Zisterzienser

römisch-katholische Orden der benediktinischen Reform in der Tradition des Klosters von Citaux
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Die Zisterzienser (Akronym: OCist, von Ordo Cisterciensis, früher: SOC - Sacer Ordo Cisterciensis) sind ein christlicher Orden in der römisch-katholischen Kirche.

Kloster Lehnin, Brandenburg

Geschichte

Gründung

1098 wurde die Gemeinschaft im französischen Cîteaux (lat. Cistercium) von einer Gruppe von Benediktinermönchen unter der Leitung Robert von Molesmes gegründet. Die Gemeinschaft unterwarf sich dem Ziel, streng nach den Ordensregeln zu leben, die Benedikt von Nursia 540 für seine Mönche aufgestellt hatte (der Regula Benedicti). Auf dieser Grundlage wollten sie ausschließlich „von eigener Hände Arbeit“ leben. Einnahmen aus Verpachtung und Zinsen lehnten sie ab.

Unter Bernhard von Clairvaux begann der eigentliche Aufstieg des Zisterzienserordens. Seine Lehren und Theorien, sowie seine Vorgaben zum Klosterbau lassen in ihm den eigentlichen Gründer des Ordens erblicken. Bernhard übte auch außerhalb des Ordens großen Einfluss auf die Politik des Mittelalters aus. Die Mächtigen akzeptierten ihn als Mittler untereinander. Das Bernhardsfest ist am 20. August.

Bedeutende Vertreter des Ordens im 12. Jahrhundert sind außerdem Aelred von Rievaulx und Otto von Freising.

Datei:Eberbach cabinett.jpg
Kloster Eberbach - der Cabinettkeller
 
Hinweis auf Fischerei und Mühle in Himmerod

Die Zisterzienser erlangten durch ihre Kolonisationstätigkeit im 12. und 13. Jahrhundert, besonders im Raum östlich der Elbe, hervorragende Bedeutung. Sie schufen landwirtschaftliche Musterbetriebe, förderten Obst- und Weinbau, Pferde-und Fischzucht, Bergbau und Wollhandel, trugen aber auch sehr zur Verbreitung und Blüte hochmittelalterlicher Kultur bei. Der gotische Baustil, anfangs nur zögernd übernommen, fand nicht zuletzt durch diesen Orden Verbreitung in ganz Europa. Wie alle Mönche widmeten sie sich der Vervielfältigung von liturgischen und theologischen Handschriften. Einige Klöster, wie z. B. Himmerod in der Eifel, verfügten bereits gegen Ende des Mittelalters über große und wertvolle Bibliotheken.

Neu bei den Zisterziensern war der straffe Zusammenhalt der grundsätzlich selbständigen Klöster nach Maßgabe ihrer Gründung. Jede Abtei blieb gegenüber ihrem Mutterkloster verantwortlich, dessen Abt jährlich eine offizielle Visitation vornahm. Innerhalb dieses Filiationsprinzips nahm Citeaux den ersten Rang ein. Dessen vier Tochterklöster, die Primarabteien La Ferte (1113), Pontigny (1114), Clairvaux und Morimond (beide 1115) bildeten den Ausgangspunkt von vier Filiationslinien, wobei in Deutschland die meisten alten Zisterzienserklöster auf Morimond zurückgehen, so auch das erste Zisterzienserkloster auf deutschem Gebiet Kloster Kamp (1123), und nur einige wenige auf Clairvaux.

Bis 1675 wurden insgesamt 742 Zisterzienserklöster gegründet.

Nach der Reformation (etwa 1535) wurden die Zisterzienserklöster in den evangelischen Gebieten Deutschlands geschlossen und die Kirchen zu Pfarrkirchen umgewandelt. Dennoch wurden einige Klöster in neuer Form, z.B. als Predigerseminar erhalten. So gibt es bis heute das Zisterzienser-Kloster in Loccum, das einen Abt hat und in dem jeden Tag (seit 1600) eine Hore gebetet wird. Die evangelischen Zisterzienser-Konvente haben sich in der Gemeinschaft Evangelischer Zisterzienser-Erben in Deutschland zusammengeschlossen und übernehmen die Pflege des religiös-kulturellen Erbes der Zisterzienser auf evangelische Seite.

Eine Zeitspanne des Rückgangs nach dem 13. Jahrhundert wurde vom Aufschwung neuer reformierter Zisterziensergruppen gefolgt. Die bedeutendste unter ihnen war die sich im 17. Jahrhundert abspaltende Gruppe von La Trappe. Diese Trappisten entwickelten sich schließlich zu einem eigenständigen Orden, den der „Zisterzienser strenger Observanz“. Im 20. Jahrhundert erlangte der Zisterzienserorden besonders durch schulische Tätigkeit größere Bedeutung. Daneben begann eine, wenn auch beschränkte, Missionstätigkeit in Südamerika.

Entwicklung in Niedersachsen

Als erstes Zisterzienserkloster in Niedersachsen wurde 1135 das Kloster Amelungsborn gegründet und zwar durch Graf Siegfried IV. von Boyneburg, den letzten weltlichen Spross des Northeimer Grafengeschlechts. Die "villa Amelungsborn", die ihren Namen nach der im Klosterareal noch heute nachweisbaren Quelle, dem "Born" des Amelung trägt, gehörte zu den Erbgütern des Fürstengeschlechts.

Die positive wirtschaftliche Entwicklung des Klosters ermöglichten die Ausbreitung des Ordens. Bereits 1138 stellte Amelungsborn den Gründungsabt für Kloster Mariental bei Helmstedt. 1145 entsandte Amelungsborn einen vollständigen Konvent zur Gründung des Klosters Riddagshausen bei Braunschweig. Dort legten die Ordensbrüder eine Teichlandschaft für die Fischzucht an, die heute Naturschutzgebiet ist; von den ehemals 28 Teichen existieren heute noch elf.

Amelungsborn wurde nicht aufgehoben, als Abt und Konvent das Augsburger Bekenntnis annahmen. 1655 erließ der Herzog eine neue Klosterordnung und bestellte den in Holzminden neu eingesetzten Generalsuperintendenten zum Abt des Klosters. 1760 wurde die Klosterschule nach Holzminden verlegt und mit der dortigen Stadtschule vereinigt. Um 1810 endet jeder korporative Zusammenhalt, obgleich das Amt des Abtes auch im 19. Jh. weiter bestehen blieb. Als 1875 die schulischen Aufgaben des Klosters durch die Verstaatlichung der Schule endet, bestand das Abtsamt noch als Ehrentitel für hohe braunschweigische Geistlichkeit fort.

Durch den Gebietsausgleich von 1941 gelangte der Kreis Holzminden zur Provinz und die Kirche zur Landeskirche Hannover. Der Kirchensenat trat in die Rechte des früheren Landesherrn ein und übernahm die Zuständigkeit für Kloster Amelungsborn. Neue Möglichkeiten brachte der "Loccumer Vertrag", ein Staatsvertrag zwischen dem Land Niedersachsen und den fünf Landeskirchen. Die zuständigen kirchlichen Behörden konnten nun die "Prälaturen" Amelungsborn, Königslutter, Mariental und Riddagshausen ohne staatliche Mitwirkung regeln.

Entwicklung in der Mark Brandenburg

 
Kloster Lehnin, Königshaus, 14. Jahrhundert

Von außerordentlicher Bedeutung für die Stabilisierung und Entwicklung der Mark Brandenburg war das 1180 25 Kilometer südwestlich von Potsdam gegründete Kloster Lehnin. Nur einige Jahrzehnte zuvor 1157 hatte der erste Markgraf Albrecht der Bär die Mark aus der Taufe gehoben. Die ansässigen Slawenstämme hatten die Deutschen bei ihren vorherigen Versuchen der Ostkolonisation mehrfach zurückdrängen können, so dass die ersten askanischen Markgrafen wussten, dass das Land mit dem Sieg von 1157 noch nicht gewonnen war. Der Sohn Albrechts, der zweite Markgraf Otto I. gründete das Kloster 1180 unter anderem mit dem Ziel, über die Missionierung der "heidnischen" Slawen und über die wirtschaftliche Leistungskraft der Mönche das Land zu konsolidieren und schrittweise auszudehnen. Im Sinne ihrer Selbstverpflichtung zu einem entbehrungsreichen, asketischen und gottgefälligen Leben fanden die Zisterzienser hier ein geradezu ideales "jungfräuliches" kulturelles und landschaftliches Gebiet vor.

Bekannte Zisterzienser

Gegenwärtige Zisterzienserklöster


Ehemalige Zisterzienserklöster

 
Kloster Zinna, Brandenburg

Seinerzeit: Mark Brandenburg (Askanier), Mark Lausitz, Magdeburg; angegeben sind die Gründungs- bzw. Stiftungsdaten:

  • Nonnenklöster
    • Kloster Mühlberg
    • Kloster Lindow
    • Kloster Marienfließ / Stepnitz
    • Kloster Altfriedland
    • Kloster Seehausen
    • Kloster Zehdenick
    • Kloster Boitzenburg
    • Kloster Jüterbog
    • Kloster Stift zum Heiligengrabe
    • Kloster Ziesar
  • Mönchsklöster
    • Kloster Dargun
    • Kloster Doberan
  • Nonnenklöster
    • Kloster Neukloster

Info: In Georgenthal (Thüringen) gibt es auch eine Ruine eines ehemaligen Zisterzienser Klosters.




Literatur

  • Immo Eberl, Die Zisterzienser. Geschichte eines europäischen Ordens. 1. Auflage, Thorbecke, Stuttgart 2002. ISBN 3-7995-0103-7
  • Ulrich Knefelkamp, Zisterzienser. Springer, Berlin 2001. ISBN 3-5406-4816-X
  • Terryl N. Kinder, Die Welt der Zisterzienser. Schnell & Steiner 1997. ISBN 3-79541-297-8

Siehe auch: Ordensgemeinschaft, Kloster