Stebbach

Ortsteil von Gemmingen, Baden-Württemberg, Deutschland
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Stebbach ist ein Dorf im Landkreis Heilbronn in Baden-Württemberg, das seit 1. Januar 1974 nach Gemmingen eingemeindet ist.

Wappen Stebbachs

Geografie

Stebbach liegt im Kraichgau im nördlichen Baden-Württemberg. Einst zählte der Ort zum ehemaligen Gartachgau, einer überwiegend zu fränkischer Zeit besiedelten Region längs des Leins, eines Nebenflusses des Neckars. Der Ort liegt etwa fünf Kilometer östlich von Eppingen in einer Höhe von rund 200 Metern.

Geschichte

Der halbe Ort Stebbach mit Burg Streichenberg war bei seiner ersten urkundlichen Erwähnung 1311 pfälzisches Lehen der Herren von Gemmingen, die ihren Stammsitz im benachbarten Gemmingen hatten. Später waren die Lehnsherr nach den Herren von Mentzingen und den Herren von Angelach die Herren von Neipperg. Die andere Hälfte des Ortes war als ehemaliges Zubehör des Steinsbergs Lehen der Grafen von Öttingen für die Herren von Gemmingen. Burg Streichenberg war von Hans von Gemmingen (1235 erwähnter Landvogt in Sinsheim) und einem seiner Söhne auf der Gemarkung Zimmern errichtet worden, wo sich vorher eine von Gemmingen aus erfolgte Ausbausiedlung befunden hatte.

Seit 1520 lag der alleinige Besitz bei der Kurpfalz, wodurch Stebbach in Folge von Reformation und Gegenreformation zwischen 1525 und 1648 zehnmal den Glauben wechselte. Die Pfalz gab den Ort 1670 den Raugrafen (Nachfahren von Marie Luise zu Pfalz) zu Lehen, bevor sich 1733 deren Nachfolger, die Grafen von Degenfeld-Schonburg, hier niederließen und um 1820 nahe der Burg das Schloss Schomberg erbauten. Stebbach kam 1803 zum Fürstentum Leiningen, dieses ging 1806 im Großherzogtum Baden auf.

In Stebbach bestand seit dem 18. Jahrhundert eine zeitweilig bedeutende jüdische Gemeinde, die 1809 rund 65 Personen, 1825 rund 75 Personen und damit mehr als 10 % der Einwohner umfasste. Eine Synagoge bestand ab etwa 1800 und wurde 1829 erweitert. Wie auch in Gemmingen und anderen Orten der Umgebung ging die Gemeindegröße durch Ab- und Auswanderung bereits ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts allmählich zurück. 1875 waren es noch 42 Personen, 1900 waren es noch zehn. 1915 bestand die jüdische Gemeinde in Stebbach noch aus zwei Frauen, woraufhin die religiöse Gemeinde am 23. Januar 1915 vom badischen Staatsministerium aufgelöst wurde. 1933 gab es „einige wenige“ jüdische Frauen in Stebbach, die teils in ihrer Heimat starben, teils später bei Deportationen den Tod fanden. Die Synagoge wurde 1947/48 wegen Baufälligkeit abgerissen.

Am 1. Januar 1925 wurde die Gemarkung Streichenberg, die auf die Wüstung Zimmern zurückgeht und in der Neuzeit nur aus Burg Streichenberg und Schloss Schomberg besteht, nach Stebbach eingemeindet. 1939 wurden 536 Einwohner gezählt, Ende 1945 waren es 625.[1] 1952 wurde eine zentrale Wasserversorgung für Stebbach und Gemmingen errichtet, 1961 wurde Stebbach „Musterdorf“ der Altstadtsanierung und Flurbereinigung. Am 1. Januar 1974 wurde Stebbach nach Gemmingen eingemeindet. Am 31. Dezember 2003 wurden 1.496 Einwohner gezählt.

Sehenswürdigkeiten

 
Historisches Rathaus
  • Nördlich von Stebbach befindet sich auf einem Bergsporn die im Mittelalter durch die Herren von Gemmingen erbaute Burg Streichenberg, die nach mehreren Besitzerwechseln 1670 in den Besitz der Raugrafen bzw. der Grafen von Degenfeld-Schonburg gelangte, von denen sich eine Grablege auf dem Friedhof von Stebbach befindet.
  • Westlich der Burg liegt das klassizistische Schloss Schomberg, das die Grafen von Degenfeld-Schonburg ab 1820 erbaut haben und von diesen bis heute als Wohnsitz genutzt wird. Südlich an das Schloss schließt sich der zugehörige Wirtschaftshof an. Etwas weiter südöstlich von Burg und Schloss befindet sich außerdem die historische Streichenberger Mühle.
  • Die evangelische Kirche des Ortes befindet sich auf dem Kirchberg, oberhalb der historischen Ortsmitte von Stebbach, die inzwischen größtenteils einem modernen Dorfplatz gewichen ist. Das Langhaus der Kirche wurde um 1500 erbaut und im späten 18. Jahrhundert renoviert. Die Kirche hatte ursprünglich nur einen hölzernen Turm, der 1835 durch den heutigen steinernen Kirchturm ersetzt wurde.
  • Das historische Rathaus des Ortes, erbaut 1755 unter Schultheiß Johann Jakob Lörz von Baumeister Johann Christoph Feihl aus Stetten (Heuchelberg), ist wie das benachbarte historische Gasthaus Rössle ein Fachwerkgebäude im fränkischen Fachwerkstil.

Verkehr

Stebbach liegt unmittelbar an der B 293 von Heilbronn nach Karlsruhe. Ein Haltepunkt der Stadtbahn Heilbronn befindet sich im 2 km entfernten Hauptort Gemmingen. Das Teilstück der A 6 von Heilbronn nach Mannheim verläuft weiter nördlich des Ortes, Auffahrten befinden sich in 12 und 16 km Entfernung.

Persönlichkeiten

  • Michael Kahn, Gründer der Mannheimer Bettfedernfabrik
  • Bernhard Kahn, Unternehmer und Bankier in Mannheim
  • Jonas Eisinger, Ratsschreiber, wurde 1912 Ehrenbürger von Stebbach. Die Ehrenbürgerschaft wurde ihm jedoch 1936 aufgrund seines jüdischen Glaubens wieder entzogen. Ihm folgte der NS-Gauleiter von Baden, Robert Wagner, als Ehrenbürger, dem die Auszeichnung 1946 wieder aberkannt wurde.[2]
  • Hermann Schäufele (1906–1977), Erzbischof von Freiburg, geboren in Stebbach
  • Hank Häberle (1957–2007), Countrysänger, verstorben in Stebbach

Literatur

  • Ulrich Kopp: Die Kraichgaugemeinde Gemmingen. Eine Ortsbeschreibung zur Jahrtausendwende. Gemeinde Gemmingen, Gemmingen 2000, ISBN 3-00-007335-3
  • Roland Heinzmann: Stebbach, zur Sanierung einer Kraichgaugemeinde. In: Kraichgau, Beiträge zur Landschafts- und Heimatgeschichte, Folge 4, Sinsheim 1974/75

Einzelnachweise

  1. Mitteilungen des Württ. und Bad. Statistischen Landesamtes Nr. 2: Ergebnisse der Einwohnerzählung am 31. Dezember 1945 in Nordbaden
  2. Wolfram Angerbauer u. Hans Georg Frank: Jüdische Gemeinden in Kreis und Stadt Heilbronn. Landkreis Heilbronn, Heilbronn 1986. S. 221 ff., S. 299 ff.
Commons: Stebbach – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien