Eine Billion Dollar ist ein Roman des deutschen Schriftstellers Andreas Eschbach. Er erschien 2001 und wurde 2003 vom SWR als 4-teiliges Hörspiel vertont. Die Kernhandlung beginnt im Jahr 1995 und verknüpft Fiktion mit Ereignissen und Personen der Weltgeschichte, wie beispielsweise der Asienkrise und den Tod von Lady Di. Eine realitätsnahe Parallelwelt entsteht.
Handlung
Der naive, mittellose Pizzabote John Fontanelli aus New York wird eines Tages von einem italienischen Anwalt zu einer wichtigen Besprechung ins Hotel Waldorf Astoria gebeten. Er kann sich überhaupt nicht erklären, wie er zu der Ehre kommt. Ihm wird von den vier Köpfen einer altehrwürdigen Florentiner Anwaltskanzlei offenbart, dass er geerbt hat: über eine Billion US-Dollar. Und das nur, weil er der jüngste männliche Nachfahre eines italienischen Kaufmannes ist, der vor einem halben Jahrtausend ein bescheidenes Vermögen auf einem Konto anlegte und dieses im Laufe der Zeit durch Zins und Zinseszins zu jener gewaltigen Summe angewachsen ist.
John Fontanelli ist mit einem Schlag der mit großem Abstand reichste Mensch der Erde und sein Privatvermögen ist größer als das Bruttoinlandsprodukt der meisten Länder. Doch sein Vorfahr hat ihm den testamentarischen Auftrag in Form einer Prophezeiung erteilt, mit Hilfe des Geldes der Menschheit die verlorene Zukunft wiederzugeben.
Nach langem Hin und Her akzeptiert er seine Rolle und versucht mit seinem Geld, die Welt sozial und ökologisch zum Guten zu verändern. Er gründet, auf Anraten seines genialen und zugleich mysteriösen Beraters McCaine, die Fontanelli Enterprises und investiert strategisch in unterschiedlichste Projekte, um seine Macht zu mehren und gezielt Einfluss zu nehmen. Auftakt ist die feindliche Übernahme von Exxon. Von nun an entscheidet sein Wort über Wohl und Wehe von Konzernen, Währungen und ganzen Volkswirtschaften.
Im Laufe der Zeit muss er erkennen, dass ihn das seinem Ziel nicht näher bringt. Um ein Bild der künftigen Entwicklung der Menschheit zu bekommen, gibt er ein gigantisches, geheimes Wissenschaftsprojekt in Auftrag, welches mittels aufwändiger Computersimulationen verschiedene Zukunftsszenarien durchspielen soll. Zu der Zeit, als das für alle ernüchternde Ergebnis bekannt wird, kommt es (aus anderen Gründen) zum Bruch mit seinem bisherigen Geschäftspartner McCaine. Dieser zieht aus dem Ergebnis den Schluss, dass die Welt unentrinnbar dem Untergang entgegenstrebt und nur eine kleine, qualifizierte Elite überleben kann und darf. Mittlerweile Geschäftsführer eines anderen mächtigen Konzerns, beginnt er gezielt Wissenschaftler, die an der Bekämpfung des Aids-Virus arbeiten, anzuwerben, um ihre Arbeitskraft diesem Kampf zu entziehen.
John Fontanelli wird der ganze Rummel um seine Person irgendwann zu viel und er zieht sich zurück und beginnt, sich eingehender mit seinem Vorfahren Fontanelli und dessen Prophezeiung auseinanderzusetzen. Dabei findet er heraus, dass sein Urahn, der vor 500 Jahren angeblich den Grundstein für das gewaltige Vermögen gelegt haben sollte, in Wirklichkeit ein schlechter Kaufmann war und kurz vor seinem Tode hochverschuldet. Woher kam also der Grundstock des Vermögens? Ein alter Brief, unterzeichnet mit "Jacobo", einem Hinweis auf Jakob Fugger, deutet darauf hin, dass dieser für seinen unehelichen Sohn Fontanelli die Schulden beglichen und in dessen Namen das ursprüngliche Kapital mit den bekannten Bedingungen angelegt hatte. Dabei scheint das ganze Unternehmen eher eine Wette zwischen diesen beiden Kaufmännern gewesen zu sein, ob es überhaupt möglich wäre, durch Kapitalanlage und Verzinsung überhaupt ein solch immenses Vermögen anzuhäufen.
John Fontanelli ist durch diese Entdeckung gleichzeitig desillusioniert und befreit. Er gründet nun eine Stiftung, die die globale Wahl eines „Weltsprechers“ organisieren und durchsetzen soll. Denn nur durch globale Gesetze können die Weltkonzerne noch kontrolliert werden und die Katastrophe abgewendet werden.
Die gegensätzlichen und unvereinbaren Rettungsstrategien Fontanellis und McCaines gipfeln in einem erbitterten Machtkampf um die verlorene Zukunft der Menschheit, in dem Fontanelli einen Teilsieg erringen kann: Die Wahlen zum Weltsprecher finden statt.
Das Buch endet mit dem Tod John Fontanellis, der von einem alten Freund, der mittlerweile unter dem Einfluss McCaines steht, erschossen wird.
Realität
In der Realität wäre es theoretisch möglich, ein Vermögen wie im Buch beschrieben aufzubauen; tatsächlich wären die 300 Florin bei einem angenommenen Gegenwert von 10.000 US-Dollar und einer konservativen Rendite von 4% in den angegebenen 470 Jahren auf einen Betrag knapp über einer Billion angewachsen.
Allerdings gibt es einige Faktoren, die in der Realität ein derartiges Vorhaben sehr wahrscheinlich scheitern lassen würden: Der allermeiste Wertzuwachs findet erst gegen Ende der Investitionsperiode statt; nach der Hälfte der Zeit, also 235 Jahren, wären erst 100 Millionen erreicht. Über so lange Zeiträume besteht aber eine große Wahrscheinlichkeit, dass das Vermögen durch katastrophale Einzelereignisse (z.B. Diebstahl, Untreue, Fehlinvestition, Hyperinflation oder Staatsbankrott) zerstört wird. Diese Risiken lassen sich zwar durch Sicherheitsmaßnahmen, risikoscheue Investitionsstrategien und (internationale) Streuung der Investitionen vermindern, was aber in der genannten Reihenfolge zunehmenden Aufwand erfordert, der durch den anfangs sehr geringen Vermögenszuwachs nicht gedeckt würde.
Als schwerster Fehler des im Buch beschriebenen Szenarios muss gelten, dass die mit der Verwaltung und Mehrung des Vermögens beauftragte Anwaltsdynastie durch den ihr zugewiesenen Anteil (0,01%) erst gegen Ende der Entwicklung nennenswerte Beträge erhalten würde. Sie könnten also erst dann, wie im Buch angedeutet, ihren Lebensunterhalt hauptsächlich davon bestreiten und anderweitige Aufträge nur zur „Übung“ annehmen. Es erscheint sehr unwahrscheinlich, dass sie zuvor die ihnen übertragene Aufgabe Jahrhundertelang rein aus Pflichtgefühl und auf eigene Kosten erfüllen würden.
Strategien der Weltrettung
John Fontanellis erste Idee zur Rettung der Zukunft der Menschheit ist die Bekämpfung der Armut.
Die Strategie von Malcolm McCaine, dem Geschäftsführer von Fontanelli Enterprises, ist es, einen Konzern zu schaffen, der letztlich die Weltherrschaft übernehmen soll. Als Begleitmaßnahme, einerseits um sich ein positives Image zu geben, und andererseits auch aus edlen Beweggründen, setzt er zahlreiche Umweltschutzaktivitäten ein.
Da die Computersimulationen, wie oben erwähnt, keinen Ausweg aus dem Niedergang bieten, verfällt McCaine auf den Gedanken, durch ein schnelleres Herbeiführen des Kollaps (indem er auf Aids als globale Seuche setzt) den Schaden zu begrenzen.
Fontanellis Groß-Cousin Lorenzo schreibt in seinen Schülerzeitungsartikeln, dass die Wurzel allen Übels darin liegt, dass die Zentralbank Kredite mit Zinsen vergibt. Das Problem dabei ist, dass sich Geld nicht vermehren kann. Diese Artikel erinnern an die Theorie des Umlaufgesicherten Geldes.
Der Buchautor Lord Peter Rawburne rät John Fontanelli, die Einkommensteuer abzuschaffen und in weiterer Folge Steuern nicht auf Leistungen, sondern auf die Verarbeitung von Rohstoffen einzuführen. Diese Steuer sollte so bemessen sein, dass der jeweilige Rohstoff hiervon wieder neu gewonnen werden könnte, z.B. ein Baum nachwachsen, Luft und Wasser reinigen, Metalle wieder aus Legierungen herausschmelzen etc. Damit würden zwar alle Produkte teurer, aber die Leute hätten auch mehr Geld zur Verfügung.
Das Buch gipfelt in einem Plädoyer für die Tobin-Steuer, die jedoch nur global eingeführt werden kann, sodass Fontanelli eine Stiftung "We The People Organisation" (WTPO statt WTO) gründet, die die Wahl eines "World Speaker"s organisieren soll. Aussichtsreichster Kandidat für dieses Amt ist im Buch Nelson Mandela.
Hörspiel
- Produktion: SWR
- Regie: Leonhard Koppelmann
- Musik: Henrik Albrecht
- Sprecher:
- Andreas Pietschmann (John Fontanelli und Erzähler)
- Felix von Manteuffel (McCaine)
Im Hörspiel kommen einige Schlüsselereignisse nicht vor. Johns Erkenntnis, dass Geld nicht arbeitet, wird nur kurz erwähnt, es kommt nicht zum Besuch bei den Fischern. Lorenzos Entdeckung des fundamentalen Fehlers in unserem Finanzsystem und die Vervielfachung des Vermögens durch die Gründung einer Bank werden komplett ausgelassen. Das Hörspiel hat vier Teile und ca. die Hälfte sind auf den Antritt des Erbes verwendet. Das Hörspiel ist, im Gegensatz zum Buch, aufgebaut wie eine Reportage über das Leben John Fontanellis.
Dies und das
- Die Seitenzahlen der Taschenbuchausgabe sind in Milliarden $ angegeben. Auf manchen Seiten stehen Bedeutungen der Beträge (beispielsweise auf Seite „1.000.000.000 $“: Jährliche Schäden, die der Maiswurzelbohrer (Diabrotica virgifera) im Maisanbau der USA verursacht.)
- Die Punkrockband Anti-Flag hat den Song One Trillion Dollars diesem Roman gewidmet. Tatsächlich heissen Billionen im englischen trillion, was den Namensunterschied erklärt.
Quellen
- Eduard Lehmann: Dynamik des Geldes, 1998
- Johann-Günther König: Alle Macht den Konzernen, 1999
- Dennis Meadows, Donella Meadows, Erich Zahn, Peter Milling: Die Grenzen des Wachstums, 1972
- The Global 2000 Report to the President, 1980
- Carl Amery: Hitler als Vorläufer, 1998
- Hans Peter Martin, Harald Schumann, "Die Globalisierungsfalle - Der Angriff auf Demokratie und Wohlstand"
- Larry Hannigan, "I Want The Earth Plus 5%"
- James Tobin
- Gerald Boxberger, Harald Klimenta, "Die 10 Globalisierungslügen"
Ausgaben
- Buch: Andreas Eschbach: Eine Billion Dollar, ISBN 3-7857-2049-1
- Taschenbuch: Andreas Eschbach: Eine Billion Dollar, ISBN 3-404-15040-6
- Hörbuch (4 CDs): Andreas Eschbach: Eine Billion Dollar, ISBN 3-7857-1316-9
- Hörbuch (4 MCs): Andreas Eschbach: Eine Billion Dollar, ISBN 3-7857-1315-0
Übersetzungen
- Türkisch: Bir Trilyon Dolar, ISBN 975-308-380-7 („Trilyon“ wegen der Abweichung der Zahlensysteme; siehe Billion)
- Russisch: Один триллион долларов, ISBN 5-8159-0572-0
- Niederländisch: De erfenis van Fontanelli. in Vorbereitung
- Polnisch: "Bilion dolarów"
- Italienisch: in Vorbereitung