Die Rotbuche (Fagus sylvatica), auch schlicht Buche oder Rot-Buche genannt, ist eine sommergrüne Baumart in der Gattung der Buchen (Fagus), die der Vorlage:Familia der Buchengewächse (Fagaceae) zugeordnet ist.
Rotbuche | ||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
![]() | ||||||||||||
Vorlage:Taxonomy | ||||||||||||
|
Der Name Hainbuche oder ("Weißbuche") verleitet zur Vermutung, daß dieser Waldbaum nahe mit der Rotbuche verwandt ist, aber die Hainbuche (Carpinus betulus) gehört zur Familie der Birkengewächse (Betulaceae); auch die Blätter beider Baumarten sehen etwas ähnlich aus, so daß es manchmal zu Verwechslungen kommt.
Der Name Rotbuche entstand wahrscheinlich durch das leicht rötlich schimmernde Holz. Der botanische Name Fagus bedeutet "eßbar", sylvatica steht für den "Wald". Die Buche ist ein forstwirtschaftlich wichtiger Baum. Landschaftsökologisch nimmt sie eine besondere Stellung ein, da sie im Holozän die häufigste Baumart (Bestandsbildner) in West- und Mitteleuropa war.
Heute sind die Buchenbestände durch den Waldrückgang seit dem Mittelalter und Waldnutzung selten geworden (siehe Geschichte des Waldes in Mitteleuropa). Waren 2003 35 % aller Rotbuchen geschädigt, waren es 2004 nach mehreren trockenen Sommern in Folge bereits 65%. Mit dem Klimawandel und der Eutrophierung der Böden wird dieser Baum des ozeanischen Klimas wahrscheinlich weiter zurückgedrängt.

Beschreibung
Gestalt und Wuchs
Die Rotbuche wird 20 bis 30 Meter, im dichten Wald auch bis 45 m hoch. Sie wird bis zu 300 Jahre alt und der Stammdurchmesser kann im Freistand bis 2 Meter betragen.
Die Krone einer ausgewachsenen Buche kann bis zu 600 m² bedecken, sie blüht und fruchtet in einem Alter von (15) 20 bis 200 Jahren. In der Jugend unter 30 bis 50 Jahren ist sie auf idealen Standorten schnellwachsend (Jahrestrieb 40 - 70 cm), mit leicht schütterer und aufrechter Krone, zunächst deutlich seitlich wachsende Triebe. Der erste Austrieb (April bis Mai) wird bis zu einer Länge von bis zu 40 cm sehr schnell geschoben und hängt zunächst leicht herab. Dann erst wird zunehmend Holz eingelagert und die Triebe richten sich auf; das Längenwachstum ist nach 3-5 Wochen abgeschlossen, nach dem der Trieb sich dichter belauben kann. Danach ist manchmal auch ein "Johannistrieb" ("Johanni"; Ende Juni) zu beobachten.
Im späteren Alter lässt die Wüchsigkeit nach, im Alter von ca. 100 bis 150 Jahren hat sie im Freistand bereits fast ihre endgültige Höhe erreicht. Danach wächst sie langsamer und bekommt mit abnehmender Vitalität (v.a. ab 200 Jahren) eine zunehmend dichtere Krone. Die Triebe werden dann kürzer und werden schließlich nur noch wenige Zentimeter geschoben. Freistehende Exemplare bilden im Alter mächtige, regelmäßige und fein verzweigt ausladende, ovale Kronen von 30 bis 35 m Durchmesser aus, deren untere Zweige fast bis auf den Boden reichen können. Starkäste fast waagerecht, ausladend und regelmäßig, wechselständig angeordnet: Der junge Trieb bildet eine nach oben gerichtete Hauptknospe (Hauptast), und eine Seitenknospe (Seitenverzweigung). Äste eines Baumes und auch anderer Rotbuchen können verwachsen. Der Lichtmangel innerhalb dieser Krone zwingt den Baum zu dieser symmetrischen, und feinen Verzweigung mit deutlich horizontaler Blattstellung, während die Krone im Inneren durch die Dunkelheit keinen Neuaustrieb mehr zulässt.
Durch diese Mächtigkeit, ihre Symmetrie und ihre hell-ockere Herbsteinfärbung ist sie ein beliebter Parkbaum. An frei stehenden alten Buchen kann man durch den regelmäßigen, "schichtweisen" Aufbau (Blattstellung und Hauptäste) gut ihr Alter abschätzen.
Im Wald stehend wächst sie hingegen schlank, die unteren Äste sterben aus Lichtmangel früh ab. Der Kronenansatz liegt hier häufig erst in 10 bis 15 m Höhe. Einen maximalen Durchmesser von 20 - 25 (bis 30) m erreicht sie nur selten, wenn andere Bäume in der Nachbarschaft absterben. Durch den Konkurrenzdruck (Licht) sind die Starkäste im Wald z.T. knickrig und eher aufrecht geneigt als waagerecht.
Rinde, Blätter, Knospen, Blüten und Früchte
A Zweig mit zwei männlichen und einem weiblichen Blütenstand; 1, 2 und 3 männliche Blüten; 4 weibliche Blüte;
B Zweig mit geschlossenem und offenen Fruchtstand, darin je 3 Bucheckern; 6 Querschnitt und 7 ganze Buchecker.
Die dünne Rinde der Triebe ist anfangs dunkelgrün bis schwarz und glatt, schon nach wenigen Wochen werden sie heller, an Ästen und Stamm schließlich hellgrau mit über Jahrzehnte sichtbaren Narben bereits abgefallener oder noch existenter Triebe, die am Stamm fast wie kleine Runzeln aussehen. Beim Dickenwachstum des Stammes und der Äste dehnt sich die Rinde mit, wobei sie erst feinste Längsrisse bildet. Das Absterbende Epiderm (Kork) schuppt nicht deutlich ab, sondern zerfällt zu feinem, hellgrauem Staub.
Von Steinbuchen spricht man, wenn Rotbuchen eine dickere Borke ausbilden, was nur selten der Fall ist.
Die Knospen sind hellbraun, spindelförmig schmal und spitz und sind eingehüllt in zwei bis drei gegenständig angeordnete, doppelte Hüllblätter, die sich schuppenartig überdecken.
Die Rotbuche blüht ab einem Alter von 30 bis 50 Jahren. Sie ist ein einhäusiger Baum (männliche und weibliche Blüten an einem Baum) mit getrennt geschlechtlichen Blüten. Die Blüten erscheinen zeitgleich mit dem Blattaustrieb im April bis Mai. Die Blüten jeweils eines Geschlechtes stehen in Blütenständen zusammen. Die Büschel der männlichen Blüten (Dichasien) sind 3 - 5 cm lang und herab hängend, jede männliche Blüte besteht aus 4 bis 7 Staubblättern. Aus den aufrecht stehenden weiblichen Blüten ragen jeweils drei rosafarbene Narben.
Die Früchte sitzen zu dritt in einem Fruchtstand zusammen. Da die drei Früchte so eng zusammenstehen, erhalten sie die typische dreikantige Form der Bucheckern.
Holz
Die Bezeichnung Rotbuche ist eigentlich irreführend, denn das Holz ist nur leicht rötlich schimmernd. Ein tieferer Rotton kommt durch den Vorgang des so genannten "Dämpfens" zustande. Dabei wird dem Holz die starke Neigung zum Verwerfen und zur Rissbildung genommen.
Das Holz ist feinporig und meist gleichmäßig gemasert, lässt sich gut bearbeiten und ist in der Möbel- und Spielzeugherstellung ein beliebtes Material. Wegen des geringen Gerbsäureanteils ist das Holz von Natur aus zur Verwendung im Freien nicht geeignet. Die Buche zählt zu den Reifholzbäumen, hat also einen farblich homogenen Aufbau über den gesamten Stammquerschnitt. Häufig kommt es jedoch zur Bildung eines Falschkernes, der früher unbeliebt war, heute jedoch in der individuellen Möbelherstellung sehr gefragt ist. Aufgrund der großen Härte (HB = 34 N/mm2), die vergleichbar mit der einer Esche ist, wird es auch häufig als Parkett verwendet. Die Biegefestigkeit ist sehr hoch, doch im gedämpftem Zustand ist das Holz sehr gut biegbar und zudem sehr plastisch, was direkt mit der kurzen Holzfaserlänge zusammen hängt. Aus diesem Grund werden gerne gebogenen Formteile aus dem Holz gefertigt, wie zum Beispiel Sitzmöbel mit anatomisch geschwungenen Elementen.
Buchenholz ist auch ein hervorragendes Brennholz, das sich durch sehr langes, ruhiges Brennen, starke Glutbildung und einen hohen Heizwert auszeichnet. Aufgrund der starken Glutbildung eignet es sich gut zum Grillen.
Verbreitung und Standort
Die Rotbuche kommt in West-, Mittel- und Südeuropa vor. Die Rotbuche ist eine ausgesprochene Zeigerart feucht-gemäßigten Klimas (nemorale Zone). Sie ist an euozeanische bis subkontinentale Klimate gebunden; über 650 mm Niederschlag, Jahresdurchschnittstemperatur über 8° Celsius, und kommt nicht in Gebieten mit strengen Wintern vor. Sie meidet trockene Gebiete. Reinbestände und Bestandsbildner ist sie nur in ozeanischen Klimaten auf entsprechenden Böden. In der Theorie der Geobotanik bilden Buchenwälder dort die Klimaxvegetation der zonalen Waldgesellschaft. Die östliche Verbreitungsgrenze von Buchenreinbeständen ist das subozeanische Klima.
Die Rotbuche ist in von Süd-Skandinavien bis Mittelitalien, je nach Klimat bis in Höhen von 500 m (östl. Mitteleuropa südl. Skandinavien, subozeanisches Klimat) oder bis 800 m (Westeuropa), in den südlichen Alpen bis in 1.000 m Höhe aufsteigend und dort an der Waldgrenze beteiligt; von der Atlantikküste Frankreichs (dort häufig) und bis in den Nordosten Polens bis zur Weichselniederung. Im subkontinentalen Polen kommt sie nur noch in geschützten Mischwäldern vor.
Sie bevorzugt nährstoffreiche, schwach saure bis kalkreiche bindige, mäßig podsolierte Sandböden bis Lehmböden. In trockeneren Regionen ist sie an bindige Böden gebunden. Sie kommt auch in Gebieten mit sehr hohen Grundwasserständen (> 2 m) in der Nähe großer Seen (Klima) vor (z.B. Umgebung der Müritz); dort gedeiht sie jedoch weniger gut und wird meist von anderen Arten abgelöst. Staunässe und stark schwankende Grundwassserspiegel (vgl. Auwald) sind für sie ebenso nicht geeignet wie lange Dürreperioden.
Die Rotbuche ist in der Jugend relativ schattentolerant (Schattenbaumart), benötigt jedoch mehr Licht im Alter.
Ökologie
Der reine Buchenwald war im Holozän wahrscheinlich der dominante Vegetationstyp in vielen Teilen Mitteleuropas in Lagen bis 500 m, in Westeuropa bis 1000 oder 1200 m (Westalpen: Beteiligung an der Waldgrenze) Höhe. Aufgrund ihrer hohen Schattentoleranz bei gleichzeitig starker Schattenwirkung ihrer weiten Kronen kann sie andere Baumarten auf den für sie geeigneten Standorten verdrängen. Buchenwälder bilden daher die Klimaxvegetation in den atlantisch geprägten Teilen Deutschlands. Der reine Buchenwald wird begleitet von einer artenreichen Krautflora mit zahlreichen Frühjahrsblühern. Mitte Mai, wenn durch das Buchenlaub der Lichteinfall eingeschränkt ist, sind die Blüte und die Befruchtung der Bodenpflanzen abgeschlossen.
Heute finden sich nur noch sehr wenige ursprüngliche Waldgebiete diesen Typs.
Buchen werden auch als "Mutter des Waldes" bezeichnet, da sich die Buchenverjüngung früher bevorzugt am Stammfuß alter Buchen eingestellt haben soll. Buchen leiten das Regenwasser aufgrund ihrer glatten Rinde und der Kronenform den Stamm hinab - die Verjüngung am Stammfuß wird also bevorzugt mit Wasser versorgt. Durch menschlichen Einfluss bringt der Regen heute Säure mit, der Effekt der Wasserzuleitung hat sich somit ins Gegenteil gewandt.
Häufig an Rotbuchen anzutreffende Schädlinge sind die Buchenblatt-Gallmücke, die Buchenwollschildlaus, der Zunderschwamm, der Brandkrustenpilz und der Buchen-Schleimrübling.
Vereinzelnt kommt auch die Buchenkrebslaus an jungen Buchenbeständen vor, die bei Massenbefall zu einer erheblichen Schädigung der Buche, bishin zum absterben des Baumes ( der jungen Pflanze ) führen kann. Zumindest jedoch bedeutet der Befall der Jungpflanze mit der Buchenkrebslaus eine erhebliche Wertminderung. Die durch die Buchenkrebslaus verursachte Schadstelle an der Rinde der Pflanze ähnelt der Wucherung durch den Pilz Nectria ditissima (Buchenkrebs).
Rohe Bucheckern, die wohlschmeckenden Früchte der Buchen, enthalten Fagin, und sind dadurch leicht giftig. Eine Buche produziert Bucheckern, wenn sie ein Lebensalter zwischen 40 und 80 Jahren erreicht hat. Nach einem trockenen heißen Jahr fällt die Bucheckerernte besonders reichlich aus, wobei die Erträge leicht alternierend sind, d. h. einem reichen Bucheckerjahr - siehe auch Vollmast - folgt in jedem Fall eine geringe Bucheckernernte, auch wenn die klimatischen Voraussetzungen gut sind. Die Bucheckern werden sehr von Vögeln und Nagetieren geschätzt und auch vom Menschen genutzt.
Buchen werden etwa 300 Jahre alt. Eine der ältesten Buchen steht in Süden Deutschlands, nahe der bayerischen Ortschaft Pondorf. Es handelt sich dabei um die so genannte Bavaria-Buche.
Mensch und Rotbuche
Buchenholz ist seit Urzeiten ein beliebtes Brennholz. Zur Zeit und Raum sparenden Holznutzung pflanzte man früher 5 bis 10 Jungbuchen eng beieinander. Daraus entwickelten sich gewaltige Büschelbuchen, die im Alter wie ein einziger Baum wirken und heute noch gelegentlich als Naturdenkmäler zu finden sind. Von Kopfbuchen sprach man analog zu den Kopfweiden bei in Brusthöhe abgesägten Buchen, die man zur erneuten Holzgewinnung wieder nachwachsen ließ, was mit der Zeit zu Krüppelwuchs und bizarrem Aussehen führte. Heute liefern Buchen ein wichtiges Nutzholz für die Möbelindustrie, Parkett- und Treppenbau. Nachdem Jahrzehntelang das Holz der Buche als zu gewöhnlich galt, beginnt man gegenwärtig wieder seine Schönheit und Qualität zu schätzen ("Edelbuche"). Bis zur Erfindung des Kunststoffs wurden viele Haushaltsgegenstände wie Waschtröge, Wäscheklammern, Bürsten oder Kochlöffel aus Buchenholz herstellt.
Bucheckern spielten in der Vergangenheit in der menschlichen Ernährung eine Rolle. Trotz der leichten Giftigkeit wurde im 19. Jahrhundert (und in den Notzeiten nach dem Zweiten Weltkrieg) aus den Nüssen Öl gepresst, das sowohl beim Kochen als auch als Lampenöl Verwendung fand. Eine Handvoll Bucheckern kann wegen ihrer Inhaltsstoffe (Fagin / Blausäure-Glykoside) bereits Unwohlsein hervorrufen. Die eßbaren Blätter der Buchen gelten als entzündungshemmend. So wurden sie bei Zahnfleischproblemen zerkaut oder bei Geschwüren als Wundauflagen genutzt.
Im Mittelalter diente Buchenasche zur Waschlaugenherstellung und zur Glasherstellung. Der Begriff Buchstabe leitet sich vom Buchenholzstab, auf dem Runen eingeritzt wurden, ab. Im Vergleich zu anderen Bäumen wie der Eiche mit ihrer langen Pfahlwurzel wird die Buche mit ihrer flacheren Herzwurzel tatsächlich seltener von Blitzen getroffen, so dass der Volksmund ("Eichen weichen...Buchen suchen") zumindest innerhalb des Waldes seine Richtigkeit hat. Michael Thonet erfand 1830 ein Verfahren zum Biegen von Buchenholz und stellte damit seine mittlerweile weltberühmten Thonet-Stühle her. Über 1500 deutsche Ortsnamen sind von der Buche abgeleitet. Die Rotbuche war Baum des Jahres 1990.
Variationen
Von der Rotbuche existieren zahlreiche Park- und Gartenformen, die sich in der Laubfärbung, Blattform oder im Wuchs voneinander unterscheiden. Die bekanntesten Variationen sind:
- Trauer- oder Hängebuche (Fagus sylvatica forma pendula)
- Blutbuche (Fagus sylvatica forma purpurea)
- Süntelbuche (Fagus sylvatica forma suntalensis)
- Säulenbuche (Fagus sylvatica Kultivar 'Dawyck')
- Schlitzblättrige Buche (Fagus sylvatica forma asplenifolia)
- Gold-Buche (Fagus sylvatica Kultivar 'Zlatia')
Literatur
- Horst Bartels: Gehölzkunde. Ulmer Stuttgart 1993. ISBN 3-82521-720-5 (UTB) bzw. ISBN 3-80012-648-6 (Ulmer)
- Gerhard Dönig: Die Park- und Gartenformen der Rotbuche - Fagus sylvatica L. Gartenbild, Rinteln, 1994. ISBN 3-928521-05-5
- Heinz Ellenberg: Vegetation Mitteleuropas mit den Alpen aus ökologischer, dynamischer und historischer Sicht. Ulmer, Stuttgart 1996. ISBN 3825281043
- Norbert Kessel: Das Wachstum von Buchenwildlingen und Baumschulpflanzen (untersucht wurde die Wirkung von: Sproßschnitt, Wurzelschnitt, Konkurrenzregelung, Pflanzverband) Dissertation Freiburg 1994, www.forstbuch.de
Weblinks
- http://www.sdw.de/wald/baum_infos/faltblatt-buche/fagus.htm - Schutzgemeinschaft Deutscher Wald: Die Buche
- http://waldbau.boku.ac.at/lehre/menu/main.php?dbf=1&tbl=9 - Waldbauliche Charakteristik der Rotbuche
- http://www.wald.de/wald/baeume/rotbuche.htm Information rund um die Rotbuche
- http://www.bund-naturschutz.de/projekte/buchenrotkern/