Agrarpolitik
Agrarpolitik umfasst die staatlichen und institutionellen Maßnahmen, die die Verhältnisse in der Landwirtschaft gestalten.
Sie lässt sich untergliedern in landwirtschaftliche Marktpolitik, Agrarsozialpolitik und Agrarstrukturpolitik. Akteure sind der Staat, öffentliche Körperschaften, berufsständische Organisationen und andere Interessengruppen.
Ziele
Die Ziele der Agrarpolitik sind historisch und international betrachtet sehr vielfältig. In der Europäischen Union wurden fünf Ziele festgelegt:
- Produktivitätssteigerung
- angemessene Lebenshaltung für die in der Landwirtschaft tätigen Personen
- Stabilisierung der Märkte
- Versorgungssicherheit
- angemessene Verbraucherpreise
In jüngerer Zeit werden dazu auch Ziele des Natur- und (gesundheitlichen) Verbraucherschutzes diskutiert.
Im weltwirtschaftlichen Rahmen ist die Agrarpolitik bemüht, die nationale bzw. EU-weite Agrarwirtschaft vor der internationalen Konkurrenz zu schützen (Agrarprotektionismus).
In den Entwicklungsländern sollte die Agrarpolitik zunächst auf die Versorgung der einheimischen Bevölkerung mit Nahrungsmitteln gerichtet sein. Faktisch setzen sich teilweise andere Interessen (z.B. Anbau von Exportprodukten) durch.
Instrumente
Anmerkung: Ältere Versionen dieses Artikels enthalten hierzu eine umfangreiche Stichwortliste, siehe Diskussion:Agrarpolitik. Einige dieser Stichworte sollen hier noch eingefügt und erläutert werden.
Die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) der Europäischen Union hat mehrere Phasen durchlaufen:
Eine anfängliche Hochpreispolitik zur Einkommensicherung für die Landwirte (steigende Preise bei fast unbegrenzter Abnahmegarantie) führte zu hohen Produktionsüberschüssen.
In den 1980er Jahren wurden deshalb Maßnahmen zur Produktionsregulierung beschlossen: Quotierungen für Milch, Regelungen zur Begrenzung der Getreideproduktion, Flächenstillegungsprogramme. EU-Förderprogramme (Subventionen) sollten den Export von Überschüssen ermöglichen, führten aber zu erheblichen Kosten und Instabilitäten auf dem Weltmarkt.
Mit den Reformen der GAP im Jahr 1992 wurden direkte Einkommensbeihilfen ausgedehnt und die Preise dem niedrigeren Niveau außerhalb der EU angenähert.
Konflikte mit den großen Agrarexporteuren USA, Kanada, Australien, Neuseeland und mit an Agrarexporten interessierten Entwicklungsländern waren Gegenstand vieler internationaler Verhandlungen (GATT 1986, OECD 1987, Uruguay-Runde 1986-1993, WTO-Agrarrunde 2000). Die EU-Erweiterungen stellen neue Herausforderungen für die EU-interne Konkurrenz dar.
Die gegenwärtige Agrarreform sieht den Abbau von Subventionen vor und eine Umschichtung: die Zahlungen sollen nicht mehr an Produkte gekoppelt sein, sondern als Flächenprämie pro Hektar gezahlt werden. Unterstützung soll es auch für umweltschonendes Wirtschaften, Landschafts- und Naturschutz geben.
Ergebnisse
Die Ergebnisse der EU-Agrarpolitik sind zwiespältig:
- Die Versorgungssicherheit der Industrieländer ist sehr hoch.
- Die Kosten für die Agrarpolitik der reichen Länder sind umstritten.
- Das Einkommensgefälle der Landwirte hat zugenommen.
- Die Menge und der Absatz von teuer produzierten Überschüssen ist problematisch.
- Die ökologischen Folgeprobleme und die Welternährungssituation sind ungelöste Herausforderungen.
- Die Dumpingpreise europäischer Agrarproduktion zerstören lokale Märkte in armen Ländern.
- Der EU-Markt bleibt weitgehend abgeschottet von Agrarprodukten aus nicht-EU-Staaten.
Siehe auch:
Kategorie:Agrarpolitik - Agenda 2000 - Agrargeschichte - Agrarhaushalt - Agrarreform - Agrarverfassung - Agrarwirtschaft - Agribusiness - Bodenreform - Bundesministerium_für_Verbraucherschutz,_Ernährung_und_Landwirtschaft - Flurbereinigung - Landwirtschaftskammer
Weitere Artikel zum Thema Land- und Forstwirtschaft: Portal Land- und Forstwirtschaft
Weblinks
- http://europa.eu.int/pol/agr/index_de.htm Offizielle Homepage zur Gemeinsamen EU-Agrarpolitik