Friedrich Sarre

deutscher Orientalist, Archäologe, Kunsthistoriker und Sammler islamischer Kunst
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Friedrich Sarre (* 22. Juni 1865 in Berlin; † 31. Mai 1945 in Babelsberg, Villenkolonie Neubabelsberg) war ein deutscher Orientalist, Archäologe, Kunsthistoriker sowie ein bedeutender deutscher Sammler islamischer Kunst. Sarre war noch sehr jung als seine Eltern starben. Er wuchs bei seiner Tante, Elise Wetzel-Heckmann (1832-1913) auf. Sie war als einzige Frau, die Mitglied der Berliner Akademie. 1900 heiratete Sarre Maria Humann (1875-1970), die Tochter des Ausgräbers von Pergamon, Carl Humann. Sein Schwager war der Offizier und Geschäftsmann Hans Humann. Er lebte um 1924 in Neubabelsberg (heute Potsdam-Babelsberg) (Bergstr. 6, heute Spitzweggasse 6) und verstarb hier. Das Haus war nach dem Ersten Weltkrieg zu einem Treffpunkt der Berliner Oberschicht geworden.


Leben und Wirken

 
Die Villa Sarre; Sommer 2007
Foto: Der Glindower
 
Detail der Villa: Das Löwenfries; Sommer 2007
Foto: Der Glindower


Archäologische Studien erweckten sein Interesse und er begann früh zu reisen. In Smyrna (heute Izmir) begegnete er Carl Humann, der ihm empfahl, die großen Baudenkmäler des mittelalterlichen Anatoliens aufzusuchen, denen bis zu jener Zeit wenig Aufmerksamkeit geschenkt worden war. 1895 organisierte Sarre eine Reise durch Phrygien, Lykien und Pisidia und eine längere nach Zentral-Kleinasien 1896, Dabei stellte er fest, dass die dortigen Bauwerke eine genaue und akribische Bestandsaufnahme benötigten und er bereitete sich darauf vor, selbst der Fotograf zu sein, und zwar in einem Maße, das zu jener Zeit selten war. Es mag vergessen sein, dass man bis 1880 die Emulsionen für die Glas-Negative während der Reise selbst zubereiten musste. Und er nahm immer einen ausgebildeten und kompetenten Architekten mit auf seine Reisen. Das Ergebnis dieser Reisen nach Kleinasien, Persien und Turkestan sind die großen Arbeiten von einer Schönheit, die schwer zu übertreffen ist. Die Reisen in Persien wurden 1897-98 und Turkestan 1899-1900 durchgeführt. Quelle: http//www.jstor.org/pss/4515642 - Übersetzung aus dem engl.

Siehe hierzu auch die Ausstellung seiner Photos: Pergamonmuseum 31. März - 19. Aug. 2007 http//www.smb.spk-berlin.de/smb/kalender/details.php?objID=14149&lang=de&typeId=10&n=0&datum=31.03.2007

1899 stellte er seine im Iran und Istanbul gesammelten Kunstgegenstände in Berlin aus und auch 1903 in Paris auf der Exposition des arts musulmans.

Für seine Arbeit interessierten sich Arabisten und Epigraphiker wie Bernhard Moritz (1859-1939), Max van Berchem (1863-1921) und Eugen Mittwoch (1876-1942), mit dem er 1914 ein Buch über die Zeichnungen von Riza Abbasi herausgab (http://d-nb.info/361621590), sowie Erzeugnisse islamischer Kunst: Sammlung Sarre (http//d-nb.info/56087958X)

Ernst Herzfeld begegnete er 1905. Im Winter 1907/1908 brachen Friedrich Sarre damals Leiter der neu gegründeten islamischen Abteilung des Kaiser-Friedrich-Museums in Berlin, und der Archäologe Ernst Herzfeld (1879-1948) zu einer Reise in das Euphrat- und Tigrisgebiet auf, um einen geeigneten Platz für erste großflächige Ausgrabungen an einem Siedlungspunkt islamischer Zeit zu finden, und so diese Epoche neben den aufsehenerregenden laufenden altorientalischen Feldforschungen in Babylon und Assur als eigenständiges Wissenschaftsgebiet zu etablieren. Für die Umsetzung dieser ehrgeizigen Pläne wählten die beiden Wissenschaftler Samarra, seit 836 Hauptstadt der Abbasiden. Siehe hierzu: http://www.samarrafinds.info/infoGE/funde/index.htm

Von 1921-1931 war Sarre Direktor der islamischen Abteilung im damaligen Kaiser-Friedrich-Museum, dem heutigen Museum für Islamische Kunst. Darin befindet sich u.a. das von Sarre erworbene Aleppo-Zimmer sowie ein Manuskript seines bekannten Werks "Archäologische Reise im Euphrat- und Tigrisgebiet."

Werke (Auswahl)

  • Reise in Kleinasien, Berlin 1896
  • Transkaukasien - Persien - Mesopotamien - Transkaspien. Land und Leute, Berlin 1899
  • Denkmäler persischer Baukunst, 2 Bände. Berlin 1901-10
  • Art de la Perse ancienne, Cres & Cie Verlag, Paris 1921
  • Die Kunst des Ostens, Bruno Cassirer Verlag, Berlin 1922
  • Die Kunst des alten Persien, Bruno Cassirer Verlag, Berlin 1923

Literatur

Vorlage:PND

  • Johann Heinrich Schmidt: Friedrich Sarre, Schriften. Zum 22. Juni 1935 zusammengestellt. Berlin 1935
  • Ernst Kühnel: Friedrich Sarre, In: Der Islam 29 (1950) S. 291-295
  • Harry Nehls: »Gottes ist der Orient!« Vergessene Kunstwerke aus der Sammlung des Berliner Orientalisten Friedrich Sarre, In: Museums Journal 4 (1995) S. 6 ff.
  • Harry Nehls: Palmyra in der Gelehrtenvilla. Ein wiederentdecktes Grabrelief aus der Sammlung F. Sarre, In: Antike Welt 4 (1995) S. 271 f.
  • Volkmar Enderlein: Sarre, Friedrich. In: The Oxford Encyclopedia of Archaeology in the Near East. Oxford University Press: New York, Oxford 1997. S. 491