Die Gelug-Schule ist die jüngste Schule der vier Hauptschulen (Nyingma, Sakya, Kagyü und Gelug) des tibetischen Buddhismus (Vajrayana). Sie war in ihren Anfängen eher dem reinen Mahâyâna nahestehend.
Entstehung und Lehren
Die Gelugpa werden auch als die "Schule der Tugendhaften" bezeichnet und wurde von Tsongkhapa (1357-1419) gegründet. Er vertrat die Ideale der früheren Kadampa-Schule und strich die Bedeutung der Vinayaregeln heraus. Deshalb legen die Gelug auf Mönchsdisziplin und Zölibat großen Wert. Der Kern der Übertragungen der Gelug liegt in den Lehren der Kadampa-Schule, insbesondere in den Mahayana-Lehren Atishas, die Tsongkhapa (1357-1419) von Lehrern der Sakya-, Kagyü- und Nyingma-Schule übermittelt erhielt. Die frühere Kadampa-Schule ist als eigenständige Schule nicht erhalten geblieben. Tsongkhapa fasste die Mahayana-Lehren der Philosophen Nagarjuna, Asanga und Dingnaga in seinem Werk "Lam-rin chen-mo" (Große Darlegung des Stufenwegs) zusammen. Der "Lamrim-Stufenweg zur Erleuchtung" ist bis auf den heutigen Tag die Grundlage des von den Gelugpa gelehrten Erleuchtungsweges.
Auch die Lehren des Kalachakra-Tantra sind in der Gelug-Schule von großer Bedeutung. Es ist eine der Hauptübertragungen der Gelug. Der Dalai Lama gibt als Gelug-Linienhalter im Westen in regelmäßigen Abständen Einweihungen in das Kalachakra-Tantra. Die mit dieser Einweihung verbundene Praxis wird auch als "Kalachakra für den Weltfrieden" bezeichnet.
Durch die Jahrhunderte wurden aber auch verschiedene tantrische Lehren aus den anderen Hauptschulen übernommen, unter anderem zum Beispiel die "Sechs Yogas von Naropa". Zu diesen Lehren hatte bereits Tsongkhapa einen grundlegenden Kommentar verfasst, der in allen Schulen des tibetischen Buddhismus aufgrund der umfassenden Abhandlung des Themas geschätzt wird. Auch verschiedene andere Mahamudra-Lehren aus der Kagyü- und Sakya-Schule, sowie verschiedene tantrischen Lehren der Nyingma werden von der Gelug-Schule weitergegeben. Dzogchen die Lehren über die "Grosse Vollkommenheit" wurde vor allem zur Zeit des 5. Dalai Lama an die Gelug übertragen.
1409 gründete Tsongkhapa das Kloster Ganden bei Lhasa, 1416 das Kloster Drepung und 1419 das Kloster Sera. Diese drei Klöster wurden später, nach Übernahme der politischen Macht in Tibet durch die Gelug, auch als die "drei Säulen des Staates" bezeichnet. Religiöse Autorität und politische Macht waren in der Gelug-Schule schon früh miteinander verbunden. Ob die Vereinigung von "Staat und Kirche" innerhalb des Gelug-Ordens immer zum Wohl des tibetischen Volkes (und der anderen Schulen) ausgeübt wurde, wird von den Anhängern der verschiedenen Schulen unterschiedlich bewertet. Machtpolitische Verwerfungen spielen aber, im Vergleich mit den aus Europa historisch bekannten Exzessen, eine wohl untergeordnete Rolle.
Die Dalai Lamas und die Panchen Lamas sind die wichtigsten Lamas der Gelug-Schule. Der 14. Dalai Lama Tenzin Gyatso ist durch die Verleihung des Friedensnobelpreises 1989 weltweit bekannt geworden.
Dalai Lamas
Der Titel des Dalai Lama geht auf das Jahr 1578 zurück. Die Dalai Lamas sind die wichtigsten Lamas der Gelug-Schule. Der 14. Dalai Lama Tenzin Gyatso ist durch die Verleihung des Friedensnobelpreises 1989 weltweit bekannt geworden.
Links
Literatur
- Alexander Berzin, Kalachakra-Das Rad der Zeit, O.W.Barth Verlag, Bern-München-Wien 2002, ISBN 3-502-61068-1
- Dalai Lama, Dzogchen - Die Herz Essenz der Großen Vollkommenheit, Theseus Verlag, Berlin 2001, ISBN 3-89620-171-9
- Dalai Lama, Einführung in den Buddhismus, Herder Verlag, Freiburg im Breisgau 2000, ISBN 3-451-04946-5
- Geshe Rabten, "Mahamudra - Der Weg zur Erkenntnis der Wirklichkeit", Theseus Verlag Berlin, ISBN 3-89620-009-7
- Geshe Rabten, Essenz der Weisheit-Ein Kommentar zum Herzsutra, dharma-edition, Hamburg 1990 ISBN 3-927862-06-1
- Geshe Wangyal, "Tibetische Meditationen", Theseus Verlag, Berlin, ISBN 3-89620-02-X
- Jamyang Khyentse Rinpoche, Opening of the Dharma, Library of Tibetan Works and Archives, Dharamsala 1974
- Karl-Heinz Golzio/Pietro Bandini, Die vierzehn Wiedergeburten des Dalai Lama, O.W.Barth Verlag, Bern-München-Wien 1997, ISBN 3-502-61002-9