Heinrich Böll

deutscher Schriftsteller und Literatur-Nobelpreisträger (1917–1985)
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 20. Mai 2005 um 17:40 Uhr durch Karl-Henner (Diskussion | Beiträge) (+ da). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Heinrich Böll (* 21. Dezember 1917 in Köln, Deutschland; † 16. Juli 1985, Langenbroich), war ein deutscher Schriftsteller und Literatur-Nobelpreisträger.

Heinrich Böll war das fünfte Kind von Viktor Böll und seiner zweiten Frau Maria (geb. Herrmanns). Die katholische Volksschule in Köln besuchte er von 1924 bis 1928 und wechselte dann auf das staatlich humanistische Kaiser-Wilhelm-Gymnasium in Köln, wo er auch sein Abitur ablegte. 1937 fing er eine Buchhändlerlehre in Bonn an, die er nach kurzer Zeit wieder abbrach. Er wurde 1938 zum Reichsarbeitsdienst eingezogen, immatrikulierte sich im Sommer 1939 zu einem Germanistikstudium an der Universität zu Köln, wurde aber bereits im Herbst 1939 zur deutschen Wehrmacht einberufen. Bis 1942 kämpfte Heinrich Böll an mehreren Fronten und wurde mehrere Male verwundet. Im selben Jahr heiratete er seine Jugendliebe Annemarie Cech. Er geriet in Gefangenschaft der Westmächte und kam erst nach Beendigung des Krieges frei.

Seine ersten Kurzgeschichten erschienen 1947.

Seine Söhne Raimund, René und Vincent wurden in den Jahren 1947, 1948 und 1950 geboren. Der erste Sohn Christoph starb in seinem Geburtsjahr 1945, sodass die anderen Geschwister ihn nicht kennen lernten.

Die „Gruppe 47“ verlieh Heinrich Böll 1951 den Literaturpreis für sein Werk Die Schwarzen Schafe. Die kommenden Jahren bildeten die schöpferischste Phase von Heinrich Böll. Dies beweisen die vielen Werke, die Böll hervorbrachte, z.B.: Haus ohne Hüter (1954), Irisches Tagebuch (1957), Doktor Murkes gesammeltes Schweigen und andere Satiren (1958), Billard um halb zehn (1959), Ansichten eines Clowns (1963) und Ende einer Dienstfahrt (1966).

Zentrale Themen seiner Bücher sind die Erfahrung des Krieges und gesellschaftliche Fehlentwicklungen der Nachkriegszeit in Deutschland.

Den Georg-Büchner-Preis erhielt er im Jahr 1967 für sein schriftstellerisches Gesamtwerk. 1971 wird Heinrich Böll zum Präsidenten des PEN-Clubs Deutschlands ernannt, kurze Zeit später auch zum internationalen Präsidenten des PEN-Clubs. Er blieb es bis 1974.

Im Jahr 1972 bekam er den Nobelpreis für Literatur verliehen, für den Roman Gruppenbild mit Dame. Im selben Jahr sorgte er für einen innenpolitischen Skandal, als er in einem Essay für den Spiegel unter dem Titel Will Ulrike Meinhof Gnade oder freies Geleit? für einen menschlichen Umgang mit den Terroristen der RAF plädierte. Daraufhin wurde bei ihm eine Hausdurchsuchung vorgenommen. Konservativen Kreisen galt er seitdem als "geistiger Sympathisant" des Terrorismus.

1974 erschien sein wohl bekanntestes Werk, Die verlorene Ehre der Katharina Blum, welches in über 30 Sprachen übersetzt wurde. Im selben Jahr wurde ihm die Carl-von-Ossietzky-Medaille verliehen.

In den folgenden Jahren beschäftigte sich Heinrich Böll zunehmend mit den politischen Problemen seines Landes und anderer Länder, wie Polen oder der Sowjetunion, und setzte sich sehr kritisch mit ihnen auseinander. Die sowjetischen Dissidenten Alexander Solschenizyn und Lew Kopelew waren Gäste in seinem Haus. In dieser Zeit befasste er sich auch mit mehreren Konflikten Südamerikas. Er versuchte mit den entsprechenden Parteien zu reden, so zum Beispiel mit einer bolivianischen Frauendelegation in Bolivien, um die Probleme vor Ort zu lösen. In dieser Zeit bekam Heinrich Böll in Ecuador eine Gefäßerkrankung im rechten Bein. Wegen dieser Erkrankung wurde Böll in Ecuador und dann später auch in Deutschland operiert.

Er setzte sich kritisch mit der Katholischen Kirche auseinander und trat 1979 aus ihr aus. Er unterstützte die Friedensbewegung und nahm 1983 an einer Blockade des Raketenstützpunktes Mutlangen teil.

Der Rat der Stadt Köln verlieh ihm das Ehrenbürgerrecht, das Land Nordrhein-Westfalen den Professorentitel.

Sein letztes Werk Frauen vor Flusslandschaft entstand und erschien im Jahr 1985.

Er wurde Anfang Juli in das Krankenhaus in Köln gebracht, um eine weitere Operation vornehmen zu lassen. Nach dieser Operation am 15. Juli kehrte er in sein Haus in den Eifelort Langenbroich zurück. Hier starb er am Morgen des 16. Juli. Drei Tage später wurde er in Bornheim-Merten in der Nähe von Köln unter großer Anteilnahme beerdigt. Bei der Beerdigung waren viele Kollegen und Politikern anwesend. Selbst der damalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker nahm an der Trauerfeier teil, ein Zeichen des enorm großen öffentlichen Interesses, das Heinrich Böll genoss.

1987 wurde auf Bitten von Freunden und Familienangehörigen von der Stadt Köln die Heinrich-Böll-Stiftung gegründet. Diese beschäftigt sich damit, die Werke von Heinrich Böll zu sammeln, zu ordnen, zu veröffentlichen und zu vervollständigen. Sie ist in der ganzen Welt auf der Suche nach Schriften von Heinrich Böll. Durch die Heinrich-Böll-Stiftung werden die von ihm noch nicht veröffentlichten Werke publiziert und den Lesern zugänglich gemacht. Natürlich werden die Originale von einer Gruppe ausgewählter Fachleuten überarbeitet, sodass sie als Ausstellungsobjekte und als Vorlagen für Buchdrucke nutzbar sind.

Außerdem wird seit 1985 anfangs jährlich, später alle zwei Jahre der Heinrich-Böll-Preis verliehen. Er wird von der Stadt Köln gestiftet und ist mit rund 17.500 € dotiert. Der Preis wird für herausragende Leistungen auf dem Gebiet der deutschsprachigen Literatur, auch an unbekannte Autoren, verliehen. Ein Vorhaben der Heinrich-Böll-Stiftung, des Verlages Kiepenheuer & Witsch, der Erbengemeinschaft Heinrich Böll und dem Heinrich-Böll-Archiv der Stadtbibliothek Köln trägt den Namen »Kölner Ausgabe der Werke Heinrich Bölls«. Auch dieses Vorhaben konzentriert sich auf das Herausgeben sämtlicher bereits veröffentlichter Texte, aber auch auf das Herausgeben von Arbeiten aus dem unveröffentlichten Nachlass Bölls in einer auf 27 Bände angelegten Edition.

Werke

Literatur