Eschenau (Runkel)

Ortsteil von Runkel, Deutschland
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Vorlage:Infobox Ortsteil einer Gemeinde

Eschenau ist der kleinste Stadtteil von Runkel im Landkreis Limburg-Weilburg in Hessen.

Lage

 
Kapelle
 
Brücke über den Kerkerbach in der Ortsmitte

Eschenau liegt im Nordosten des Limburger Beckens, rund 3,5 Kilometer nordöstlich der Kernstadt Runkel und rund zehn Kilometer nordöstlich der Kreisstadt Limburg an der Lahn. Der Ort wird von dem aus Richtung Nordosten kommenden Kerkerbach durchflossen.

Die Gemarkung ist in Ost-West-Richtung gestreckt. Sie grenzt im Westen an Niedertiefenbach, im norden an Schupbach (beides Ortsteile von Beselich), im Osten an ein Waldstück, das zur Kernstadt Runkel gehört und im Süden an den Nachbarstadtteil Hofen. Die Grenze verläuft hier etwa einen Kilometer entlang der Runkeler Straße (L 3020). Der Ort selbst liegt auf rund 160 Metern Höhe im Osten der Gemarkung. Das Gelände steigt an den Hängen des Kerkerbachtals zunächst steil, dann weiter sanft nach Norden und Westen an. In der nordwestlichesten Ecke der Gemarkung werden rund 250 Meter erricht. Die Gemarkung wird größtenteils von landwirtschaftlich genutzter Fläche im Westen geprägt. Der große Mischwald, an dessen Ostrand Eschenau liegt, gehört größtenteils zu den Gemarkungen der benachbarten Orte. Auf Eschenauer Gebiet selbst befindet sich lediglich einige kleinere Waldstücke südwestlich des Orts und östlich des Kerkerbach, sowie die Aue des Kerkerbachs.

Geschichte

Diese Niederlassung geht auf einen Gutshof der Herren von Runkel zurück.

Ortsadel

 
Eschenauer Mühle, früher Sitz der Adelsfamilie, links im bild der älteste Teil der Anlage

Eschenau war der Sitz einer niederadligen Familie. Erstmals verbürgt ist sie für 1220 mit der Nennung eines Herrmann von Eschenau, bei dem es sich um einen Burgmann der Burg Runkel handelte. Ein zumindest lückenhafter Stammbaum des Geschlechts lässt sich aber erst ab 1264 mit der Nennung eines F. von Eschenau anlegen. Ein Festes Haus am Ortsrand war der Sitz des Geschlechts. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts verlor die Anlage bei einem Umbau ihren Turm und den größten Teil der übrigen befestigten Gebäudeteile. In Eschenau selbst scheint die Familie schon bald erloschen zu sein. Die letzte Überlieferung nennt 1289 einen Heinrich von Eschenaus. Die Grafen von Diez übernahmen den befestigten Sitz der Familie. Spätestens 1316 war er zu einer Mühle umgewandelt. 1376 fiel die Mühle an die Herrschaft Runkel, 1612 an Westerburg und 1648 an Wied-Runkel. 1734 übernahm der Müllermeister Christoph Becker das Anwesen in Erbpacht. Seine Nachkommen sind heute die Besitzer der Immobilie, die durch weitere Gebäude ergänzt wurde. Bis 1960 war die Mühle in Betrieb, heute beherbergt das Gebäude einen Nebenerwerbs-Bauernhof.

 
Gedenkstein für die Gefallenen der Weltkriege auf dem Friedhof
 
Backhaus

Verwandte der Adelsfamilie gehörten dem Patriziat der Stadt Limburg an. Diese Familie Eschenauer ist 1322 erstmals genannt. 1367 stiftete ein Klaus Eschenauer einen Nikolaus-Altar im Limburger Spital, was ihn als wohlhabenden Bürger der Stadt ausweist. Die Familie wies Heiratsverbindungen innerhalb des Limburger Stadtadels und zum Niederadel der umliegenden Region auf. Zahlreiche Mitglieder scheinen Münzer gewesen zu sein. Außerdem sind Träger des Schöffen- und des Schultheißenamts verbürgt. Als letztes Mitglied wird zwischen 1491 und 1493 ein Kuno von Eschenau genannt, der kurz darauf gestorben sein muss.

In seinem historischen Limburg-Roman "Bruder Siechentrost" ließ Paul Heyse die Patrizierfamilie Eschenau auftreten, allerdings mit dichterischer Freiheit als Leinwebersippe.

Johanniter-niederlassung

Um 1303 errichtete Bela von Runkel auf diesem Gut eine Kapelle, die sie vermutlich unter dem Einflusss ihres Neffen Heinrich von Runkel, Komtur von Nidda, in den Jahren 1316 dem Johanniterorden übertrug. Zuvor hatte Heinrich von Runkel in Eschenau einige Güter erworben, um damit diese Niederlassung auszustatten. Die wirtschaftliche Basis dieses Ordenshauses war sehr schmal, da das Gebiet an der Lahn stark mit Klöstern und Stiften durchsetzt war. Außerdem waren die Herren von Runkel nicht in der Lage, dem Ordenshaus durch umfangreiche Schenkungen einen gesicherten Bestand zu garantieren. Die Stifterin Bela bedachte zudem in ihrem Testament nicht die Johanniter, sondern vermachte ihre Güter Angehörigen ihrer Familie. Einen Versuch zur Verbesserung der wirtschaftlichen Lage machte 1332 der Comtur Conrad Wambold von Niederweisel, der dem in eine Notlage geratenen Dietrich von Runkel seine Güter in Eschenau, allerdings gegen die Zusicherung des Einlösungsrechtes, abkaufte. Die Niederlassung wurde der Kommende Niederweisel unterstellt. Die letzte urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahre 1336, und bereits 1341 waren in Eschenau keine Johanniter mehr anzutreffen. Dietrich von Runkel scheint also bald nach 1336 seine Güter wieder zurückgekauft zu haben. Dadurch war die wirtschaftliche Grundlage des Hauses weiter verringert worden und der Orden verkaufte seine Güter in Eschenau.

--Ralf Schmidt 18:46, 29. Mai 2009 (CEST)Ralf Schmidt

Einrichtungen

 
Gemeinschaftshaus

Eschenau verfügt über ein 1902 erbautes Gemeinschaftshaus und ein heute noch funktionsfähiges Backhaus.

Kultur und Gesellschaft

Einziger Ortsverein ist die Freiwillige Feuerwehr. Ein Turnverein ist gleichermaßen im Nachbarort Hofen und in Eschenau aktiv. Zusammen mit Schadeck bilden die beiden Orte zudem eine Fußball-Spielgemeinschaft. Es existiert ein Singkreis, der jedoch kein eingetragener Verein ist.