Mitteltönige Stimmung
Mit dem Aufkommen der Mehrstimmigkeit und der Einbindung der Chromatik ins diatonische System wurde die große Terz eine wichtige Konsonanz. Um eine Stimmung mit reinen großen Terzen zu erreichen, wurden die reinen Quinten geopfert und alle um je ein viertel syntonisches Komma verengt. Dabei entstanden acht reine große Terzen. Der verwendete Ganzton liegt mit dem Frequenzverhältnis exakt zwischen dem natürlichen "großen" (8/9) und "kleinen" Ganzton (9/10). Daher rührt der name mitteltönig.Erstmals wurde diese Stimmung 1523 beschrieben und war bis Ende des 17. Jahrhunderts das vorherrschende Tonsystem. Historisch ist sie als Beginn der Entwicklung zur gleichstufigen Stimmung aufzufassen.
Frequenztabelle der mitteltönigen Stimmung:
am Beispiel für C-Dur
Syntonisches Komma: 81/80
1/4 Syntonisches Komma:
"mitteltönige Quint":
'Ton-Bezeichnung | Frequenzverh. zum Grundton |
Es | |
B | |
F | |
C | 1 |
G | |
D | |
A | |
E | |
H | |
Fis | |
Cis | |
Gis |
Die Eigenarten der mitteltönigen Stimmung sind:
- Drei große Terzen sind um die kleine Diesis größer als eine Oktave.
- Das Ergänzungsintervall zweier großer Terzen zur Oktave (verminderte Quarte) ist zu klein.
- Die zwölfte Quinte (meist Gis–Es) ist viel zu groß. Sie wird auch als "Wolfsquinte" bezeichnet.