Reliquie

Überrest eines Heiligen, des Körpers oder Teile davon
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Eine Reliquie ist ein Gegenstand religiöser Verehrung, besonders ein Körperteil oder Teil des persönlichen Besitzes eines Heiligen.

Man teilt Reliquien ein

  • Erste Kategorie: Echter Teil eines Heiligen (Knochen, Haar, Körperteil, usw.)
  • Zweite Kategorie: Ein Kleidungsstück, das der Heilige trug (Schuh, Hemd, ein Handschuh, usw.) ("Berührungsreliquien")
  • Dritte Kategorie:
    • 1. ein Gegenstand (Tuch etc.), der den Körper des Heiligen berührt hat.
    • 2. ein Gegenstand (Tuch etc.), der von dem Ort (dem Grab bzw. Besichtigungsort) eines Heiligen stammt.

Der Handel mit Reliquien erster und zweiter Kategorie ist unter Angehörigen der katholischen Kirche geächtet; der Handel mit Reliquien der 3. Kategorie jedoch nicht.

Viele „Wunder“ werden den Reliquien während des Mittelalters zugesprochen. Die Lebensbeschreibungen der Heiligen wurden in Hagiografien gesammelt wie der „Goldenen Legende“ (Legenda aurea) oder den Arbeiten des Cäsarius von Heisterbach. Ihre große Verehrung sowie Wundergeschichten lösten während des Mittelalters eine allgemeine Suche nach deren Reliquien aus.

So wurden auch Teile des Heiligen Kreuzes , welches heilige Kaiserinmutter Helena von Jerusalem nach Rom und Konstantinopel gebracht hatte. Nach der Eroberung Konstantinopels währen des Vierten Kreuzzuges im Jahre 1204 wurden die Kreuzreliquien über die Länder Europas verstreut. So viele Kirchen behaupteten am Ende den Besitz eines solchen Stückes, dass Erasmus von Rotterdam irrtümlich bemerkte, sie reichten aus, um daraus ein ganzes Schiff zu bauen. Heute weiß man, dass diese millimetergroßen Bruchstücke nicht einmal ein Drittel des Kreuzes ergäben.

Das Grabtuch von Turin ist eine andere Reliquie, deren Echtheit so umstritten ist, dass sich in den letzten Jahren sogar eine neue Wissenschaft, die Sindonologie, entwickelte. Die Abteikirche von Coulomb in Frankreich behauptet den Besitz der Reliquie von Jesu Beschneidung. Trier verwahrt den Heiligen Rock, die ehemalige Benediktinerabtei Prüm in der Eifel die Sandalen Christi.

Christliche Bedeutung: Unter Christen verlangt die Pietät grundsätzlich die Achtung auch vor dem toten Körper. Umso mehr wird bei Christen aus einer religiösen Gesinnung heraus den sterblichen Überresten jener Menschen Ehrfurcht erwiesen, die aus ihrer Sicht zu Gott gegangen sind. Reliquien dürfen aber nicht auf magische Weise missverstanden werden, so als ob ihr bloßer Besitz das Heil garantiere oder sich mit ihnen bestimmte Wirkungen erzielen ließen. Vielmehr ist es im katholischen und auch orthodoxen Verständnis die Fürbitte der Heiligen bei Gott, der eine bestimmte Hilfe zugeschrieben wird, nicht aber durch irgendeine tote Sache als solche, denn die Reliquie steht nur als Stellvertreter für den Heiligen selber.

Siehe auch: Amulett, Magie, Reliquien in Rom

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