Argument

Begründung der Wahrheit oder Bevorzugung einer Behauptung oder Entscheidungsoption durch Aussagen
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Begriffsklärung Dieser Artikel handelt von Argumenten in der Logik, Rhetorik und Kommunikation. Für weitere Bedeutungen siehe Argument (Begriffsklärung)!


Rede von Jacques Chirac vor dem Bundestag im Jahr 2000

Als Argument (v. lat.: argumentum = Beweisgrund, Beweismittel) wird eine Aussage bezeichnet, die zur Begründung einer anderen Aussage, der These (Behauptung) herangezogen wird. Die Darlegung der Argumente zur Untermauerung der These wird als Argumentation bezeichnet. Die logisch korrekte Konklusion einer Aussage aus anderen, wahren Aussagen bzw. Argumenten bezeichnet man als Beweis.

In der Wissenschaft wird unter Argument auch eine Menge von verknüpften Aussagen (Prämissen und These) verstanden, wobei die These aus den Prämissen per Konklusion hervorgeht.

Einleitung

Argumente dienen dazu, Mitmenschen von der Richtigkeit einer These zu überzeugen. Von der reinen Information unterscheidet sich das Argument dadurch, dass der Redner/Autor zur Information gleich die Bedeutung in Form einer Schlussfolgerung (Konklusion) für den Zuhörer anfügt.

Typen von Argumenten

 
Wissenschaftliche Argumentation im Hörsaal

Deduktive Argumente

Als deduktiv (oder deduktiv gültig) werden Argumente bezeichnet, bei denen die Konklusion logisch aus den Prämissen folgt, die Konklusion also wahr ist, falls die Prämissen wahr sind.

  • Logisches Nutzwertargument

Das Logische Nutzwertargument besteht aus zwei oder mehr Prämissen sowie der logischen Konklusion. Beispiel: Dieses neue Auto verbraucht nur 5 Liter und sein Tankinhalt beträgt 50 Liter. Das bedeutet, man kann mit einer Tankfüllung 1000 Kilometer reisen, ohne unterwegs zu tanken.

  • Vergrößerung

Sie stellt zwei Sätze mathematisch miteinander in bezug. Aus dem rechnerischen Ergebnis wird die Plausibilität einer Ersparnis oder eines Gewinnes dargestellt. Beispiel: Bei Einsparungen von nur 1,7 Cent pro Druckseite sparen Sie bei Ihrer Auflage bereits 20.000 x 1,7 = 340,- Euro im Monat.

  • Verkleinerung

Sie dient der Relativierung möglicher Gegenargumente, z.B. Anschaffungskosten oder laufenden Belastungen. Beispiel: Der Solarkollektor kostet zwar 24.000,- Euro, pro Monat sind das bei einer Nutzungsdauer von 20 Jahren allerdings nur 100 Euro.

  • Deduktiv logische Argumentation

Im deduktiven Argument (bezeichnet nach wissenschaftlich-philosophischer Definition) schließt der Redner vom Allgemeinen auf den Einzelfall. Diese Schlussfolgerung der klassichern Logik vom Allgemeinen auf das Besondere dient dazu spezielle Einzelerkenntnisse aus allgemeinen Theorien zu gewinnen. In der Rhetorik bietet dieses Argument eine oder mehrere Prämissen derart zur Konklusion an. Beispiel: Seit 6000 Jahren ist Krieg eine der immer wiederkehrenden Strategien zur Sicherstellung knapper Ressourcen. Auch heute beobachten wir knapper werdende Ressourcen. Es wird wieder Krieg geben.

  • Beweis aus dem Gegenteil

Ein Argumentum e contrario oder Falsifizierung ist ein Beweis aus dem Gegenteil. Es ist, korrekt durchgeführt, ein logisch (beziehungsweise juristisch) gültiges Argument und hat auch im naturwissenschaftlichen Sinn Bestand. Beispiel: Die Wirksamkeit des Medikamentes wurde im Doppel-Blind Test bestätigt. Unter inzwischen exakt bekannten Bedingungen treten vereinzelt Nebenwirkungen auf. Die gezielte Wirksamkeit ist somit schlüssig belegt.

  • Bilanzierung

Die Bilanzierung oder Nutzwertanalyse stellt die Pro-und-Contra Argumente gegenüber und versieht sie mit einem Gewichtungsfaktor. Die Summation ergibt ein mathematisch eindeutiges Ergebnis.

Induktive Argumente

Als induktiv (oder nicht deduktiv gültig) werden Argumente bezeichnet, bei denen es zwar rational ist, die Konklusion für wahr zu halten, wenn alle Prämissen wahr sind, die Konklusion jedoch nicht logisch zwingend aus den Prämissen folgt.

Induktiv gültige Argumente umfassen zum Einen die Form des Schließens vom Besonderen auf das Allgemeine (Induktionsschluss), wobei die Konklusion in gewissem Grade wahrscheinlich ist, falls die Prämissen wahr sind. Sie hat Gültigkeit innerhalb abgesicherter statistischer Umgebungen.

Als induktiv werden vor allem auch Argumente bezeichnet, die mit Erwartungen, unspezifischen Erfahrungen, Ängsten oder Präferenzen auf der Gefühlsebene arbeiten. Sie stellen häufig ein Werkzeug zum Überreden dar, während die deduktiv gültige Argumentation Überzeugungsarbeit leistet.

  • Ablenkung

Sie richtet die Aufmerksamkeit des Zuhörers von bestimmten Prämissen weg. Sie stellt neue Prämissen zur Verfügung, die vornehmlich innovativ, persönlich, sensationell oder thematisch an anderer Stelle relevant sind und konkludiert diese neuen Prämissen als viel wichtiger und interessanter als vorgegebene. Beispiel: Na ja, bei der Heizkostenabrechnung gibt es ja so viele verschiedene Verfahren. Das steht alles genau im Mietvertrag. Sie haben als Mieter sicher auch noch andere Fragen. Zum Beispiel sollten wir uns mal etwas Zeit nehmen für die zweite Terrasse oben, im Schlafzimmer. Ein Ausblick, sage ich Ihnen, das wird Sie vom Hocker reißen.

  • Alternativargumentation (P+P)

Sie stellt keine logische Argumentation dar, denn sie bietet in gut gemachter Form zwei positiv besetzte Prämissen, von denen sich der Zuhörer eine aussuchen soll. Eine Konklusion und ein logischer Schluss entfallen formell. Dennoch enthält das Argument natürlich in seinen beiden (oder mehreren) Sätzen jeweils Suggestionen für den Zuhörer oder gar jeweils eine eigene Konklusion, so dass am Ende ein Doppelargument entsteht. In der Grundform wird der Zuhörer genötigt selbst zu konkludieren. Wichtig hierbei ist, dass beide Sätze positiv formuliert sind, nur Anfänger bieten eine so genannte Verriegelung an, das heißt sie stellen eine angenehme und eine unangenehme Prämisse gegenüber. Der Zuhörer wird bei dieser schlecht gamachten Alternativargumentation äußerst offensichtlich manipuliert und wahrscheinlich in Vorwände flüchten. Beispiel (P+P): Du kannst mit mir in den Park gehen und wir suchen uns ein schönes Café oder Du magst vielleicht lieber zum Italiener, ein Eis essen und dann ins Kino. Du hast die Wahl!

  • Argumentative Definition

Sie legt Prämissen sichtbar offen fest, um sie anschließend zu konkludieren. Dabei sind sowohl die Beteiligung des Gegenüber als auch Zitate zur Prämissenbildung möglich. Beispiel: Wir sprechen hier über Qualität. Was heißt für Sie Qualität? Der Maßstab muss hier beim Kunden gesucht werden, denn er bestimmt, was gut ist und nicht die Forschung und Entwicklung. Die Vorgaben kommen aus dem Markt.

  • Autoritäts-Verweis

Das argumentum ad verecundiam ist eine enge Form der Referenzargumentation. Hierbei wird darauf verwiesen, dass eine Autorität oder eine Gruppe von Autoritäten die Thesen vertritt, auf die sich der Redner/Autor bezieht. Beispiel: XY ist Entwickler der ersten Stunde. Er ist der Auffassung, dass man den Quellcode kommentieren sollte. Wir wollen diese Aussage nicht in Frage stellen.

  • Bumerang-Argumentation oder Einwandumkehr

Sie ist eine Sonderform des Zirkelschlusses und reicht exakt die der Konklusion der Gegenrede als Prämisse in der eigenen Argumentation zurück und konkludiert umgekehrt. Beispiel: Sie sagen, sie haben keine Zeit für einen Termin. Sehen Sie, das ist genau der Grund, aus dem heraus ich mich bei Ihnen melde. Niemand hat heute noch Zeit sich um die angenehmen Dinge zu kümmern. Mit einem effektiveren Warenwirtschaftsprogramm gewinnen Sie aber genau das, nämlich Zeit für das Wesentliche.

  • Eisbrecher-Argumentation

Sie provoziert mit Hilfe einer Hypothese zur Fortführung des Dialogs. Die Prämisse wird also nicht inhaltlich, sondern situativ konkludiert. Beispiel: Aber diese Fakten sind es ja nicht, die Sie interessieren. Es geht Ihnen doch in Wirklichkeit um etwas ganz anderes.

  • Emotionale Argumentation oder Appell

Sie geht in der Konklusion der Prämisse(n) auf eine gefühlsmäßige Ebene und bezieht so die affektiven Werte des Gegenüber mit ein. Beispiel: Es ist eine Tatsache, dass wir irgendwann die Beatmung abstellen müssen. Aber es ist unerträglich, das Gefühl zu haben, nicht vorher wirklich alles menschenmögliche getan zu haben. Wozu haben wir denn das alles gelernt?

  • Empirische Argumentation

Die Empirische Argumentation konkludiert eine oder mehrere statistische beobachtende Sätze und stützt sich auf die Verifizierung zumindest einer Prämisse. Die folgende Konklusion ist streng logisch im wissenschaftlichen Sinn allerdings nicht stichhaltig, da es sein kann, dass ein Gegenbeweis die Prämisse noch wiederlegt. Beispiel: Wir haben mit dem Förderprogramm nachweisbar 1.492 Arbeitsplätze geschaffen. Die Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt sind nachweislich auf dieses Programm zurückzuführen, da die Menge der entsprechend eingereichten Arbeitsverträge von mehreren unabhängigen Stellen beglaubigt wird.

  • Entschuldigung

Sie nutzt den Nicht-Angriffsinstinkt des Menschen gegenüber Wehrlosen. Sie konkludiert einen Sachverhalt mit einer höheren Macht. Beispiel: Es ist unverzeihlich zu diesem Termin zu spät zu erscheinen. Selbst bei mehr als rechtzeitiger Abfahrt sitzt man jedoch manchmal länger am Flughafen fest, als man sich das träumen lässt. Bitte verzeihen Sie die Umstände. Oder: Kann man nicht mal fünf Minuten auf die Toilette gehen, ohne dass der Herr Gemahl sich wegen der Bierversorgung beschwert? Wie wäre es mal mit aufstehen und selber gehen?

  • Flucht nach vorne

Die auch "Einwandvorwegnahme" oder "Wind aus den Segeln nehmen" genannte Argumentation bringt einen zu erwartenden Einwand zur Sprache, der sofort mit einer passenden Gegenprämisse neutralisiert wird. Vornehmlich werden solche Sätze vorweggenommen, die erstens sowieso erwartet werden oder zweitens von geringer Bedeutung sind. Beispiel: Die Gegenpartei wird behaupten, unsere geplante Maßnahme sei unsozial. Zur Sanierung des Haushalts ist es jedoch erforderlich, diese Subvention zu kürzen.

  • Gesellschaftliche Argumentation

Das Argumentum ad populum (engl. Bandwagon-Argument) ist der Versuch, durch den Verweis auf die - wirkliche oder behauptete - allgemeine Meinung zu überzeugen. Sie stellt eine Form der Referenzargumentation dar und hebt oft auf Binsenweisheiten ab oder zitiert Sprichworte (den Volksmund). Beispiel: Die meisten Menschen sind der Auffassung, dass ...

  • Historischer Vergleich / Projektion in die Zukunft

Hier werden tatsächliche oder angenommene Ereignisse (je nach Zeitrichtung) mit Erfahrungen aus der Gegenwart konkludiert. Beispiel: Wir bewirtschaften den Forst heute mit Mischwald. Die Erfahrung aus den vergangenen drei Jahrzehnten hat bei schlechter werdenden Luftwerten gezeigt, dass gerade die klimabedingte Schädigung der Nutzhölzer in solchen Beständen geringer ist.

  • Hypothetische Argumentation

Sie bildet eine Art Scheinargument. Sie konkludiert zumindest eine angenommene Prämisse mit einer tatsächlichen. Beispiel: Stellen Sie sich mal vor, das wäre Ihr Kind, da auf dem Operationstisch. Würden Sie dann auch von einer medizinisch nicht zwingenden Indikation sprechen?

  • Induktiv logische Argumentation

Das Argument induktiver Logik baut mehrere Prämissen so auf, dass ihr Inhalt vom Einzelfall auf eine Verallgemeinerung schließen lässt. Es ist unter naturwissenschaftlicher Sichtweise nur unter bestimmten Voraussetzungen gerechtfertigt (z.B. in statistisch abgesicherten Aussagen), da Verallgemeinerungen mit Unsicherheiten behaftet sind. Gerade diese Unsicherheit wird in der Rhetorik aber oft sehr überzeugend genutzt. Beispiel: Dieser Gast aus der Schweiz fragte mich als erstes nach dem nächsten Bargeldautomaten in der Nähe des Hotel. Ich glaube, es wäre gut in Zukunft für alle Gäste ein Schild an der Rezeption anzubringen.

  • Moralische Argumentation

Sie bezieht sich auf allgemein anerkannte ethische oder gesellschaftliche Werte und versucht eine Aussage in Übereinstimmung oder im Gegensatz befindlich darzustellen. Beispiel: Wir haben es hier mit einem sehr erfolgreichen Abteilungsleiter zu tun. Wenn man sich die Anzahl der Beschwerden in der Abteilung ansieht, ist zu erkennen, dass er nicht einmal vor Erpressung zurückschreckt. Das ist für uns untragbar.

  • Offensivspiegelung

Sie arbeitet, anders als die Reflexion oder Umdeutung, mit der direkten und aggressiven 1:1 Wiedergabe eines Argumentes. Bei extrem-verbalen Angriffen konkludiert sie das ethisch-moralische Verhalten des Angreifers auf einer sachlichen Ebene zurück. Beispiel: Es mag sein, dass ein verurteilter Verbrecher verabscheuungswürdig ist, bis in die Ächtung. Wer jedoch Person und Sache nicht zu trennen vermag, stammt vielleicht aus einer Familie, in der es wohl zum guten Stil gehört als Denunziant aufzutreten, um andere mundtot zu machen. Haben Ihre Eltern Ihnen das nach 1945 noch beigebracht? Wir sollten besser ganz schnell beginnen zu den Fakten zurückzukehren!

Die Spiegelung ist eine der wichtigsten rhetorischen Mittel der Einschüchterung von Kritikern. So lehrt die Scientology-Bewegung in ihren Seminaren die Spiegelung vornehmlich um jedweder Kritik zu begegnen. Sie stellt den Einstieg in die eristische Dialektik des Arthur Schopenhauer dar und markiert den Grenzbereich zur unlauteren Rhetorik, welche sich nicht die Wahrheitsfindung zum Ziel setzt, sondern Recht mit Hilfe von Verzerrung und Manipulation unabhängig von der Sache zu konstruieren begehrt.

Zitat Arthur Schopenhauer, Nachlassband 1864: Daher entsteht nun in uns die Maxime, selbst wenn das Gegenargument richtig und schlagend scheint, doch noch dagegen anzukämpfen, im Glauben dass dessen Richtigkeit selbst nur scheinbar sei, und uns während des Disputierens noch ein Argument jenes umzustoßen oder eines unserer Wahrheit anderweitig zu bestätigen einfallen werde: hierdurch werden wir zur Unredlichkeit im Disput beinahe genötigt, wenigstens leicht verführt.(...) Daraus kommt es, dass wer disputiert in der Regel nicht für die Wahrheit, sondern für seinen Satz kämpft, wie `pro ara et focis` [für Heim und Herd], und `per fas et nefas` [mit Recht wie mit Unrecht] verfährt, ja wie gezeigt nicht anders kann.

  • Polarisierung

Sie stellt gleich zwei Prämissen verzerrt dar. Der Unterschied zur schlecht gemachten Alternativargumentation besteht vor allem in der polemischen Charakteristik der einen Prämisse, gegenüber der scheinbar wertfrei gehaltenen Alternative. Beispiel: Also ich sehe hier nur wieder die typischen Aussagen von Eltern aus Steglitz, die ihren Kindern am liebsten die Jura-Dissertation genetisch einpflanzen würden und im Zweifel eher die Leher fragen, ob sie überhaupt ordentlich vorbereitet sind. Die normalen Leute, wie Sie und ich, die freuen sich auch mal, wenn es in der Schule zum Projekttag geht und ´mal keine Noten für maximalen Ellebogeneinsatz verteilt werden.

  • Referenzargumentation

Bei einer Referenzargumentation wird zur Begründung der eigenen Thesen auf anerkannte Personen oder Instutionen verwiesen, die - angeblich oder tatsächlich - diese Thesen vertreten. Zum Typus der Referenzargumentation zählen die gesellschaftliche Argumentation und der Autoritätsverweis. Die allgemeine Referenzargumentation konkludiert ohne sich auf bestimmte, klar umrissene Gruppen zu beziehen eine fragliche Tatsache mit einer anerkannten Quelle, entweder für oder gegen einen Sachverhalt. Dabei kommen oft Fachzeitschriften, Nachbarn oder technische Daten als Referenz zum Tragen. Beispiel: Bodenpflege ist nichts anderes als Wäsche waschen, gerade wenn man kleine Kinder hat und Tiere. Sie waschen doch ihre Wäsche, oder? Sehen Sie, der Dr. Klein, oben im Penthouse mit seiner Familie, der reinigt seine Teppiche nur noch mit dem BlaBla; und da ist er nicht der einzige.

  • Scheinargument

Als Scheinargument werden Killerphrasen (umgangssprachlich auch Totschlagsargumente) bezeichnet, die nach Charles Clark inhaltlich nahezu leere Argumente bilden von der der Disputant annimmt, dass die Mehrheit der anderen Diskussionsteilnehmer mit ihm in der Bewertung übereinstimmen und die vor allem der Ablehnung oder der Herabsetzung des Gegenüber dienen. Beispiel: Die Arbeit macht doch keiner. oder Überlass das Denken den Pferden, die haben einen größeren Kopf.

  • Scheinkausalität

Sie führt eine Rede ad absurdum und begreift sich als Argument der übertriebenen Logik. Sie arbeitet also mit einer verzerrten Konklusion auf der Basis einer Übertreibung oder Untertreibung. Beispiel: Erst lassen die Öko-Bauern die Insektenvernichtung auf dem Acker sein, dann stört sich der grüne Kunde am Gen gegen Pilzbefall und am Ende kaufen Sie nur noch Brot aus dem Weltraum, weil da die Luftverschmutzung geringer ist.

  • Selektion

Sie greift aus einer Prämisse nur bestimmte Tendenzen auf und bietet eine wahre zweite Prämisse zur Konklusion an. Diese verzerrt somit die Aussagegenauigkeit. Beispiel: Wir haben es hier mit blutigen Anfängern zu tun, die ihre erste Platte gerade aufgenommen haben. Unerfahrene Künstler neigen naturgemäß zu euphorischen Prognosen was ihre Verdienstmöglichkeiten angeht. Wir sehen ganz klar und deutlich, dass unsere Talente unrealistische Vorstellungen von ihrem Vertrag haben.

  • Stillschweigende Argumentation

Das Argumentum ad ignorantiam nutzt Nichtwissen als Beweis beziehungsweise in Form der Argumentum ex silentio, den Beweis durch Schweigen. Die Gültigkeit kann nur kontexabhängig beurteilt werden, in vielen Fällen ist es jedoch logisch nicht gültig. Beispiel: Niemand hat je ein UFO gesehen, also gibt es keine UFOs. Ein Spezialfall ist die Umkehr der Beweislast: Du behauptest also, es seien noch nie UFOs auf der Erde gelandet? Dann beweise es!

  • Umdeutung

Eine Umdeutung bezeichnet die Reflexion eines vorgegebenen Sachverhalts, so dass das Gegenüber diesen zwar noch wiedererkennt, jedoch zu einer anderer Sichtweise befähigt wird. Beispiel: Der Verlust Ihres Arbeitsplatzes ist nun wirklich kein Vergnügen. Andererseits, wenn man bedenkt was Freiheit wirklich bedeutet, ist das vielleicht jetzt die Gelegenheit etwas von dem Ballast abzuwerfen, den man sowieso nur braucht wenn man Menschen imponieren will, die man eigentlich nicht mag."

  • Vertagung

Sie stellt ebenfalls eine Art der Ablenkung dar, jedoch konkludiert sie eine vermeintlich sichere Wiederaufnahme offener Fragen. Diese Argumentation eignet sich besonders zur Reaktion auf Vorwände, hinter denen keine Substanz steht. Beispiel: Diese Frage ist auch wichtig. Lassen Sie uns jedoch zunähst die Grundlagen des Verfahrens klären, damit werden einige Dinge dann von selber klar.

  • Verunglimpfung

Das Argumentum ad hominem (auch: Brunnenvergiftung, Isolierung, Ächtung) ist der Versuch, durch den Verweis auf eine wirkliche oder nur behauptete unangenehme Eigenschaft eines Gegners oder eine frühere Behauptung desselben in einer Diskussion zu überzeugen. Sie wirkt mit dem Entzug der Gesprächgrundlage durch Konklusionen, welche die Reputation oder fundamentale Grundwerte des Gegners in Frage stellen. Beispiel: Sie sind doch der Vater, der wegen Kindesmissbrauch gesessen hat!?

  • Zirkelschluss

Der Zirkelschluss (oder Tautologie) begründet eine Prämisse mit sich selbst und konkludiert somit eine immer wahre Aussage. Obwohl logisch formal korrekt, wird er nicht als schlüssig betrachtet und fällt daher in den Bereich induktiver Argumentation. Beispiel: Jeder, der schon einmal ein paar Jahrzehnte verheiratet war, kennt auch die Langeweile im Bett. Deswegen hat ja jeder nach entsprechend langer Ehe schon mal langweiligen Sex gehabt. Siehe auch: Logischer Fehler.

Vergleich induktiver Argumente an einem konkreten Fall

Die folgende Tabelle zeigt am konkreten Beispiel Rechtschreibreform exemplarisch einige induktive Argumentationsmuster auf:

Bezeichnung Beschreibung Beispiel
Empirisches Argument Es beschreibt Tatsachen, die empirisch überprüfbar bzw. widerlegbar sind. Nicht nur Jugendliche, sondern auch Erwachsene haben Schwierigkeiten mit der Groß- und Kleinschreibung.
Präskriptives bzw. normatives Argument Es wertet, will vorschreiben. Wir sollten die geltende Groß- und Kleinschreibung nicht aufgeben, da sie einzigartig ist.
Indirektes Argument Es verweist auf die innere Widersprüchlichkeit der Gegenposition. Viele, die fanatisch für die geltenden Regeln eintreten, beherrschen sie nicht.
Autoritäts-Verweis Es beruft sich auf die Aussage einer bekannten Persönlichkeit. Hans Habe, der bekannte konservative Journalist, meinte zu Recht, dass eine Reform der Groß- und Kleinschreibung letztlich den Analphabetismus fördere.
Analogisierendes Argument Aus einem anderen Bereich als dem strittigen wird ein Sachverhalt auf das diskutierte Problem übertragen. Wenn man Kindern keine Grenzen setzt, verwildern sie. Genauso ist es mit der Sprache.
Pauschalisierendes Argument Es verallgemeinert Beispiele. Alle Rechtschreibreformer sind linke Spinner.
Ideologisches Argument Einzelinteressen werden unter Berufung auf Allgemeines (z.B. die Natur, gesellschaftliche Zwänge, das Allgemeinwohl) verschleiert. Es ist doch nur natürlich, wenn man möchte, dass alles beim Alten bleibt.
Diffamierendes Argument Die Vertreter der Gegenposition werden verunglimpft. Wer die Groß- und Kleinschreibung abschaffen will, der ist doch nur zu faul die Regeln zu lernen.

Argumentationsaufbau

 
Platon

Klassischer Aufbau

Der klassische Aufbau der Argumentation in Normalform :

Argument, ggf. mit Beispiel(en)
  1. Prämisse(n)
  2. Konklusion (Schlussfolgerung)
weitere Argumente

Die Argumente dienen so dem Beweis der These (Behauptung, Kernaussage) des Redners/Autors.

Der Aufbau der Argumentation kann auch in umgekehrter Reihenfolge erfolgen, d.h. erst wird die These (Behauptung, Kernaussage) vorgestellt, dann werden die Argument(e) dazu erläutert. Dies kann zur Steigerung der Dramatik oder aus taktischen Gründen als nützlich angesehen werden. In der Realität werden im Unterschied zur Normalform auch nicht immer alle Prämissen explizit genannt.

Dialektischer Aufbau

Ursprünglich von Platon und Aristoteles als die Kunst der Gesprächsführung bezeichnet, konkludiert die dialektische Argumentation nicht eine oder mehrere Prämissen in gleicher Richtung, sondern verbindet Rede und Gegenrede, also zwei gegensätzliche Sätze miteinander zu einer Synthese. Die aristotelische Theorie der Argumentation liegt in seiner Schrift Topik vor. Das achte Buch dieser Schrift lässt zudem Einblicke in die dialektischen Argumentationsübungen in der platonischen Akademie zu.
So sollen kontroverse Themen durch den Vortrag derart behandelt werden können, dass der Gegner sehe, man habe ihn recht verstanden, sei bereit ihm zu folgen und böte sogar einen Kompromiss zu der eigenen, weit entgegengesetzten Stellung am Ende der Rede redlich an.

Argumentationsgeschichte

 
Aristoteles

Die historische Rolle der Argumentation lässt sich in Europa auf Platon zurückführen. Er hat den Begriff der Dialektik geprägt und die Grundlage für eine heute noch gültige Argumentationsform im juristischen Bereich mit der Rede vor Gericht gelegt. Hier hat sich diese Form der Einbeziheung aller Verfahrensbeteiligten durch Einsicht in die Schriftsätze der jeweiligen Gegenseite zur Vorbereitung auf die folgende Argumentation und Beweisführung im Verfahrensrecht mit dem Zile etabliert, dass Staatsanwalt und Verteidigug in ihren Plädoyers die Argumente der jeweiligen Gegenseite paraphrasieren und selbst ausformuieren, bevor sie ihre eigenen Argumente einbringen.

Die spätere Hochschulausbildung in der Antike sah die Dialektik als Grundvoraussetzung für die Zulassung zum Disput vor. Erst wenn ein Redner vor dem Plenum zunächst die Argumente des Gegners mit eigenen Worten wiedergegeben hatte, bis dieser die Zusammenfassung bejahte (siehe auch Paraphrasierung), war die Gegenrede gestattet. Bei Verstoß gegen diese Regel wurde der Disputant vom Plenum (ähnlich wie in der heutigen Verfahrensordnung vor Gericht) ausgeschlosssen.

Im Rahmen der philosophischen Wahrheitsfindung erlangt die Argumentation eine besondere Rolle. Aristoteles begründete die klassische Logik und stellte einen Katalog gültiger Schlussfolgerungen auf (siehe Syllogismus). Mit Hilfe der Logik ist es möglich, Argumente auf ihre Schlüssigkeit hin zu überprüfen, d.h. festzustellen, ob sich eine Konklusionen aus bestimmten Typen von Prämissen logisch zwingend ergibt. Diese Anwendung der Argumentation findet innerhalb der Wissenschaft bis heute ihre Anwendung.

Im Laufe der Entwicklung rhetorischer Figuren hat sich die Lehre von der Argumentation auf allgemeine Lebensbereiche erweitert. Julius Frauenstedt publizerte 1864 in seinem Nachlassband aus Schopenhauers Notizen die Eristische Dialektik. Die dort beschriebenen 38 Kunstgriffe (vornehmlich induktive Argumentationsbeispiele) sollen den Rhetoriker dazu befähigen selbst dann Recht zu behalten wenn er die Unwahrheit sagt.

Argumentationstheorie

Wahrheitstheorien

Bei der Überprüfung einer Argumentation auf Plausibilität wird geklärt, ob die Prämissen wahr oder falsch sind. Eine Wahrheitstheorie legt die Kriterien fest, nach denen eine Aussage als wahr oder falsch oder auch als unentscheidbar zu klassifizieren ist.

Wichtige Wahrheitstheorien sind die

  • Korrespondenztheorie: eine Aussage ist wahr, wenn sie mit der Realität übereinstimmt.
  • Kohärenztheorie eine Aussage ist wahr, wenn sie sich widerspruchsfrei in ein System von bereits als wahr akzeptierten Aussagen einbauen lässt
  • Konsenstheorie: eine Aussage ist wahr, wenn ihr (potentiell unendlich) viele Menschen unter idealen Kommunikationsbedingungen zustimmen würden.
  • pragmatische Wahrheitstheorie: eine Aussage ist wahr, wenn dies nützlich ist für die Realisierung von Zielen ist

Argument der besten Erklärung

Dieses Ideal hat folgende Form (wobei p und q Sätze sind): :p; die Annahme dass q erklärt am besten, warum p -> q
Ein indirektes Argument (indirekter Beweis) hat folgende Form: :Wenn nicht p, dann q; q ist nachweislich falsch -> p
Eine Bestätigung von p ist das Argument: :Wenn p, dann q; q -> p
Eine Widerlegung von p ist das Argument: :Wenn p, dann q; nicht q -> nicht p

Klassische Sprachphilosophie und Logik

Unter der Voraussetzung, dass die Prämissen wahr sind, kann mit Hilfe der Logik bestimmt werden, ob die Konklusion gültig ist, das heißt ob die Argumentation schlüssig ist. Aus der Verbindung des so genannten Satzes vom Widerspruch mit dem Satz vom ausgeschlossenen Dritten ergibt sich das Bivalenzprinzip, welches besagt, dass jede Aussage genau einen der beiden Wahrheitswerte “wahr” beziehungsweise “falsch” hat. Ein Argument ist nun gültig genau dann, wenn es unmöglich ist, dass es ein Argument der gleichen logischen Form gibt, bei dem alle Prämissen wahr, die Konklusion aber falsch ist. Daneben gibt es eine Reihe von logisch ungültigen Argumenten in der Rhetorik.

Zitate

  • Die Beleidigungen sind die Argumente jener, die über keine Argumente verfügen
    Jean-Jacques Rousseau
  • Erfolg ersetzt alle Argumente. Schlechte Argumente bekämpft man am besten, indem man ihre Darlegung nicht stört.
    Salvador Dalí
  • Hört man zu, kann man überzeugt werden, und wer sich durch ein Argument überzeugen lässt, ist ein von Grund auf unvernünftiger Mensch
    Oscar Wilde
  • Man hält einen Aal am Schwanze fester als einen Spötter mit Argumenten.
    Johann Wolfgang von Goethe
  • Schweigen ist ein Argument, das kaum zu widerlegen ist
    Heinrich Böll

Siehe auch

Literatur

  • Axel Bühler: Einführung in die Logik. Argumentation und Folgerung ISBN 3495479058
  • Christof Rapp, Tim Wagner: Aristoteles, Topik. Übersetzung, Einleitung und Kommentar, Stuttgart 2004
    (Aristoteles liefert hier die erste und sehr einflussreiche Theorie der Argumentation).
  • Eike von Savigny: Grundkurs im logischen Schließen. Übungen zum Selbststudium ISBN 3525335024
  • Holm Tetens: Philosophisches Argumentieren, München 2004
  • Anne Thomson: Argumentieren ISBN 3608942025
  • Harald Wohlrapp (hrsg.): Wege der Argumentationsforschung. - Stuttgart-Bad Cannstatt : Frommann-Holzboog 1995 ISBN 3772816606
  • Fisher, Roger ; William Ury ; Bruce Patton: Das Harvard-Konzept. Der Klassiker der Verhandlungstechnik, Frankfurt, 2004. - ISBN: 3-593-37440-4 22. Auflage
  • Rosenberg, Marshall B., Gewaltfreie Kommunikation, 5. Auflage Paderborn 2004: Junfermann
  • Detlef Burhoff, Handbuch für die strafrechtliche Hauptverhandlung. ZAP-Verlag Recklinghausen 2002