neue Blick auf die Erde, Hameln 1949
- Heimfahrt, Salzburg [u.a.] 1950
- Berlin, Geist und Gesicht, München [u.a.] 1953
- Das Hochzeitsbild, Salzburg 1953
- Ein Schloß in Österreich, München 1953
- Der Schritt hinüber, Frankfurt am Main 1956
- Der Gardasee, München [u.a.] 1958 (zusammen mit Heinz Müller-Brunke)
- Der Mantel, Frankfurt am Main 1959
- Ein Morgen wie jeder andere, Hamburg 1960
- Nachprüfung eines Abschieds, Zürich 1961
- Volterra, Frankfurt am Main 1962
- Aufschreibung aus Trient, Frankfurt am Main 1965
- Sätze von der Donau, Zürich 1965
- Welche Sprache ich lernte, Berlin 1970
- Das Land Südtirol, München 1971
- Über die Akademie der Künste, Berlin 1971
- Ein Landarzt, Zollikon/Zürich 1972
- Pia Faller, München 1973
- Landschaften und Erzählungen, München 1974
- Album Rom, Innsbruck 1983 (zusammen mit Dieter Manhartsberger)
- Das Zerteilen der Zeit, Innsbruck 1989
- Der Keksfresser. An der Waage, Weitra 1990
- Aber geschrieben gilt es, Bozen 1992
Herausgeberschaft
- Adalbert Stifter: Ein kleines Stifter-Lesebuch, München 1939
- Bruno Ammering: Gedichte, Wels 1949
- Adalbert Stifter: Auf goldenen Rädern, Bonn 1963
Literatur
- Peter Demetz (Hrsg.): Arsenal, München [u.a.] 1977
- Franz Tumler zum 70. Geburtstag, Schlanders 1982
- Hans Dieter Zimmermann (Hrsg.): Welche Sprache ich lernte, München [u.a.] 1986
- Annemarie Schermer (Hrsg.): Franz Tumler, Wien 1987
- Wilhelm Burger: Heimatsuche, Frankfurt am Main [u.a.] 1989
- Ferrucio Delle Cave (Hrsg.): Auf der Suche nach dem Wort, Bozen 1992
- Alessandro Costazza: Franz Tumler, Merano 1992
- Leonhard Huber: Die Architektur des Textes, Frankfurt am Main [u.a.] 1994
Weblinks
Personendaten | |
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NAME | Tumler, Franz |
ALTERNATIVNAMEN | Franz Ernest Aubert Tumler |
KURZBESCHREIBUNG | österreichischer Schriftsteller |
GEBURTSDATUM | 16. Januar 1912 |
GEBURTSORT | Gries/Bozen |
STERBEDATUM | 20. Oktober 1998 |
STERBEORT | Berlin |