Karl Renner

österreichischer sozialdemokratischer Politiker der SPÖ
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Karl Renner (* 14. Dezember 1870 in Unter-Tannowitz, Mähren (heute Dolni-Dunajovice, Tschechien), † 31. Dezember 1950 in Wien) war ein österreichischer Politiker (SDAPÖ, SPÖ), Bundeskanzler und Bundespräsident.

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Karl Renner

In ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen, studierte er von 1890 bis 1896 Rechtswissen­schaften an der Universität Wien, und schloss sein Studium als Dr. jur. ab.

1895 zählte er zu den Gründungsmitgliedern der Naturfreunde, er entwarf das Symbol des neugegründeten Vereins. Im selben Jahr wurde er Parlamentsbediensteter, und 1907 Reichsratsabgeordneter.

Nach dem Zusammenbruch der Monarchie wurde Renner 1918 Staatskanzler der Republik Deutschösterreich (deren inoffizielle Hymne "Deutschösterreich, du herrliches Land" er eigenhändig dichtete). In dieser Position unterzeichnete er am 10. September 1919 den Vertrag von Saint-Germain, der am 21. Oktober von der Nationalversammlung der nunmerigen Republik Österreich ratifiziert wurde.

1920 schied er aus der Regierung aus. Zwischen 1920 und 1934 war Renner Mitglied des Nationalrates, und wurde 1934 unter der diktatorischen Regierung von Engelbert Dollfuß vorübergehend inhaftiert.

Nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich ließ sich Renner von den Nationalsozialisten zu einem Zeitungsinterview im "Neuen Wiener Tagblatt" von 3. April 1938 instrumentalisieren. Darin distanzierte er sich unter dem Titel "Ich stimme mit Ja!" zwar von den Methoden, unter denen der Anschluss erfolgt war, gab aber dennoch mit feierlichen Worten "als Sozialdemokrat" seine Zustimmung zur Annexion bekannt. Wie die meisten Politiker der ersten Republik Österreich (und auch große Teile der nun fast rein deutschsprachigen Bevölkerung) betrachtete er Österreich als einen Teil von Deutschland.

Karl Renner Denkmal in Siegendorf/Burgenland

Renner verbrachte die Zeit der Nazi-Herrschaft relativ unbehelligt in seiner Villa in Gloggnitz während andere österreichische Politiker ins Exil gingen (z.B. Bruno Kreisky) oder von den Nationalsozialisten in Konzentrationslagern inhaftiert wurden (z.B. Leopold Figl).

Im April 1945 wurde Renner von der sowjetischen Besatzungsmacht, nachdem er sich Stalin diesbezüglich anerboten hatte, zum Staatskanzler einer provisorischen Staatsregierung aus SPÖ, ÖVP und KPÖ ernannt, die im Sommer von den Westalliierten anerkannt wurde. Nach den ersten freien Wahlen in Österreich am 25. November 1945, bei denen die ÖVP 85, die SPÖ 76 und die KPÖ 4 Mandate erhielt, wurde Renner am 20. Dezember 1945 durch die Bundesversammlung zum ersten Bundespräsidenten der 2. Republik gewählt, und blieb dies bis zu seinem Tod am 31. Dezember 1950.

Werke

  • (Pseud. Synopticus) Staat und Nation, Wien 1899
  • Österreichs Erneuerung, Wien 1916
  • Wege der Verwirklichung, Berlin 1929
  • Mensch und Gesellschaft, Wien 1952
  • Wandlungen der modernen Gesellschaft, Wien 1953

Literatur

  • Walter Rauscher: Karl Renner, ein österreichischer Mythos. Verlag Ueberreuter, Wien 1995. ISBN 3-8000-3558-8

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