Das Kastell Dambach ist ein ehemaliges römisches Militärlager, das am Rätischen Limes, einem Teil des zum UNESCO-Weltkulturerbe erhobenen Obergermanisch-Rätischen Limes, errichtet wurde und heute größtenteils unüberbaut, doch nicht sichtbar auf den Gemarkungen des Dorfes Dambach, heute Ortsteil der Gemeinde Ehingen, im Landkreis Ansbach in Bayern liegt. Seine durch die Baugeschichte bedingte längliche Form macht es in dieser Art am Obergermanisch-Rätischen Limes einzigartig.
Kastell Dambach | |
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Limes | ORL 69 (RLK) |
Strecke (RLK) | Rätischer Limes, Strecke 13 |
Datierung (Belegung) | evtl. 100 n. Chr/Anfang 2. Jahrhundert bis spätestens um 260 n. Chr. |
Typ | a) Numeruskastell b) Kohortenkastell |
Einheit | a) Numerus b) evtl. Cohors II Aquitanorum equitata |
Größe | a) 115 × 84 = 0,97 ha b) 187 × 115 = 2,2 ha |
Bauweise | Steinkastell |
Erhaltungszustand | Nicht sichtbar |
Ort | Dambach |
Geographische Lage | |
Vorhergehend | Kastell Ruffenhofen (südwestlich) |
Anschließend | Kastell Gunzenhausen (östlich) |
Rückwärtig | Kastell Unterschwaningen (südsüdöstlich) Kastell Gnotzheim (südöstlich) |
Lage und Forschungsgeschichte
Das Kastell, nur 100 m hinter dem Limes gelegen, wurde in einem flachen topographischen Halbkessel, auf einer nach Westen nur leicht ansteigenden Erhöhung gegründet. Dieser Kessel wird vom sanft ausgeformten Tal des Moosgraben durchschnitten, der von nordwestlicher in südöstliche Richtung zum Mühlbach hin abläuft und in dieser Verlängerung am Kastell Unterschwaningen den Arrabach aufnimmt. Der Untergrund des Kastells ist seit der Antike sumpfiges Land geblieben, was speziell im Vicus, dem Lagerdorf, zu einzigartig gut erhaltenen Holzbefunden geführt hat.[1] Der Limes kommt nördlich des Kastells aus südwestlicher Richtung heran, steigt ins Moosgrabental hinab und läuft auf der östlichen Talseite den Hang in die „Heide“, einem großen, sich nach Norden ausdehnenden Wald, hinauf. Hier, 250 m vom Kastellplatz entfernt, finden sich rund 50 m hinter der Limesmauer leichte Bodenwälle, welche eine ovale Fläche begrenzen. Dort befand sich in römischer Zeit wohl ein kleines Amphitheater in Holz-Erde-Bauweise, wie es sie mehrfach an Limeskastellen, aber auch im gesamten römischen Reichsgebiet gegeben hat. Vom Kastell aus konnte die Besatzung zu den benachbarten Limeswachtürmen und zu der vermuteten Signalstation auf dem südwestlichen Hesselberg, der die Landschaft dominiert, Kontakt aufnehmen. Da das Gelände in der Neuzeit durch starke menschliche Eingriffe, wie beim Bau von Teichen (u.a. Zerstörung von Teilen der Kastellumwehrung, des Lagerdorfes und des Limes) sowie durch Lehmabbau einer bis zum 1. Weltkrieg auf dem Lagerplatz arbeitenden Ziegelei seine historische Gestaltung verloren hat, ist die antike Lagesituation nur noch sehr eingeschränkt vor Ort erfahrbar.
Die Befestigung wurde zwischen 1892 bis 1896 durch Wilhelm Kohl, einem Streckenkommissar der Reichs-Limes-Kommission (RLK), teiluntersucht. Moderne umfassende wissenschaftliche Grabungen hat es seither an diesem Platz nicht mehr gegeben. Unkontrollierte Zerstörungen haben neben den älteren Eingriffen speziell in letzter Zeit[1] viele unwiederbringliche Befundmöglichkeiten zunichte gemacht.
Baugeschichte
Durch fehlende moderne Ausgrabungen bleiben viele Einzelheiten dieses Kastellplatzes bisher im Ungewissen. Gegründet wurde die Anlage vielleicht bereits um 100 n. Chr. (Fischer 2008), zumindest aber wohl Anfang des 2. Jahrhunderts. Das Kastell würde dann – nach den domitianischen Gründungen Unterschwaningen, Gnotzheim, Weißenburg und vielleicht Oberhochstatt – in die Regierungszeit Kaiser Trajans (98 bis 117) gehören. Damit hätte seine Gründung in Zusammenhang mit dem zeitgleichen Bau der Kastelle Ruffenhofen, Theilenhofen sowie Ellingen gestanden, die damals zum weiteren Ausbau und zur Sicherung der römischen Grenze nördlich des Fränkischen Jura errichtet wurden.
Numerus
Die ursprünglich nach Dambach abkommandierte, namentlich unbekannte Abteilung war höchstwahrscheinlich ein 100 bis 200 Mann starker Numerus (dt. „Einheit“), der höchstwahrscheinlich dem Kastell Gnotzheim unterstand. Diese Einheiten gehörten zu den römischen Hilfstruppen, waren aber nicht so standardisiert wie die Auxilia, welche in den Gründungstagen der Numeri bereits fester Bestandteil des römischen Heeres waren. Die Numeri entstanden am Ende des 1. Jahrhunderts, als die ersten Limesstrecken eingerichtet wurden. Der Bedarf an kleineren Einheiten zur Grenzüberwachung wuchs enorm, was auch finanzielle Folgen für das Reich hatte. So wurden junge Einheimische regional ausgehoben und mit geringerem Sold und weniger striktem Standard in neuerrichtete Standorte abkommandiert. Die Numeri wurden wie die Auxilia nach ihrer ursprünglichen ethnischen Herkunft benannt und haben offenbar bei der Entlassung nicht das römische Bürgerrecht erhalten.[2]
Denkmalschutz
Das Kastell und die erwähnten Anlagen sind als Teil des Obergermanisch-Rätischen Limes seit 2005 Teil des UNESCO-Welterbes. Außerdem sind es Bodendenkmäler nach dem Bayerischen Denkmalschutzgesetz (BayDSchG). Nachforschungen und gezieltes Sammeln von Funden sind genehmigungspflichtig, Zufallsfunde an die Denkmalbehörden zu melden.
Siehe auch
Literatur
- Dietwulf Baatz: Der Römische Limes. Archäologische Ausflüge zwischen Rhein und Donau. 4. Auflage, Gebr. Mann, Berlin 2000, ISBN 3-7861-2347-0, S. 282f.
- Thomas Fischer, in: Wolfgang Czysz u.a.: Die Römer in Bayern. Nikol, Hamburg 2005, ISBN 3-937872-11-6, S.432f.
- Thomas Fischer, Erika Riedmeier Fischer: Der römische Limes in Bayern. Verlag Friedrich Pustet, Regensburg 2008. ISBN 978-3-7917-2120-0.
- Karl von Popp: Das Kastell Dambach. In: Ernst Fabricius, Friedrich Hettner, Oscar von Sarwey (Hrsg.): Der obergermanisch-raetische Limes des Römerreiches B VI,2 Nr. 69 (1901).
- Günter Ulbert, Thomas Fischer: Der Limes in Bayern., Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1983, ISBN 3-8062-0-351-2.
Weblinks
- Kastell Dambach auf der Seite der Deutschen Limeskommission
Einzelnachweise
- ↑ a b Thomas Fischer, Erika Riedmeier Fischer: Der römische Limes in Bayern. Verlag Friedrich Pustet, Regensburg 2008. ISBN 978-3-7917-2120-0. S. 91
- ↑ Anne Johnson (dt. Bearbeitung von Dietwulf Baatz): Römische Kastelle. Verlag Philipp von Zabern, Mainz 1987, ISBN 3-8053-0868-X, S. 36–37.