Piercing ist das Anbringen von Ringen an Stellen des menschlichen Körpers - z. B. Nase, Ohr, Augenbraue, Lippe, Zunge, Brustwarze, Bauchnabel etc. - bei dem die Ringe durch die Haut und das darunter liegende Fett- oder Knorpelgewebe gezogen werden. Eine Sonderform des Piercing, das Intim-Piercing, erfreut sich bei Fans von Intimschmuck großer Beliebtheit. Diese Art des Schmucks ist vor allem bei jungen Leuten verbreitet.
Als Ring-Material geeignet ist 750iger Gold, Platin, Niobium, Titan, PFTE oder medizinischer Edelstahl. Nickel sollte wegen der Gefahr von allergischen Reaktionen nicht verwendet werden.
Der Ursprung dieser Mode liegt in den 1980er Jahren in Kalifornien, als die Bewegung der Modern Primitives, der modernen Wilden, entstand. Man übernahm bewusst die bei "wilden" Völkern verbreiteten Bräuche, um den eigenen Körper zu "verschönern": Dazu gehörten vor allem die Tätowierung (Tattoos), das Piercing oder die Narbenbildung (Scarification). Noch zu Beginn der 90er Jahre blieb das Piercing überwiegend auf die Punk- und Sadomaso-Szene beschränkt. Relativ schnell wurde es aber in der westlichen Kultur "gesellschaftsfähig". Für die jungen Leute spielt wohl auch das Zugehörigkeitsgefühl zur Piercing-Szene, die sich von der konservativen elterlichen Umgebung deutlich abhebt, eine nicht unwesentliche Rolle.
Wird das Piercing nicht fachgerecht vorgenommen, kann es zu Komplikationen kommen: Piercings durch den Ohrknorpel führen leicht zu Entzündungen. Beim Augenbrauen-Piercing und beim Nasenflügel-Piercing könnten Ausläufer des Trigeminusnervs getroffen werden. Bei allen Formen des Piercing kann es zu lokalen Schwellungen kommen, die meist nach einer Weile abklingen. Beim Bauchnabelpiercing, das bei Frauen beliebt ist, kann die Abheilungsphase bis zu einem halben Jahr dauern. Piercings im Dammbereich können zu dauerhaften Entzündungen führen, wenn man beruflich ständig sitzen muss.
Beim so genannten "Prinz-Albert-Piercing" oder kurz "PA" wird der Ring durch den Ausgang der Harnröhre zur unteren Seite der Eichel des Penis gezogen. Zu dünne Ringe bis ca. 2 mm Materialstärke bergen die Gefahr des "Käseschneidereffekts": bei mechanischer Belastung kann der Schmuck durch das Gewebe schneiden; das Piercing reißt aus. Bei ausreichender Materialstärke kann ein PA allerdings recht belastbar sein. Bei zu engen Ringen kann es zu Quetschungen kommen.
Ein nicht vollständig abgeheiltes Intim-Piercing erhöht die Gefahr einer Ansteckung mit sexuell übertragbaren Krankheiten, z. B. Hepatitis B und C oder HIV.