Ilja Richter

deutscher Schauspieler, Synchronsprecher, Sänger und Fernsehmoderator (* 1952)
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Ilja Richter (* 24. November 1952 in Berlin) ist ein deutscher Schauspieler, Synchronsprecher und Fernsehmoderator.

Ilja Richter signiert im Wormser Heylshof

Leben

Ilja Richter wurde am 24. November 1952 in Berlin-Karlshorst, in Ost-Berlin, als Sohn von Eva und Georg Richter geboren. Er war ihr drittes Kind. Der Vater war damals überzeugter Kommunist und benannte seinen Sohn nach Ilja Ehrenburg. Nachdem die Familie in der DDR politisch in Schwierigkeiten geraten war, setzte sie sich 1953 in den Westteil Berlins ab. Dort pachtete die Familie eine Gaststätte. 1955 wurde Iljas Schwester Janina geboren. Der Westteil Berlins erschien den Eltern bald als zu unsicher vor Verfolgungen durch die SED, und so siedelte die Familie 1959 nach Köln über. Auch dort betrieben die Richters wieder eine Gaststätte.

Um den wenigen Gästen ihrer Kneipe etwas zu bieten, veranstalteten die Richters Gesangsdarbietungen, bei denen auch der kleine Ilja mitwirkte. Es zeigte sich aber bald, dass man in Köln nicht richtig Fuß fassen konnte. Die Familie zog deshalb 1961 wieder zurück nach West-Berlin. Sie liehen sich Geld und eröffneten eine Pension. Die Mutter, eine ehemalige Schauspielerin, brachte Ilja zum Vorsprechen zum SFB. Dort war man begeistert von dem selbstsicher auftretenden Jungen. Der RIAS engagierte den talentierten Sänger sogleich. Seine erste Sprecherrolle war das Mäuschen Kukuruz in dem Hörspiel „Schwarz auf weiß“ von Ephraim Kishon, in dessen Fernsehverfilmung er 1963 an der Seite von Edith Hancke zu sehen war. Damit war ein Kinderstar entdeckt, der in der Folgezeit an über 60 Hörspielen des RIAS mitwirkte und für Kinderrollen an die Berliner Theater weiterempfohlen wurde.

Ilja Richter ernährte inzwischen seine Familie. Seine erste Bühnenrolle bekam Ilja Richter 1961 in „Belvedere“ am Berliner Renaissance-Theater mit Viktor de Kowa in der Hauptrolle. Um seinen Verpflichtungen nachkommen zu können, kam er auf eine Privatschule. 1963 übernahm er eine kleine Rolle in dem Musical „Annie Get Your Gun“ am Theater des Westens. Die Hauptrolle spielte Heidi Brühl. 1966 trat er mit Vico Torriani – ebenfalls im Theater des Westens – in dem Singspiel „Im weißen Rößl“ auf. Seine Begabung fand viel Beachtung, als er 1966 in dem Zwei-Personen-Stück „Freunde und Feinde“ als Partner von Martin Held spielte.

Richter spielte 1967 in der ZDF-Fernsehserie Till, der Junge von nebenan mit. Als 17-Jähriger übernahm er ab Februar 1969 (zusammen mit Suzanne Doucet) die Co-Moderation der Musiksendung „4-3-2-1 Hot & Sweet“ im ZDF. Es sollte die Antwort des ZDF auf den „Beat-Club“ der ARD sein. Ein Unterschied zum Stil des Beat-Club war, dass Ilja Richter – in deutlichem Kontrast zu der Art, wie Jugendliche sich damals kleideten – immer in Sakko mit Krawatte und Stoffhose auftrat. Gedreht wurde in Berlin. 1970 moderierte Richter die Musiksendung alleine weiter.

Am 13. Februar 1971 wurde daraus „Disco“. Das Wort war in Deutschland noch neu. Alle vier Wochen lockte die Sendung die deutsche Jugend vor die Bildschirme. Richters Sprüche („Licht aus! Whoom! Spot an! Jaaa ...!“) sind zu geflügelten Worten geworden. Disco erreichte Traumeinschaltquoten. Wegen des großen Erfolgs kam die Sendung bald ins Abendprogramm.

Das Außergewöhnliche an der Sendung war, dass Interpreten völlig unterschiedlicher Musikrichtungen (Schlager, Pop, Rock) nacheinander auftraten. Aufgelockert wurde das Programm von Einspielungen vorher aufgezeichneter Sketche, in denen Ilja Richter zusammen mit einem prominenten Gast auftrat.

Insgesamt blieb Richter mit „Disco“ elf Jahre im Programm. Im November 1982 wurde das Format eingestellt. 1975 hatte Ilja Richter den „Bravo Otto“ bekommen. Noch im Jahre 1997 wurde Disco in der 100. Folge von Kalkofes Mattscheibe bei Premiere durch den Kakao gezogen. („Ob Iltis Richter noch mal aus dem Altenheim gelassen wird, möchte ich doch stark bezweifeln.“)

1978 produziert der Tucholsky-Liebhaber Richter mit der Schauspielerin Ursela Monn ein Album mit Berliner Chansons: „Riekes Jesänge“.

Danach machte er selbst als Schauspieler und Regisseur von sich reden. Den Einstieg dazu fand er in der Berliner Komödie „Treppauf-Treppab“ und ging mit diesem Stück im Herbst 1983 auch auf Tournee, wobei es für das Fernsehen aufgezeichnet und 1984 ausgestrahlt wurde. Sein bekanntester Auftritt war das Ein-Personen-Stück „Der Ansager einer Stripteasenummer gibt nicht auf“ von Bodo Kirchhoff in der Regie von Detlef Altenbeck. Eine Zeit lang war Richter Mitglied des Ensembles des Bremer Schauspielhauses. Als „Holzwurm in der Oper“ schuf er mit der Deutschen Grammophon Gesellschaft hörenswerte Opernnacherzählungen.

Von 1985 bis 1987 war er Kolumnist bei der taz und der Hamburger Morgenpost.

Richter ist auch als Synchronsprecher, vor allem für Trickfilme, sehr gefragt. Zu den bekanntesten Figuren, denen er seine Stimme lieh, zählen das Erdmännchen Timon aus dem Disney-Film Der König der Löwen, Graf Duckula aus der gleichnamigen Zeichentrickserie und Mike Glotzkowski aus dem Disney-Film Die Monster AG.

Auch Bücher hat er publiziert: Neben seiner Autobiographie („Spot aus! Licht an!“) veröffentlichte Ilja Richter das Buch „Der deutsche Jude“, in dem er sich gemeinsam mit seiner Mutter ironisch mit der deutsch-jüdischen Geschichte auseinandersetzt. Sein neuestes Buch (September 2007) heißt „Bruno - von Bären und Menschen“ und ist eine Parabel über den 2006 erschossenen „Problembär“ Bruno. Dieses von ihm geschriebene Kinderbuch gibt es ebenfalls als Hörbuch.

Ilja Richter war 1975-1978 mit der Sängerin Marianne Rosenberg liiert. Bis 2003 war er mit der Filmcutterin Stephanie von Falkenhausen verheiratet. Er hat einen Sohn, der aber nicht aus dieser Ehe stammt.

Rollen als Schauspieler

Film und Fernsehen

  • 1962 – So toll wie anno dazumal ... als Harry
  • 10. März 1963 – Schwarz auf Weiß
  • 1963 – Piccadilly null Uhr zwölf ... als Edgar Wallace
  • Dez. 1965 – Die Schneekönigin ... als Kai
  • 19. November 1967 - 11. Februar 1968 – Till, der Junge von nebenan ... als Albert, der Lackaffe
  • 1969 – Ich bin ein Elefant, Madame ... als Schüler Haverkamp
  • 10. Juli 1969 – Tony's Freunde
  • 1970 – Wenn die tollen Tanten kommen ... als Paul Förster
  • 1970 – Wer zuletzt lacht, lacht am besten ... als Andy
  • 1970 – Unsere Pauker gehen in die Luft ... als Johnny Dahlberg
  • 1970 – Musik, Musik – da wackelt die Penne ... als Roman
  • 1971 – Hilfe, die Verwandten kommen ... als Peter
  • 1971 – Die tollen Tanten schlagen zu ... als Andy Braus
  • 1971 – Die Kompanie der Knallköppe
  • 1971 – Wenn mein Schätzchen auf die Pauke haut ... als Andy
  • 1971 – Tante Trude aus Buxtehude ... als Moritz
  • 1972 – Betragen ungenügend ... als Taft jr.
  • 1973 – Blau blüht der Enzian ... als Pinky
  • 1973 - Das Wandern ist Herrn Müllers Lust ... als Pit
  • 1980 – Bühne frei für Kolowitz ... als David Kolowitz
  • 1980 – Hollywood, ich komme ... als Felix
  • 1983 – Die wilden Fünfziger ... als Rasender Reporter
  • 1985 – Drei Damen vom Grill ... als Egon Färber
  • 1985 – Mein Freund Harvey ... als Dr. Sandersen
  • 1989 – Graf Duckula, britische Zeichentrickserie ... als deutsche Stimme von Graf Duckula
  • 1992 – Sylter Geschichten, Fernsehserie ... als Jaques Paul
  • 10. Februar 1992 – Treff am Alex
  • 1994 – Der König der Löwen ... als deutsche Stimme von Timon
  • 1996 – Beim nächsten Kuß knall ich ihn nieder
  • 1997 – Wenn der Präsident 2 Mal klingelt...Gregor
  • 1998 – Drei Chinesen mit dem Kontrabass ... als Heribert
  • 1999 – Tobias Totz und sein Löwe ... als Nashorn
  • 1999 - Der König der Löwen 2 ... als deutsche Stimme von Timon
  • 1999 – Die Musterknaben 2 ... Bordellbesitzer
  • 1999 – Im Namen des Gesetzes "Freitag der 13.
  • 1999 – Tatort: Blinde Karriere...als Tom
  • 1999 – SOKO 5113 „Fauler Zauber“ ... als Moreno
  • 2000 – Tatort: Mauer des Schweigens...als Frank Mosbach
  • 2001 – Die Monster AG ... als deutsche Stimme von Mike Glotzkowski
  • 2002 – Soko Kitzbühel „Ein tiefer Fall“ ... als Pfarrer Bernhard
  • 2002 – Herz in Flammen...als George Blau
  • 2002 – Friends S09E06 ...als deutsche Stimme von David
  • 2003 – Körner und Köter...als Direktor
  • 2003 – Schlosshotel Orth...als Peter Gonzel
  • 2003 – Das Geheimnis der Frösche ... deutsche Synchronstimme für Schweine
  • 2005 – Eine Prinzessin zum Verlieben ... als Botschafter
  • 2005 – Ein Hund, 2 Koffer und die ganz große Liebe...als Franz Bredekamp
  • 2005 – Liebe süß, sauer...als Nobelfriseur
  • 2005 – In aller Freundschaft...als Benno Siebert
  • 2006 – Mein Führer ... als Kurt Gerheim
  • 2006/2007 – Pocoyo... als Erzähler
  • 2007 – Dornröschen - Ab durch die Hecke
  • 2008 - Nebenrolle in ARD-Serie Tierärztin Dr. Mertens
  • 2008 - Waltz with Bashir ... als deutsche Stimme von Carmi Cna′an
  • 2008 - 4 Singles ... TV-Serie , RTL - Rolle: Sternekoch

Theater und Musicals

  • 1961 - Belvederre
  • 1962 - Fußgänger der Luft
  • 1966 - Freunde und Feinde
  • 1967 - Im weißen Rössl
  • 1982 - Treppauf-Treppab
  • 1983 - Sweet Charity
  • 1984 - Wie man was wird im Leben, ohne sich anzustrengen
  • Herbst 1984 - Der reinste Wahnsinn
  • 1985 - Nur keine Panik
  • Januar 1987 - Häuptling Abendwind...als Friseur
  • 1987 - Designern gibts der Herr im Schlaf
  • Februar 1988 - Augenblicke für Feinde und Freunde
  • 1990 - Schergen bringen Glück
  • 1990 - Die Möwe... als Medwedenko
  • ab 6. Februar 1992 - Sommernachts-Sexkomödie
  • Februar 1992 - Die Hose
  • Sommer 1992 - Stepping Out
  • Sommer 1993 - Lasst uns endlich anfangen
  • 1995 - Der Ansager einer Stripteasenummer gibt nicht auf- Düsseldorfer Schauspielhaus
  • 1996 - Das Kryptogramm - Düsseldorfer Schauspielhaus
  • 1997 - Zuständ wie im alten Rom - Theater des Westens,Berlin
  • 1998 - The Black Rider - Renaissance Theater, Berlin und Burgfestspiele Bad Hersfeld...als Teufel
  • 1998 - Altweibersommer- Münchner Volkstheater
  • 2000-2001 - Chicago - Theater des Westens, Berlin ...als Amos Hart
  • 2001 - Der Snob - Westfälisches Landestheater
  • 2001-2002 - Mord auf Rezept - Kleine Komödie am Max II, München und Theater am Kurfürstendamm, Berlin...als Dr. Flemming
  • 2003-2005 - Galanacht - Komödie am Winterhuder Fährhaus,Hamburg
  • 2003- 2006 - My fair lady - Tournee...als Prof. Henry Higgins
  • 2004 - Hohner das Musical - Trossingen...als Liquidator
  • 2004-2005 - Pinkelstadt- das Musical...als Werdmehr von Mehrwerth
  • 2005 - Jedermann - Ital-Reding-Hofstadt in der Schweiz und im Berliner Dom...als Mammon
  • 2006 - Verrückte muss man gar nicht erst in Stimmung bringen - Tournee
  • 2006-2008 - Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran - Tournee...als Momo
  • 2007 - Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran - Ernst-Deutsch-Theater Hamburg...alle Rollen
  • 2007 - Blattschuss - Düsseldorf...als Ehemann
  • 2007 - Ilja Richter erinnert sich-Show oder So
  • 2007 - Nibelungen Festspiele-Worms...als Rüdiger von Bechelaren
  • 2007 - AIDS Gala-Hamburg
  • 2007 - Verrückte muss man gar nicht erst in Stimmung bringen
  • ab 1. September 2007 - Kiss me, Kate-Duisburg
  • 2007 - Hello, Dolly! - Tournee
  • 2008 - Richard III.
  • 2008 - Nibelungen Festspiele-Worms...als Rüdiger von Bechelaren

Hörspiele

  • 1989 - Graf Duckula
  • 1994 ff. - König der Löwen 1,2 und 3 ...als Timon
  • 1999 - Tobias Totz und sein Löwe...als Nashorn
  • 2001 ff. - Der Holzwurm der Oper erzählt
  • 2003 - Die drei ??? Gefährliches Quiz (Folge 109) als Nick Nobel
  • 2003 - TKKG:Argentinische Entführung

Hörbücher

  • 2003 - Schiffbruch mit Tiger
  • 2003 - Artemis Fowl
  • 2004 - Bambiland
  • 2005 - Die Hintergründe zu den Helsinki Roccamatios
  • 2005 - Die Bären-Strategie
  • 2006 - Groß ist die Welt
  • 2006 - Gedichte von Ringelnatz
  • 2006 - Kabale und Liebe...als Hofmarschall von Kalb
  • 2007 - Bruno-von Bären und Menschen

Schallplatten (Auswahl)

  • 1961 - Schokolade, Pfefferminz, saure Drops
  • 1961 - Lausbubentwist
  • 1961 - Ich möchte am Broadway Blümchen pflücken
  • 1969 - Tip, tap in die Tulpen
  • 1972 - Eine Goldmedaille für deine Supertaille
  • 1984 - Liebeslied

Auszeichnungen