Der Veltener Stichkanal zweigt zwischen Birkenwerder und Hennigsdorf bei km 15,2 in nordwestlicher Richtung aus dem Oder-Havel-Kanal ab und schließt den Hafen Velten und ein Industriegebiet an die Wasserstraße an. Der Stichkanal kreuzt den Lauf der Muhre, die von nun an hier mündete. Der Kanal ist 3,15 km lang, die Sohlenbreite beträgt 30 m, ist also für 600t-Schiffe ausgelegt. Durch den Kanal konnte auf den Landtransport der Produkte der Ofenfabriken zu den Verladestellen bei Hohenschöpping und an der Schwalbengrube verzichtet werden.
Geschichte
Um 1900 befand sich Velten auf den Höhepunkt seiner industriellen Entwicklung, die vorwiegend auf der Kachelofen- und Ziegelproduktion fußte. Für den Bau des Kanals wurden zwischen 1906 und 1912 237 ha Land in Gemeindeeigentum überführt. Der Kanal wurde zwischen 1910 und 1912 fertiggestellt, der Hafen 1911 eigeweiht. Die Kosten beliefen sich auf 3,3 Millionen RM.
Erweiterung nach Norden
Ursprünglich war östlich von Velten ein 5 km langer vierschiffiger Industriehafen geplant, der von Stichkanal bis zum Großschiffahrtsweg bei Pinnow führen sollte. Eine Industriebahn sollte längs des Kanals verlaufen. 1923 wurde ein Vertrag mit einer Siedlungsgesellschaft geschlossen. Diese hatte für das Gelände 6365 Morgen Land erworben. Anfang 1924 begann der Bau des Kanals, der an der Brücke des Hohenschöppinger Weges abzweigt. Der Bau endete schon im April 1927 nach nur 1,7 km. Grund waren Liquidationsprobleme der Siedlungsgesellschaft, die zur gleichen Zeit noch an der Realisierung vieler anderer Projekte beteiligt war, u. a. an der Niederheide bei Hohen Neuendorf. Der Kanalstumpf wurde nach dem Zweiten Weltkrieg auf etwa halber Strecke durch einen Damm geteilt. Im Jahre 2005 wurde das abgeschnittene Stück erneut durch einen Straßendamm durchteilt.
Vorläufer des Kanals
Bereits 1894 bestand ein Kanal zwischen der Havel und der Kunststraße (Straßenverbindung Velten-Hennigsdorf). Der genaue Verlauf ist noch unklar, da er im Zuge der Erweiterung des Hennigsdorfer Stahlwerksgeländes zugeschüttet wurde.
Wirtschaftliche Bedeutung
Die Veltener Ziegeleien wurden schon kurz vor dem Ersten Weltkrieg Opfer der Krise auf dem Berliner Baumarkt. Bald nach dem Krieg verringerte sich auch die Anzahl der Ofenfabriken beträchtlich. Nahe Velten siedelten sich am Ufer des Kanals metallverarbeitende und chemische Betriebe an. Trotzdem nahm die Nutzung des Kanals weiter ab, was auch durch die Verlagerung des Güterverkehrs auf die Schiene und nach 1990 auf die Straße begründet war.