Deuteronomium

Buch der Bibel
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Das 5. Buch Mose, das auch Deuteronomium heißt, ist das fünfte Buch des Pentateuch der Torah oder des alten Testaments der Bibel. Sein hebräischer Name Devarim bedeutet "Worte", und stammt aus dem ersten Begriff des Buches ("Eleh ha-devarim"). In der rabbinischen Literatur wird das Buch auch Mishneh Torah genannt.

Deuteronomium

Die Bezeichnung "Deuteronomium" entstammt der Vulgata, und kommt von der Septuaginta (Δευτερουόμιου). Sie basiert auf einer fehlerhaften Übertragung des Begriffs mishnah ha-torah ha-zot (Kap. 17, Vers 18), welcher grammatikalisch nur eine Wiederholung (d. h. Kopie) dieses Gesetzes bedeuten kann, welches aber in der Septuaginta als τὸ Δευτερουόμιου τοῦτο, diese Wiederholung des Gesetzes wiedergegeben ist. Obwohl der Name auf einer Fehlübersetzung basiert, ist er nicht unangemessen, da das 5. Buch Mose in der Tat weite Teile der im 2. Buch Mose enthaltenen Gesetzestexte wiederholt.

Inhalt des Buchs

Das 5. Buch Mose besteht im Wesentlichen aus drei Ausführungen, die Mose kurz vor seinem Tode an die Israeliten richtete. Ort der Handlung ist die Ebene von Moab, Zeit der Handlung ist der elfte Monat im letzten Jahr der israelitischen Wanderung. Inhaltlich steht das Buch parallel zum 2. Buch Mose, dem 3. Buch Mose und dem 4. Buch Mose.

Die erste Ausführung (Kap. 1 bis 4) blickt auf die bedeutendsten Ereignisse der letzten 40 Jahre der Wüstenwanderung zurück. Der Gehorsam gegenüber den Geboten Gottes wird als wichtig herausgestellt, und vor den Gefahren, den Gott der Väter zu verlassen, wird gewarnt.

Die zweite Ausführung (Kap. 5 bis 26) stellt den Hauptteil des Buches dar, und wird manchmal in zwei Teile (Kap. 5 bis 11 sowie Kap. 12 bis 26) unterteilt. Der erste Teil enthält eine Wiederholung der Zehn Gebote (mit leichten Änderungen am Text), der zweite Teil befasst sich mit Regeln, die das Leben im verheißenen Land Kanaan betreffen.

Die abschließende Ausführung (Kap. 27 bis 30) befasst sich mit den Konsequenzen, die aus dem Übertreten der Gebote folgen sowie dem Lohn des Gehorsams. Mit einer Erneuerung des Bundes zwischen Gott und den Israeliten sowie der Benennung Josuas zu seinem Nachfolger schließt das Buch.

Es folgen drei kurze Anhänge:

  1. Ein Lied, das Mose auf Gottes Anweisung verfasst hatte (32:1-47).
  2. Segenssprüche für die Stämme Israels (Kap. 33).
  3. Der Bericht von Moses Tod (32:48-52) und Beisetzung (Kap. 34).

Inhaltlich folgt das Buch Josua auf das 5. Buch Mose.

Bekannte Einzelheiten

  • Abgabe des Zehnten
  • Das Erlassjahr
  • Asyl

Betrachtungen zum Text

Das 5. Buch Mose setzt sich in Stil, Methode und Ausdrucksweise derart von den übrigen Büchern der Tora ab, dass sein Ursprung einer eigenständigen Schule zugeschrieben wird. Insbesondere die Tatsache, das im Buch selbst von einem eigenständigen Gesetz gesprochen wird (Kap. 1, Vers 5; Kap. 27, Vers 3; Kap. 8 Vers 26; Kap 31, Vers 26), spricht für eine Entstehung, die separat von den vier vorhergehenden Büchern anzusetzen ist.

Daneben sind auch eine Reihe von inhaltlichen Unterschieden zwischen diesem und den drei vorhergehenden Büchern (2.-4. Buch Mose) zu beobachten: Die Gesetze zeigen einige Unterschiede, und die Rolle der Priesterschaft (Aaroniten) gegenüber der des Stammes Levi (Leviten) wird abweichend dargestellt.

Traditionelle jüdische Sichtweisen

Der Talmud behandelt die dargestellten Ungereimtheiten unter der Annahme, dass der ganze Pentateuch aus der Feder Moses entstanden sei, und kommt zu dem Schluss, dass einiges (etwa der Bericht von Moses Tod und Beisetzung) wahrscheinlich später von Moses Nachfolger Josua hinzugefügt sei.

Eine Autorschaft Moses wird von der traditionellen Lehrmeinung folgendermaßen begründet:

Abweichungen von der Tradition

Seit dem Mittelalter wurde dann auch die Möglichkeit diskutiert (z. B. von Isaac Abravanel), dass das 5. Buch Mose einen anderen Autoren als die anderen Bücher des Pentateuch habe, und später entstanden sei.

Die spätere Entstehung wird nach biblischen Quellen folgendermaßen begründet: Am Ende des 2. Buch der Könige wird von religiösen Reformen unter König Josia berichtet. Während dieser Periode findet der Hohepriester Hilkiah eine "verlorene Schriftrolle" der Torah, in der die durchgeführten Reformen bestätigt werden. Insbesondere die zentrale Rolle Jerusalems im jüdischen Kultus, die von Josia begründet wurde, ist im Pentateuch nur im 5. Buch Mose zu finden. Die sonst unbekannte Prophetin Huldah bestätigt die Authentizität des Buches. Hiernach wird Jerusalem Zentrum des Kultus, und die Lesung des Buches durch den König (ebenfalls nur im 5. Buch Mose zu finden) Teil der Pilgerfahrt am Laubhüttenfest.

Während die traditionelle Lehrmeinung diese verlorene Schriftrolle mit einem von Mose verfassten Text identifiziert, sehen modernere Ansichten eine spätere Entstehung zur Untermauerung der politischen und religiösen Reformen als wahrscheinlicher an. Demnach wäre sie unter Federführung der Priesterschaft unter Berücksichtigung existierender Traditionen entstanden (und von den Schreibern auch nicht als 'Fälschung', sondern als Formalisierung ihres Ritus verstanden worden).

Moderne Sichtweise

Außerhalb jüdisch-orthodoxer und christlich-fundamentalistischer Kreise wird heute eine Autorschaft Moses fast einmütig ausgeschlossen. Die vorherrschende Sichtweise ist, dass das 5. Buch Mose einige Jahrhunderte nach der Zeit Moses entstanden sei. Zur genauen Entstehung finden sich verschiedene Hypothesen, die im Zusammenhang mit der gesamten Entstehung des Pentateuch formuliert werden.