Strelasundquerung

Brückenverbindungen nach Rügen
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Der Strelasund, eine Meerenge zwischen der Insel Rügen und der vorpommerschen Küste, besitzt nur eine feste Verbindung zum Festland.

Diese als Strelasundquerung bezeichnete Verbindung verläuft zwischen der Hansestadt Stralsund und dem Ort Altefähr auf Rügen.

Der Rügendamm

Über den Rügendamm verläuft die B 96 (früher Reichsstraße 96, in der DDR Fernverkehrsstraße F 96).

Geschichte des Rügendamms

Im Herbst 1933 wurde, nachdem lange über die Art der festen Querung (Brücke oder Tunnel) diskutiert worden war, mit dem Bau der Brücke begonnen. Der Damm konnte am 5. Oktober 1936 für den Eisenbahnverkehr (ein erster Zug mit vier Waggons befuhr um 13:52 Uhr den Rügendamm) freigegeben werden. Am 13. Mai 1937 wurde dann auch die zweispurige Straße ihrer Bestimmung übergeben.

Für die Errichtung, an der zeitweilig bis zu 1.100 Menschen arbeiteten, wurden 2,5 Millionen Kubikmeter Abraum ausgebaggert und für die Brückenkonstruktionen 48.000 Kubikmeter Beton und 11.800 Tonnen Stahl eingesetzt.

Damit war auch die verkehrstechnische Engstelle für die 1909 eröffnete Fährverbindung zwischen Sassnitz und Trelleborg (Schweden) beseitigt: Bis in das 20. Jahrhundert hinein wurde der Verkehr zwischen der Insel Rügen und der Hansestadt Stralsund und damit dem Festland mittels Booten und Trajekten betrieben. Dieser Betrieb stieß jedoch mit der zunehmenden wirtschaftlichen Entwicklung sowie der Aufnahme des Fährverkehrs zwischen Rügen und dem Ausland an seine Grenzen.

Am 1. Mai 1945 wurde die Ziegelgrabenbrücke von den auf der Flucht vor der andrängenden Sowjetarmee befindlichen SS-Truppen gesprengt. Die Reparatur erwies sich als kostspielig und zeitaufwendig. Von den sowjetischen Truppen wurde eine Behelfsbrücke aus Pontons gebaut, die allerdings nur Fußgänger ab dem 2. Oktober 1946 nutzen konnten. Am 11. Oktober 1947 war die Ziegelgrabenbrücke soweit repariert, dass erstmals wieder ein Zug passieren konnte.

1961 sowie in den 1990er Jahren wurden zahlreiche Teile der Stahlkonstruktion ersetzt. 1967 wurde der Damm durch eine Stahlspundwand gesichert.

Verlauf des Rügendamms

Der Rügendamm besteht aus drei Bestandteilen, die im folgenden in der Reihenfolge, wie man sie von Stralsund kommend passiert, dargestellt sind.

Die Ziegelgrabenbrücke

 
Ziegelgrabenbrücke im Profil
 
Ziegelgrabenbrücke vom Dänholm aus gesehen

Die Ziegelgrabenbrücke verbindet das Festland mit der noch zu Stralsund gehörenden Insel Dänholm. Die als Zugbrücke angelegte Stahlkonstruktion mit einem Gewicht von 370 Tonnen wird täglich zu festgelegten Zeiten für den Straßen- und Schienenverkehr gesperrt. Das Heben der Brückenteile ermöglicht der privaten und gewerblichen Schifffahrt das Passieren des Rügendamms.

Brückenöffnungszeiten

Für den Schiffsverkehr wird die Ziegelgrabenbrücke zu folgenden Zeiten geöffnet, was die Sperrung für Züge und Fahrzeuge bedeutet:

  • 2:30 - 2:50 Uhr
  • 5:20 - 5:40 Uhr
  • 9:20 - 9:40 Uhr
  • 17:20 - 17:40 Uhr und
  • 21:30 - 21:50 Uhr

Der Rügendamm

Auf dem Dänholm beginnt der eigentliche Rügendamm, d.h. der Verlauf der Strelasundquerung als Damm. Dieser ist die Verbindung zwischen Ziegelgrabenbrücke und Rügendammbrücke und reicht noch über den eigentlichen Dänholm hinaus in den Strelasund hinein.

Die Rügendammbrücke

 
Rügendammbrücke

Die 2540 Meter lange Rügendammbrücke verbindet die Insel Dänholm dann mit der Insel Rügen und endet bei der Ortschaft Altefähr.

2. Strelasundquerung

Am 31. August 2004 begann mit der ersten Bohrpfahlgründung der Bau der 2. Strelasundquerung, eines der längsten Brückenbauwerke Deutschlands.

Das Projekt

Die ausschließlich dem Kraftfahrzeugverkehr vorbehaltene Brücke bietet drei Fahrtstreifen, von denen einer jeweils bedarfsgerecht genutzt wird. Das Kernstück der 4.100 Meter langen 2. Strelasundquerung bildet die 2.831 Meter lange Strelasundbrücke.

Die Strelasundquerung setzt sich insgesamt aus sechs Abschnitten zusammen:

  1. zwei Vorlandbrücken Stralsund,
  2. Ziegelgrabenbrücke,
  3. Vorlandbrücke Dänholm,
  4. Vorlandbrücke Strelasund und
  5. Strelasundbrücke.

Vorlandbrücken Stralsund

Die Vorlandbrücken Stralsund sind zwei 645 Meter lange Bestandteile der 2. Strelasundquerung in Dammform.

Ziegelgrabenbrücke

Die Ziegelgrabenbrücke überspannt den Ziegelgraben, der als Nebenzug des Strelasunds Stralsund und die Insel Dänholm trennt. Sie wird in Form einer ca. 600 Meter langen Schrägseilbrücke ausgeführt, die dem Schiffsverkehr bei einer Durchfahrtshöhe von 42 Metern neben dem 126 Meter hohen Pylon Schifffahrtsöffnungen von 198 Metern (zum Dänholm hin) bzw. 126 Metern (zum Festland hin) bietet.

Der in einem hellen Blau gehaltene Pylon wird zweigeteilt mit einem Sockel aus Beton und einem Oberbauteil aus Stahl gestaltet. Der Überbau ist vom Unterbau abgetrennt und auf Brückenlagern abgesetzt. Vom tropfenförmigen Pylon aus tragen 32 harfenförmig schräg gespannte Stahlseile die beiden Hauptfelder. Die Stahlseile mit einem Eigengewicht von bis 130 Tonnen sind 12 Zentimeter dick und besitzen eine Zugkraft von 400 Tonnen.

Vorlandbrücke Dänholm

Die Vorlandbrücke Dänholm ist ein 530 Meter langer Bestandteil der 2. Strelasundquerung in Dammform.

Vorlandbrücke Strelasund

Die Vorlandbrücke Strelasund ist ein Bestandteil der 2. Strelasundquerung in Dammform.

Strelasundbrücke

Die Strelasundbrücke ist ein 1.070 Meter langer Bestandteil der 2. Strelasundquerung

Bauausführende Firmen

Das derzeit größte Brückenbauvorhaben Deutschlands wurde von der Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH in Umsetzung der Verkehrsprojekte Deutsche Einheit geplant und im Bau betreut. Die Auftragsvergabe für das mit 85 Millionen Euro Baukosten geplante Projekt erfolgte an die deutschen Baufirmen Walter Bau AG (Augsburg), Dywidag Mecklenburg-Vorpommern und Max Bögl GmbH (Neumarkt), die es in einer Arbeitsgemeinschaft (ArGe) durchführen. Dabei liegt die kaufmännische Führung bei der Max Bögl GmbH und die technische Führung beim Kompetenzzentrum von Walter Bau AG und Dywidag.

Nach der Insolvenz der Walter Bau AG wurde das gesamte Projekt durch die Max Bögl GmbH übernommen. Seit März 2005 laufen Verhandlungen um die Beteiligung weiterer Firmen.

Insgesamt hatte es im Ausschreibungsverfahren sieben Anbieter gegeben.

Baudurchführung

Im Juli 2004 wurden bereits mit Messinstrumenten bestückte Betonpfähle in die Erde gerammt, die einem Belastungstest der künftigen Brückenfundamente dienen.

Am 31. August 2004 gaben Bundesverkehrsminister Manfred Stolpe und Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsident Harald Ringstorff (beide SPD) das Startsignal für den Baubeginn: Mit einer 470 PS starken 120-Tonnen-Ramme wird ein doppelwandiges Stahlrohr mit einem Durchmesser von 1,50 Meter 24 Meter tief in die Erde getrieben. Diese erste Gründung dient der Erprobung.

Im September 2004 begannen die Rammarbeiten für die Spundwände. Diese bestehen aus 17 Meter langen, 2,5 Tonnen schweren Bohlen, die mittels hydraulischer Vibratoren in den Boden getrieben werden. Mit den Spundwänden wird eine künstliche Inseln geschaffen, die von Altefähr aus bis zu 500 Meter in den Strelasund hineinragen und bis an den alten Rügendamm gehen und an deren Kopf die eigentliche Brücke beginnt. Aus den entstehenden Kästen wird der weiche, nicht tragfähige Meeresgrund (die Mudde) gepumpt. 70.000 dieser Masse werden auf Rügen zwischengelagert und später als Füllstoff für den Brückenbau, Abdeckmaterial für Deponien oder als Dünger für die Landwirtschaft genutzt. Für alle Träger des Bauwerkes werden auf diese Weise die Gründungen vorbereitet.

In den vor Stralsund entstehenden Kasten wurde im Dezember 2004 eine 1,5 Meter starke Schicht Unterwasserbeton gepumpt, danach folgen die Pfahlgründungen für die Träger. Komplettiert wird das Fundament durch eine weitere, drei Meter starke Betonschicht. Im Februar 2005 wurden insgesamt 45 je 30 Meter lange Pfähle mit einem Durchmesser von 1,5 Metern als Basis für den 126 Meter hohen Pylon in die Erde gerammt. Sie wurden mit jeweils 60 m³ Beton gefüllt. Die künstliche Insel vor Altefähr wird von Ende Mai bis Juni 2005 mit 180.000 m³ Sand gefüllt, der von der Vertiefung der Fahrrinne der Stralsunder Nordansteuerung auf 4,50 Meter stammt.

Das Pyloneum

In der Hansestadt Stralsund informiert seit April 2005 das sog. Pyloneum, ein Informationszentrum nahe der Baustelle, über das Projekt und den Baufortschritt.

Im Internet kann man die neue Rügenbrücke virtuell befahren. Die Visualisierung zeigt, wie die Brücke aussieht und sich in die Landschaft einfügt. Außerdem gibt es Informationen zum Rügenzubringer im Zuge der Bundesstraße 96n und zur Ostseeautobahn A 20. Alle Pressemitteilungen inklusive Bildmaterial können abgerufen werden.

Kritik

Bereits während der Planungen hatten vor allem Umweltverbände Kritik an dem teuren Projekt geäußert. Beeinträchtigungen von Vögeln und Fischen wurden befürchtet. Zum Baubeginn am 31. August 2004 prangte direkt gegenüber dem offiziellen Festzelt ein Transparent mit der Aufschrift „Teure Brücke – Riesenstrasse – Größenwahn – bei leerer Kasse“.

Nach Meinung zahlreicher Kritiker geht die Planung an den Bedürfnissen der Region vorbei, zudem wird ein touristischer Massenansturm (auf der alten Brücke wurden in Spitzenzeiten bis zu 20.000 Autos täglich gezählt, auf der neuen rechnen Experten mit 30.000) auf die Insel Rügen befürchtet.

Von der DEGES wurden für Untersuchungen der Beeinträchtigung von Vogelzug und Fischschwärmen 500.000 Euro ausgegeben. Nach diesen Untersuchungen ist eine Beeinträchtigung nicht zu befürchten. Während des Heringszuges im Frühjahr ruhten die Rammarbeiten.

Hoffnungen

Befürworter des Projektes rechnen damit, dass die Brücke zum wirtschaftlichen Aufschwung besonders in Vorpommern und auf Rügen beitragen werde. Neben dem erwarteten Zuwachs im Tourismus könnten potenzielle Investoren besser planen. Der Hafen Sassnitz (Mukran) würde von der Brücke stark profitieren.

Zudem werden beim Bau bis zu 30 Millionen Euro in die Region an beteiligte Firmen fließen, Bauarbeiter aus der Region sind am Bau beteiligt.

Eine Initiative „Pro A 20“ hatte sich unter anderem mit Unterschriftensammlungen für die Strelasundbrücke eingesetzt.

Commons: Strelasundquerung – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien


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