Alexandre Dumas der Jüngere

französischer Schriftsteller
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Alexandre Dumas der Jüngere (* 27. Juli (28. Juli ?) 1824 in Paris; † 27. November 1895 in Marly-le-Roi) war ein französischer Romanschriftsteller und dramatischer Dichter.

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Alexandre Dumas

Leben

Er trägt denselben Namen wie Alexandre Dumas der Ältere, dessen natürlicher Sohn er war.

Dumas betrat 17-jährig, nachdem er kaum die Bänke des Collège Bourbon verlassen hatte, die schriftstellerische Laufbahn mit dem Bändchen Gedichte Péchés de jeunesse, begleitete dann seinen Vater auf dessen Reise durch Spanien und Nordafrika und veröffentlichte nach seiner Rückkehr den fantastischen sechsbändigen Roman Histoire de quatre femmes et d'un perroquet (1847), der zum mindesten die Neugierde des großen Publikums erregte.

Eine ganze Reihe andrer Romane, wie Le roman d'une femme (1848), Césarine (1848), La dame aux camélias (1848), Le docteur Servans (1849), Antonine (1849), Trois hommes forts (1850), Tristan le Roux (1850), Diane de Lys (1851), Sophie Printemps (1853), La boîte d'argent (1855), Vie à vingt ans (1856) u. a., folgte in wenigen Jahren nach.

Von allen diesen Werken zeigte eine eigentümliche Physiognomie nur Die Kameliendame (La dame aux camélias), weil diese wenig idealisierte Geschichte einer früh an der Schwindsucht gestorbenen Pariser Kurtisane unmittelbar nach der Natur gearbeitet war. Die Kameliendame war sein größter Erfolg. Diesen Roman arbeitete er später zu einem Bühnendrama um. Der ungewöhnliche Erfolg, den der Roman hatte, steigerte sich noch, als derselbe nach vielen Schwierigkeiten, welche die Zensur erhob, 1852 dramatisiert über die Bretter des Vaudevilletheaters ging; von diesem Tag an datieren die Franzosen ihr modern-realistisches Drama. Die französische Schauspielerin Sarah Bernhardt spielte ab 1880 die Kameliendame in dem Bühnenstück und feierte damit in Europa und den USA große Erfolge. Das Stück zeichnete sich allerdings durch überaus scharfe Beobachtung der gesellschaftlichen Zustände, sichere Behandlung der dramatischen Form und einen lebendigen, prickelnden Dialog aus; allein dies konnte über das nach damaliger Auffassung Bedenkliche des Themas, die Verherrlichung und Rehabilitierung des Lasters, nicht hinwegtäuschen, und der Stoff war und blieb ein vom späteren sittlichen Standpunkt aus höchst fragwürdiger, allerdings auch für die Epoche höchst charakteristischer. Im Jahr 1911 wurde Dumas' Kameliendame mit Sarah Bernhardt in der Hauptrolle verfilmt. Giuseppe Verdi übernahm das Thema für seine Oper La Traviata.

In den beiden späteren Stücken Diane de Lys (1853) und Le demi-monde (1855), behandelt der Dichter fast denselben Vorwurf, doch in wesentlich satirischer Absicht und mehr, um nach dem Rechte des Komödiendichters seiner Zeit einen Spiegel vorzuhalten. Fortan war es überhaupt die Stellung des Weibes in der heutigen Gesellschaft, wie sie Gesetz und Sitte speziell in Frankreich geschaffen haben, die er in den meisten seiner Bühnenstücke, nicht immer gleich glücklich, aber mit großer dramatischer und dialektischer Kraft, diskutiert.

Wir nennen Le fils naturel (1858); L'ami des femmes (1864); Le supplice d'une femme (1865); Héloise Paranquet (1866); Les idées de Madame Aubray (1867); Une visite de noces, das schlüpfrigste und gewagteste seiner Dramen, and La princesse Georges (beide 1871); La femme de Claude und Monsieur Alphonse (beide 1873); L'étrangère (1877).

Außerdem legte er seine Theorie von den Rechten und Pflichten des Weibes und den Gebrechen der einschlägigen Gesetzgebung und gesellschaftlichen Anschauung noch im Roman L'affaire Clémenceau (1864) nieder, sowie in mehreren Flugschriften, wie Lettres sur les choses du jour, L'homme-femme, Tue-la!, Les femmes qui tuent et les femmes qui votent (1872-80), und in der größeren Streitschrift Le divorce (1880). Seine Ideen über diesen Gegenstand sind indessen, obgleich immer mit großer Prätension vorgetragen, nicht frei von Widersprüchen gröbster Art, und die genannten Schriften haben nur das Verdienst, durch ihre glänzende und kecke Dialektik ein großes Publikum zum Nachdenken über eine der wichtigsten Seiten der sozialen Frage angeregt zu haben.

Als Bühnentechniker hat sich Dumas unstreitig einen der hervorragendsten Plätze unter den Dramatikern der Gegenwart errungen. Fast alle oben genannten Werke sowie der Père prodigue (1859), für welchen ihm sein eigner Vater Modell saß, gehören zu den beliebtesten Repertoirestücken. Von seinen Werken aus früherer Zeit sind noch folgende nachzutragen: Les Revenants, eine Fantasie, in welcher er Werther und Lotte, Paul und Virginie, Manon Lescaut und Ritter des Grieux sich in Braunschweig zusammenfinden lässt (1852); Le régent Mustel (1852) und ein Band Contes et nouvelles (1853).

Tadellos in seinem Privatleben, anspruchslos im Umgang und hilfsbereit für seine Freunde, dabei der Politik grundsätzlich fern stehend, erfreut sich D. persönlich allgemeiner Beliebtheit. Im Jahr 1875 wurde Dumas in die Académie Française aufgenommen.

Literatur

  • Potvin: De la corruption littéraire en France (Brüssel 1873)
  • Lacour: Trois théâtres (Par. 1880)
Vorlage:Meyers ist obsolet; heißt jetzt Vorlage:Hinweis Meyers 1888–1890