Persönlichkeitsstörung

fehlangepasste Verhaltensmuster
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 1. Juni 2005 um 14:24 Uhr durch 62.214.25.42 (Diskussion). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Personen mit Persönlichkeitsstörungen zeigen anhaltende und kaum veränderliche Verhaltensmuster, dstarre Reaktionen auf unterschiedliche Lebenslagen bewirken. Sie unterscheiden sich von der Mehrheit der Bevölkerung durch deutliche Abweichungen im Bereich Wahrnehmung, Denken, Fühlen und in Beziehungen zu anderen. Dabei ist die persönliche und soziale Funktions- und Leistungsfähigkeit oft gestört.

Eine Persönlichkeitsstörung liegt nur vor, wenn ausreichend viele dieser Merkmale zutreffen und die Störung dauerhaft besteht.

Eine Persönlichkeitsstörung beginnt bereits im Kindesalter oder in der Pubertät und dauert bis ins Erwachsenenalter an. Zu unterscheiden ist sie von einer Persönlichkeitsänderung, die erst im Erwachsenenalter erworben wird, etwa nach einer extremen Belastungssituation.

Persönlichkeitsstörungen werden entsprechend ihrem auffallendsten Merkmal unterteilt. Dabei können aber durchaus Überschneidungen vorkommen.

Ursachen

Über die Ursachen und die Entstehung von Persönlichkeitsstörungen herrscht derzeit keine einheitliche Vorstellung. Es herrscht auch kein Konsens darüber, was als Persönlichkeitsmerkmal zu klassifizieren ist und ab wann die Kriterien einer Störung erfüllt sind. Sowohl der Begriff "Persönlichkeit" als auch deren Störungen werden als Ergebnis komplizierter Wechselwirkungen aus Umwelt- und Anlagefaktoren gesehen.

Einteilung

Die Einteilung von Persönlichkeitsstörungen kann nach unterschiedlichen Vorgaben geschehen, z.B. nach historischen Typologien oder medizinischen Klassifikationssystemen wie ICD-10 und DSM-IV.

Im Folgenden einige Einteilungen nach ICD-10.


Paranoide Persönlichkeitsstörung

Die paranoide Persönlichkeitsstörung (ICD-10: F60.0) ist gekennzeichnet von tiefem Misstrauen, Streitsucht, dauerndem Groll, starker Selbstbezogenheit, ständiger Annahme von Verschwörungen, um Ereignisse zu erklären. Handlungen und Äußerungen anderer Personen werden häufig als feindlich oder verächtlich missgedeutet.

Schizoide Persönlichkeitsstörung

Kennzeichen der schizoiden Persönlichkeitsstörung (ICD-10: F60.1) sind emotionale Kälte, Distanziertheit, Einzelgängertum, Mangel an und fehlender Wunsch nach Beziehungen, Gleichgültigkeit, flache Affektivität und mangelndes Erkennen und Befolgen gesellschaftlicher Regeln.

Manchmal ist die schizoide Persönlichkeitsstörung schwer vom Asperger-Autismus (Asperger-Syndrom) abzugrenzen. Hierbei ist die Anamnese wichtig.

Dissoziale Persönlichkeitsstörung

Für die dissoziale Persönlichkeitsstörung (ICD-10: F60.2) typisch sind eine niedrige Schwelle für aggressives und gewalttätiges Verhalten, sehr geringe Frustrationstoleranz, Verantwortungslosigkeit und Missachtung sozialer Normen, Regeln und Verpflichtungen, ein fehlendes Schuldbewusstsein, mangelndes Lernen aus Erfahrung oder Bestrafung, mangelndes Einfühlen in andere. Beziehungen werden eingegangen, jedoch nicht aufrechterhalten. Teilweise sind Dissoziale auch erhöht reizbar. Aus diesen Gründen neigen Patienten mit dissozialer Persönlichkeitsstörung zu Gewalttaten, Kriminalität und Drogen- bzw. Alkoholmissbrauch. Der veraltete Begriff "Psychopathie" für diese Störung wird in der aktuellen Literatur nicht mehr verwendet.

Emotional instabile Persönlichkeitsstörung

Die wesentlichen Merkmale der emotional instabilen Persönlichkeitsstörung (ICD-10: F60.3) sind impulsives Handeln ohne Rücksicht auf die Konsequenzen, ständig wechselnde Stimmungslagen, Unfähigkeit zur Vorausplanung, heftige Zornesausbrüche mit teilweise gewalttätigem Verhalten und mangelnde Impulskontrolle. Als eine Unterform gilt die Borderline-Persönlichkeitsstörung.

Borderline-Persönlichkeitsstörung

Die Borderline-Persönlichkeitsstörung (F60.31) ist eine schwere Persönlichkeitsstörung, die sich durch sehr wechselhafte Stimmungen, gestörte zwischenmenschliche Beziehungen, mangelndes Selbstvertrauen und autoaggressive Verhaltensweisen äußert. Diese Instabilitäten ziehen oft das persönliche Umfeld in Mitleidenschaft und beeinträchtigen so Alltag, langfristige Lebensplanung und das Selbstbild.

Während der Merkmalskatalog der American Psychiatric Association (DSM-IV) von einer Borderline-Persönlichkeitsstörung (Diagnose-Nr. 301.83) spricht, benennt der Katalog der WHO (ICD-10) die "emotional instabile Persönlichkeitsstörung" (F60.3), von der der Borderline-Typus (F60.31) eine Unterform darstellt.

Histrionische Persönlichkeitsstörung

Kennzeichnend für die histrionische Persönlichkeitsstörung (ICD-10: F60.4) sind Übertreibung, theatralisches Verhalten, Tendenz zur Dramatisierung, Oberflächlichkeit, labile Stimmungslage, leichte Beeinflussbarkeit, dauerndes Verlangen nach Anerkennung und der Wunsch, stets im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen, erhöhte Kränkbarkeit, sowie ein übermäßiges Interesse an körperlicher Attraktivität.

Anankastische (zwanghafte) Persönlichkeitsstörung

Häufigkeit in der Gesamtbevölkerung : ca. 1,0 % Eine Persönlichkeitsstörung, die durch Gefühle von Zweifel, Perfektionismus, übertriebener Gewissenhaftigkeit, ständigen Kontrollen, Halsstarrigkeit sowie große Vorsicht und Starrheit gekennzeichnet ist. Es können beharrliche und unerwünschte Gedanken oder Impulse auftreten, die nicht die Schwere einer Zwangsstörung erreichen.

Typisch für Menschen mit zwanghafter Persönlichkeitsstörung ist eine Starrheit im Denken und Handeln, die sich als Unflexibilität, Pedanterie und Steifheit zeigt. Es besteht eine übermäßige Beschäftigung mit Details und Regeln, so daß die eigentliche Aktivität oftmals in den Hintergrund tritt. Die Fähigkeit zum Ausdruck von Gefühlen ist häufig vermindert. In zwischenmenschlichen Beziehungen wirken Betroffene dementsprechend kühl und rational. Die Anpassungsfähigkeit an die Gewohnheiten und Eigenheiten der Mitmenschen ist eingeschränkt. Vielmehr wird die eigene Prinzipien- und Normentreue auch von anderen erwartet.

Menschen mit zwanghafter Persönlichkeitsstörung sind meist übermäßig leistungsorientiert und perfektionistisch. Daher erweisen sie sich im Arbeitsleben als fleißig, übermäßig gewissenhaft und übergenau, wobei der überstrenge Perfektionismus die Aufgabenerfüllung mitunter verhindert. Ihre Angst vor Fehlern behindert die Entscheidungsfähigkeit der Betroffenen.

Ängstliche Persönlichkeitsstörung (auch: Ängstlich-vermeidende Persönlichkeitsstörung)

Die ängstliche Persönlichkeitsstörung (ICD-10: F60.6) ist gekennzeichnet durch übermäßige Sorge bis hin zur Überzeugung, abgelehnt zu werden, unattraktiv oder minderwertig zu sein. Folgen sind eine andauernde Angespanntheit und Besorgtsein, der Lebensstil ist wegen des starken Bedürfnisses nach Sicherheit starken Einschränkungen unterworfen. Teilweise sind Ängstliche überempfindlich gegenüber Ablehnung oder Kritik.

Abhängige Persönlichkeitsstörung

Die abhängige Persönlichkeitsstörung (ICD-10: F60.7) ist geprägt durch mangelnde Fähigkeit zu eigenen Entscheidungen, ständiges Appellieren an die Hilfe anderer, Abhängigkeit von und unverhältnismäßige Nachgiebigkeit gegenüber anderen, Angst, nicht für sich selbst sorgen zu können und der Angst, von einer nahestehenden Person verlassen zu werden und hilflos zu sein.

Narzisstische Persönlichkeitsstörung

Die narzisstische Persönlichkeitsstörung (nach DSM-IV) zeichnet sich aus durch mangelndes Selbstbewusstsein und Ablehnung der eigenen Person nach innen sowie wechselnd übertriebenem und mangelndem Selbstbewusstsein nach außen.

Behandlung

Die Behandlung von Persönlichkeitsstörungen erfolgt in erster Linie mittels psychotherapeutischer Verfahren, am häufigsten mit psychoanalytischer, interpersoneller (nach Lorna S. Benjamin) kognitiver (nach Aaron T. Beck) und verhaltenstherapeutischer Ausrichtung.

Forum für und über narzisstische Persönlichkeitsstörungen