Intifada (arabisch انتفاضة, DMG intifāḍa) – auch Intefadah oder Intifadah - ist der Name für zwei palästinensische Aufstände gegen Israel. Der Begriff kommt aus dem arabischen intafada / انتفض / intifaḍa / ‚sich erheben, loswerden, abschütteln‘.[1] Die hebräische Schreibweise ist אינתיפאדה.
Erste Intifada
Siehe Hauptartikel Erste Intifada
Die Erste Intifada begann als so genannter „Krieg der Steine“ 1987. Seit 1991 ging die Gewalt zurück; mit der Unterschrift des Vertrags von Oslo im August 1993 und der Schaffung der Palästinensischen Autonomiebehörde endete sie.[2] Die Intifida began im Flüchtlingslager Jabalia und verbreitete sich im Gazastreifen, dem Westjordanland und Ost Jerusalem.[3]
Die erste Intifada war charakterisiert von zivilem Ungehorsam der Palästinenser, der mit Terror und Gewalt eskalierte. Bis zum Osloabkommen 1993 wurden nach Zählung von B'Tselem 1.162 Palästinenser (davon 241 Kinder, einige waren aktiv gewalttätig) von israelischen Kräften getötet. 160 Israelis (davon 5 Kinder) wurden von palästinensischen Kräften getötet.[4] Zusätzlich wurden laut einer Schätzung der Organisation PHRMG (Teil der Ford Foundation) 1.000 Palästinenser durch palästinensische Kräfte getötet, im Zuge von Lynchjustiz, Blutrache oder Ehrenmorden. Von diesen seien nur 40-50% in Kontakt mit israelischen Kräften gewesen.[5]
Zweite Intifada
Siehe Hauptartikel Zweite Intifada
Die zweite Intifada, die von den Palästinensern als Al-Aqsa-Intifada bezeichnet wird, begann im September 2000. Der angekündigte Besuch des damaligen Oppositionsführers Ariel Scharon auf dem auch für Moslems heiligen Tempelberg wurde von Palästinensern zum Anlass genommen, einen geplanten gewaltsamen Aufstand zu beginnen. Der Besuch Scharons wurde von den Palästinensern als Provokation bezeichnet, da Scharon von ihnen für das Massaker in den Flüchtlingslagern Sabra und Schatila (1982) verantwortlich gemacht wird.
Angeheizt wurde die Intifada durch das Video von der angeblichen Erschiessung des Palästinenserjungen Mohammed Al-Durah von israelischen Soldaten an einer Straßenkreuzung (engl. „Netzarim junction“) nahe Netzarim im Gaza-Streifen am 30. September 2000, zwei Tage nach Scharons Tempelberg-Besuch. Doch die vom palästinensischen Kameramann Talal Abu Rahme des französischen staatlichen Fernsehens France 2 gefilmte Szene war möglicherweise gestellt.[6][7][8]
Die Auseinandersetzungen zwischen der israelischen Armee und Palästinensern griffen auf das gesamte Gebiet Israels und der Palästinensischen Autonomiebehörde über. Mit dem Abschluss eines Waffenstillstands zwischen Mahmud Abbas und Ariel Scharon im ägyptischen Scharm El-Scheich im Februar 2005 gilt die Al-Aqsa-Intifada offiziell als beendet.
Nach israelischen Zählungen gab es während der zweiten Intifada 20.406 Anschläge, darunter 138 Selbstmordanschläge und 13.730 Schussüberfälle, sowie 460 Angriffe mit Qassam-Raketen. Nach Angaben der Zeitung Jedi’ot Acharonot wurden 1.036 Israelis getötet (715 Zivilisten) und 7.054 verletzt. Die Palästinenser hatten 3.592 (palästinensische Quellen: 3.336) Tote (985 Zivilisten) zu beklagen. Israel bezeichnet 959 von ihnen als Terroristen – 208 Palästinenser wurden gezielt getötet. Über 600 palästinensische Tote waren Mitglieder der Sicherheitsdienste der Autonomiebehörde (der Geheimdienste, oder der Polizei), die oft auch in Terror involviert sein sollen. Gemäß einer Statistik des Anti-Terror-Instituts (beim Herzlia Interdisciplinary Center) starben 126 palästinensische Frauen und mehr als doppelt so viele israelische Frauen (285). 365 Palästinenser wurden von ihren eigenen Landsleuten getötet, in der Regel im Rahmen von Lynchjustiz, Blutrache und Ehrenmorden an tatsächlichen oder vermeintlichen Kollaborateuren. Auf der israelischen Seite kamen 22 Menschen durch eigenes Feuer ums Leben.
Aufrufe zur Dritten Intifada
Angesichts der israelischen Militäroffensive Operation Gegossenes Blei gegen den Gazastreifen hatten Ende Dezember 2008 Chalid Maschal (Hamas) und Hassan Nasrallah (Generalsekretär der Hisbollah) die Palästinenser zu einer dritten Intifada gegen Israel aufgerufen.[9]
Einzelnachweise
- ↑ Glossar: "Intifada". Innenministerium Nordrhein-Westfalen
- ↑ Intifada, Microsoft Encarta.
- ↑ The Intifada - An Overview: The First Two Years
- ↑ Statistics: First Intifada. B'Tselem
- ↑ One Year Al-Aqsa Intifada: Fact Sheets And Figures – Collaborators. Palestinian Human Rights Monitoring Group
- ↑ Esther Schapira, Redakteurin des Hessischen Rundfunks, stellt die Mord-These in Frage. ARD deckt Fälschung im Fall Mohammed Al-Durah auf
- ↑ J.A./hie.: Lebt Mohammed al-Dura? In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, Ausgabe 03. März 2009. Abgerufen im 03. März 2009
- ↑ Jürg Altwegg: Frankreichs Journalisten stützen eine Fälschung In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, Ausgabe 03. März 2009. Abgerufen im 03. März 2009
- ↑ Hamas-Chef ruft zur dritten Intifada auf. In: Tagesschau (ARD) vom 27. Dezember 2008
Siehe auch
Literatur
- Dietmar Herz: Palästina: Gaza und Westbank. Geschichte Politik Kultur. 5. Auflage. C.H.Beck, München 2003, ISBN 3-406-49452-8.
- Felicia Langer: Quo vadis Israel? Die neue Intifada der Palästinenser. 2. Auflage. Lamuv, Göttingen 2001, ISBN 3-88977-615-9.