Lehrmeinung
Als Lehrmeinung wird das angesehen, was als aktueller Stand der Wissenschaften, einer Religion oder einer Weltanschauung angesehen wird. Wird eine Lehrmeinung als grundlegend und nicht verhandelbar angesehen, dann entwickelt sie sich zum Dogma.
Wissenschaft
Der "aktuelle Stand der Wissenschaften" ist freilich stets ungesichert und wird kontrovers diskutiert. Daher wird als Lehrmeinung meist die herrschende Lehrmeinung bezeichnet, die sich ihrerseits nicht nur durch Diskurs, sondern nicht selten eher durch Autorität, Bildung von Wissenschafts-Schulen und Zitatenkartelle herausbildet.
Die Lehrmeinung kann dabei durchaus hinter einen bereits erreichten Wissensstand zurückfallen. So war z.B. die Kugelgestalt der Erde ein bereits für Aristoteles geläufiges Konzept, während Kosmas Indikopleustes sie über 800 Jahre darauf (547) ablehnte. Andererseits kann eine allgemein anerkannte Theorie wie die Einsteinsche Relativitätstheorie in einem Wissenschaftsbereich praktisch völlig ignoriert werden, weil zum Beispiel in der klassischen Mechanik die Newtonsche Physik als Erklärungsmodell völlig ausreicht. Und andererseits kann die Widerlegung der Relativitätstheorie zum anerkannten Gesellschaftsspiel werden - wie etwa in dem Hochbegabtenverein Mensa -, weil es der Ehrgeiz vieler Wissenschaftler ist, über die gängige Lehrmeinung hinauszukommen.
Theologie
In der katholischen Theologie ist eine Lehrmeinung die nähere Interpretation eines Dogmas durch einen einzelnen kirchlichen Lehrer oder eine theologische Schulrichtung, die nicht glaubensverbindlich ist und gleichberechtigt neben anderen steht. Wenn eine Lehrmeinung eine unzulässige Deutung eines Dogmas zu beinhalten scheint, kann sie vom kirchlichen Lehramt geprüft und ggfs. zurückgewiesen werden. Dies ist jedoch im Verhältnis zur Fülle der Lehrmeinungen verschwindend selten der Fall.