Sinn (Hessen)

hessische Gemeinde im Lahn-Dill-Kreis
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Sinn ist eine Gemeinde in Mittelhessen, im Lahn-Dill-Kreis.

Wappen Deutschlandkarte
Sinn (Hessen)
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Sinn hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 50° 39′ N, 8° 20′ OKoordinaten: 50° 39′ N, 8° 20′ O
Bundesland: Hessen
Regierungsbezirk: Gießen
Landkreis: Lahn-Dill-Kreis
Höhe: 241 m ü. NHN
Fläche: 18,73 km2
Einwohner: 6567 (31. Dez. 2007)Vorlage:Infobox Verwaltungseinheit in Deutschland/Wartung/Noch nicht auf Metavorlage umgestellt
Bevölkerungsdichte: 351 Einwohner je km2
Postleitzahl: 35764
Vorwahl: 02772
Gemeindeschlüssel: 06 5 32 020Vorlage:Infobox Verwaltungseinheit in Deutschland/Wartung/Fehler in Gemeindeschlüssel
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Jordanstraße 2
35764 Sinn
Website: www.gemeindesinn.de
Bürgermeister: Hubert Koch (SPD)
Lage der Gemeinde Sinn im Lahn-Dill-Kreis
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Karte

Geografie

Geografische Lage

Sinn liegt in 185 bis 356 Meter Höhe am Fuß des Westerwaldes, 3 km südlich von Herborn im Dilltal.

Nachbargemeinden

Sinn grenzt im Nordosten an die Gemeinde Mittenaar, im Osten an die Gemeinde Ehringshausen, im Süden an die Gemeinde Greifenstein sowie im Nordwesten an die Stadt Herborn (alle im Lahn-Dill-Kreis).

Gliederung

Zur Großgemeinde Sinn (6.636 Einw.) gehören die Ortsteile

Geschichte

Die fruchtbaren Hänge und Seitentäler des Dilltals wurden schon sehr früh besiedelt. Bei Grabungen wurden Anfang der 1950er Jahre Scherben, Reste von Nutzwerkzeugen, Hausgrundrisse, Feuerstellen und auch ein Schmuckstein aus römischer Zeit gefunden. Bodenfunde in der Gemarkung Edingen ziehen sich durch alle Epochen und lassen auf eine dauernde Besiedelung seit dem 4. Jahrhundert vor Chr. schließen. Urkunden belegen die Existenz aller drei Teilorte seit dem 13. Jahrhundert.

Edingen und Fleisbach waren von der Landwirtschaft geprägt und bewahrten diese Struktur bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts. Sinn hingegen wurde von der industriellen Revolution in der Mitte des 19. Jahrhunderts erfasst. Begünstigt durch den Bergbau im Sieg-Dill-Gebiet siedelten sich ein Hüttenwerk und in dessen Gefolge Gießereien und metallverarbeitende Betriebe an.

Der alte Friedhof mit seinen Grabsteinen spiegelte die Herkunft der in der Sinner Hüttenindustrie beschäftigten „Alt- und Neu-Sinner“ wider. Mittlerweile gibt es nur noch wenige belassene Gräber auf diesem Friedhof, so die in Sinn verstorbenen Hüttendirektoren bei Haas & Sohn. Der Dr. Otto Haas hatte unter Beisein von anderen Sinnern sein zukünftiges Grab vermessen, indem er sich noch zu Lebzeiten in das frisch ausgehobene Grab legte. Dr. Otto Haas war überhaupt ein Spaßvogel, denn auf dem gefrorenen ersten Stippbachsweiher warf er immer Geldmünzen zwischen die Schlittschuhläufer. Das Gerangel kann sich jeder vorstellen. Unter den vermissten (besser entfernten) Grabsteinen darf der rötliche, naturbelassene Felsstein auf der Grabstätte des Försters Schiebel gelten. Verschwunden sind so auch zwei weiß-schwarz bemalte Holzkreuze, die in der Zeit des Gemeindepfarrers (1930–1950, Mitglied der bekennenden Kirche) und späteren Oberkirchenrats von Hessen und Nassau Hans-Erich Hess (mit „sz“ geschrieben) zur Beerdigung von zwei „Russenmädchen“ während des Krieges dienten. Die alten Sinner werden „die Geschichte“ dieser beiden gut kennen. Sinn war überhaupt ein seltsamer Ort während dieser Kriegszeit, aber auch Vor- und Nachkriegszeit, natürlich dank seiner Industrie. Die politische Extreme kam nie aus den Sinnern heraus, wenn, dann wurde sie von außerhalb Sinns nach Sinn hineingetragen. Deswegen ist der alte Friedhof in Sinn, wenngleich nach dem fast vollständigen Abräumen der Grabsteine, weiter der eigentliche Geschichtskern von Sinn. Auch die alte kleine Fachwerkkirche, die schon seit gut vier Jahrzehnten leer steht und den Weltkriegsgefallenen und -vermissten gilt, ist Teil dieser Geschichte, „entkernt“ von dem „Inventar“ aus calvinistisch-nassauischen Zeiten, war sie immerhin noch bis in die späten 50er Jahre genutzt und ursprünglich belassen. Der Schreiber, der Dekan Blöcher und die Diakon-Witwe Weidenbach waren damals die einzigen Teilnehmer an diesen abendlichen Gottesdiensten.

Während des II. Weltkrieges sind Hunderte von amerikanischen 1- und 2-Zentner Bomben auf die Gemeinde Sinn gefallen, es trafen aber nur 2, die nur begrenzten Schaden anrichteten. Der Rest fiel wegen schlechter Zielabwürfe nicht auf die beabsichtigten Ziele, wie Bahnstrecke Gießen–Köln, Industrie und Wohnbereiche von Sinn, sondern gingen auf der Hörre zwischen Sinn und Edingen nieder, wo die Bombentrichter noch heute, über 60 Jahre nach Kriegsende, gut sichtbar sind. Vorsicht sei angeraten, denn Blindgänger sind mit Sicherheit zwischen und nahe dieser „Bombentrichterlandschaft unter Wald“ nicht auszuschließen. – Doch, wer hatte seine schützenden Hände über Sinn gehalten?

Auch aus der kirchenfremden Sinner Arbeiterschaft waren gebildete, wenig selbstbezogene Persönlichkeiten herangewachsen, wie der spätere Bürgermeister Reucker (Maschinenschlosser bei Haas & Sohn), der Kommunist Schwan, der viele Sinner in den ersten Nachkriegstagen vor Übergriffen schützte, oder auch der Former Reinhold Simon, der den Sinner Wald, die Natur und die Sinner öffentliche Vorkriegs-, Kriegs-, und Nachkriegszeit besser kannte als andere.

Politik

Gemeindevertretung

Die Kommunalwahl am 26. März 2006 lieferte folgendes Ergebnis:

Parteien und Wählergemeinschaften %
2006
Sitze
2006
%
2001
Sitze
2001
CDU Christlich Demokratische Union Deutschlands 39,7 9 37,0 12
SPD Sozialdemokratische Partei Deutschlands 35,0 8 36,0 11
GRÜNE Bündnis 90/Die Grünen 7,4 2 7,0 2
FDP Freie Demokratische Partei 8,3 2
FWG Freie Wählergemeinschaft Sinn 9,5 2
FWG/UBLS Freie Wählergemeinschaft Sinn / Unabhängige Bürgerliste Sinn 13,4 4
F.D.B.S. Freie Demokratische Bürgervereinigung Sinn 6,7 2
gesamt 100,0 23 100,0 31
Wahlbeteiligung in % 36,9 45,0

Wirtschaft und Infrastruktur

Während Edingen und Fleisbach mit dem Niedergang der Landwirtschaft nach dem Zweiten Weltkrieg zu Wohngemeinden wurden, ist Sinn weiterhin ein bedeutender Industriestandort. Dabei spielt die Gießerei nach wie vor eine wichtige Rolle, unter anderem ist hier eine der wenigen Glockengießereien Deutschlands beheimatet. Zur Gießereitechnik gehören auch der Modell- und Formenbau und der Armaturenbau. Weitere ansässige Branchen sind Antriebs- und Steuerungstechnik, Maschinenbau, Werkzeug- und Vorrichtungsbau, Umformtechnik, Galvanotechnik sowie die Mess- und Regelungstechnik.

Verkehr

Die Gemeinde ist mit der 4 km entfernten Anschlussstelle Herborn-Süd der A 45 (Sauerlandlinie) an des Fernstraßennetz angeschlossen. Durch den Ort führt die B 277 DillenburgWetzlar.

In den Ortsteilen Sinn und Edingen befinden sich Haltestellen an der Dill-Strecke, Regionalbahnzüge der RMV-Linie 40 Siegen - Gießen halten hier.