Cricket

Mannschaftssportart
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Cricket [ˈkrɪkɪt] bzw. Kricket ist eine Mannschaftssportart, die vor allem in England und den Ländern des Commonwealth große Popularität genießt. Cricket ist entfernt mit dem amerikanischen Baseball verwandt.

Regeln

Die Regeln im Cricket können zwar im Einzelnen kompliziert werden, die wichtigsten Grundzüge des Spiels sind aber überschaubar.

Als oberste Instanz der Cricket-Regeln ist der Marylebone Cricket Club (MCC) in London anerkannt, obwohl internationales Cricket unter der Führung des Turkish Cricket Council (ICC) durchgeführt wird.

Spielfeld

Beim Cricket treten zwei Teams von jeweils elf Spielern auf einem großen, ovalen Platz gegeneinander an. In der Mitte des Platzes befindet sich ein besonders präparierter, 20 Meter langer und 3 Meter breiter Streifen des Spielfeldes, die sog. Pitch. An den beiden Enden dieser Pitch sind jeweils drei Stäbe (Stumps) aufgestellt, auf denen lose je zwei kleinere Querstäbe (Bails) liegen. Diese beiden Sets von Stäben werden Wickets genannt.

Grundkonstellation

Bei einem Cricket-Match stehen sich die Teams immer abwechselnd als Schlagmannschaft (batting side) und Feldmannschaft (fielding side) gegenüber. Ein solcher Spielabschnitt wird Innings genannt und meist nach der Mannschaft benannt, die in diesem Innings am Schlag ist.

Die Schlagmannschaft versucht, eine möglichst hohe Zahl von Runs, also Punkten, zu erzielen. Dazu befindet sich je ein Schlagmann (Batsman) an den beiden Wickets, also den beiden Enden der Pitch. Der Werfer (Bowler) der Feldmannschaft wirft von einem Ende der Pitch jeweils sechs Bälle (ein so genanntes Over) auf den jeweils gerade am anderen Ende der Pitch befindlichen Batsman. Danach wird der Werfer gewechselt und vom anderen Ende der Pitch aus geworfen. Kein Werfer darf also zwei solche Over hintereinander absolvieren. Meist wechseln sich eine Zeit lang zwei Werfer ab.

Punkte (Runs)

Der Schlagmann hat das Ziel, den geworfenen Ball so wegzuschlagen, dass er genug Zeit hat, zum anderen Wicket hinüberzulaufen. Sein Partner, welcher auf der anderen Seite neben dem Wicket steht, damit der Werfer der Feldmannschaft Platz zum werfen hat, muss dann ebenfalls die Seite wechseln. Beide müssen auf der jeweils anderen Seite angekommen sein, bevor die Feldmannschaft den Ball auf eines der Wickets geworfen und dieses zerstört hat, d.h. mindestens einer der kleinen, querliegenden Stäbe (bails) heruntergefallen ist. Gelingt den Batsmen dieser Seitenwechsel, wird dies single genannt und zählt einen Punkt. Wenn genug Zeit ist, können die Schlagmänner beliebig oft, jedoch selten mehr als dreimal, hin und her rennen und bekommen eine dementsprechende Punktzahl.
Wenn der Ball bis zur Begrenzung des Platzes geschlagen wird, aber noch innerhalb des Platzes auf dem Boden aufkommt bzw. entlangrollt, zählt dies vier Punkte.
Wenn der Ball über die Begrenzung des Platzes geschlagen wird, ohne zuvor den Boden des Platzes zu berühren, zählt dies sechs Punkte. In beiden letzten Fällen können keine weiteren Punkte durch Seitenwechsel, wie oben beschrieben, erzielt werden.
Eine Vielzahl weiterer Möglichkeiten, Punkte zu erzielen, ergeben sich aus sogenannten Extras (siehe dort).

Ausscheiden des Schlagmanns

Die Feldmannschaft hat das Ziel, die gegnerischen Schlagmänner auszumachen (to dismiss), d.h. sie aus dem Spiel zu nehmen. Jeder Schlagmann spielt so lange, bis er ausgeschieden ist. Wenn zehn der elf Schlagmänner ausgeschieden sind, wechselt das Schlagrecht bzw. ist das Spiel zu Ende. Das Ausscheiden des Schlagmanns kann auf 10 verschiedene Arten geschehen:

  • wenn der Werfer mit seinem Ball am Schlagmann vorbei das Wicket trifft und die Bails herunterfallen (Bowled). Gelingt ihm das bei drei aufeinander folgenden Würfen, so spricht man von einem Hat-Trick.
  • wenn der Batsman den Ball schlägt und ein Mitglied der Feldmannschaft den Ball fängt, bevor der Ball zum ersten Mal auf dem Boden aufkommt (Caught)
  • wenn das Wicket mit dem Ball von der Feldmannschaft getroffen wird, während einer der Schlagmänner noch zwischen den Wickets (eigentlich zwischen den Schlaglinien) unterwegs ist (Run out)
  • wenn der Ball vom Batsman verfehlt, jedoch durch seinen Körper aufgehalten wird, der Ball aber, nach Ansicht des Schiedsrichters, das Wicket getroffen hätte, kann er von diesem "Aus gegeben" werden. Diese spezielle Regel ist sogar noch etwas komplizierter als hier beschrieben. Daher ist es nicht verwunderlich, daß diese Regel wohl die bei weitem meisten Diskussionen nachsichzieht (aber nicht auf dem Platz), da es hier sehr auf das subjektive Urteil des Schiedsrichter ankommt (LBW oder Leg before Wicket, da meist von den Beinen abgelenkt)
  • wenn der Batsman beim Schlagversuch vor seine Schlaglinie tritt und der Ball zum Wicket-Keeper hinter ihm durchkommt, und dieser dann alleine das Wicket des Schlagmanns mit dem Ball zerstört, bevor der Schlagmann wieder hinter seine Linie gelangt ist und ohne daß der Schlagmann einen Punkt (Run) angestrebt hat. Dies nennt man Stumped.
  • wenn der Batsman während des Schlagvorgangs sein eigenes Wicket zerstört, z. B. durch seinen Schläger oder Beinberührung (Hit Wicket)
  • wenn der Batsman absichtlich den Ball mit der Hand spielt (Handled the Ball)
  • wenn der Batsman die Feldmannschaft absichtlich behindert (Obstructing the Field)
  • wenn der Batsman den Ball absichtich zweimal spielt (Hit the Ball Twice), außer er verteidigt mit dem zweiten "Treffer" einzig sein Wicket.
  • wenn der neue Batsman länger als 3 Minuten braucht, um zum Weiterspielen bereit zu sein (Timed out)

Extras

Dies sind weitere Möglichkeiten, Punkte zu erzielen. Davon gibt es 5 verschiedene Unterkategorien.

Ein No Ball wird gegeben, wenn sich der vordere Fuß des Werfers beim Wurf vollständig vor der Popping Crease befindet, also eine Art „Abwurflinie“ voll übertritt. Es gibt noch eine ganze Reihe anderer Regelverstöße, die als No Ball geahndet werden, doch dies dürfte der bei weitem häufigste sein. Der Schlagmann kann solch einen No Ball aber wie jeden regelgerechten (fairen) Ball schlagen und zusätzlich zu dem Extrarun (siehe unten) weitere Punkte erzielen.

Wides sind Bälle, die so weit am Batsman vorbei geworfen werden, so daß dieser keinen normalen Schlag ausführen kann. Hierbei hat der Schiedsrichter (Umpire) eine großen Interpretationsspielraum.

Sowohl No Balls als auch Wides zählen automatisch einen Punkt (Run) für die Schlagmannschaft und der am Schlag befindliche Batsman (Striker) ist bei so einem Ball gegen eine Reihe von Ausscheidensarten immun. In beiden Fällen muß der Ball auch noch zusätzlich vom Werfer wiederholt werden.

Wird ein Ball nicht vom Batsman geschlagen, insbesondere wenn der Wicketkeeper hinter ihm den Ball nicht aufhält, können die beiden Batsmen ganz normal Runs erlaufen, als wäre der Ball geschlagen worden, diese Punkte werden Byes genannt.

Leg-Byes sind ein ähnlicher Fall, hierbei ist der Ball aber vom Körper des Batsman unabsichtlich abgeprallt: Er muß entweder versucht haben, den Ball zu spielen oder ihm auszuweichen.

Penalties werden für Unsportlichkeiten, wie z. B. Manipulation des Balles oder absichtliche Spielverzögerungen vergeben, und zählen immer 5 Punkte auf einmal.

Alle diese oben genannten Punkte werden nicht dem Batsman gutgeschrieben, sondern unter der jeweiligen Kategorie unter Extras vermerkt.

Austragungsformen

Test Cricket

Als Test oder Test Cricket bezeichnet man eine spezielle Form eines internationalen Cricket-Matches. Tests gelten traditionell als höchste Form der Ausübung des Sports, entsprechen aber aufgrund ihres unspektakulären Spannungsbogens keineswegs modernen TV-Sehgewohnheiten: Bis heute wird ein Test über fünf Tage - in täglich drei rund zweistündigen Blöcken - ausgetragen. Tests sind wiederum meist in eine Serie von zwei bis sechs Tests eingebettet, so dass die entsprechenden Duelle sich über mehrere Wochen hinziehen können. Das Pendant des Test Cricket auf nationaler Ebene wird First-Class Cricket genannt und dauert mindestens drei Tage.

Tests finden nur zwischen wenigen dazu spielberechtigten Nationalmannschaften statt. Derzeit sind dies zehn Länder (in der Reihenfolge der Zulassung): Australien, England, Südafrika, die Westindischen Inseln, Neuseeland, Indien, Pakistan, Sri Lanka, Simbabwe und Bangladesch.

Anstatt eine Weltmeisterschaft durchzuführen, führt der internationale Cricketverband ICC eine Art Weltrangliste (Test Championship), bei der fortlaufend alle Test-Matches berechnet und die Reihenfolge der Nationen angegeben werden. Der aktuell Führende kann sich als Besitzer der Test Trophy fühlen.

Als wichtigste Test-Match-Series gelten die Ashes, in der alle zwei Jahre England gegen Australien um die Ashes (ein urnenförmiger Pokal) seit 1877 spielen. Dieser Pokal enthält die Asche des Wickets, das die Engländer aus Frustration über das erste gegen ein ausländisches Team, nämlich Australien, verlorene Test-Match verbrannten.

One-Day Cricket

Aufgrund der Bedürfnisse vor allem des Fernsehens wurde seit den 60er Jahren ein kürzeres und dramatischeres Format, das One-Day-Cricket, eingeführt. Diese neue Art des Crickets erfreute sich bald wachsender Popularität, wurde von Traditionalisten aber weitgehend abgelehnt. Heute hat es sich aber längst etabliert.

Im Gegensatz zum Test Cricket ist das Innings hier nicht erst dann beendet, wenn alle Schlagmänner "aus" sind, sondern schon nach einer festgesetzten "Zeit" von üblicherweise 50 Overs. Sobald also eines dieser beiden Kriterien erfüllt ist, ist das Innings vorbei. Aus diesem Grund wird diese Spielform auch oft Limited-Overs Cricket genannt.

Die Wide-Regel wird dabei besonders streng interpretiert. Auch gelten beim One-Day Cricket meist weitere, über die normalen Cricketregeln hinausgehende, Beschränkungen für Feldspieler, welche genau vorschreiben, in welchen Abschnitten eines Innings wo auf dem Feld wieviele Feldspieler platziert sein dürfen.

Wie beim Test Cricket wird auch One-Day-Cricket meist als Teil einer Serie (Tour) ausgetragen (drei bis sieben Matches) oder gar in Form eines (3-)Länderturniers. Alle vier Jahre wird im One-Day-Modus eine Cricket-Weltmeisterschaft ausgetragen (Cricket World Cup). In den vier Jahren zwischen der WM findet eine Champions Trophy statt. Zusätzlich werden viele kleinere Turniere organisiert wie das Sharjah-Tunier in den Vereinigten Arabischen Emiraten oder das Triangular-Tunier 2003 in Pakistan.

Twenty20-Cricket

Ein Versuch des englischen Cricket Verbands (ECB) stellt die neue Variante des Twenty20-Cricket da. Um den modernen Medien gerecht zu werden, werden die „Innings“ auf je 20 „Over“ verkürzt und eine Maximalspieldauer von 75 Minuten je Innings festgelegt. Strafen drohen der Feldmannschaft, wenn sie es nicht schafft, alle Over in der festgelegten Zeit zu spielen. Diese Cricket-Variante ist jedoch noch nicht so weit verbreitet wie First-Class oder One-Day Cricket und wird von Cricket-Traditionalisten sehr kritisch betrachtet, auch wenn es eine Chance darstellen kann, neue Zuschauer für Cricket zu gewinnen.

Ausrüstung

Ein Cricketspieler benötigt auf jeden Fall ein Trikot, oft zusätzlich einen Sweater, und eine lange Hose. Die Schuhe sind weiß und haben meist ein besonderes Profil, Schuhe für Werfer sogar Spikes. Bei Testspielen ist weiße Spielkleidung vorgeschrieben, bei One-Day Cricket wird, zumindest bei den Profis, heute fast immer in bunter Spielkleidung gespielt, früher oft als "Pyjama Cricket" belächelt.

Jeder Batsman hat natürlich einen Schläger und trägt Schutzausrüstung. Das wichtigste Schutzbekleidungsstück sind sicherlich die Pads, diese schützen die Beine des Batsman vor dem mit einer sehr hohen Wucht auftreffenden Ball. Zusätzlich sollte der Batsman einen Helm und Handschuhe tragen, sowie eine sogenannte Box, einen Unterleibsschutz. Einige Spieler tragen darüberhinaus noch einen Schutz für die Arme oder gar einen Brustschutz unter dem Hemd.

Bei der Feldmannschaft trägt nur der Wicket-Keeper, welcher immer hinter dem Schlagmann und dessen Wicket steht, eine besondere Ausrüstung. Wie der Schlagmann hat auch er einen (meist kleineren) Beinschutz (Wicket Keeping Pads) und er ist der einzige Spieler der Feldmannschaft, der Fanghandschuhe (Wicket Keeping Gloves) tragen darf.

Die beiden Schiedsrichter (Umpires) tragen einen langen weißen Kittel und sehen dabei oft aus wie der Milchmann um die Ecke. Nichtsdestotrotz genießen sie einen großen Respekt und es gilt als sehr unsportlich, die Entscheidung eines Schiedsrichters zu kritisieren oder gar Diskussionen mit ihm anzufangen.