Pfefferminze

Arthybride der Gattung Minzen (Mentha)
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Die Pfefferminze (Mentha x piperita) ist eine Heil- und beliebte Gewürzpflanze aus der Gattung der Minzen. Es ist eine - vermutlich zufällig entstandene - Kreuzung zwischen M. aquatica x (und) M. spicata, wobei M. spicata wiederum eine Kreuzung von M. rotundifolia und M. longifolia ist. Von anderen Minzen unterscheidet sich die Pfefferminze vor allem durch den hohen Menthol- und niedrigen Carvongehalt, bzw. durch den schärferen Geschmack (Pfeffer-minze!). Im Jahre 2004 wurde die Pfefferminze zur Arzneipflanze des Jahres gewählt.

Pfefferminze

Pfefferminze (Mentha x piperita), Illustration aus Koehler 1887

Systematik
Unterklasse: Asternähnliche (Asteridae)
Ordnung: Lippenblütlerartige (Lamiales)
Familie: Lippenblütler (Lamiaceae)
Unterfamilie: Nepetoideae
Gattung: Minzen (Mentha)
Art: Pfefferminze
Wissenschaftlicher Name
Mentha x piperita
L.

Verbreitung und Vermehrung

Es gibt zahlreiche wildwachsende Minzen-Arten, die in Europa heimisch sind, siehe Minzen. Die Gattung Mentha (Minze) ist sehr variabel und neigt zur Bastardisierung; eine exakte Abgrenzung der verschiedenen Sorten und Varietäten ist schwierig.

Die besonders heilkräftige Pfefferminze (Mentha x piperita) wurde erst 1696 in einem englischen Garten vom Biologen John Ray entdeckt, als - wahrscheinlich zufällige - Kreuzung von Bachminze (M. aquatica) und Waldminze (M. spicata). Da M. spicata ihrerseits eine Kreuzung aus M. longifolia und M. rotundifolia ist, handelt es sich bei der Pfefferminze um einen weitgehend sterilen Tripelbastard; eine sortenechte Vermehrung ist daher nur vegetativ (durch Stecklinge) möglich, nicht jedoch aus Samen. Züchterische Bemühungen haben zu vielen Unterarten, Varietäten und Formen geführt. In Mitcham bei London wurde die Pfefferminze um 1750 angebaut; die dunkelgrüne Sorte "Mitcham" ist bis heute die am höchsten geschätzte. Grob unterscheidet man dunkelgrüne ("black mint") und hellgrüne ("white mint") Sorten.


Die Pfefferminze stammt stets aus Kulturen der gemäßigten Klimazonen und vewildert häufig aus den Kulturen, so etwa bei Mitcham in Surrey/England sowie in Süddeutschland. Bedeutende Kulturen finden sich in Michigan und New York, in Spanien, den Balkanländern, Südamerika und Asien; in Deutschland gibt es kleinere Anbaugebiete in den Moorgebieten um München, besonders in der Gemeinde Eichenau, wo sich auch das einzige Pfefferminzmuseum befindet, in Franken und im östlichen Thüringer Becken. Hier gibt es eine Eisenbahnlinie von Straußfurt nach Großheringen, die den Namen Pfefferminzbahn trägt, da sie durch weite Pfefferminzfelder führt.

Aussehen

Die Pfefferminze ist eine mehrjährige krautige Pflanze, die Wuchshöhen von 50–100 cm erreicht. Die gestielten, spitzen, gesägten, kahlen Blätter sind ei-länglich. Die Blätter riechen stark eigentümlich, flüchtig balsamisch und schmecken angenehm gewürzhaft, anfangs erwärmend, dann auffallend kühlend. Die an der Basis unterbrochenen schwarzen und bläulichlila gefärbten Blüten sind endständig.

Verwendung

Die Blätter enthalten ätherisches Pfefferminzöl und werden gern als teeähnliches Getränk oder Gewürz verwendet. Wichtigster Inhaltsstoff ist das Menthol, das in den älteren Blättern vermehrt zu finden ist. Die erste Jahresernte findet kurz vor der Blüte statt (Blütezeit Juni bis August) und erbringt die höhere Güte; die zweite Ernte im Herbst die geringere. Die Blätter kommen teils frisch, vorwiegend jedoch getrocknet in den Handel ("Pfefferminztee"). Weiterhin werden großen Mengen zur Gewinnung des ätherischen Pfefferminzöls benötigt. Pfefferminzöl findet ausgedehnte Anwendung als Geruchs- und Geschmacksstoff.

Da die Pfefferminze erst seit etwa 1700 bekannt ist, fehlt sie in den Kräuterbüchern der Antike und des Mittelalters. Andere Minzen wurden jedoch schon früher verwendet.

Heilpflanze

Die Pfefferminze ist eine der beliebtesten Heilpflanzen, wenngleich die übliche Lebensmittelqualität für die arzneiliche Anwendung meist viel zu geringen Wirkstoffgehalt aufweist. Eine befriedigende Wirkung setzt jedoch ausreichen hohe Dosierung voraus; daher ist Arzneibuchqualität erforderlich (unter anderem mindestens 1,2% ätherisches Öl, Lebensmittelqualität zum Teil drastisch niedriger). Wichtigster Wirkstoff ist das ätherische Öl, ferner auch Labiatengerbstoffe, Flavonoide und andere. Pfefferminze wirkt anregend auf Gallenfluß und Gallensaftproduktion, krampflösend bei Beschwerden im Magen-Darm-Bereich, antimikrobiell und antiviral. Daher wird sie bei Gallenbeschwerden (auch leichteren Gallenkoliken) und "verdorbenem Magen" mit Erfolg eingesetzt. Das ätherische Öl wird auch zum Einreiben bei Migräne, Kopf- und Nervenschmerzen sowie zum Inhalieren bei Erkältungskrankheiten verwendet; hierbei gilt wie für alle starkriechenden ätherischen Öle Vorsicht bei Säuglingen und Kleinkindern. Bei Erkältung steht die subjektiv wahrgenommene Kühlwirkung im Vordergrung, die als erfrischend und angenehm empfunden wird; eine messbare abschwellende Wirkung existiert nicht. Spezielle Zubereitungen, die so präpariert sind, dass sie sich erst im Darm auflösen, werden auch bei Reizdarmsyndrom angewandt. Wenig bekannt ist, dass Beschwerden bei Sodbrennen mit starkem Säurerückfluß in die Speiseröhre durch Pfefferminze verstärkt werden können.

Getränk

Pfefferminztee ist als koffeinfreies Erfrischungsgetränk verbreitet. Hierbei kommt neben dem ätherischen Öl auch die schwach adstringierende Geschmackswirkung der Gerbstoffe zur Geltung. Auch bei Daueranwendung sind schädliche Effekte nicht zu erwarten. Mindere Qualitäten enthalten oft einen hohen Stengelanteil und nur wenig ätherisches Öl; daher fehlt der erfrischende Geschmack. Wo gute Lebensmittelqualität nicht zu beschaffen ist, bietet die Arzneibuchqualität eine hochwertige Alternative.

Auch frische Pfefferminze aus dem Hausgarten wird verwendet, die oft jahrelang ohne besondere Pflege, teils verwildert, gedeiht. Hierbei wird häufig nicht zwischen den verschiedenen Minze-Arten unterschieden. Meist handelt es sich um verschiedene Nachkommen der Pfefferminze, also im Laufe der Jahre degenerierte Formen, bei denen der Mentholgehalt nach und nach zurückgeht. An die Stelle des erfrischenden Mentholgeschmacks tritt dann eine eher grasartige, teils kümmelartige Note.

In arabischen und nordafrikanischen Ländern ist Pfefferminztee ein Nationalgetränk. Pfefferminztee wird auch in ganz Europa häufig als Genussmittel getrunken.

Zudem dient die Pfefferminze als Inhaltsstoff für den Cocktail Mojito, der mit Minze, Limette, Soda, Zucker und weißen Rum getrunken wird.

Süßigkeiten

Pfefferminz wird auch häufig zur Aromatisierung von Bonbons oder für Schokoladenfüllungen verwendet. Bekannte Marken von Pfefferminzbonbon sind z. B. Vivil, PEZ und Pfeffi. Eine bekannte Marke von Schokoladenplätzchen mit Pfefferminzfüllung ist After Eight.

Varietäten

Die Mentha-Arten, von denen viele bei uns wild vorkommen, zeigen sich in Behaarung, Blattform und Blütenstand, besonders im kultivierten Zustand, höchst veränderlich. Bei einigen werden die Blätter in der Kultur blasig, runzelig oder am Rand wellig.

Dazu gehört auch die Krause Minze (Spearmint), deren Geschmack sehr angenehm aber nicht kühlend ist. Sie ist der Geschmacksgeber in zahlreichen Kaugummis und Zahnpasten sowie Speisen und Getränken. Welche Art die Griechen unter Minthe, die Römer unter Menta oder Mentha verstanden, lässt sich nicht ermitteln. Den Namen führten die Griechen auf die Nymphe Minthe zurück.


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