Albrecht Dürer (* 21. Mai 1471 in Nürnberg; † 6. April 1528 in Nürnberg) war Maler, Grafiker und Kunsttheoretiker von europäischem Rang. Dürer war der größte Künstler im Deutschen Reich zur Zeit des Humanismus und der Reformation.

Leben
Bis zur Selbständigkeit 1497
Albrecht Dürers Vater, der ebenfalls Albrecht hieß, kam 1455 aus Ungarn nach Nürnberg und übte hier den Handwerksberuf eines Goldschmieds aus. 1467 heiratete er Barbara Holper, die Tochter seines Nürnberger Meisters. Von den 18 Kindern dieser Ehe wurde Albrecht am 21. Mai 1471 als drittes Kind geboren. Seit 1475 lebte die Familie Dürer in einem eigenen Haus unterhalb der Burg (Burgstr.27: Eckhaus der Gasse unter der Vesten/(Obere) Schmiedgasse).
In früher Jugend nahm ihn der Vater in seine Werkstatt, um ihn gleichfalls zum Goldschmied auszubilden. Aus diesen Lehrjahren stammen sein Brustbild, das er 1484 nach dem Spiegel auf Pergament zeichnete (jetzt in der Albertina in Wien) und eine Madonna mit zwei Engeln von 1485 (Berliner Kupferstichkabinett).
Ende 1486 bis 1490 lernte und arbeitete er bei dem Nürnberger Maler Michael Wolgemut; Indizien sprechen dafür, daß Dürer an den Entwurfsarbeiten zur Schedelschen Weltchronik (erschienen 1493) beteiligt war. Daneben bildete sich Dürer auch anhand zeitgenössischer Kupferstiche (z.B. Martin Schongauer).
Ostern 1490 bis Pfingsten 1494 begab sich Dürer auf Wanderschaft an den Oberrhein; der genaue Weg dieser ersten von drei größeren Reisen zeit seines Lebens ist unbekannt. Möglicherweise war er zunächst in den Niederlanden oder am Mittelrhein, bevor er sich 1492 im Elsaß aufhielt, wo er in Colmar nicht mehr den am 2. Februar 1491 verstorbenen Martin Schongauer antraf; dann wandte er sich nach Basel.
1494 heiratete er die wohlhabende und schöne Agnes Frey († 1539), eine Nürnberger Bürgerstochter. In der Folgezeit bis 1500 schuf er eine Serie von kleinen Landschaftsaquarellen mit Nürnberger Motiven bzw. mit Motiven von Stationen auf seiner Venedig-Reise, die er in der ersten Hälfte des Oktober 1494 antrat. Im Mai 1495 kehrte er heim nach Nürnberg.
1497 bis 1505
Er machte sich 1497 selbständig. In diese erste Periode seines Künstlerlebens fallen vorwiegend Porträts und einige Selbstportäts: das Bildnis seines Vaters (1497) in London (National Gallery), sein Selbstporträt (1498) im Prado in Madrid, das des Lindauer Kaufmanns Oswald Krell (beschriftet "Oswolt Krel. 1499") in München (Bayerische Staatsgemäldesammlung), sein Selbstporträt (1500) ebenfalls in München, Bildnis Friedrichs des Weisen (1494/97) in der Berlin (Staatliche Museen Preußischer Kulturbesitz) u. a. Von 1500 stammt auch der kleine Christus am Kreuz in der Dresdener Galerie, ein Bildchen von unvergleichlicher Feinheit der Ausführung, und aus derselben Zeit ein Altarwerk ebenfalls in Dresden ("Die sieben Schmerzen Mariä" und Maria das Kind anbetend, Mitteltafel in München), der "Dresdner Altar" sowie der Altar in Ober-St.Veit bei Wien mit der Kreuzigung Christi.
Die Haupttätigkeit widmete er jedoch dem Kupferstich und dem Vorlagenzeichnen für den Holzschnitt. Besonders den Kupferstich erprobte er schon sehr frühzeitig; das erste datierte Blatt ist von 1497, dem aber gewiss schon verschiedene vorangegangen waren. Aus dieser Zeit stammen ferner: die Offenbarung Johannis (1498), eine Folge von 16 Holzschnitten; Adam und Eva (1502), ein Kupferstich.
Dürers Verbindung zum Humanismus kommt u.a. in den Illustrationen zur Conrad Celtis' Schrift "Quatuor libri Amorum (1502) zum Ausdruck, der seinerseits Dürer zuvor bereits als zweiten Apelles gepriesen hatte.
Reise nach Venedig (1505 bis 1506)
Im Jahr 1505 unternahm er eine zweite Reise nach Venedig, wo damals die größten Renaissancemaler der venezianischen Schule, Tizian, Giorgione, Palmavecchio, bereits tätig waren; vor allen aber beeindruckte ihn Giovanni Bellini, den er in einem Brief als den "pest in gemell" (Bester in der Malerei) pries. Wenn ihn sein ernstes Studium, sein Fleiß und seine Einsicht schon früher in der Heimat den Wert der Korrektheit der Zeichnung und eine wahre Naturauffassung schätzen lehrten, so sah er hier eine ungeahnte Kraft und Tiefe des Kolorits, die nachhaltig auf ihn einwirkten.
Die deutschen Kaufleute zu Venedig bestellten für die Bartholomäuskirche daselbst ein großes Bild, das Rosenkranzfest, das später Kaiser Rudolf II. für eine große Summe erwarb und von vier Männern nach Prag tragen ließ, wo es sich jetzt in der Národni Galerie (Nationalgalerie) befindet (zuvor im dortigen Kloster Strahow). Es stellt eine Krönung der Madonna durch zwei Engel dar. Die Jungfrau reicht dem Kaiser, das Christuskind dem Papst Rosenkränze, ebenso der heilige Dominik und mehrere Engel den Umstehenden. In dem durch Übermalung sehr verdorbenen Bild ist der venezianische Einfluss deutlich zu erkennen. Obgleich Dürer in Venedig hohe Anerkennung fand und der Rat von Venedig ihm einen Jahresgehalt von 200 Dukaten anbot, wenn er sich in der Stadt dauernd niederlassen wolle, trat er doch im Spätherbst 1506 die Rückreise in seine Vaterstadt an.
1506-1514
Ab 1509 ist Dürer Genannter des Größeren Rats in Nürnberg und so kann man davon ausgehen, daß er maßgeblich an der Planung künstlerischer Projekte der Stadt beteiligt war.
Gemälde
Von den ersten Werken Dürers nach seiner Rückkunft von Italien sind zu nennen: das Bildnis eines jungen Mannes (1507) im Kunsthistorischen Museum in Wien; 1507 schuf er die Aktbilder von Adam und Eva, die sich im Prado befinden. In den Jahren 1507 und 1508 beschäftigte ihn ein Gemälde, welches, vom Kurfürsten Friedrich dem Weisen von Sachsen für die Kollegiatkirche in Wittenberg bestellt, die Marter der zehntausend Christen unter dem Perserkönig Sapor zum Gegenstand hat und sich jetzt im Kunsthistorischen Museum in Wien befindet.
Heller-Altar Nach dessen Beendigung arbeitete Dürer an seiner berühmten Himmelfahrt und Krönung der Maria, welche der Patrizier Jakob Heller in Frankfurt am Main als Altarblatt für die dortige Dominikanerkirche bestellt hatte (Heller-Altar). Das Bild brachte dem Dominikanerkloster, dessen Insassen es gegen eine Vergütung anschauen ließen, eine reiche Einnahme. Nachdem Kaiser Rudolf vergeblich 100.000 Gulden dafür geboten hatte, wurde es 1613 von dem nachmaligen Kurfürsten Maximilian I. von Bayern für 1000 Joachimsthaler erworben, ging aber bei dem großem Brande des Münchener Schlosses 1673 zu Grunde. Eine Kopie von Paul Juvenel befindet sich im Saalhof zu Frankfurt am Main neben den noch erhaltenen Flügeln (heute Historisches Museum). Hier gelangt Maria aus dem irdischen Leben durch Engel getragen in die himmlische Glorie. Gott-Vater und -Sohn empfangen sie liebevoll und setzen ihr die himmlische Krone auf; die Apostel sehen erstaunt auf das leere Grab. Dürer hat sich selbst in dem Mittelgrund der Landschaft dargestellt, er stützt sich auf eine Tafel, worauf zu lesen ist: "Albertus D. Alemanus faciebat post Virginis partum 1509". Die Altarflügel sind Werkstattarbeiten.
1511-13 malte er die repräsentativen Kaiserbilder für die Stadt Nürnberg; die Bilder sind ausnahmsweise unsigniert. Mit diesen Bildern wollte die Stadt offensichtlich ihren Anspruch auf die Aufbewahrung der Reichskleinodien untermauern; Karl der Große wird im kaiserlichen Ornat dargestellt, mit dem Schwert in der Rechten und dem Reichsapfel in der Linken, und Kaiser Siegmund als Gegenstück (beide Bilder befinden sich heute in Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum).
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Karl der Große, 1511-13
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Kaiser Sigismund, 1511-13
Aus den Jahren 1509/16 (1511?) stammt das berühmte Bild auf Holz: Die Anbetung der heiligen Dreifaltigkeit (sog. Allerheiligenbild), ursprünglich für die Kapelle des Landauer Brüderhauses gemalt, später (um 1600) vom Nürnberger Rat dem Kaiser Rudolf überlassen, jetzt im Kunsthistorischen Museum in Wien, ein in der Komposition reiches, in der Ausführung meisterhaftes Gemälde. Am unteren Rand hat sich Dürer als kleinformatige Ganzfigur selbst dargestellt, eine antikisierende Tafel mit lateinischer Inschrift haltend.
Graphische Werke
Während dieser Jahre veröffentlichte Dürer außer vielen kleineren Arbeiten in Kupferstich und Holzschnitt drei große Reihenfolgen von Holzschnitten, welche von des Künstlers reicher Erfindungsgabe ein beredtes Zeugnis ablegen und zu dem Besten gehören, was wir von Dürer besitzen. Es sind dies:
- Die kleine Passion (1509 und 1510), ursprünglich in 37 Blättern;
- Die große Passion (1510), die sich in Darstellung und Format wesentlich von der kleinen verschieden und aus 11 Darstellungen aus dem Leben des Heilands und einem Titelblatt besteht;
- Das Leben der Maria (1510 und 1511) in 20 Darstellungen.
Ferner sind aus dieser Periode noch zu nennen:
- Die heilige Dreieinigkeit (Holzschnitt, 1511)
- Die Messe des heiligen Gregor
- Der heilige Christoph
- Die heilige Familie mit Mutter Anna
- Joachim mit dem Rosenkranz.
Damals machte Dürer auch Versuche, mit der trockenen Nadel auf Kupfer zu ritzen; so entstanden Die heilige Veronika von 1510, Der Leidensheiland und der büßende Hieronymus, beide von 1512. Von dieser Zeit an wiegen überhaupt die Arbeiten Dürers in Holzschnitt und Kupferstich vor, und man begegnet seltener Gemälden von seiner Hand. Von letzteren kennt man aus dem Jahr 1512 das kleine Bild der heiligen Jungfrau mit dem nackten Kind auf den Armen, eine angeschnittene Birne haltend (im Schloss Belvedere zu Wien). In dasselbe Jahr fällt zum großen Teil eine Reihenfolge von kleinen Kupferstichen, die eine dritte Darstellung der Passion umfassen. Auch erhielt um dieses Jahr Dürer einen Freibrief von seinem Gönner, Kaiser Maximilian, zum Schutz vor Nachbildung seiner Holzschnitte und Kupferstiche. Als hervorragende Werke aus dem Jahr 1512 sind noch zu erwähnen die Stiche: Maria auf der Rasenbank, Christus der Dulder, beides Nadelarbeiten; der heil. Hieronymus in der Felsenschlucht vor dem Betpult. Aus dem folgenden Jahr stammen seine berühmten Stiche: Ritter, Tod und Teufel, der heil. Eustachius bei seinem Pferd knieend sowie vielleicht das ursprünglich für die Nürnberger Katharinen-Kirche bestimmte, jetzt in der Münchener Pinakothek befindliche Altarblatt der Geburt Christi mit den beiden Paumgartner. Seit 1515 sind auch Eisenradierungen von Dürer überliefert.
Verbindung zu Kaiser Maximilian I.
Dürer hat mehrfach im Auftrag des Kaisers Maximilian I. gearbeitet. Seit spätestens 1510/11 gab es wohl Verbindungen, die eventuell Willibald Pirckheimer angebahnt hatte. Alle Werke dienten zumindest mittelbar dem Ehrengedächtnis und dem Ruhm des Kaisers - neben Dürer waren in diesem Sinne z.B. die Künstler Hans Burgkmair, Schäufelein und Beck oder auch Albrecht Altdorfer, Lukas Cranach und Jörg Breu tätig. Fechtbuch; Hieroglyphen des Horapollon (Pirckheimer!); Der Triumph (Ehrenpforte und Großer Triumphwagen), für den Dürer und dessen Werkstatt-Mitarbeiter Hans Springinklee und Wolf Traut den größten und bedeutendsten Teil zu liefern hatte (die Beschriftungen sind Johann Neudörffer zu verdanken); das für den St. Georgenorden bestimmte Gebetbuch.
Zu dieser Zeit entstanden parallel aber auch die Kupferstiche Ritter, Tod und Teufel (1513), Hl. Hieronymus im Gehäus und Melencolia I (1514) oder die Kohlezeichnung der alten Mutter, 2 Monate vor ihrem Tod († 1514).
1518 bis 1520
Er widmete sich intensiv den theoretischen Arbeiten (Proportionslehre). Im Sommer 1518 war er als Vertreter der Stadt Nürnberg auf dem Reichstag in Augsburg, wo er Jakob Fugger und andere bedeutende Persönlichkeiten im Werk verewigte. Reformation und Bekanntschaft mit Schriften Luthers, "der mir aus grossen engsten geholfen hat".
Reise in die Niederlande (1520-1521)
Vom 12. Juni 1520 ab begab sich Dürer mit seiner Frau über Bamberg, Frankfurt, Köln nach Antwerpen und anderen niederländischen Städten, von wo er erst im Herbst des folgenden Jahres zurückkam. Die Reise, namentlich in den Niederlanden, war ein wahrer Triumph, überall wurde der Meister auf das glänzendste gefeiert; der Antwerpener Magistrat bot ihm vergeblich einen Jahresgehalt von 300 Gulden, ein schönes Haus zum Geschenk, freien Unterhalt und außerdem Bezahlung aller seiner öffentlichen Arbeiten an, um ihn zum ständigen Verbleiben in Antwerpen zu bewegen. Fürsten, fremde Botschafter, Gelehrte, so Erasmus von Rotterdam, und Künstler ehrten ihn und zogen ihn in ihre Gesellschaft. Der neugewählte Kaiser Karl V. bestätigte ihm die früher gewährten Privilegien (dies war der eigentlich Zweck der Reise) und bezeigte ihm außerdem seine Gunst in vollstem Maß. Von hoher Bedeutung für ihn waren der Anblick der niederländischen Kunstschätze und die Bekanntschaft mit den hervorragendsten dortigen Künstlern. Sein während dieser Reise geführtes Tagebuch ist im Schriftlichen Nachlaß hg. von Rupprich greifbar. Auch eine große Anzahl Bildnisse von Geistlichen, fürstlichen Personen, Künstlern etc. sind ein Ergebnis seiner niederländischen Reise. Am 2. Juli 1521 trat er die Rückreise an.
Nach seiner Heimkehr in die Vaterstadt widmete sich Dürer wieder mit rastlosem Eifer der künstlerischen Tätigkeit. In den Jahren 1520/21 leitete er die Ausschmückung des Rathauses (heute verloren, in Nachzeichnungen von 1530 in Wien, Albertina, überliefert); das Programm für die Fassadenmalereien hatte Pirckheimer entworfen.
1520 ff.
Vom Jahr 1526 besitzt die Alte Pinakothek in München zwei monumentale Tafeln, die zu den bedeutendsten Werke des Künstlers gehören: die lebensgroßen Figuren der Apostel Paulus und Petrus und der Evangelisten Markus und Johannes (Seitenstücke), zugleich die vier Temperamente verbildlichend (siehe Temperamentenlehre). Diese Tafeln hatte Dürer ursprünglich der Stadt Nürnberg geschenkt und sie waren im dortigen Rathaus aufgehängt. Aus dem Jahr 1526 stammt auch das Ölbild des Hieronymus Holzschuher in Berlin (Staatliche Museen Preußischer Kulturbesitz), das beste aller Bildnisse von der Hand Dürers, und ferner das Bildnis Jakob Muffels (ebenfalls in Berlin).
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Johannes und Petrus, 1526
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Markus und Paulus, 1526
In den letzten Jahre widmete sich Dürer vermehrt der Kunsttheorie; dabei kommt er zu Einsichten, die durchaus denen der Italiener widersprechen.
Tod, Grab und Nachleben
Seit der Niederlande-Reise unter den Folgen einer Malaria-Erkankung leidend, starb Dürer überraschend am 6. April 1528, kurz bevor er 57 Jahre alt geworden wäre. Bis zu seinem Tod war er produktiv tätig, wobei er wohl zuletzt an der Vorbereitung zum Druck einer theoretischen Hauptschrift zur Proportionslehre arbeitete.
Nicht weit entfernt von dem Grab seines Freundes Wilibald Pirckheimer ruhten die irdischen Reste Dürers auf dem Johannisfriedhof zu Nürnberg lange unter einer einfachen Metallplatte, welche sein Schwiegervater Frey für sich und seine Familie errichten ließ; erst Joachim von Sandrart bis 1681 das verfallene Grab aufs neue errichteten (Nr.649).
Ihm zu Ehren wurden im 19.Jh. Denkmäler aufgestellt und seine Büste in die Walhalla aufgenommen.
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Dürergrab auf dem Johannisfriedhof von O (2004-01-07); im Hintergrund Chor der Kirche St. Johannis
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Dürer-Denkmal auf dem Albrecht-Dürer-Platz, Standbild in Bronze, nach einem Modell von Christian Daniel Rauch von Jakob Daniel Burgschmiet 1849 gegossen, von SSW (2003-12-10)
Stand- und andere Denkmale
- 1821, Albrecht-Dürer-Brunnen in Nürnberg (Maxplatz) nach Entwurf von Carl Alexander von Heideloff in klassizistischen Formen. Zugleich ein Denkmal für Willibald Pirckheimer.
- 1840, Statue für Nürnberg nach Entwurf von Christian Daniel Rauch, ausgeführt von Jacob Daniel Burgschmiet
Kunsthistorische Würdigung Albrecht Dürers
Dürer hat für die Entwicklung des Holzschnittes und Kupferstiches Bedeutendes geleistet. Den Holzschnitt hat er aus dem "Dienst der Buchillustration" befreit und ihm den Rang eines eigenständigen Kunstwerks verliehen, das dem gemalten Bild an die Seite gestellt werden konnte. Dürer schuf eine reichhaltige Skala zwischen Dunkel und Hell, und führte den Holzschnitt so formal in die Nähe des Kupferstichs.
Wie den Holzschnitt, so perfektionierte und revolutionierte Dürer auch die Techniken des Kupferstichs. Er wurde durch Blätter wie "Ritter, Tod und Teufel" und "Melencolia I" in ganz Europa bekannt. Dürer hat genau wie Tizian, Michelangelo und Raffael die Bedeutung der Druckgrafik darin gesehen, den eigenen künstlerischen Ruf zu verbreiten und durch den Vertrieb zu Einnahmen zu kommen. Dürer hat seine druckgraphischen Zyklen im eigenen Verlag verlegt und über den Buchhandel vertrieben. Der Vertrieb druckgrafischer Blätter hatte auch zur Folge, dass neue künstlerische Entwicklungen schnell und gleichmäßig in ganz Europa Verbreitung fanden.
Neben seinem künstlerischen Schaffen schrieb Dürer auch Werke über das Perspektivproblem in der Malerei, darunter Underweysung der Messung, und betätigte sich auch mit der Befestigung von Städten. Auch auf dem Gebiet der Bauplanung war er tätig: Auf seine Pläne hin wurde die Stadtmauer von Ulm zu Beginn des 16. Jahrhunderts neu errichtet.
Nach Fedja Anzelewsky, Albrecht Dürer: Werk und Wirkung, elektron. Ausg. 1999 (Vier Bücher von menschlicher Proportion): »Dann warhafftig steckt die kunst inn der natur / wer sie herauß kann reyssen der hat sie / vberkumbstu sie / so wirdet sie dir vil fels nemen in deinem werk vnd durch die Geometria magstu deins wercks vil beweyssen.« Nach Anzelewsky ist das Wort "kunst" in diesem Zusammenhang als Gesetzmäßigkeit zu verstehen und mithin spricht sich Dürer hier nicht für ein Schaffen nach Prinzipien des späteren Naturalismus aus.
Dürers Mitarbeiter
Heute geht man davon aus, daß Dürer nicht wirklich Schüler angenommen und ausgebildet hat; vielmehr war es offensichtlich so, daß er relativ eigenständige Maler bzw. Zeichner in seine Werkstatt als Gesellen aufnahm und diese sich weiterentwickeln ließ.
Als Mitarbeiter Dürers gelten Hans Baldung genannt "Grien" (seit 1503 Geselle in der Werkstatt, bis spätestens 1508), Barthel Beham, Sebald Beham, Georg Pencz, Hans Schäufelin (seit 1503 Geselle), Hans Springinklee und Hans Suess von Kulmbach.
Es gibt Indizien, daß Grünewald von Dürer abgewiesen wurde.
Siehe auch: Dürer-Attentäter (Hans-Joachim Bohlmann), Albrecht-Dürer-Haus, Kunstverein Nürnberg
Werke (Auswahl)
Bildnerische Werke
Graphische Werke
- Große Passion Christi und Apokalypse, 1496-1498, Holzschnittfolgen
- Ein junger Feldhase, (Wien, Albertina), 1502
die drei Meisterstiche:
- Ritter, Tod und Teufel, 1513, Kupferstich
- Der heilige Hieronymus im Gehäus, 1514, Kupferstich
- Melencolia I, 1514, Kupferstich
Dürer werden etwa 20 Exlibris zugeschrieben. Das bekannteste ist wohl davon das für seinen Freund W. Pirckheimer.
Gemälde
Maßgeblich ist das Werkverzeichnis von Anzelewsky (²1991), abgekürzt zitiert mit "A.".
- Bildnis des Albrecht Dürer des Älteren (Florenz, Uffizien), 1490; Vater.
- Bildnis der Barbara Dürer, geb. Holper (Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum, Gm 1160), um 1490-1493; Mutter.
- Männliches Bildnis vor grünem Grund (Kreuzlingen), ca. 1497.
- Selbstporträt (Madrid, Museo del Prado), 1498.
- Bildnis des Oswolt Krel (München, Alte Pinakothek), 1499. Siehe auch: Abbildung in der Wikipedia.
- Bildnis Elsbeth Tuchers (Kassel, Staatliche Museen Kassel, Gemäldegalerie Alte Meister), dat. 1499, Lindenholz 29,1 x 23,3 cm.
- Selbstporträt (München, Alte Pinakothek), 1500.
- Das Rosenkranzfest (Prag, Národni Galerie/Nationalgalerie), dat. 1506, urspr. in Venedig, S. Bartolomeo.
- Die Madonna mit dem Zeisig (Berlin, Staatliche Museen), 1506.
- Bildnis eines jungen Mannes (Wien, Kunsthistorisches Museum), 1507.
- Marter der zehntausend Christen (Wien, Kunsthistorisches Museum), 1507.
- Heller-Altar (Frankfurt am Main, Historisches Museum), 1508/09; Mitteltafel verbrannt, urspr. in Frankfurt, Dominikanerkirche.
- Anbetung der heiligen Dreifaltigkeit (sog. Allerheiligenbild) (Wien, Kunsthistorisches Museum, Inv.Nr. 838), 1511
- Die Kaiserbilder:
- Kaiser Karl der Große (Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum, Gm 167, Leihgabe der Stadt Nürnberg), 1511/12, 187,7 x 87,6 cm; ein Idealbildnis.
- Kaiser Sigismund (Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum, Gm 168, Leihgabe der Stadt Nürnberg), 1512/13, 188,3 x 87,5 cm.
- Bildnis Michael Wolgemuts (Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum, Gm 885, Leihgabe der Bayerischen Staatsgemäldesammlung seit 1911), 1516.
- Bildnis Kaiser Maximilians I. (Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum, Gm 169), 1519.
- Maria mit Kind, eine Birne haltend (Florenz, Galleria degli Uffizi), 1526.
- Bildnis Johannes Kleberger (Wien, Kunsthistorisches Museum), 1526
- Sog. Vier Apostel (München, Alte Pinakothek), 1526.
- Bildnis Hieronymus Holzschuher, 1526.
Literarische Werke und Schriften
- Lehrbuch der Malerei, ab 1500, von diesem Werk sind nur geringe Teile überliefert.
- Vnderweysung der messung mit dem zirckel vnd richtscheyt (= Underweysung der Messung mit dem Zirkel und Richtscheyt), Nürnberg 1525 (bei Hieronymus Andreae).
- Etliche vnderricht, zu befestigung der Stett, Schloß vnd Flecken, Nürnberg 1527 (bei Hieronymus Andreae).
- Hierinn sind begriffen vier bücher von menschlicher Proportion, Nürnberg 1528 (bei Hieronymus Andreae), die postum erschienene Proportionslehre.
Die lateinische Übersetzung von Joachim Camerarius d. Ä. erschien 1532 unter dem Titel De Sym[m]etria partium in rectis formis hu[m]anorum corporum.
Maßgebliche Ausgabe der Schriften, Tagebücher etc.:
- Hans Rupprich (Hg.), Dürer. Schriftlicher Nachlaß, 3 Bde., Berlin 1956-1969:
- Bd. 1: 1956
- Bd. 2: 1966
- Bd. 3: 1969
Nachlass
Das Manuskript der Proportionslehre befindet sich in Dresden.
British Museum: 1 Band Zeichnungen und 4 Bände Manuskripte.
Zu Dürers schriftlichem Nachlaß vgl. Hans Rupprich, Dürers schriftlicher Nachlaß und seine Veröffentlichung, in: Anzeiger des Germanischen Nationalmuseums 1940-1953 (1954), S.7-17.
Ausstellungen (Auswahl)
- 21. Mai 1971 - 1. August 1971 Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum: 1471 Albrecht Dürer 1971.
- 23. Juli 2000 - 17. September 2000 Nürnberg, Stadtmuseum: Albrecht Dürer - ein Künstler in seiner Stadt.
- 5. September - 8. Dezember 2003 Wien, Albertina: Albrecht Dürer.
- 20. November 2004 - 23. Januar 2005 Aachen, Suermondt-Ludwig-Museum: Apelles des Schwarz-Weiss.
- 8. März 2005 - 29. Mai 2005 Madrid, Museo del Prado: Durero - Obras Maestras de la Albertina.
Literatur
Werkverzeichnisse
- Fedja Anzelewsky: Albrecht Dürer. Das malerische Werk, 2 Bde., 2. neubearb. Aufl., Berlin 1991 (zuerst 1971); mit maßgeblicher Zählung [nicht eingesehen].
- Rainer Schoch, Matthias Mende, Anna Scherbaum (Hrsg.): Albrecht Dürer: Das druckgraphische Werk.
- Bd. I: Kupferstiche, Eisenradierungen und Kaltnadelblätter, München 2001.
- Bd. II: Holzschnitte und Holzschnittfolgen, München 2002.
- Bd. III: Buchillustrationen, mit Beiträgen von Berthold Hinz und Peter Schreiber, München 2004.
Monographien, Ausstellungskataloge und CDROMs
- Erwin Panofsky, Das Leben und die Kunst Albrecht Dürers, ins Deutsche übersetzt von Lise Lotte Möller, München 1977 (erste engl. Ausgabe: 1943).
- Albrecht Dürer. 1471/1971, München 1971; Kat. Nürnberg.
- Matthias Mende (Hg.): Albrecht Dürer - ein Künstler in seiner Stadt, Nürnberg 2000.
- Mark Lehmstedt (Hg.), Albrecht Dürer: Das Gesamtwerk, CD-ROM, Berlin 2004 (= Digitale Bibliothek; 28); enthält auch:
- Fedja Anzelewsky, Albrecht Dürer: Werk und Wirkung, Stuttgart: 1980 (elektron. Ausg. 1999);
- Albrecht Dürer: Schriften und Briefe, herausgegeben von Ernst Ullmann und Textbearbeitung von Elvira Pradel, Leipzig: Reclam Verlag Leipzig, 1993.
Lexikonartikel etc.
- Allgemeine Deutsche Biographie (ADB), Bd. 5, S.475-485 (Woltmann, Alfred); Faksimile: http://aronsson.se/adb/5/475 ; sowie im Pirckheimer-Artikel http://aronsson.se/adb/26/812 f.
- NDB, Bd.4, S. 164-169 (Jantzen, Hans).
- Dürer, Albrecht, in: Meyers Konversationslexikon, 4.Aufl. 1888-90, Bd.5, S.243ff.
Weblinks
- Albrecht Dürer - Alte Pinakothek München
- Albrecht Dürer - Dürers Melancholie mit den Augen eines Russen
Sammlungen digitaler Reproduktionen
- http://artroots.com/art/art22_index.html 7 Selbstportaits
- http://www.wga.hu/html/d/durer/index.html - Web Gallery of Art
Weblinks zur Rezeption
Personendaten | |
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NAME | Dürer, Albrecht |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Maler und Grafiker |
GEBURTSDATUM | 21. Mai 1471 |
GEBURTSORT | Nürnberg |
STERBEDATUM | 6. April 1528 |
STERBEORT | Nürnberg |