Lohrberg (Frankfurt am Main)

Anhöhe in Frankfurt am Main
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Der etwa 185 Meter hohe Lohrberg oder kurz Lohr gilt als Hausberg von Frankfurt am Main und ist gleichzeitig der einzig verbliebene Weinberg innerhalb des Stadtgebietes. Er gehört zum Stadtteil Seckbach und ist Bestandteil der geologischen Formation des Berger Rückens, der sich in der Form eines flachen U von Berkersheim bis hinter das Ortsende von Bergen – auslaufend nach Maintal-Bischofsheim – erstreckt. An der Berger Warte liegt der höchste Punkt des Stadtgebietes mit 212,4 Metern über NN.

Frühling: Blick auf Teile Seckbachs mit Atzelberg, Im Staffel, Huthpark und die Innenstadt
Frühling: Blick auf Seckbach mit ev. Marienkirche, Atzelberg und Hochhäusern der Innenstadt

Geschichte

Der Name des Lohrberges geht auf den bereits im Mittelalter belegten Flurnamen Lohr zurück. Die Ableitung dieses Wortes ist nicht eindeutig belegt. Neben einer Deutung als Weideland findet sich auch eine Deutung auf der Basis des althochdeutschen Begriffes lar, der leer bzw. kahl bedeutet. Beide mögliche Deutungen weisen jedoch darauf hin, dass der Lohrberg unbewaldet gewesen und vermutlich landwirtschaftlich genutzt worden ist.

Der Lohrberg ist indirekt Namensgeber des Ortes Seckbach. Seckbach steht für Sickerwasser. Das Wasser der Quellen des Lohrbergs versickert im Seckbacher Ried.

Der Weinbau an den Hängen des Lohrberges ist seit dem 9. Jahrhundert belegt, er wird bereits bei der zweiten heute bekannten urkundlichen Erwähnung im Jahr 882 thematisiert. Es ist jedoch davon auszugehen, dass der Weinbau an dem heute genutzten und von der Sonne verwöhnten Hang bereits erheblich früher stattgefunden hat, möglicherweise schon durch die Römer. Zumindest wurden von Archäologen ganz in der Nähe neben anderen Bodendenkmälern die Grundmauern eines römischen Gutes, ein römisches Heiligtum, römische Straßen und Relikte einer römischen Jupitergigantensäule gefunden, die heute im Historischen Museum Frankfurts zu bewundern sind.

Bereits im Zuge der Säkularisation ging der Weinbau am Lohrberg 1803 aus dem Besitz des Frankfurter Karmeliterklosters in den Besitz der Stadt Frankfurt über. Der Weinberg Lohrberger Hang wird vom Weingut der Stadt Frankfurt am Main bewirtschaftet.

Nach der Eingemeindung Seckbachs nach Frankfurt (1. Juli 1900) entstanden unter dem Gartenbaudirektor Carl Heicke und dessen Gartenarchitekten Bernhard Rosenthal ab 1902 Planungen für zwei Seckbacher Volksparks nach dem Vorbild des Günthersburgparks. Der entsprechende Beschluss der Stadtverordnetenversammlung datiert vom 24. Januar 1905. Grundstücksankauf und Enteignungsverfahren nahmen viele Jahre in Anspruch.

Ein Plan des Tiefbauamtes von 1906 und ein undatiertes historisches Foto zeigen noch das Lohrhaus als einziges Gebäude auf dem Lohrberg, ein zweigeschossiges Fachwerkhaus mit ausgebautem Dach. Es wurde vermutlich 1763 errichtet und 1933 saniert. Heute ist es Teil des Gartenlokals Lohrbergschänke.

Panoramablick vom Lohrpark auf dem Lohrberg auf (von links nach rechts) Henninger Turm, Seckbacher Hufeland-Haus, Main Plaza, Seckbacher Neubaugebiet am Atzelberg, St. Katharinen-Krankenhaus, Huthpark, Innenstadt-Skyline, Messeturm, Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik, Europaturm (siehe auch maximale Vergrößerung)

Nach der Realisierung des ersten dieser beiden Parks zwischen 1910 und 1913, des Huthparks, wurde dann 1919 unter der Ägide von Gartenbaudirektor Max Bromme und Oberbürgermeister Franz Adickes auf dem Lohrberg zunächst die erste Frankfurter Dauer-Kleingartenkolonie mit 60 Kleingärten für die Bevölkerung angelegt. Diese Entscheidung ist jüngeren Datums als die Planung des Lohrparkes, denn auf den Plänen von 1914 waren noch keine Kleingärten vorgesehen. Ebenfalls 1919 fand auf dem Frankfurter Messegelände vom 13.-21. September die Ausstellung Hof und Garten zur Förderung des Kleingartenwesens statt. 1924 begannen die durch den Ersten Weltkrieg (1914-1918) und die Inflation (1914-1923) verzögerten Arbeiten am neuen Lohrpark sowie die Integration eines Weinberges.

Ende der 1920er Jahre wurde im Lohrpark der so genannte Kinder-Erholungsgarten fertiggestellt. Er umfasst ein 100 Quadratmeter großes Wasserspielbecken, einen Sandkasten und Spielgerät, eine Liegewiese, eine Spielwiese und Sitzbänke. 1930 wurde im Lohrpark ein Ehrenmal für die Seckbacher Gefallenen des Ersten Weltkrieges errichtet. Es umfasst ein Areal von 5 x 10 Meter, mit Innenhof und 5 Meter hohem Kreuz, das Seckbach zugewandt ist.

Nach Plänen aus den 1920er Jahren konnte das Gartenlokal Lohrbergschänke erst im Juni 1933 eröffnet werden. Die Seckbacher Gastwirte hatten gegen die unliebsame Konkurrenz in so prominenter Lage opponiert. Im Zweiten Weltkrieg erhielten Lohrpark bzw. Lohrberg 1943 Bombentreffer, große Bombentrichter befanden sich zum Beispiel mitten auf der heutigen Rodelbahn. Die Rasenflächen wurden während und nach dem Krieg zum Teil zweckentfremdet, so für den Anbau von Gemüse und Heilkräutern.

1947 entstand der Beispiel- und Beratungsgarten für Obstbau betreibende Bürger. 1951 fand auf der zweiteiligen großen ebenen Rasenfläche des Lohrberges das erste Lohrbergfest statt, eine rein leichtathletische Sportveranstaltung. 1953 wurde dort das Frankfurter Friedrich-Ludwig-Jahn-Denkmal errichtet und durch Oberbürgermeister Dr. Walter Kolb eingeweiht.

Im Jahr 1961 kam es zur Eröffnung einer Minigolf-Anlage, die jedoch aufgrund zu geringer Nachfrage bereits 1966 wieder eingeebnet wurde.

Unter der Nummer 06 112 000/1 wurde die Rebfläche Lohrberger Hang im Jahr 1971 als kleinste und östlichste Einzellage im Weinbaugebiet Rheingau in die Weinbergrolle eingetragen.

Mitte der 1970er Jahre wurden im Sommer auf dem bei Schnee als Rodelbahn genutzten Hang grüne Kunststoffmodule ausgelegt, um Skifahrern auf dem Rasen geeignete Übungsflächen anzubieten, ohne ihn stark zu beeinträchtigen. Die Abfahrt der Aktiven verursachte eine entsprechende Geräuschkulisse und wurde von Erholung suchenden Spaziergängern nicht goutiert. Das Experiment wurde wieder eingestellt.

 
Sichtbare Hangbewegung an den Einfassungsmauern des Weges zwischen den Weinstöcken

1990 veröffentlichte das Stadtvermessungsamt Höhenmessungen der vergangenen zwölf Jahre. Sie ergaben, dass der Lohrberg pro Jahr um einen Zentimeter rutscht. Auf dem Weg zwischen den Weinstöcken konnten schon seit Jahrzehnten Bewegungen der Einfassungsmauern beobachtet werden (siehe Foto rechts). Diese Erkenntnis ist indes nicht neu, denn darüber wird in Seckbachs Chronik bereits aus früheren Jahrhunderten berichtet. Seinerzeit kam es sogar zu mindestens einem größeren Bergrutsch. 1993 widmete die Stadtverwaltung das bereits 1930 errichtete Ehrenmal für die Gefallenen Seckbachs im Ersten Weltkrieg um; seitdem wird dort auch den Seckbacher Gefallenen des Zweiten Weltkrieges gedacht.

Bis 1994 bewirtschaftete die Stadt Frankfurt den Weinbau am Lohrberger Hang selbst, seitdem ist es an einen Winzer in Hochheim am Main verpachtet, der auch den dortigen Weinbau Frankfurts betreut.

Der Quellenwanderweg im Frankfurter Grüngürtel, der zwischen dem Alteborn in Seckbach und dem Schelmenborn in Bergen-Enkheim am Südhang des Lohrbergs verläuft, wurde 2001 eingerichtet. Im gleichen Jahr fand das 50. Lohrbergfest statt.

2005 übernahm der 2003 zum Schutz der Streuobstwiesen im Raum Frankfurt gegründete Verein Streuobstzentrum die Trägerschaft für den bereits zweimal von der Schließung bedrohten städtischen Beratungsgarten am Lohrberg. Er unterhält dort das neu errichtete umweltpädagogische MainÄppelHaus Lohrberg mit so genanntem Äppel-Bistro und wurde daher in MainÄppelHaus Lohrberg Streuobstzentrum e. V. umbenannt.

Archäologie

Durch Ausgrabungen der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft (seit November 2008: Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung) Ende des 19. Jahrhunderts wurden zu Füßen des Lohrberges Relikte eines fossilen Säugetieres entdeckt. Das Tier wurde in der Größe eines großen Ochsen beschrieben. Prof. Friedrich Kinkelin, damaliger Sektionär der geologisch-paläonthologischen Abteilung Abteilung des Senckenberg-Museums, ordnete die Fundstücke der Gattung des Flusschweines (Hippopotamus) zu und beschrieb sie als neue Art, der er nach dem Fundort den Namen Hippopothamus seckbachensis gab. Diese Bezeichnung hat man allerdings wieder revidiert, als auch Zähne dieses Tieres gefunden wurden. Die Gattungszuordnung war nun nicht mehr aufrecht zu halten. Das Tier erhielt den neuen Namen Anthracotherium seckbachense, das Seckbacher Kohletier. Der Seckbacher Volksmund war nicht ganz so förmlich und benannte es seinerseits rasch in Seckbacher Kohlensau um. In seiner Größe entsprach das Tier einem Flusspferd. Der Bezug zur Kohle ergibt sich aus dem Umstand, dass nahe des Lohrberges einst untertage Kohle abgebaut worden ist und die Relikte des Tieres in etwa 17 Metern Tiefe in den Bergwerksschächten lokalisiert wurden.

Lohrberg-Gedicht

 
Panoramaweg oberhalb des Weinberges Lohrberger Hang im Lohrpark
 
Ausblick oberhalb des Weinberges Lohrberger Hang im Lohrpark
 
Blick von der Friedberger Landstraße zum Lohrberg

Wenn ich so auf dem Lohrberg steh
un laß mei Blicke schweife,
guck in die Fern und in die Näh
da kann ich schon begreife,
daß des in Frankfurt ganz gewiß
eins von de schönste Flecke is.

Wer glaubt, mir däte Äppelwoi
alleinig groß nur schreiwe,
versuch der mal den Lohrbergwein,
die Schnut wird der sich reiwe!
Südlich stehn Rebstöck da am Hang,
wie mer im Bild ja sehe kann.

Un guckt mer dorch der Bäum Geäst,
was dut ein da wohl grüße?
So richtig wie e kuschlich Nest,
liegt Seckbach eim zu Füße.
Die Baumblüt, es is net vermesse,
die Bergstraß kannste glatt vergesse!

Mei Lohrberg-Loblied, glaub es mir,
es fände noch kein Ende.
Mer bräucht noch arsch viel Zeit dafür,
um alles zu bedenke.
Warum ich hier so glücklich bin?
Am beste is, geht selwer hin.

Verfasser unbekannt; das Gedicht steht vermutlich im Kontext einer Abbildung des Lohrberges, 20. Jh.

Charakterisierung

Lohrberg und Lohrpark sind Teil der aktuellen Frankfurter Grüngürtel-Planung und dienen der Stadt als wichtiges Kalt- und Frischluft-Entstehungsgebiet. Der Park ist daher wertvoller Baustein eines ökologischen Gesamtkonzepts zum Schutz der Natur.

Auf den Lohrberg kommt man über verschiedene, meist relativ steile Spazierwege vom Ortskern Seckbachs aus. Eine nur leichte Steigung hat der Spaziergänger von Bergen aus zu bewältigen. Mit dem Auto kommt man über die Friedberger Landstraße in Richtung Bad Vilbel und den Berger Weg. Parkplätze sind auf dem Lohrberg vorhanden.

Das Kernstück des Lohrparkes bildet eine große ebene Rasenfläche, die von einem Spazierweg und Bäumen eingefasst ist. Der Friedrich-Heyer-Weg quert diese Rasenfläche und teilt sie, so dass die Spazierwege dort die Form einer Acht erhalten. Zwischen schattigen Bäumen findet sich hier seit 1953 das Jahn-Denkmal. Der Friedrich-Heyer-Weg beginnt am Parkplatz und bildet geradlinig die Mittelachse des Lohrparkes. An seinem Abschluss führt er in eine große in Sitzhöhe gemauerte Rotunde, die in ihrem Inneren mit großen Bäumen bewachsen ist. Die Anordnung der Bäume vollzieht die Rotunde nach.

Der Lohrpark bietet unter anderem die Lohrberg-Schänke, ein beliebtes Ausflugslokal, einen Kinderspielplatz, ein rechteckiges Wasserspielbecken mit teils sonniger, teils schattiger Liegewiese, zahlreiche Spazier- und Radwege sowie Rasenflächen für Spiel und Sport. Auf dem Spazierweg in der Nähe des Planschbeckens befinden sich ein runder hölzerner Unterstand und eine kleine, in Sitzhöhe gemauerte Rotunde mit einem einzelnen Baum im Mittelpunkt, von der man auf den Weinberg Lohrberger Hang und in die Ferne schauen kann. Der hölzerne Unterstand mit Sitzbänken wurde im Laufe der Zeit baulich verändert. Er hatte früher drei Trennwände, die jeweils eine ovale Öffnung zum Durchblicken in das nächste Abteil hatten. Dies war insbesondere für Kinder, Familien und Verliebte ein attraktives Plus, auf das man heute verzichten muss. Zwischen Unterstand und kleiner Rotunde gelangt man über einen von Stufen unterbrochenen Weg durch den Weinberg. Dieser Weg ist im Spätsommer geschlossen, wenn die Trauben ihre Reife erreichen und die Beerenlese bevorsteht, wegen seines Gefälles aber auch im Winter, wenn Glatteisgefahr besteht. Der Weinberg kann von Spazierwegen sowohl von oben als auch von unten betrachtet werden. Ein gemauertes Ehrenmal für die Gefallenen Seckbachs verfügt über einen Innenhof, in dem die Namen der Opfer des Ersten Weltkrieges dokumentiert sind. Den Gefallenen des Zweiten Weltkrieges gedenkt eine weitere Tafel.

Die Spazierwege des Lohrparkes sind teils asphaltiert, teils mit Sand bestreut. Sie sind überwiegend eben und eignen sich dadurch auch für ältere und gehbehinderte Menschen. Die Spazierwege auf den Lohrberg hinauf sind naturgemäß relativ steil. Vom Parkplatz aus kommt man jedoch auf ebenen Wegen durch den Lohrpark und zu allen Attraktivitäten. Eine Vielzahl von Sitzbänken im gesamten Lohrpark lädt zum Verweilen, zum Sonnen und zu einem Ausblick in die Ferne ein.

Panoramablick vom Weinberg Lohrberger Hang über das Ehrenmal für die Seckbacher Gefallenen der Weltkriege im Lohrpark auf Teile Seckbachs (Atzelberg, St. Katharinen-Krankenhaus, Huthpark) und die Innenstadt-Skyline mit Europäischer Zentralbank, der Zentrale der Commerzbank, der Zentrale der Dresdner Bank, dem Helaba-Maintower mit Sendemast des Hessischen Rundfunks, der Sparkassen-Girozentrale, der Zentrale der Frankfurter Volksbank, der Zentrale der Deutschen Bank (siehe auch maximale Vergrößerung)

Vom Lohrpark hat man von verschiedenen Standorten aus einen attraktiven Panoramablick auf Seckbach, über die Weite der Mainebene bis zu den Bergen des Spessarts, den Höhenzügen des Odenwaldes. Natürlich kann man auch einen Teil der Frankfurter Hochhäuser sehen, ebenso die Feuerwerke der Dippemess, die auf dem Platz an der Eissporthalle gegenüber dem Ostpark stattfinden. Die Höhenlage eignet sich im Herbst insbesondere dazu, Drachen steigen zu lassen. Im Winter bietet der Lohrpark bei Schnee Frankfurts längste Rodelbahn.

Tierbeobachtungen sind auf dem Lohrberg möglich, denn viele Vögel und Eichhörnchen sind ständig auf der Suche nach Beeren, Kernen und Insekten. Begünstigt durch die nahen Felder sind auch Kaninchen und Füchse unterwegs. Jogger, Nordic Walker, Radfahrer, Spaziergänger, Ballsportler, Sonnenhungrige und Entspannungssuchende kommen auf ihre Kosten und finden viele Sitzbänke vor. Bei geeigneter Witterung kann auf einer dafür ausgewiesenen Rasenfläche auf mitgebrachten Geräten gegrillt werden. Auch an Hunde wurde gedacht, eine Gassibeutel-Station ist vorhanden, ebenso wie eine Wasserpumpe. Öffentliche Toiletten sind in einem Nebengebäude der Lohrbergschänke untergebracht. Das MainÄppelHaus Lohrberg mit dem angeschlossenen Garten ist ein umweltpädagogisches Beratungszentrum.

Planung

Seitens der Stadt ist geplant, den Huthpark und den Lohrpark auf dem Lohrberg im Nordwesten Seckbachs durch die Neuentwicklung eines weiteren Parks, des so genannten Wiesenparks, miteinander zu verbinden. Dabei soll, basierend auf der seltenen Nutzungsmischung und Kleinteiligkeit des Gebietes, eine parkartige Landschaft entstehen, die verschiedenen Nutzungsansprüchen Raum bietet. Diese unterschiedlichen Ansprüche sorgen jedoch gleichzeitig für Diskussionsstoff und entsprechende Differenzen.

Wanderwege

Der Lohrberg ist Teil des 118 Kilometer langen Vulkan-Steigs (Vater-Bender-Weg) des Vogelsberger Höhen-Clubs, eines Wanderweges, der von Seckbach aus (1 km) über den Lohrberg (3 km) nach Bergen, (15 km) über die Hohe Straße nach Ostheim, (9 km) Langen-Bergheim, (7 km) Grauer Stein, (2 km) Herrnhaag, (5 km) Büdingen, (6 km) Michelau, (8 km) Wenings, (6 km) Ober-Seemen, (6 km) Volkartshain, (3 km) Hartmannshain, (4 km) Herchenhainer Höhe, (5 km) Taufstein, (1 km) Hoherodskopf, (7 km) Feldkrücker Höhe, (6 km) Ulrichstein, (10 km) Groß-Felda, (10 km) Oberrod, (5 km) nach Alsfeld führt. Der Vulkan-Steig ist durch Wegemarkierungen ausgezeichnet, die aus einem Rechteck bestehen, das horizontal in eine oben rote und unten weiße Fläche aufgeteilt ist.

Organisierte Wanderungen, die auch über den Lohrberg führten, haben unter anderem der Pfälzerwald-Verein und die Wanderabteilung des Turnvereins Seckbach 1875 durchgeführt.

In der kostenlosen GrünGürtel-Freizeitkarte sind die Fahrrad- und Wanderwege des Frankfurter GrünGürtels eingetragen, die auch über den Lohrberg führen. Eine weitere kostenlose Wanderkarte beschäftigt sich speziell mit dem Quellenwanderweg innerhalb des Frankfurter Grüngürtels. Dieser führt zu den Quellen am Lohrberg und am Berger Hang, der mit dem Bischofsheimer Hang zum größten zusammenhängenden Streuobstgebiet Hessens gehört. Beide Karten können über die Stadt Frankfurt kostenlos bezogen werden; die Wanderkarte steht als PDF-Datei auch zum Herunterladen zur Verfügung.

Weinbau am Lohrberger Hang

Hauptartikel: Lohrberger Hang

 
Weinberg Lohrberger Hang (Riesling, östlicher Rheingau)

Der Weinbau am Lohrberg schon seit der zweiten urkundlichen Erwähnung Seckbachs (Seckibah = Sickerwasser) im Jahr 882 belegt. Dort ist von drei Huben Land mit Weinbergen in Seckibah zu lesen. Allerdings reichte die Weinanbaufläche früher deutlich weiter, bis etwa zum ehemaligen Damm der Trambahn-Linie 32 (später 20, zuletzt 12) nach Bergen.

Schon seit dem Jahr 1803 ist die Weinlage Lohrberger Hang im Seckbacher Lohrpark im Besitz der Stadt Frankfurt am Main, obwohl Seckbach erst zum 1. Juli 1900 eingemeindet wurde. Anfang des 19. Jahrhunderts wurde der Winzerbetrieb mit seinen Gebäuden und Weinbauflächen säkularisiert. Er gehörte zuvor dem Frankfurter Karmeliterkloster. Früher überwachten Feldschützen, dass sich im Weinberg keine Unbefugten gütlich taten.

Der Lohrberger Hang bildet die östlichste Weinlage des Rheingaus. Jedes Jahr können aus den im Lohrpark geernteten Riesling-Trauben ca. 10.000 Flaschen Lohrberger Hang Riesling abgefüllt werden. Die 1,3 Hektar große Lage ist leicht nach Süden geneigt und erhält auf diese Weise viel Sonne. Sie wird vom Weingut der Stadt Frankfurt am Main bewirtschaftet. Der Wein wird meist trocken ausgebaut und erreicht in guten Jahren Spätlese- und Auslese-Qualität. Bis 1994 bewirtschaftete die Stadt den Lohrberger Hang mit eigenen Kräften, seitdem ist ein Pächter aktiv. Bei der Hessischen Landesweinprämierung erhalten die Weine des Lohrberger Hangs regelmäßig Auszeichnungen.

Der Frankfurter Lohrberger Hang Riesling wird bei entsprechenden Anlässen im Frankfurter Rathaus Römer ausgeschenkt, bevorzugt an wichtige Gäste der Stadt. Der Wein wird jedoch in der Limpurger Gasse auch frei verkauft und kann dort zuvor verkostet werden. Ein Schild am Anfang der Limpurger Gasse mit dem Wappen der Stadt Frankfurt weist den Weg. Ausgeschenkt wird der Wein nebenan im Eckhaus, in der Weinstube im Römer. Ein Ausschank und Verkauf der Flaschenweine findet jedoch auch direkt auf dem Lohrberg statt, so in dem Gartenlokal Lohrbergschänke und im MainÄppelHaus.

Gastronomie

 
Frischer Äppelwoi (Apfelwein) aus Bembel (Krug) und Gerippten (speziell strukturierte Gläser)

Das architektonisch nach Plänen aus den 1920er Jahren errichtete und 1933 eröffnete Gartenlokal Lohrbergschänke schließt das etwa 1763 errichtete Lohrhaus ein und ist an einem der bevorzugtesten Aussichtspunkte des Lohrparkes gelegen. In den 1950er Jahren war das Lokal Treffpunkt der Frankfurter Musiker und Schauspieler. Der ehemalige Wirt, Herr Pflug, erinnert sich in diesem Zusammenhang besonders gern an Willy Berking, den Leiter der Big Band des Hessischen Rundfunks (hr). Vor der gerundeten Gaststube befindet sich eine ebenerdige Terrasse, die von altem Baumbestand überschattet und von Hecken umgeben ist. Geboten werden kleine Mahlzeiten, Kuchen und Torten, heiße und kalte Getränke sowie Speiseeis.

Das MainÄppelHaus Lohrberg bietet ein so genanntes Äppel-Bistro, in dem es Spezialitäten der Frankfurter Küche anbietet und selbst gekelterte Getränke ausschenkt.

Informations- und Begegnungsstätte

Das Areal des umweltpädagogisch konzipierten MainÄppelHauses Lohrberg basiert auf der 1947 von der Stadt Frankfurt am Main angelegten Beispielobstanlage zur Beratung der Obstbau betreibenden Einwohnerschaft. Der MainÄppelHaus Lohrberg Streuobstzentrum e. V. ist zugleich eine Art Nachfahre des 1907 gegründeten und 1985 aufgelösten Obst- und Gartenbauvereins Seckbach. Im Jahr 2003 hatte der Verein Streuobstzentrum die Trägerschaft der von der Schließung bedrohten Beispielobstanlage übernommen. Das MainÄppelHaus versteht sich als Informations- und Begegnungsstätte rund um die Themen Streuobst und Gartenbau. Geboten werden unter anderem Umweltbildungsveranstaltungen, verschiedene Kurse, Führungen im Naturerlebnisgarten, Bioprodukte aus dem angegliederten Hofladen, Buchtipps, Merkblätter und Presseinformationen. Kinderprojekte, insbesondere für Schulklassen und Kindergärten runden das Angebot mit Naturerlebnis-Aktionen ab.

Freizeitgärten

Auf dem Lohrberg befindet sich die erste Dauer-Kleingartenkolonie der Stadt Frankfurt am Main, die 1919, also fünf Jahre vor der Fertigstellung des Lohrparkes eröffnet wurde. Die ersten Kolonisten gründeten 1920 die Obst- und Gartenbaugenossenschaft GmbH Frankfurt. Im März 1923 wurden die Mittel zur Errichtung einer zweiten Kleingartenanlage sowie für den Bau von Zugangswegen zum Lohrpark von der Stadt genehmigt. Im gleichen Jahr gaben die Kleingärtner des Lohrberges ihrem Zusammenschluss den Namen Obst- und Gartenbauverein Lohrberg. Dieser wurde jedoch im Jahr 1934 in Kleingärtnerverein Lohrberg e. V. geändert. 1970 wurde das 50-jährige, 1995 das 75-jährige Bestehen gefeiert. Seit 2004 ist der Verein online. Insgesamt sind heute mehr als 3 Hektar des Lohrberges als Kleingartenanlage ausgewiesen.

Ehrenmale

Hauptartikel: Ehrenmal für Seckbacher Gefallene in den Weltkriegen

Hauptartikel: Friedrich-Ludwig-Jahn-Denkmal

 
Ehrenmal für Seckbacher Gefallene in den Weltkriegen
 
Gedenktafeln und Blumenbeet im Innenhof des Ehrenmals

Innerhalb des Lohrparkes wurden zwei Ehrenmale errichtet, im Jahr 1930 das Ehrenmal für die Gefallenen Seckbachs im Ersten Weltkrieg, das 1993 auch den Gefallenen des Zweiten Weltkrieges gewidmet wurde. Ein weiteres Denkmal befindet sich direkt am Austragungsort des jährlich stattfindenden Lohrbergfestes, der großen zweigeteilten ebenen Rasenfläche im Zentrum des Lohrparkes. Das Frankfurter Friedrich-Ludwig-Jahn-Denkmal ehrt seit 1953 den bekannten Turnvater, trägt seinen Namen und das Turnerkreuz. Weniger geläufig ist, dass er Abgeordneter des Vorparlaments und der Frankfurter Nationalversammlung in der Paulskirche gewesen ist. Jahn hatte im Jahr 1848 ganz in der Nähe, an der Berger Warte und der Leopoldsäule, eine Rede gehalten. Das Denkmal für Jahn wurde am 31. Mai 1953 anlässlich des 3. Lohrbergfestes durch Oberbürgermeister Dr. Walter Kolb und den damaligen Lohrbergfest-Koordinator Karl Zscherneck eingeweiht.

Lohrbergfest

Das Lohrbergfest ist ein jährlich veranstaltetes Bergsportfest für Kinder und Jugendliche aus Frankfurter Sportvereinen, das auf Anregung von Oberbürgermeister Dr. Walter Kolb und des Frankfurter Sportamtes erstmals 1951 stattfand. OB Kolb beauftragte den Turnverein Seckbach 1875 mit der alljährlichen Organisation. Seinerzeit war Kolb auch Vorsitzender des Deutschen Turner-Bundes (DTB).

Organisator des Lohrbergfestes mit rein leichtathletischen Wettkämpfen (50-, 75- und 100-Meter-Lauf, Ballwerfen, Kugelstoßen, Weitsprung, Pendelstaffel) wurde Karl Zscherneck, der ab 1960 auch Vorsitzender des TV Seckbach war. Das Lohrbergfest wird für den Turngau Frankfurt veranstaltet.

Die Idee für ein Bergsportfest, das Einzige im Stadtgebiet von Frankfurt am Main, basierte auf der früheren Anwesenheit des Turnvaters Friedrich Ludwig Jahn, der am 4. Juni 1848 auf dem östlichen Teil des Lohrberges, auf Seckbacher Gemarkung, eine Rede vor Turnern gehalten hatte. Zudem wollte man zu dem schon seit 1844 stattfindenden Feldbergfest ein kleineres Pendant auf Frankfurter Boden schaffen, nachdem bereits das Frankfurter Turnfest im Jahr 1948 stattgefunden hatte.

Dass gerade geeignete Berggipfel Anziehungspunkt für turnerische Veranstaltungen wurden, liegt historisch in dem Umstand begründet, dass nach der Völkerschlacht bei Leipzig im Jahr 1813 Freudenfeuer auf deutschen Berggipfeln entzündet wurden, die weithin zu sehen waren. Die in dieser Zeit aufkommende Turnbewegung war zu einem guten Teil einer gewünschten Stärkung freiheitskämpferischer Bestrebungen gegen die napoleonische Okkupation geschuldet. Das Turnen war demzufolge als Wehrertüchtigung der Jugend gedacht. Darüber hinaus bestehen Bezüge zwischen der Turnbewegung und der Deutschen Revolution von 1848/49.



Nach dem Zweiten Weltkrieg markierte das Lohrbergfest einen Anreiz zur freien sportlichen Betätigung in den reaktivierten Turn- und Sportvereinen der Stadt am Main. Viele Kinder und Jugendliche der damaligen Zeit wuchsen ohne vollständige Familie auf, etliche waren Vollwaisen. Sportliche Veranstaltungen wie diese erfüllten somit auch einen wichtigen sozialen Zweck, wurden die gebildeten Mannschaften nebst Trainern und Betreuern doch oft zu einer Art Ersatzfamilie.

Im Jahr 2001 war das 50. Jubiläum des Lohrbergfestes. Um diese leichtathletische Veranstaltung adäquat durchführen zu können, setzt man nach wie vor auf viele freiwillige Helfer. Zudem haben sich einige große Sponsoren gefunden, die den breitensportlichen Event für Frankfurter Kinder und Jugendliche unterstützen. Im Rahmenprogramm des Lohrbergfestes wird neuerdings auch ein Kindernachmittag angeboten, mit Kletterrouten in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden, Inline-Skaten, Baseball, einem Frisbee-Zielwurf-Parcours und weiteren kleinen Attraktionen. Das Lohrbergfest findet jeweils im Mai statt. Bei widrigen Witterungsverhältnissen wird ein Ausweichtermin im September relevant.

Verkehrsanbindung

Mit dem Kraftfahrzeug kommt man bei Einhaltung der StVO lediglich über die Friedberger Landstraße in Richtung Bad Vilbel und den Berger Weg auf den Lohrberg und zum Parkplatz des Lohrparkes. Mit dem öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) kann man mit der RMV-Buslinie 43 bis zur Haltestelle Budge-Altenheim fahren. Von dort sind es etwa 10 Minuten ansteigender Fußweg bis in den Lohrpark. Alternativ nutzt man die Buslinien 30 oder 69 bis zur Haltestelle Heiligenstock. Bis zum Lohrpark sind es von dort auf überwiegend ebener Strecke entlang des von Feldern und Kleingärten gesäumten Berger Weges ebenfalls etwa 10 Minuten zu gehen.

Literatur

  • Beck, Franz Wilhelm: Bergturnfeste im Hessenland, Beitrag zur Hessischen Turngeschichte, Erweiterter Sonderdruck aus: Der Hessische Turnverband, 1968
  • Rochelmeyer, Folker: Seckbach und seine Umgebung, Frankfurter Sparkasse von 1822 – Polytechnische Gesellschaft (Hg.), 1972, 84 S., illustriert
  • 100 Jahre Turnverein Seckbach 1875 e. V., Festschrift, Turnverein Seckbach 1875 e. V. (Hg.), 1975
  • Rochelmeyer, Folker (Chronik), in: Festschrift 1100 Jahre Seckbach, 880 - 1980, Festausschuss 1100 Jahre Seckbach e. V. (Hg.), 1980, 151 S.
  • Masala, Lino / Rödel, Volker / Risse, Heike / Schomann, Heinz: Denkmaltopographie Stadt Frankfurt am Main, Magistrat der Stadt Frankfurt, Untere Denkmalbehörde (Hg.), 1986, 798 S., illustriert, ISBN 3-528-06238-X
  • Heinzberger, Martin / Meyer, Petra / Meyer, Thomas (Bearb.): Entwicklung der Gärten und Grünflächen in Frankfurt am Main, Kleine Schriften, Band 38, Historisches Museum Frankfurt am Main (Hg.), ebenda, 1988
  • Der Lohrpark in Frankfurt am Main – Brandschutz und Stadtgrün, Stadt Frankfurt am Main, Garten- und Friedhofsamt, Dezernat für Umwelt (Hg.), 32 S., ebenda, 1989
  • Dechent, H.-J. / Kramer, H. / Peukert, M. / Redeker, H. / Böffinger, A.: Floristische Beobachtungen aus dem Stadtgebiet Frankfurt am Main, in: Botanik und Naturschutz in Hessen, 5, 1991
  • Kramer, H. / Peukert, M.: Natur und Naturschutz, in: Vision offener Grünräume – Grüngürtel Frankfurt, Koenigs, Tom (Hg.), Campus Verlag, Frankfurt am Main, 1991, 240 S., illustriert, ISBN 3-593-34515-3
  • Sauer, Walter: Seckbacher Geschichte(n), Ein Heimatbuch, Kultur- und Geschichtsverein Seckbach e. V. (Hg.), 2000, 164 S.
  • Der Quellenwanderweg im Frankfurter GrünGürtel, Projektgruppe GrünGürtel, Stadt Frankfurt am Main, Umweltamt (Hg.), ebenda, 2. Auflage, 2002
  • Bolliger, Roland: Weinbau in Seckbach, Kultur- und Geschichtsverein 1954 Frankfurt a. M.-Seckbach e. V. (Hg.), 2005
  • Vollweiter, Rainer: Frischluft für die Wirtschaftswunder-Kapitale, Der Aufbruch der Frankfurter Grünplanung in den 1950er-Jahren, in: Stadt und Grün/Das Gartenamt, Jg. 50, Nr. 6, 2008, S. 847, illustriert, ISSN 0948-9770
  • Die GrünGürtel-Freizeitkarte – mit Regionalpark RheinMain, Stadt Frankfurt am Main, Umweltamt, Stadtvermessungsamt (Hg.), ebenda, 6. Auflage, 2007

Quellen

Koordinaten: 50° 9′ 2″ N, 8° 43′ 45″ O