Reinkarnation

Vorstellungen der Art, dass eine Seele oder fortbestehende mentale Prozesse sich nach dem Tod – der „Exkarnation“ – erneut in anderen empfindenden Wesen manifestieren
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Der Begriff Reinkarnation (lateinisch Wiederfleischwerdung) bezeichnet das Konzept, dass die menschliche Seele nach dem Tod auf dieser Erde wieder als Geschöpf geboren wird. Dieses Konzept wird auch als Wiedergeburt, Seelenwanderung, Transmigration, Palingenese oder Metempsychose bezeichnet. Die Außerkörperliche Erfahrung steht in engen Zusammenhang mit dem Begriff Reinkarnation.

Die Vorstellung eines neuen Lebens auf der Erde nach dem Tod ist (in Verbindung mit animistischen und/oder gnostischen Vorstellungen) in vielen Kulturen und religiösen Lehren verbreitet: im Griechenland der Antike, im römischen Kaiserkult, im Manichäismus und weiteren gnostischen Strömungen, in der jüdischen Kabbala, in der Mystik des Islam und in der modernen Esoterik. Eine systematische Reflexion erfuhr die Reinkarnationslehre vor allem aber in den östlichen Religionen Hinduismus, Jainismus und Buddhismus.

Antikes Griechenland

Bekannte Vertreter der Reinkarnationstheorie waren Pythagoras (um 600 v.Chr.), Empedokles (5. Jh. v.Chr.) und Platon (5. Jh. v.Chr.). Sie alle lehrten, dass die unsterbliche Seele sich zwangsläufig reinkarnieren müsse, sei es aufgrund einer inneren Notwendigkeit oder zum Zwecke ihrer moralischen Läuterung in einer neuen Daseinsform, die auch die Tierwelt und/oder die Pflanzenwelt umfasst. Bei Platon spielte jedoch nur das moralische Kriterium eine Rolle. Nach ihm wird man allein aufgrund früheren Verhaltens wiedergeboren.

In den nachfolgenden Strömungen des Neuplatonismus und des Neupythagoreismus lebte der Reinkarnationsgedanke weiter, doch spalteten sich die Geister an der Frage, ob die Einkörperung in Tiere wörtlich (Plotin) oder metaphorisch (Porphyrius) zu verstehen sei, dieweil das von Platon angeführte moralische Motiv vor allem von Vergil und Plutarch vertreten wurde.

Judentum

Der Reinkarnationsgedanke kommt im Alten Testament und im orthodoxen Judentum nicht vor. In der Kabbala, der jüdischen Esoterik und Mystik, ist die Wiederverkörperung eine göttliche Strafe und dazu bestimmt, die Seele durch Umkehr in einem neuen Körper der Vervollkommnung zuzuführen.

Islam

Auch im Islam ist die Reinkarnationsvorstellung dem Bereich der Mystik zuzuordnen. Ihr bekanntester Vertreter war Dschalalud-Din Rumi [Jalâl’ud-Dîn Rûmî ] (1207-1273), der einen Aufstieg der Seele über das Menschliche hinaus und ihr Aufgehen im »Nichtsein«, im unaussprechlichen göttlichen Wesen, beschrieb. Doch solchen Lehren haftete im Islam immer das Merkmal der Häresie an, weshalb sie nicht selten verfolgt wurden.

Innerhalb des Islam bildetet die Reinkarnationslehre allein bei den Drusen eine zentrale Rolle. Die Drusen bilden eine kleine Minderheit, stammen von den Ismaeliten ab und sind in Syrien, Libanon, Israel und Jordanien beheimatet.

Hinduismus

Im Hinduismus entwickelte sich die Reinkarnationslehre (Sanskrit: punarbhava = beständiges Werden) erst nach dem Ende der vedischen Zeit und mit dem Aufkommen der Literatur der Upanishaden (ab 700 v.Chr.). Die klassische Ausformulierung der hinduistischen Reinkarnationslehre ist in der Bhagavadgita enthalten.

Nach hinduistischer Vorstellung eignet dem Menschen eine unsterbliche Seele (atman) (âtman), die nach dem Tode sich in einem neu in Erscheinung tretenden Wesen – wobei auch Tiere angenommen werden – wieder verkörpert. Die Qualität der Wiedergeburt oder Seelenwanderung ist abhängig von den in der/den Vorexistenz/en gewirkten Taten (Karma). »Wie einer handelt, wie einer wandelt, ein solcher wird er. Aus guter Handlung entsteht Gutes, aus schlechter Handlung entsteht Schlechtes«, lehren die Upanishaden. Karma (die Tat) ist verknüpft mit der Vorstellung an eine sittliche Weltordnung, wodurch alle moralisch relevanten Handlungen gemäß dem Prinzip von Ursache und Wirkung die Voraussetzung für die künftige Wiedergeburt darstellen. Ein jedes Wesen besteht aufgrund seines in früheren Daseinsformen angesammelten Tatenpotenzials, welches also das Gesamtergebnis einer jeden Existenz bewirkt. Folglich ist der Tod nicht der Abschluss des Lebens, sondern lediglich der Übergang zu einer neuen Daseinsform. Erhalten bleibt die durch den âtman (Seele) begründete ewige und unveränderliche Individualität, die sich in einer durch Wiedergeburt und also dem ständigen Wandel bestimmten Persönlichkeit aufs Neue manifestiert.

Das Ziel des frommen Hindu besteht darin, den ewigen und mit ständigen Leiderfahrungen verbundenen Kreislauf von Werden und Vergehen (samsara) zu überwinden. Da es die Werke (karma) sind, die die Wiederverkörperung bedingen, wird im Abstehen vom Handeln, in der Selbstentäußerung Askese und moralischen Vervollkommnung die grundlegende Voraussetzung für die Erlösung (moksha) und den damit verbundenen Austritt aus dem Geburtenkreislauf (samsâra) gesehen.

Buddhismus

Der im 6./5. Jahrhundert v.Chr. aus dem Hinduismus hervorgegangene Buddhismus teilt mit seiner Mutterreligion die Vorstellungen von Karma und Wiedergeburt. Dennoch bestehen zwischen den beiden Systemen grundlegende Unterschiede, vor allem hinsichtlich der Reinkarnationslehre. Diese ergeben sich aus der buddhistischen Ablehnung eines Gottesbegriffs und aus der Rückweisung eines seelischen Prinzips.

Im Buddhismus ist Karma wie im Hinduismus jene Potenz, welche die Ordnung des gesamten Kosmos beherrscht und durchwaltet. Im Gegensatz zum Hinduismus sieht der Buddhismus diese Weltordnung aber nicht durch eine göttliche Macht (Brahman = Weltgeist) bestimmt; vielmehr ist Karma selbst jene Kraft, die gleich einem Urantrieb den Weltenlauf regelt und in Gang hält. Karma ist die an sich wertneutrale und einer religiösen Erklärung enthobene Urkraft (Energie), damit Ursache und Wirkung zugleich. Auf individueller Ebene bedeutet Karma Tat, Handeln, Wirken, weshalb Karma immer auch das willentliche Tun des Menschen umfasst. Jede positive oder negative Tat ist durch eine frühere positive oder negative Tat bedingt und führt ihrerseits wieder zu positiven oder negativen Auswirkungen, die keineswegs zufällig sind, aber auch keinem überseienden (göttlichen) Diktat (Fügung, Vergeltung usw.) unterliegen.

Vor allem in der Frage der Reinkarnation geht der Buddhismus grundlegend andere Wege als der Hinduismus. In Ablehnung einer individuellen Seele kennt der Buddhismus keinen Übergang einer seelischen Substanz von der einen auf die andere Existenz, keine Transmigration, keine Wanderung der Seele. Wiedergeburt wird verstanden als eine Kontinuität des Geistes, als Fortsetzung der beim Ableben eines Individuums noch nicht erloschenen mentalen Kräfte, die sich, dem Gesetz der Gravitation folgend, in einer neu in Erscheinung tretenden Existenz aufs Neue reaktualisieren. Die Ursache der Wiedergeburt liegt im Begehren, im Werdedrang, im Trieb nach Sein und Verwirklichung. Wiederwerden ist also solange gegeben, als verursachende, nach Realisierung drängende Triebkräfte vorhanden sind. Da dieses Begehren der unstillbare Werdetrieb im Buddhismus gleichgesetzt wird mit Leiden, besteht das Ziel darin, diesen leidvollen Daseinskreislauf (samsâra) zu durchbrechen und aufzuheben. Erreicht ist der Zustand des Nirvana, das Ende allen Leidens und der Abschluss der Wiedergeburten.

Christentum

In den Hauptströmungen des Christentums (orthodox, katholisch, evangelisch) war Reinkarnation nie ein Glaubensinhalt oder Teil der Lehre.

Es gab und gibt jedoch einige im weiteren Sinn christliche Splittergruppen die an Seelenwanderung glauben, z.B. die Gnosis in der Antike, die Katharer im Mittelalter, oder die Christengemeinschaft von Rudolf Steiner heute. Ebenso gibt es heute Christen, die, unabhängig von der Lehre des Christentums, unter dem Einfluss von New Age oder östlichen Religionen an die eine oder andere Variante von Reinkarnation glauben.

In New Age Kreisen wird gesagt, dass das frühe Christentum an Reinkarnation geglaubt habe, wobei man sich auf Bibelstellen, und Kirchenväter (insbesondere Origenes) beruft und behauptet, die spätere Kirche habe die Beweise für Reinkarnation vernichtet.

Bibelstellen, die von New Age Anhängern als Beweis für die Reinkarnationslehre der frühen Christen angesehen werden, sind z.B. Mt 11,14, 17,12f und Joh 9,1 ff. Diese Stellen können so interpretiert werden, wenn sie mit einer New Age Weltsicht gelesen werden, werden jedoch von christlichen Theologen aller Jahrhunderte nicht so ausgelegt (auch nicht von Origenes, siehe unten).

Ebenso wird behauptet, dass z.B. der Kirchenvater Origenes ein Anhänger der Reinkarnationslehre gewesen sei. Tatsächlich vertrat Origenes das Konzept der Präexistenz der Seele - die menschliche Seele soll schon vor der Geburt existiert haben. Das ist jedoch nicht das gleiche Konzept wie Reinkarnation, und Origenes kannte den Unterschied - allerdings wird diese Präexistenzlehre von einigen Vertretern des New Age mit der Reinkarnationslehre verwechselt. Tatsächlich kannte Origenes die Reinkarnationslehre aus der griechischen Philosophie, mit der er sehr vertraut war, und redet auch davon in seinen Schriften. Aber gerade in seinen Bibelauslegungen der Stellen, die gerne vom New Age als Reinkarnationsbelege gewertet werden, diskutiert er zwar, wie Reinkarnationsanhänger sie interpretieren, betont jedoch, dass die Lehre der Seelenwanderung der Kirche Gottes fremd ist, z.B. Origenes, Kommentar zum Johannesevangelium, Buch VI, Kapitel 7 (englisch)).

New Age Anhänger behaupten auch, dass die (katholische) Kirche (oder der Papst) in späteren Jahrhunderten alle Hinweise auf Reinkarnation aus der Bibel gestrichen habe. Shirley MacLaine zitiert z.B. im Buch Out on a Limb: "Die Theorie der Reinkarnation ist in der Bibel aufgezeichnet. Aber die richtigen Interpretationen wurden herausgestrichen während eines ökumenischen Konzils der katholischen Kirche in Kontantinopel etwa um 553, das das Konzil von Nizäa genannt wurde".

Für diese Behauptung gibt es keine historische Basis. Es gab kein Konzil von Nizäa im Jahr 553, und die zwei tatsächlichen Konzile von Nizäa (325 und 787) haben Reinkarnation nirgends auch nur erwähnt. Das zweite ökumenische Konzil von Konstantinopel von 553 (das nicht unter der Führung des damaligen Papstes sondern des Kaisers Justinian stattfand), erwähnte Reinkarnation ebensowenig wie irgendein anderes Konzil der alten Kirche. Die Ursache für die Behauptung ist vermutlich, dass dieses Konzil, ziemlich nebenbei, die Lehre von der Präexistenz, die Origenes und einige seiner Schüler vertreten haben verurteilt hat.

Dass Stellen bezüglich Reinkarnation auf Befehl eines Papstes oder Konzils aus der Bibel gelöscht wurden, ist wissenschaftlich nicht vertretbar. Aufgrund der zahlreichen Papyri des Neuen Testaments aus dem dritten Jahrhundert und den altsyrischen und altlateinischen Übersetzungen aus dem 2. Jahrhundert kann die Textkritik des Neuen Testaments nachweisen, dass es keine solchen Streichungen gegeben hat - die einzige zentrale Instanz für Lehrfragen waren die ökumenischen Konzilien, die erst im 4. Jahrhundert anfingen. Eine Einzelaktion des Papstes, die sich in der Gesamtkirche des ersten Jahrtausends durchsetzt, ist historisch nicht denkbar - schon bei der Filioquefrage, wo es nur um ein einziges Wort im Glaubensbekenntnis ging, stellten sich die orthodoxen Kirchen quer.

Die christlichen Konzepte von Wiedergeburt und Auferstehung, die von allen christlichen Hauptrichtungen gelehrt werden, sind völlig verschieden vom Konzept der Reinkarnation.

Esoterik und New Age

In der Esoterik und im New Age wird das Konzept der Reinkarnation von den meisten Richtungen vertreten, wenn auch nicht immer mit identischen Details.

In der Theosophie wurde zuerst von Helena Blavatzky die Reinkarnation der östlichen Religionen mit dem Konzept der Evolution kombiniert - die Einzelseele entwickelt sich von Leben zu Leben weiter und steigt zu immer höheren Seinszuständen auf, wobei es, im Gegensatz zum Hinduismus und Buddhismus, keine Rückschritte sondern höchstens Stillstand gibt. Ebenfalls im Gegensatz zu den traditionellen östlichen Religionen ist das Ziel der Weiterentwicklung gewöhnlich eine Vervollkommnung des Individuums, das ein Individuum bleibt und nicht im Brahma oder Nirwana aufgeht.

Dieses Konzept wurde, mit leichten Abwandlungen, von den meisten neueren Richtungen der Esoterik übernommen, z.B. von Anthroposophie, Rosenkreuzern Eckankar und New Age ebenso wie von einigen (nicht allen) Vertretern von Wicca und Okkultismus.

In manchen totalitär ausgerichteten Gruppen wie dem Universellen Leben oder Scientology wird ebenfalls Reinkarnation gelehrt, aber geistlicher Aufstieg zu höheren Seinszuständen ist nur innerhalb der spezifischen Gruppe möglich und außerhalb droht eine Hölle des ewigen Abstiegs.

Reinkarnationsforschung

Die berühmtesten Vertreter der Reinkarnationstheorie waren, wie bereits eingangs erwähnt, Pythagoras (um 600 v.Chr.), Empedokles (5. Jh. v.Chr.) und Platon (5. Jh. v.Chr.). Heute gilt die Reinkarnationsforschung als Parawissenschaft.

In den vergangenen Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts untersuchte Prof. Stevenson (University of Virginia) etwa 1000 Fälle von Kindern, die angaben, sich an frühere Inkarnationen zu erinnern. Er glaubt, in der Mehrzahl der Fälle das Phänomen als zutreffend belegt zu haben. Seine Untersuchungen finden bei Reinkarnationsforschern besondere Beachtung, weil man Kindern nicht vorwerfen kann, dass sich sich das Wissen für ihre "Spinnerei" vor einer Untersuchung aus historischen Quellen beschafft haben könnten.

In ihren exakten Details konnten Reinkarnationserinnerungen von historischer Seite nicht verifiziert werden. Versuchspersonen, die etwa unter Hypnose angaben, in einem früheren Jahrhundert als Soldat gelebt zu haben, waren nicht in der Lage, zu konkreten Ereignissen zum lokalen Kriegsgeschehen exakt und in Übereinstimmung mit den (unabhängig von ihnen) historisch ermittelten Daten Stellung zu beziehen. Im Gegenteil: Ihre Angaben zu den verwendeten historischen Waffen oder zu Bränden bestimmter Gebäude waren entweder zu ungenau oder sie widersprachen völlig den historisch dokumentierten Tatsachen.

Dies soll, nach Ansicht der Reinkarnationsforscher, vor allem auf den Effekt zurückzuführen sein, dass mentale Details i.d.R. nicht mit zur Seelenerfahrung zählen, sondern beim physischen Tod abgelegt werden. Nur die wichtigsten Erinnerungen sollen "mitgenommen" werden und die schemenhafen und z.T. sehr vagen Erinnerungen seien zumeist nicht geeignet, um einer derartigen Untersuchung stand zu halten. Dies könnte ein Grund dafür sein, dass diese Art der Befragung vor allem von Kritikern bevorzugt wird. Die Tatsache, dass bei Erwachsenen nicht verifizierbar ist, ob sie sich vielleicht selbst Auskünfte über die entsprechende Zeitpsanne vor der Hypnose eingeholt haben, erschwert die Bewertung dieser Untersuchungen zudem.

Aufgrund der hohen Anzahl untersuchter Fälle mit entsprechend hoher Validität sowie des Verzichts von Stevenson auf kriminologische Befragungstechniken, genießen die Untersuchungen des Prof. Stevenson bei einigen Fachleuten Anerkennung.

Skeptische Autoren wie Paul Edwards haben viele der von Stevenson und anderen angeführten Fälle analysiert. Sie behaupten, dass genauere Untersuchungen der betroffenen Individuen genügend Anhaltspunkte dafür liefern, um die These, dass es sich um glaubwürdige Beispiele von Reinkarnation handelt, zu schwächen.

Kritiker, die behaupten, dass Reinkarnation unmöglich ist, vertreten oft die alternative Theorie, dass eine große Zahl mentaler Phänomene wie etwa Erinnerung und besondere geistige Fähigkeiten schon durch normale, im menschlichen Gehirn ablaufende physiologische Prozesse erklärbar sind. Außerdem können sie auf moralische und praktische Inkonsistenzen in den verschiedenen Reinkarnationstheorien verweisen. Aus materialistischem Blickwinkel scheint das Ockhamsche Rasiermesser eine kritische Sicht zu verlangen, denn diese benötigt keine außerordentlichen neuen Annahmen über das hinaus, was in den Wissenschaften schon bekannt ist.

Bei noch skeptischerer Sichtweise kann die Reinkarnationstheorie nicht einmal als eine wissenschaftliche Theorie mit empirischem Gehalt betrachtet werden, solange es (unabhängig vom gegenwärtigen Stand der Wissenschaft) keinen allgemein anerkannten, wissenschaftlich fundierten, zweifelsfreien Beleg dafür gibt, dass es Reinkarnation tatsächlich gibt. Einige Skeptiker erklären das umfangreiche Material, das als Beweis für die Reinkarnation angeführt wird, als Ergebnis selektiven Denkens und psychologischer Mechanismen, die zu falschen Erinnerungen führen, die oft das kombinierte Resultat eigener Glaubensüberzeugungen und Grundängste seien; es könne daher nicht als empirische Evidenz akzeptiert werden.

Anders ausgedrückt; nach Johann Clauberg (1622-1665 der Begründer wissenschaftlicher Sparsamkeitsargumentation "Rasiermesseransatz") sind die Berichte von Menschen zur Reinkarnation aus naturwissenschaftlicher Sicht das Produkt kranker Menschen, deren Gehirn unter Wahnvorstellungen leidet.

In diesem Zusammenhang sei auf den vorgelagerten Diskurs zum Thmea Nahtodeserlebnis (engl. near-death experience, NDE) und der damit im engen Zusammenhang stehenden Außerkörperlichen Erfahrung (AKE; engl. Out-of-the-body experience, abgekürzt OBE) verwiesen.

Unabhängig von einer wachsenden Auseinandersetzung mit dem Thema wird in westlichen wissenschaftlichen Kreisen das Phänomen jedoch noch immer belächelt, und Forscher, die sich damit befassen, müssen mit der Streichung ihrer Forschungsetats rechnen. Dies erklärt sicher die Zurückhaltung mancher Menschen, darüber zu berichten, sowie die geringe Bereitschaft auf universitärer Ebene, an der wissenschaftlichen Forschung mitzuarbeiten.

Merkmale der wissenschaftlichen Reinkarnations- und OBE-Forschung

  • Der größte Teil der Ergebnisse stammt von Universitäten
  • Material und Methoden sind offengelegt
  • Wissenschaftliche Diskussionen in Fachpublikationen
  • Replikationen (Versuchswiederholungen) mit vergleichbaren Ergebnissen sind von 4 Universitätsinstituten bekannt
  • Die Menge der Daten/Fälle ist inzwischen so groß, dass das Phänomen bei Anhängern der Reinkarnationstheorie als gesichert gilt.
  • Die Arbeit ist unabhängig von Kirchen / Religionen
  • Die Sorgfalt in der Untersuchungstechnik wird von den meisten Kritikern anerkannt. Streitpunkt ist die Interpretation der Daten.
  • Keine kommerziellen Interessen