Stephanskirchen ist mit 48 Gemeindeteilen eine der größten Gemeinden im oberbayerischen Landkreis Rosenheim. Rathaus und Sitz der Verwaltung befinden sich im Ortsteil Schloßberg. Stephanskirchen ist mit Bad Endorf, Riedering, Prutting und Söchtenau eine der fünf Simssee-Gemeinden.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 47° 51′ N, 12° 11′ O keine Zahl: 476–502 | |
Bundesland: | Bayern | |
Regierungsbezirk: | Oberbayern | |
Landkreis: | Rosenheim | |
Höhe: | 476–502 m ü. NHN | |
Fläche: | 26,51 km2 | |
Einwohner: | 9816 (31. Dez. 2007) | |
Bevölkerungsdichte: | 370 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 83071 | |
Vorwahlen: | 08031, 08036 | |
Gemeindeschlüssel: | 1 87 177 09 1 87 177Vorlage:Infobox Verwaltungseinheit in Deutschland/Wartung/Fehler in Gemeindeschlüssel | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Rathausplatz 1 (Schloßberg) 83071 Stephanskirchen | |
Website: | www.stephanskirchen.de | |
Bürgermeister: | Rainer Auer (SPD) |
Siedlungsschwerpunkte sind Schloßberg und Haidholzen. Weitere Ortsteile sind Baierbach, Eckenholz, Eichbichl, Eitzing, Entleiten, Fussen, Gehering, Graben, Grasweg, Haiden, Hofau, Hofleiten, Hofmühle, Högering, Höhensteig, Innleiten, Kieling, Kleinholzen, Kohlhaufmühle, Kragling, Kreut, Kronstauden, Krottenhausmühle, Kuglmoos, Lack, Landl, Landlmühle, Lauterbacherfilze, Leiten, Leonhardspfunzen, Murnau, Neumühle, Oed, Pulvermühle, Puster, Reikering, Schömering, Sims, Simserfilze, Simssee, Sonnenholz, Stephanskirchen, Waldering, Weinberg, Westerndorf, Westerndorferfilze und Ziegelberg.
Geographie
Die Gemeinde befindet sich auf einer glazial überformten Hochebene und wird im Westen durch den Inn und im Osten durch den Simssee begrenzt. Das Tal der Sims ist die natürliche südliche Grenze, im Norden liegen Waldgebiete. Stephanskirchen liegt innerhalb des Rosenheimer Beckens im Gebiet des früheren Inn-Gletscher. Im Gemeindegebiet befinden sich daher zahlreiche Findlinge.
Wappen
Das 1954 entworfene Gemeindewappen weist auf die historische Zweiteilung der Gemeinde hin: Oben symbolisiert der Heilige Stephanus mit goldenem Heiligenschein den Bereich Stephanskirchen. Er hält ein goldenes Messbuch mit drei goldenen Steinen in seinem linken Arm. Im unteren Teil des Wappens erinnert ein Nachen, eine so genannte Mutze, an die einstigen Erwerbsquellen in Schloßberg, Hofleiten und den Ortsteilen am Innufer: Schifffahrt und Fischfang. Das im Wappen dominierende Grün ist ein Hinweis auf die landwirtschaftlich geprägte Struktur der Gemeinde.[1]
Geschichte
Die ältesten Spuren datieren auf das dritte und vierte Jahrtausend v.Chr. und sind im Doblergraben sowie am Ziegelberg zu finden. Eine Römerstrasse überquerte bei Leonhardspfunzen auf der "pons aeni" den Inn und verlief in Richtung Westen bis nach Augsburg. Von der ersten Christliche Kirche "ecclesia ad sinsa" wird im Jahr 790 in der Gegend um Sims berichtet. 1130 wurde das Dorf Stephanskirchen erstmals urkundlich als "stevenchirgen" erwähnt. Auf dem Schlossberg befand sich das Schloss Rosenheim. Erstmals im Jahre 1234 erwähnt, diente es als Verwaltungs- und Gerichtssitz der Wittelsbacher; es verfiel Anfang des 19. Jahrhunderts.
Die Pestepidemien im Mittelalter forderten auch in Stephanskirchen ihren Tribut. So wurden im Ortsteil Kieling fast alle Einwohner bis auf ein kleines Mädchen ausgelöscht. Im Wald zwischen Kieling und Baierbach steht ein Gedenkstein zum Andenken an die dort in Massengräbern Begrabenen.
In den Hauptmannschaften Gehering und Stephanskirchen, Vorläufern der heutigen Gemeinde Stephanskirchen, herrschten bis ins 18. Jahrhundert ländliche Strukturen vor. Stephanskirchen und die neu entstandene Arbeiter- und Taglöhnersiedlung Hofleiten wurden im Zuge der Verwaltungsreformen in Bayern 1818 selbständige politische Gemeinden. 1854 kam es zur Vereinigung von Hofleiten und Stephanskirchen. Aufgrund der sozialen Unterschiede kam es bis ins späte 19. Jahrhundert zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen den Gemeindeteilen. Seit 1900 wurde Schloßberg durch die Nähe zu Rosenheim zum größten Ort im Gemeindegebiet.
Von 4. Dezember 1944 bis 31. März 1945 befand sich im Ortsteil Haidholzen ein Außenlager des KZ Dachau, in dem etwa 200 KZ-Häftlinge Zwangsarbeit verrichteten.[2] Die polnischen, russischen und französischen Kriegsgefangenen wurden in einer Barackensiedlung auf dem Gelände der dortigen Flak-Kaserne untergebracht. Das Hauptgebäude dieser Flak-Kaserne existiert heute noch, seit 1947 befinden sich darin die Produktionsanlagen einer Süsswarenfabrik. Die Häftlinge arbeiteten für regionale Auftraggeber und für die Chiemgauer Vertriebsgesellschaft O.H.G, ein Zweigwerk der Firma BMW, das in Stephanskirchen Flugzeugmotoren fertigte, jedoch seinen Betrieb nie voll aufnahm. Aus mehreren unabhänigen Quellen geht hervor, dass es im Außenlager Stephanskirchen auch zu Morden an den Inhaftierten kam. Gegen Ende 1944 war das Werk Ziel von Luftangriffen, bei denen 2 Belegschaftsmitglieder getötet wurden. 30% der Gebäudesubstanz und 20% des Maschinenparks wurde zerstört, es entstand ein Schaden in Höhe von 250.000 RM. Auf Befehl Heinrich Himmlers wurde im März und April 1945 eine Evakuierung in rückwärtige Konzentrationslager durchgeführt, in deren Verlauf viele Häftlinge aus Erschöpfung starben oder von der SS erschossen wurden.[3][4]
Nach dem Zweiten Weltkrieg kamen ca. 1500 Flüchtlinge und Heimatvertriebene nach Stephanskirchen und gründeten zunächst in der Nähe der Kaserne die Siedlung Haidholzen. Strassennamen wie "Schlesierstrasse" oder "Sudetenlandstrasse" weisen bis heute auf die Herkunft dieser Vertriebenen hin. 2003 wurde in Schloßberg ein neues Rathaus eröffnet.
Nachbargemeinden
Großkarolinenfeld | Prutting | Bad Endorf |
Rosenheim | ||
Riedering Rohrdorf |
Sehenswürdigkeiten
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Kirche zu den heiligen 14 Nothelfern; Kleinholzen, Gemeinde Stephanskirchen
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Brunnenkapelle und Quelle; St. Leonhard, Gemeinde Stephanskirchen
- Größte Kunstuhr der Welt in der Weinstube beim Gocklwirt (Erbauer: Josef Kreß 1880-1886)
- Kirche St. Magdalena in Baierbach
- Kirche zu den heiligen 14 Nothelfern in Kleinholzen
- St. Leonhardskirche in Leonhardspfunzen
- Brunnenkapelle in Leonhardspfunzen
Wirtschaft und Infrastruktur
Ansässige Unternehmen
- Arnold & Richter Cine Technik GmbH & Co Betriebs KG
- Galvano Mayer - Südeloxal GmbH
- Hamberger Industriewerke GmbH
- Marc O'Polo GmbH
- PIT Süsswaren und Nährwarenfabrik
- Simssee-Handweberei, Teppiche nach Maß
- Zweirad Hofmann
- Werbeagentur Kammergruber, Spezialagentur für Autohandelsmarketing
Schulen und Kindergärten
Eine Grund- und Hauptschule wurde im Ortsteil Stephanskirchen im Jahr 1978 errichtet; sie trägt heute zu Ehren des in Haidholzen ansässigen Buchautors Otfried Preußler neben 7 anderen Schulen in Deutschland - den Namen Otfried-Preußler-Schule. Sie ist die derzeit einzige mitarbeitende UNESCO-Projektschule aller Volksschulen in Bayern. Rund 550 Schülerinnen und Schüler sind auf insgesamt in 25 Klassen verteilt. Die Grundschule umfasst 8 Klassen, die Hauptschule 17 Klassen, davon 6 im Mittlere-Reife-Zug. Eine Nachmittagsbetreuung wird durch den Verein „Arche“ angeboten.
Im Ortsteil Schloßberg befindet sich die "Volksschule Schloßberg", eine zweizügige Grundschule für ca. 200 Schüler.
Die Gemeinde verfügt darüberhinaus über 4 Kindergärten: Den katholischen Kindergarten "St. Georg" in Schloßberg, den katholischen Kindergarten "Sonnenschein" in Haidholzen, den katholischen Pfarrkindergarten "Bärenstube" in Stephanskirchen sowie den evangelischen Kindergarten "Regenbogen" in Schlossberg. [5]
Persönlichkeiten
- Manfred Bacher (*1923, †1994), Autor ("Lausbuben gibt's", "Immer bin ich's gewesen", Theaterstück: "Die Flurbereinigung")
- Otfried Preußler (*1923), Kinderbuchautor ("Die kleine Hexe", "Räuber Hotzenplotz")
- Franz Neubauer (* 1930), Politiker (CSU), ehemaliger Landtagsabgeordneter und bayer. Staatsminister für Arbeit und Soziales, 1984-1986 Vorsitzender der Sudetendeutschen Landsmannschaft
- Ernst Hannawald (* 1959), Schauspieler
- Armin Kratzert (* 1957), Schriftsteller, in Stephanskirchen aufgewachsen
- Nikolaus Graf zu Dohna-Schlodien (1879–1956), Seeoffizier, Führer eines Freikorps und Schriftsteller, wohnte seit Mitte der 1930er Jahre bis zu seinem Tode in Baierbach
Einzelnachweise
- ↑ [Haus der Bayrischen Geschichte http://www.hdbg.de/gemeinden2/bayerns-gemeinden_detail.php?gkz=9187177 Online]
- ↑ Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus. Eine Dokumentation, Band 1. Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 1995, ISBN 3-89331-208-0, S. 194
- ↑ Rosenheim im Dritten Reich; Beiträge zur Stadtgeschichte, herausgegeben vom Kulturamt der Stadt Rosenheim 1989
- ↑ Geschichte der Firma PIT Süsswaren Online auf der Homepage
- ↑ Gemeindebroschüre der Gemeinde Stephanskirchen PDF, 12MB
Weblinks
- Wappen von Stephanskirchen in der Datenbank des Hauses der Bayerischen Geschichte
- Geschichte der Gemeinde Stephanskirchen auf der Website der Gemeinde