Ariane 5

europäische Trägerrakete aus der Ariane-Serie
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Die Ariane 5 ist eine europäische Trägerrakete aus der Ariane Serie und heißt in der Grundausführung "Ariane 5 Generic". Der ursprüngliche Hauptzweck war der Transport der Raumfähre Hermes, die jedoch nie gebaut wurde. Sie wird vom europäischen Unternehmen Arianespace betrieben und vermarktet. Ihre Entwicklungskosten betrugen ca. 7 Mrd. US-Dollar.

Datei:Ariane 5 launcher at Guiana Space Centre.jpg
Start einer Ariane 5G in Kourou
Datei:Modell einer Ariane 5.jpg
Modell einer Ariane 5

Ariane 5 startete ihren Erstflug am 4. Juni 1996. Nach genau 36,7 Sekunden musste die Rakete mitsamt ihrer Nutzlast, den vier Cluster-Satelliten, gesprengt werden. Es stellte sich heraus, dass die in Teilen von der Ariane 4 übernommene Software nicht den nötigen Anforderungen entsprach. Die Ariane 5 konnte schneller beschleunigen als die Ariane 4. Dies führte zu einem Überlauf einer Variablen des Lenksystems (Umwandlung einer 64-Bit-Fließkommazahl (die horizontale Geschwindigkeit) in eine vorzeichenbehaftete 16-Bit-Ganzzahl), was einen Rundungsfehler verursachte. Das Ergebnis war ein Absturz des Lenksystems, was die Selbstzerstörung auslöste. Unglücklich daran war, dass die Software für den Flug nicht unbedingt notwendig gewesen wäre und nur zu Startvorbereitungen diente. Glücklicherweise kamen keine Menschen ums Leben, doch der materielle Schaden belief sich auf etwa 500 Millionen US-Dollar. Der erste erfolgreiche Start erfolgte am 30. Oktober 1997.

Die bisher massereichste Nutzlast stellte der Umweltsatellit Envisat der ESA dar, der am 28. Februar 2002 mit 8,2 Tonnen Gewicht erfolgreich in die Umlaufbahn gebracht wurde. Eine neue Herausforderung für die Rakete sollte zudem das Versorgungsraumschiff Automated Transfer Vehicle für die Internationale Raumstation bilden.

Ariane 5 ECA

Der ersten Baureihe, der Ariane 5G, folgte die verbesserte Version Ariane 5 ECA, die eine größere Nutzlast (9,6t) als ihre Vorläuferversion befördern kann. Der Zusatz ECA steht für Evolution – der modernisierten ersten Stufe mit dem Vulcain-2 Triebwerk und für französisch Etage Supérieur Cryotechnique Type A (deutsch kryogene Oberstufe Typ A) - neue kryogene Oberstufe ESC-A.

Diese Oberstufe verwendet das in der Ariane 4 Oberstufe eingesetzte Triebwerk HM-7B. Dieses liefert einen höheren Schub als die bisherige Oberstufe. Dadurch können schwerere Nutzlasten und mehr Treibstoff mitgeführt werden. Durch die Verwendung von Wasserstoff als Verbrennungsträger liegt die Nutzlastkapazität der Ariane 5 ECA mit 10,5 t Nutzlast bei einem Einzelstart und 10 t bei einem Doppelstart erheblich höher als die der bisherigen Ariane 5, bei nur leicht angestiegenen Herstellungskosten.

Auch ihr Erstflug am 11. Dezember 2002 scheiterte. Als Ursache wurde das strukturelle Versagen der Düse des Vulcain-2 Triebwerks festgestellt. Eine Folge des Fehlschlags war, dass der für den 13. Januar 2003 geplante Start der Rosetta-Mission verschoben werden musste, da das Risiko eines Totalverlustes nun als zu hoch eingeschätzt wurde.

In der nach dem Fehlstart modifizierten Ariane 5 ECA wird nun ein verbessertes Vulcain-2 Triebwerk verwendet, bei dem die Düse verstärkt und etwas verkürzt worden ist. Zusätzlich wurde der Kühlmitteldurchsatz erhöht und sie erhielt einen speziellen Wärmeschutz aus Zirkoniumoxid. Die Triebwerke wurden auch wegen früherer Fehlfunktion in einer Vakuumkammer der DLR in Lampoldshausen getestet.

Ein Rahmenvertrag über 30 Ariane 5 im Gesamtwert von 3 Milliarden Euro wurde am 10. Mai 2004 abgeschlossen. Er soll es ermöglichen die Produktion zu rationalisieren und die Ariane 5 ECA gegenüber der russsischen Konkurrenz zu stärken.

Der zweite Start der Ariane 5 ECA erfolgte am 12. Februar 2005. Die Nutzlast wurde erfolgreich ausgesetzt. Sie bestand aus einem militärischen Kommunikationssatelliten (XTAR-EUR), einem kleinen Forschungsatelliten (Sloshsat) und einer Testplattform (Maqsat-B) von Ariane, die während des Fluges Messdaten sammelte.

Die Kosten für einen zweiten Testflug der Ariane 5 ECA und die Nachbesserung der Trägerrakete führten dazu, dass die Entwicklung einer weiteren, noch stärkeren Oberstufe, der ESC-B für die Version Ariane 5 ECB im Jahre 2003 vorerst auf Eis gelegt wurde. Nach dem erfolgreichen zweiten Testflug der Ariane 5 ECA Anfang 2005 wurde die Entwicklung der neuen Oberstufe von EADS nun endgültig aufgegeben, da man schätzt, dass die bei 12 t liegende GTO-Nutzlastkapazität der Ariane 5 ECB die Anforderungen des kommerziellen Satellitenstartmarktes übersteigt und sich deshalb die relativ hohen Entwicklungskosten wirtschaftlich nicht rechtfertigen.

Ariane 5 ESV mit ATV

Diese Version der Ariane 5 soll das zukünftige Versorgungsschiff Automated Transfer Vehicle (ATV) zur ISS transportieren. Das unter Druck stehende ATV liefert Fracht, Wasser, Luft, Stickstoff, Sauerstoff und Treibstoff. Außerdem soll das ATV Abfall von der ISS abtransportieren und die ISS in einen höheren Orbit heben, um dem Sinkflug durch den Bremseffekt der Atmosphäre entgegenzuwirken.

Insgesamt soll die Ariane 5 ESV bis zu 21 t Nutzlast in einen erdnahen Orbit transportieren, was einer Nutzlast von 8t für den geostationären Orbit entspricht. Sie besteht aus der ersten Stufe mit dem verbesserten Vulcain-2 Antrieb und der zweiten wiederzündbaren Antriebsstufe EPS-V, an der die Nutzlast angebracht wird. Die obere Stufe wird bei einem typischen Flug insgesamt dreimal gezündet: Das erste Mal nach dem Ausbrennen der unteren Stufe. Danach wird sie abgeschaltet und beginnt einen ballistischen Flug, bevor eine zweite Zündung sie in einen niedrigen Erdorbit bringt. Das 3. Mal wird sie gezündet, um sie wieder in die oberen Schichten der Erdatmosphäre zu bringen wo sie dann verglüht.

Der Jungfernflug der Ariane 5 ESV ist für Ende 2005 geplant, mit ihrer ersten Versorgungsmission zur ISS.

Daten der Ariane 5

Version Ariane 5G Ariane 5G+ Ariane 5GS Ariane 5ES Ariane 5ESV Ariane 5ECA Ariane 5ECB
Erste Stufe / Triebw. EPC H158 / Vulcain EPC H158 / Vulcain EPC H158 / Vulcain EPC H173 / Vulcain-2 EPC H173 / Vulcain-2 EPC H173 / Vulcain-2 EPC H173 / Vulcain-2
Zweite Stufe / Triebw. EPS L9.7 / Aestus EPS L10 / Aestus EPS L10 / Aestus EPS L10 / Aestus EPS-V L10 / Aestus ESC-A / HM-7B ESC-B / Vinci
Booster EAP P238 EAP P238 EAP P241 EAP P241 EAP P241 EAP P241 EAP P241
Startmasse 723 t 723,5 t 747 t 750 t 750 t 767 t 780 t
Schub 14.600 kN 14.600 kN 14.860 kN 15.030 KN 15.030 KN 15.030 KN 15.030 KN
Höhe (max) ? ? ? ? ? ? ?
Nutzlast (LEO 400km) 18.000 kg ? ? 21.000 kg 21.000 kg 21.000 kg ?
Nutzlast (GTO) 5.970 kg 6.925 kg 6.800 kg 7.575 kg 8.000 kg 10.500 kg 12.000 kg
Erster Flug 4. Juni 1996 2. März 2004 geplant Juli 2005 nicht geplant geplant Ende 2005 11. Dezember 2002 Entwicklung gestoppt [1]
Letzter Flug 27. September 2003 18. Dezember 2004 –- –- –- –- –-
Wichtige Nutzlasten XMM-Newton, Envisat Rosetta –- –- ATV-Transporter –- –-

Startliste

Stand der Liste: Ende Mai 2005

Datum Typ Ser.-Nr. Startplatz Nutzlast Art der Nutzlast Anmerkungen
4. Juni 1996 Ariane 5G V89 (501) Ko ELA-3 Cluster FM1-FM4 Forschungssatelliten Fehlschlag: Explosion der Rakete 37 Sekunden nach dem Start, Ursache: fehlerhafte Software
30. Oktober 1997 Ariane 5G V101 (502) Ko ELA-3 Maqsat, TEAMSAT Experimentelle Nutzlast Teilerfolg, da die Nutzlast in einem zu niedrigen Orbit ausgesetzt wurde, Ursache: unerwünschte Rollbewegungen der Rakete, daher hoher Treibstoffverbrauch
21. Oktober 1998 Ariane 5G V112 (503) Ko ELA-3 Maqsat 3, ARD Experimentelle Nutzlast und Wiedereintrittskapsel Erfolg
10. Dezember 1999 Ariane 5G V119 (504) Ko ELA-3 XMM-Newton Röntgen-Weltraumteleskop Erfolg
21. März 2000 Ariane 5G V128 (505) Ko ELA-3 Insat 3B, AfriStar Kommerzielle Kommunikationssatelliten Erfolg
14. September 2000 Ariane 5G V130 (506) Ko ELA-3 Astra 2B, GE 7 Kommerzielle Kommunikationssatelliten Erfolg
16. November 2000 Ariane 5G V135 (507) Ko ELA-3 PAS 1R, AMSAT-Oscar-40, STRV 1c und 1d Kommerzieller Kommunikationssatellit und experimentelle Satelliten Erfolg
20. Dezember 2000 Ariane 5G V138 (508) Ko ELA-3 Astra 2D, GE 8, LDREX Kommerzielle Kommunikationssatelliten und experimenteller Satellit Erfolg
8. März 2001 Ariane 5G V140 (509) Ko ELA-3 Eurobird 1, BSAT 2a Kommerzielle Kommunikationssatelliten Erfolg
12. Juli 2001 Ariane 5G V142 (510) Ko ELA-3 Artemis, BSAT 2b Kommunikationssatelliten Teilerfolg, da die Nutzlast in einem zu niedrigen Orbit ausgesetzt wurde, Ursache: Fehlfunktion der zweiten Raketenstufe
1. März 2002 Ariane 5G V145 (511) Ko ELA-3 Envisat Umweltsatellit Erfolg
5. Juli 2002 Ariane 5G V153 (512) Ko ELA-3 Stellat 5 (Atlantic Bird 3), N-Star c Kommerzielle Kommunikationssatelliten Erfolg
8. August 2002 Ariane 5G V155 (513) Ko ELA-3 Atlantic Bird 1, MSG 1 Kommerzieller Kommunikationssatellit und Wettersatellit Erfolg
11. Dezember 2002 Ariane 5ECA V157 (517) Ko ELA-3 Hot Bird 7, Stentor Kommunikationssatelliten Fehlschlag: Rakete aufgrund der Fehlfunktion des Vulcain-2 Triebwerks der ersten Raketenstufe gesprengt
9. April 2003 Ariane 5G V160 (514) Ko ELA-3 Insat 3A, Galaxy 12 Kommerzielle Kommunikationssatelliten Erfolg
11. Juni 2003 Ariane 5G V161 (515) Ko ELA-3 BSAT 2c, Optus C1 Kommerzieller und militärischer Kommunikationssatelliten Erfolg
27. September 2003 Ariane 5G V162 (516) Ko ELA-3 Insat 3E, e-Bird, SMART-1 Kommerzielle Kommunikationssatelliten und Mondsonde Erfolg
2. März 2004 Ariane 5G+ V158 (518) Ko ELA-3 Rosetta Kometensonde Erfolg
18. Juli 2004 Ariane 5G+ V163 (519) Ko ELA-3 Anik F2 Kommerzieller Kommunikationssatellit Erfolg
18. Dezember 2004 Ariane 5G+ V165 (520) Ko ELA-3 Helios 2A, Nanosat 1, Parasol, Essaim 1-4 Militärischer Aufklärungssatellit und experimentelle Satelliten Erfolg
12. Februar 2005 Ariane 5ECA V164 (521) Ko ELA-3 XTAR-EUR, Sloshsat, Maqsat B2 Kommerzieller Kommunikationssatellit für millitärische Anwendungen und experimentelle Satelliten Erfolg

Der nächste Start (in der Version Ariane 5ECA) ist für Ende Juni 2005 mit zwei kommerziellen Kommunikationssatelliten geplant.

Siehe auch

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