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Aramäische Sprachen

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Aramäischer Text über der Pforte des Klosters Mor Gabriel im Tur Abdin.

Die aramäische Sprache (Aramäisch) gehört zum nordwestlichen Zweig der semitischen Sprachen, die ein Zweig der afro-asiatischen Sprachfamilie sind. Das Aramäische ist mit dem Hebräischen eng verwandt. Der Language-Code nach ISO 639-3 ist arc.

Sprachgeschichte

Die bisher bekannten ältesten Zeugnisse des Aramäischen stammen aus dem 10. oder 9. Jh. v. Chr. Bereits in assyrischer Zeit kam dem Aramäischen als internationaler Handels- und Diplomatiesprache große Bedeutung zu. Im mehrsprachigen Perserreich wurde Aramäisch unter den Achämeniden zur offiziellen Reichssprache („Reichsaramäisch“); es war von Kleinasien und Ägypten bis zum Indus verbreitet. Die immer größer werdende Bedeutung spiegelt sich auch im Alten Testament wider, wo einige Textpassagen in aramäischer Sprache verfasst sind. Da das Hebräische in der 2. Hälfte des 1. Jt. v. Chr. Zeit die Schriftzeichen des Aramäischen übernommen hat (sog. Quadratschrift), werden heute beide Sprachen in derselben Schrift mit 22 Konsonantenzeichen geschrieben. In Palästina hat das Aramäische das Hebräische zunehmend verdrängt. Zur Zeit von Jesus wurde dort überwiegend aramäisch gesprochen, und aramäische Wendungen innerhalb des griechischen Neuen Testaments zeigen, dass Aramäisch auch die Sprache Jesu war. Auch zahlreiche Texte, die in Qumran gefunden wurden, sind aramäisch verfasst. Die palästinischen Targume (Bibelübersetzungen) und der palästinische Talmud sind als Vertreter des palästinischen Aramäisch bzw. des West-Aramäischen anzusehen. Daneben gab es das Ost-Aramäische, in dem der babylonische Talmud verfasst wurde. Ein wichtiger weiterer aramäischer Sprachzweig ist das Syrische (Syrische Sprache), das z. B. in der Peschitta (aramäische Bibelübersetzung) und in Schriften der sog. Kirchenväter dokumentiert ist. Nahe verwandt sind auch das Samaritanische und das Mandäische. Mit der Ausbreitung des Islam wurde das Aramäische zunehmend vom Arabischen zurückgedrängt; heute wird es in Form des Neu-Aramäischen in verschiedenen Dialekten nur noch in einigen Dörfern im Libanon, in Syrien und im Irak gesprochen.

Sprachen, die aus dem Alt- und Mittel-Aramäischen hervorgegangen sind, werden heute von ca. 7 Millionen Menschen gesprochen, die vornehmlich in Australien, in den USA, in Kanada, in Brasilien, in Argentinien, in Mexiko, im Libanon, in Jordanien, in Syrien, im Irak und in Europa leben.

Der Language Code ist arc (nach ISO 639).

Literatur

  • Klaus Beyer, Einleitung, in: ders., Die aramäischen Texte vom Toten Meer, Göttingen 1984, S. 20–153 (Abriß der Sprachgeschichte von der Antike bis zur Moderne, geschrieben von einem der führenden Semitisten der Gegenwart)



Siehe auch: Sprache