Kolloidales Silber ( argentum colloidale ) ist eine therapeutische Verwendungsform von Silber, die seit einigen Jahren wieder verstärkt ins Blickfeld der Öffentlichkeit rückt. Es wurde bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts zur Infektionsbekämpfung eingesetzt als wirksamere Mittel noch nicht zur Verfügung standen, trat dann aber wegen damals zu hoher Herstellungskosten und Problemen bei der Herstellungsqualität in den Hintergrund.
Bei kolloidalem Silber handelt es sich um kleinste Partikel elementaren Silbers, die meist in destilliertem Wasser suspendiert sind. Ob es sich aber bei den als kolloidalem Silber angebotenen Produkten nicht in Wirklichkeit um Lösungen von Silbersalzen handelt muß als offene Frage behandelt werden. Kolloidalem Silber wird die Fähigkeit nachgesagt, im Reagenzglas (in-vitro) silberempfindliche Bakterien Viren und Pilze nach ausreichend langer Einwirkzeit sowie bei ausreichend hoher Silberkonzentration inaktivieren zu können. Bei sehr hoher Konzentration kann es auch zur Abtötung mancher Erreger kommen. Klinische Studien die eine Wirksamkeit beim Menschen belegen würden, gibt es bislang nicht. Daher wurden Resistenzbildungen nicht beobachtet. Experimentell konnten jedoch Resistenzmechanismen beschrieben werden. Einzelne Erfahrungsberichte sprechen teils begeistert von diesen Erfolgen, ebenso gibt es kritische Stimmen, die diesem nicht als Arzneimittel zugelassenem Stoff keine, nur eine geringe oder gar eine schädliche Wirkung unterstellen. Kolloidales Silber ist lediglich in den USA als Nahrungs- oder Nahrungsergänzungsmittel zugelassen, nicht verschreibungsfähig, und kann daher nur als "Hausmittel" angesehen werden. Es sind mehrere Fälle von Argyrie nachweislich nach Einnahme von kolloidalem Silber aufgetreten.
Infolgedessen hat sich ein wenig bis gar nicht regulierter Markt entwickelt, auf dem verschiedenste Produkte als "kolloidales Silber" angeboten werden. Viele dieser Präparate enthalten auch oder überwiegend Silbersalze, Silberionen und/oder Silber-Protein-Verbindungen, die keine oder nur sehr geringe keimtötende Wirkung besitzen. Aufgrund ihres deutlich höheren Silbergehalts können sie (besonders bei Verwendung über längere Zeiträume hinweg) Silberablagerungen (Silberakkumulation) im Organismus verursachen, die u.a. zu Argyrie (Dunkelverfärbung der Haut) und Problemen des Gehirnstoffwechsels führen können. Auch eine erhöhte Missbildungsrate bei Neugeborenen, deren Mütter während der Schwangerschaft derartige Präparate eingenommen haben, kann aufgrund der Silberablagerungen nicht ganz ausgeschlossen werden.
Alle Präparate werden selbst in Fachkreisen oft völlig undifferenziert in einen Topf geworfen werden, weshalb auch gesicherte Aussagen über echtes kolloidales Silber dünn gesät und die Standpunkte für oder wider gleichermaßen wissenschaftlich anfechtbar sind. Seriöse Anbieter von Silberkolloiden halten sich daher mit Versprechungen zurück, legen aber Laboranalysen vor, die über Zusammensetzung und Qualität des Silberkolloids Aufschluß geben. Ingesamt muss auf höchste Reinheit geachtet werden, so muss die Herstellung aus hochreinem Silber (min. 99,99%) und (mehrfach) destilliertem Wasser erfolgen. Die Silberpartikelgröße darf maximal 5 - 10 Nanometer betragen und die Silberkonzentrationen sollte 10 ppm bzw. 10 mg/Liter nicht überschreiten.
siehe auch: Silbernitrat, Crede-Prophylaxe
links: http://www.aerztlichepraxis.de/aktuell/artikel/1050067611/gz/ernaehrung
http://www.arznei-telegramm.de/zeit/0210_a.php3
Link zum therapeuth. kS und Collargol im vorletzten Jahrhundert: http://doi.wiley.com/10.1002/prac.19030680126
http://www.atsdr.cdc.gov/toxprofiles/tp146.html
Link zur Kolloidchemie: http://www.infochembio.ethz.ch/links/colloidchem.html