Inkrustation (Baukunst)

Verkleidung von Wänden o.ä. mit wertvollen Gesteinsarten
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Inkrustation (von lateinisch crusta [marmoreae] „[marmorne] Schale“) bezeichnet in der Baukunst die Innenverkleidung von Wänden minderen Material mit flachgeschnittenen, meist verschiedenfarbigen Marmorplatten.

Die Kunst der Fassadenverkleidung war bereits bei den Römern hochentwickelt. Die Gesamtwirkung beruhte dabei vor allem auf einer großflächigen Verwendung verschiedenfarbiger, zumeist wertvoller Gesteinsarten, die aus allen römischen Provinzen rings um das Mittelmeer stammten. Roter Porphyr, der kostbarste aller Steine, kam ausschließlich aus Ägypten, grüner Porphyr, auch Serpentin genannt, aus Lakonien, grüngeäderter Serpentin aus Thessalien, weißer Marmor aus Carrara, gelber Marmor (giallo antico) aus Simitthu in Tunesien, oder elfenbeinfarbener Onyx aus Hierapolis in Phrygien.

Die Herstellung der Marmorverkleidung war damals äußerst schwierig und somit teuer. Um die dünnen Marmorplatten herzustellen, wurde am oberen Teil des Marmorblocks zuerst eine Rille gemeißelt, diese wurde dann mit Sand gefüllt; mit Hilfe eines Seiles oder eines Sägeblattes wurde dann eine dünne Platte abgesägt. Pro Tag konnten so nur ca. 5 cm gesägt werden.

Zur Anbringung an die Wand wurden zunächst Dübel-Löcher in die Wand gebohrt, die zur Aufnahme von Metall-Haken dienten. Auf diese Haken wurden von unten nach oben die Platten gesetzt und die dahinterliegenden Hohlräume mit Putz oder Mörtel verfüllt.

Die Kunst der Inkrustation wurde nach dem Untergang des römischen Reiches im Byzantinischen Reich fortgeführt; im Westen gerieten die Fertigkeiten jedoch in Vergessenheit.

Erst in der Protorenaissance nach 1000 wurde – vor allem ausgehend von Florenz – diese Art der Wandverblendung zu einer neuen Blüte geführt (Baptisterium San Giovanni, San Miniato al Monte). Auch in den folgenden kunstgeschichtlichen Epochen der Gotik (Dom Santa Maria del Fiore), der Renaissance (Santa Maria Novella) oder dem Barock blieb diese Art der Wandverkleidung sehr beliebt. Wenn das Geld für eine Verkleidung aus Stein nicht zur Verfügung stand, wurde nicht selten eine solche durch Stuck oder Wandmalerei vorgetäuscht.