Während des britisch-amerikanischen Kriegs von 1812 kam es am 27. November 1812 und am 30. März 1814 zu zwei Schlachten zwischen britisch-kanadischen und amerikanischen Truppen bei der südlich von Montréal gelegenen kanadischen Stadt Lacolle (Québec), in deren Brennpunkt die nahe gelegene Mühle (engl. Lacolle Mills) stand. Beide endeten mit britischen Siegen und vereitelten amerikanische Angriffe auf Montréal.
Erste Schlacht bei Lacolle Mills, 27. November 1812
Nachdem amerikanische Versuche, über den Niagara River nach Kanada einzumarschieren, durch die Niederlage von Queenston Heights gescheitert war, beschloss US-Generalmajor Henry Dearborn einen direkten Angriff auf Montréal. Die Amerikaner hofften, auf diese Weise die britischen Nachschublinien an den Ontariosee und den Eriesee zu unterbrechen. Die Vorbereitungen verliefen jedoch sehr langsam, u.a. deshalb, weil die Anwerbung von Kriegsfreiwilligen in Neuengland auf große Schwierigkeiten stieß – die meisten Neuengländer waren gegen den Krieg und hatten kein Interesse an einem Angriff auf ihre Nachbarn und Handelspartner jenseits der Grenze. Die meisten der 6.000 Milizionäre, die Dearborn schließlich in Albany zusammenziehen konnte, kamen aus anderen Bundesstaaten. Präsident James Madison, der angesichts der vorangegangenen militärischen Debakel einen Sieg brauchte, um die öffentliche Meinung zu beruhigen, verlor die Geduld und setzte den zögernden General massiv unter Druck, ohne Rücksicht auf das Wetter und andere Hindernisse endlich mit der Invasion zu beginnen. Charakteristisch für die Kampfmoral der US-Truppen war die Weigerung von Milizen aus Vermont und New York, die kanadische Grenze zu überschreiten.
Dearborn verlegte schließlich einen großen Teil seiner Armee nach Plattsburg und überschritt am 27. November 1812 südlich von Montréal in der Nähe der Stadt Lacolle die Grenze. Bei der Mühle von Lacolle (Lacolle Mills) hatten sich 300 frankokanadische Milizionäre (Canadian Voltigeurs) und 230 Krieger der Kahnawake-Mohawk unter Oberst Charles-Michel de Salaberry postiert, die sich nach hartem Widerstand angesichts der amerikanischen Übermacht schließlich zurückzogen. Die Amerikaner besetzten die Mühle und bereiteten einen weiteren Vormarsch am nächsten Tag vor. Während der Nacht griff eine andere amerikanische Einheit die Mühle an – offenbar war ihr Kommandeur nicht informiert worden, dass sie sich in amerikanischer Hand befand. Da die Verteidiger der Mühle mit einem britischen Gegenangriff rechneten, eröffneten sie das Feuer. Es kam zu einem mehrstündigen, blutigen Gefecht. Erst im Morgengrauen bemerkten die Amerikaner ihren Irrtum. Als zu dem Schock, eigene Soldaten getötet zu haben, noch ein überraschender Gegenangriff von de Salaberrys Männern kam, zogen sich die US-Truppen ohne weiteren Widerstand über die Grenze zurück. Der Wintereinbruch verhinderte einen erneuten Angriff auf Montréal.
Angesichts dieses peinlichen Fiaskos bot General Dearborn seinen Rücktritt an, der von Madison im Frühjahr 1813 angenommen wurde.
Zweite Schlacht bei Lacolle Mills, 30. März 1814
Nach seiner peinlichen Niederlage in der Schlacht bei Chrysler's Farm gegen zehnfach unterlegene britische Truppen unternahm der amerikanische Generalmajor James Wilkinson im Frühjahr 1814 eine erneute Invasion nach Kanada. Am 30. März überschritt er die kanadische Grenze und griff den kleinen britischen Außenposten Lacolle Mills nahe der Grenzstadt Lacolle an, der schon 1812 zum Schauplatz einer amerikanischen Niederlage geworden war.
Lacolle Mills bestand aus einer steinernen Mühle und einem hölzernen Blockhaus und wurde von einer Kompanie des 13. britischen Infanterieregiments verteidigt, die insgesamt etwa 80 Mann unter Major Hancock umfasste. Die Soldaten wurden angesichts der amerikanischen Bedrohung noch um die Grenadierkompanie ihres Regiments und um einige Schützen verstärkt. Im Verlauf des Gefechts stießen noch zwei Milizkompanien hinzu. Statt sofort anzugreifen, bauten die US-Truppen eine Geschützbatterie auf, die aus zwei Kanonen und einem Mörser bestand. Die Briten beantworteten den Beschuss mit Congreve-Raketen. Die Geringschätzung, die zweitere für ihre Gegner empfanden, zeigt sich daran, dass sie trotz ihrer Unterlegenheit sogar zwei Gegenangriffe auf die amerikanischen Geschütze führten, die aber angesichts der Deckung durch US-Infanterie abgebrochen werden mussten.
Da der Beschuss der amerikanischen Geschütze nur wenig Auswirkungen auf die dicken Mauern der Mühle hatte, weitere Verstärkungen für die Briten anrückten und schwere Geschütze der britischen Marine in Stellung gingen, gaben die Amerikaner ihr Vorhaben schließlich auf und zogen sich über die Grenze zurück. Die Amerikaner zählten insgesamt 154 Tote, Verwundete oder Vermisste, die Briten 61.
Während die Amerikaner auf dem westlichen Kriegsschauplatz (Niagara-Halbinsel) die Briten im Jahr 1814 mit besser ausgebildeten Truppen und fähigen Kommandeuren vor große Schwierigkeiten stellten, zeigten sich bei Lacolle Mills die charakteristischen Schwächen der US-Armee im Krieg von 1812: Inkompetente Offiziere und eine angesichts der numerischen Überlegenheit geradezu rätselhafte Halbherzigkeit, die schon bei kleineren Rückschlägen zur kompletten Aufgabe von Feldzugsplänen führte. Erklärbar ist das Verhalten Wilkinsons und anderer Generäle wohl nur durch einen Unterlegenheitskomplex gegenüber den Briten und ihren hervorragend ausgebildeten regulären Soldaten. So konnten Gefechte wie dieses eine Bedeutung erlangen, die in keinem Verhältnis zu ihrem eigentlich geringfügigen Charakter steht.
Siehe auch: Liste von Kriegen, Liste von Schlachten