Das "Berliner Modell" wurde für Schule und Unterricht entwickelt. Es soll Lehrern dabei helfen, möglichst viele den Unterricht beeinflussende Faktoren zu berücksichtigen bzw. überhaupt erst "in den Blick" zu bekommen. Auf diese Weise soll gezieltes und geplantes Lehren Lernen ermöglicht werden.
Für Pflegepersonen ist es insofern von Bedeutung, da es auch als Werkzeug zur Planung von Tätigkeits- und Freizeitangeboten für Patienten- oder Bewohnergruppen dienen kann.
Das Modell
Das Berliner Modell möchte helfen, zu sinnvollen Entscheidungen über das "Warum", "Wohin", "Was" und "Wie" in einer Gruppe zu kommen unter Berücksichtigung der je unterschiedlichen Bedingungen und Situationen. Es gibt Hilfen zur Analyse und Planung einzelner Schritte und zur nachträglichen Reflexion und Auswertung von Arbeitseinheiten oder Gruppenstunden.
Das Berliner Modell nennt 6 Faktoren, die bei der Planung und Vorbereitung berücksichtigt werden sollten,
- zwei Bedingungsfaktoren
- Bedingungsrahmen
- persönlichen sozial-kulturellen Vorraussetzungen aller Beteiligten
- vier Entscheidungsfaktoren (Entscheidungsfelder)
- Absichten / Ziele
- Inhalte / Gegenstände
- Methoden / Wege
- Mittel / Medien
Bedingungsfaktoren
Der Bedingunugsrahmen, in dem das Treffen stattfindet
- wo findet das Treffen statt ?
- welche räumlichen Bedingungen geibt es ?
- wieviel Zeit steht zur Verfügung
- was ist sonst noch unverändert vorgegeben ?
- wer hat von außen welche Einfluß- und Kontrollrechte ? (z.B. Hausmeister stellt Strom ab)
Die persönlichen sozial-kulturellen Vorraussetzungen aller Beteiligten (d.h. die der Mitglieder und die des Leiters)
- wie alt sind sie, in welcher Entwicklugnsstufe, Männer und/oder Frauen (Jungen/Mädchen)
- welche Interessen haben sie vermutlich ?
- welche Einstellung/Motivation, Aufnahmebereitschaft ?
- in welchem Lebensraum leben sie, und was ergibt sich daraus (Einstellunge, Fähigkeiten) ?
- Vorerfahrung aller Beteiligten ?
- wie ist die Zusammensetzung der Gruppe, wer führt, hat Einfluss ? wie ist das Klima ?
- wie ist das Verhalten und die Beziehung der Teilnehmer und Leiter untereinander ?
Entscheidungsfaktoren
- Die Absichten, die Ziele, die angestrebt werden:
- Was möchte ich (möchten wir) erreichen? Worum geht es?
- Woher kommen diese Ziele, wie begründen sie sich?
- Wie "passen" diese Ziele auf den Bedingungsrahmen, auf unser aller Voraussetzungen?
- Sind diese Ziele denkbar, oder müssen sie im Blick auf Bedingungen und Voraussetzungen verändert werden?
- Die Inhalte/Gegenstände, um die es geht:
- Um welche Inhalte geht es?
- Passen diese Inhalte zu den Zielen und umgekehrt?
- Wie genau müssen die Inhalte gefüllt werden (eingegrenzt/ausgeweitet), damit sie nicht an den Voraussetzungen der Beteiligten vorbeigehen ?
- Gibt es Widersprüche zum Bedingungsrahmen ?
- Die Methoden sind der Weg, auf dem die Inhalte angegangen und die Ziele erreicht werden können.
- "Wenn ich die Voraussetzungen der Beteiligten und den Bedingungsrahmen bedenke und mir die angestrebten Ziele und Inhalte vergegenwartige, welche Ideen habe ich dann, wie ich dieses erreichen könnte?"
- Welche Schritte finde ich?
- Was konnte ich tun, sagen, anbieten? Wie den Inhalt aufbauen, strukturieren oder darbieten?
- Müsste ich eventuell meine Zielstrebungen ändern, weil ich keinen Weg finde, wie ich sie erreichen kann; oder andere ich meine Inhaltsentscheidungen oder den Bedingungsrahmen oder meine Voraussetzngen (indem ich mir z. B. zu einer Sache mehr Informationen beschaffe) ?
- Die Mittel, die Medien, die ich brauche, wenn ich diesen Weg gehen will:
- Habe ich diese Mittel/das Material, oder muss ich den Weg ändern, weil sie mir nicht zur Verfügung stehen? (Z. B.: Mir fehlt ein Dia-Projektorund ich wollte Bilder zeigen.)
- Passen die Medien zu den Voraussetzungen der Teilnehmer, den Zielen, den Inhalten usw.?
wichtigsten Festtellungen
Die wichtigsten Feststellungen dieses Modells sind:
- Alle sechs Faktoren beziehen sich aufeinander. Unter ihnen besteht ein Zusammenhang. Jeder Faktor muB im Blick auf den anderen betrachtet werden. (In der bildlichen Darstellung wird dies durch Pfeile ausgedrückt.)
- Dieses Modell betrachtet Planung (eines Treffens/einer Gruppenstunde) als ein System miteinander zusammenhängender Entscheidungen: In einem Element ist jeweils auch jedes andere mitenthalten, bzw. die Entscheidung in einem Feld hat Folgen für die Entscheidung in den anderen Feldern. "Wenn ich in einem Feld eine Entscheidung getroffen habe, muss ich deshalb alle anderen Entscheidungen durchdenken, ob sie im Zusammenspiel iibereinstimmen" (s. 0.).
- Auch der Bedingungsrahmen muss bei Entscheidungen berücksichtigt werden, bzw. je nach Ziel "muss ich versuchen, den Bedingungsrahmen zu verändern".
- Die Bedingungs- und Entscheidungsfaktoren sind hier in einer bestimmten Reihenfolge dargestellt. Bei der Planung brauch man aber nicht unbedingt in dieser Reihenfolge vorzugehen, weil alle Faktoren sich wechselseitig beeinflussen. Man kann grundsätzlich in jedem Feld beginnen und darauf die Entscheidung der anderen beziehen.
- Ist ein geplantes Treffen durchgeführt, dann ergeben sich Folgen oder Ergebnisse bei allen Beteiligten. Die Ziele wurden erreicht oder nicht erreicht, es hat sich erwas verändert oder es ist nichts geschehen. Diese Ergebnisfeststellung fliesst ein in die Voraussetzungsüberlegung für das nächste Treffen.
Literatur
Weblinks
Hinweis: Dieser Artikel basiert auf einem GFDL-lizensierten Text, der aus dem PflegeWiki übernommen wurde. Eine Liste der ursprünglichen Autoren befindet sich auf der Versionsseite des entsprechenden Artikels. |