Die Mdewakanton sind einer der Unterstämme der Dakota aus der Sioux-Sprachfamilie. Im 19. Jahrhundert lebten sie am oberen Mississippi River und am Mille Lacs Lake im mittleren Minnesota, der auf Dakota Mde wakan genannt wurde, woraus sich der Stammesname ableitet (zu Deutsch: M'de = See, wakan = Geister, otonwe = Dorf, also Dorf am Geistersee). Lewis und Clark schätzten sie 1804 auf etwa 1.200 Stammesangehörige.
Ursprünglich lebten sie gemeinsam mit anderen Sioux südlich und westlich des Michigansees, wurden aber von Algonkinstämmen nach Westen zum oberen Mississippi und Lake Mille Lacs verdrängt. Man vermutet, dass die Mdewakanton den Originalstamm bildeten, von dem sich die anderen drei Dakota-Stämme, Sisseton, Wahpeton und Wahpekute, irgendwann getrennt haben. Sie gehörten zur Kultur des nordöstlichen Waldlands und bewohnten im Frühjahr und Sommer ortsfeste Siedlungen, von denen aus die Männer jagten und fischten, während die Frauen für den Anbau von Mais, Bohnen und Squash zuständig waren und Wildreis sammelten.

Geschichte
Die geographische Lage ihres Wohngebiets hatte zur Folge, dass sie als erste Sioux von eindringenden amerikanischen Siedlern verdrängt wurden. In Mendota (Minnesota) wurde am 5. April 1851 ein Vertrag unterzeichnet, in dem die Dakota der Regierung der Vereinigten Staaten einen Großteil ihres Stammesgebiets überließen. Als Gegenleistung sollten sie Geld und Lebensmittel erhalten. Als Reservation blieb den Mdewakanton nur ein schmaler Landstreifen am Minnesota River. Einer der Unterzeichner des Vertrages von Mendota war Little Crow, der Oberhäuptling der Mdewakanton.
Der Amerikanische Bürgerkrieg (1861-1865) führte zu Zahlungsschwierigkeiten und löste eine Hungersnot bei den Dakota aus. Ein Teil der Mdewakanton verließ die Reservation und überfiel weiße Siedler in Minnesota, von denen insgesamt 450 ihr Leben verloren. Eine hastig zusammengestellte Miliz unter Colonel Henry Sibley konnte die aufständischen Dakota schließlich am 23. September 1662, vier Wochen nach Beginn des Konflikts, beim Wood Lake besiegen. 2.000 Indianer ergaben sich den Amerikanern, die 392 Krieger vor Gericht stellten und in einem Schnellverfahren 307 von ihnen zum Tod verurteilten. Bischof Henry B. Whipple aus Minnesota reiste daraufhin nach Washington, um bei Präsident Abraham Lincoln um Gnade zu bitten. Nach eingehender Prüfung wandelte Lincoln die meisten Todesurteile in Haftstrafen um. Nur bei 38 Fällen, in denen Mord oder Vergewaltigung nachgewiesen worden war, blieb die Todesstrafe bestehen. Am 26. Dezember 1862 wurden 38 Dakota-Krieger zu eigens für diesen Zweck in Mendota errichteten Galgen geführt und gleichzeitig gehenkt. Es war die größte Massenhinrichtung der amerikanischen Geschichte.
Drei Anführer des Aufstands fehlten noch. Little Crow war nach North Dakota zu den Teton-Sioux geflohen. Zwei weitere Häuptlinge waren nach Kanada entkommen, später aber an die Vereinigten Staaten ausgeliefert und ebenfalls hingerichtet. Little Crow kam im folgenden Sommer nach Minnesota zurück und wurde beim Beerensuchen von einem Farmer hinterrücks erschossen.
Heutige Situation
Die am Aufstand unbeteiligten Mdewakanton wurden mit den Winnebago zusammen in die Crow Creek Reservation in South Dakota umgesiedelt. Sie sind heute kein einheitlicher Stamm mehr und leben zum Teil unter Angehörigen anderer Stämme. In den USA und Kanada findet man Mdewakanton in folgenden Reservationen:
Ausschließlich Mdewakanton in der
- Lower-Sioux-Reservation
- Shakopee-Mdewakanton-Reservation
- Prairie Island Indian Community
- Mendota Mdewakanton Dakota Community.
Gemischt mit Angehörigen anderer Stämme in der
- Santee-Sioux-Reservation (Dakota)
- Flandreau-Santee-Sioux-Reservation (Dakota)
- Sisseton-Wahpeton-Reservation (Dakota)
- Upper-Sioux-Reservation (Dakota)
- Mille-Lacs-Reservation (Anishinabe)
- Sioux Valley Dakota Nation in Kanada (Dakota).
Siehe auch
Literatur
- Raymond J. DeMallie (Hrsg.): Handbook of North American Indians. Bd. 13: Plains. Smithsonian Institution Press, Washington D.C. 2001. ISBN 0-16-050400-7
- Maximilian zu Wied-Neuwied: Reise in das Innere Nord-Amerika in den Jahren 1832 bis 1834, 2 Bände mit Illustrationen von Karl Bodmer, Koblenz, 1840-41. Reprint von L. Borowsky, München, 1979.
- Benjamin Capps: Die Indianer. Reihe: Der Wilde Westen. Time-Life Books (Netherland) B.V., 1980.