Romantik

kulturgeschichtliche Epoche, die vom Ende des 18. Jahrhunderts bis in das 19. Jahrhundert andauerte
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Romantik bezeichnet eine literarische und kunsthistorische Epoche ab etwa 1795-1848.

Ein Sonnenuntergang gilt als romantisch

Außerdem bezeichnet der Begriff Romantik mit dem Adjektiv romantisch die Eigenschaft einer Sache, das Herz mit Liebe zu erfüllen, z. B. in „romantische Liebe“, „romantische Musik“ oder „ein romantischer Brief“. Wenn man von einem Mensch sagt, dass er einen Hang zur Romantik besitzt, bedeutet das, dass er eine Vorliebe für derartige Dinge hat.

Begriff

Der Begriff kommt ursprünglich von in „lingua romana“, in romanischer Sprache, also in den entsprechenden Ländern in Volkssprache verfassten Schriften. Sie bildeten den Gegensatz zu den früher üblichen in „lingua latina“ (lateinisch) geschriebenen Schriften. Aus "lingua romana" entstand Roman, das aus dem Französischem auch zu uns kam und daraus romantisch.

Romantik bedeutet somit Abwendung von der Antike und von klassischen Vorbildern. Das heißt, romantische Autoren erschließen sich Themen aus ihrer eigenen Kultur und Geschichte und sie wenden sich ab von klassischen Formen, was die Vorliebe für fragmentarische Schreibweise erklärt. Die Hinwendung zur eigenen Kultur bedeutet zugleich eine stärkere Hinwendung zur Sagen- und Mythenwelt des Mittelalters.

Die Vertreter der Klassik fühlten sich vor allem durch die Zeitschriften der Romantiker massiv angegriffen und bezeichneten ihre Literatur als fantastisch oder sogar als krankhaft.

Abschnitte der Romantik

Datei:Der Wanderer über dem Nebelmeer.jpg
"Der Wanderer über dem Nebelmeer" von Caspar David Friedrich

Man unterscheidet zwischen Frühromantik (ca. 1795–1804), Hochromantik (ca. 1804-1815) und Spätromantik (ca. 1830–1848). Im Mittelpunkt steht die Idee des Gefühls und der Fantasie.

Wichtige Motive der Romantik sind:

  • Wander- und Reisemotiv
  • Spiegelmotiv
  • Doppelgängermotiv
  • Motiv der Inversion/Umkehrung
  • Nacht
  • Fernweh
  • Die Jahreszeiten
  • Kritik am Spiessertum
  • Mystifizierung und Verherrlichung des Mittelalters

Die Schauplätze der Romantik sind:

  • Friedhöfe
  • Ruinen und alte Burgen
  • Dunkle Wälder
  • Berginneres und Höhlen
  • Natürliches – Übernatürliches – Märchenhaftes

In der Hochromantik unterscheidet man zwischen dem Heidelberger Kreis und dem Berliner Kreis. Allerdings verlaufen diese Phasen nicht in allen Kultursparten völlig synchron; die Spätromantik in der Musik zieht sich beispielsweise bis zum Ende des 19. Jahrhunderts.

Hintergrund

Treibende Kraft der deutschen Romantik ist eine Sehnsucht nach einer paradiesischen Welt, die außerhalb der alltäglichen Umwelt gesucht wird. Hinführende Orte und Manifestationen dieser Sehnsucht sind nebelverhangene Waldtäler, mittelalterliche Kloster-Ruinen, alte Mythen und Märchen, die Natur, etc. Ein zentrales Symbol für diese Sehnsucht (oder besser: für das Ziel dieser Sehnsucht) ist die Blaue Blume. Die Sehnsucht richtet sich auf etwas Unbestimmtes oder Unerreichbares. Aus diesem Grunde wird sie nie befriedigt und kann dauerhaft genossen und ausgelebt werden.

Ein weiteres Merkmal der Romantik ist der Hang zum Mystizismus, zu Schauerlichem, Fantastischem, zu Märchen und Hirtendichtung.

Im Gegensatz zu der Aufgabe der Dichter der Weimarer Klassik und Aufklärung/ Sturm und Drang, nämlich Erziehung des Volkes durch Literatur, sehen sich die Dichter der Romantik als ausgegrenzte Einzelgänger. Sie lebten in einer idyllischen Traumwelt.

Der geschichtliche Hintergrund der Romantik ist die gescheiterte Revolution in Deutschland, nach dem Vorbild der französischen Revolution. Sowohl absolutistisches System als auch Ständegesellschaft und Macht der Kirche blieben bestehen. Der Wandel des "Systems" konnte nicht mehr in oder mit der Gesellschaft stattfinden, sondern nur außerhalb der Gesellschaft. Das ist einer der Gründe aus dem die Dichtung in fantastische, unwirkliche, idyllische Welten und nicht mehr in die Realität führte (Flucht aus der Wirklichkeit).

Die Romantik ist auch als Gegenströmung zur Aufklärung (Vernunft) zu begreifen und daher im politischen Raum noch heute ein aktueller Begriff. (Ausführungen hierzu siehe: Diskussion dieser Seite)

Das „Wahre“ wurde nicht im Intellektuellen gesehen, sondern im für natürlich und wahrhaftig erachteten Verhalten des einfachen Volkes. Volkstänze flossen z. B. in die "klassische" Musik ein (z. B. Franz Schubert). Die Brüder Grimm sammelten die Sagen und Märchen der mündlichen Volksüberlieferung.

Stilmittel und Kennzeichen

  • Psyche

Das Unterbewusstsein wird in der Literatur ausgelebt und kommt zum Vorschein.

  • Offene Formen

Weder Form noch Inhalt sind festgelegt. So werden Lieder, Erzählungen, Märchen und Gedicht ineinander vermischt. Es darf sowohl Poesie, Wissenschaft, als auch Philosophie miteinander verbunden werden.

  • Ironie

Der Autor steht über seinem Werk. Er kann herbeigeführte Stimmungen, Bilder oder Geschichten abrupt zerstören und übermenschlich verändern.

  • Tradition und Mittelalter

Alte Werke werden gesammelt und neu belebt. Das Mittelalter gilt als Ideal und wird verherrlicht.

„Disziplinen“ und Personen

Als Vertreter der Romantik sind zu nennen

Georg Wilhelm Friedrich Hegel, Johann Gottlieb Fichte, Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling als Schöpfer des Deutschen Idealismus als metaphysischem Wegbereiter der Romantik;

Friedrich Carl von Savigny als Mitbegründer der Historische Rechtsschule;

Friedrich Hölderlin als Begründer der romantischen Dichtung im deutschen Sprachraum, Wilhelm Heinrich Wackenroder, Ludwig Tieck, Novalis, August Wilhelm Schlegel, Adelbert von Chamisso, Friedrich Schlegel, Heinrich von Kleist, Friedrich de la Motte Fouqué, Heinrich Heine, Gebrüder Grimm, Eichendorff, E. T. A. Hoffmann;

Caspar David Friedrich, Eugène Delacroix, Philipp Otto Runge; auch Karl Friedrich Schinkel lieferte eine Reihe von Landschaftszeichnungen und Malereien sowie Architekturentwürfen, die sichtlich von der Romantik inspiriert waren.

Ab dem 1870er Jahren gab es auch in der Malerei eine Strömung, die als Neoromantik zu bezeichnen ist. Zu denen zählen u.a. Moritz von Schwind und der Historienmaler Julius Schnorr von Carolsfeld.

  • und insbesondere in der Musik, der als „Sprache jenseits der Sprache“ typischsten Ausdrucksform der Romantik:

Frühromantik: Carl Maria von Weber, Franz Schubert, Johann Nepomuk Hummel; Hochromantik: Frédéric Chopin, Robert Schumann, Felix Mendelssohn Bartholdy; Spätromantik: Franz Liszt, Johannes Brahms, Richard Wagner, Richard Strauss, Pjotr Tschajkowski, Modest Musorgski; siehe auch Musik der Romantik.

Beeinflusst durch die Romantik ist die Jugendbewegung, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts entstand. In neuerer Zeit hat die Romantik auch die Gothic Subkultur beeinflusst.

Eine neue Sicht auf die Romantik ermöglichte Arno Schmidt.

Siehe auch

Romantische Musik

Literatur

  • Helmut Schanze (Hrsg.): Romantik-Handbuch. Stuttgart: Kröner 1994
  • Hans Steffen (Hrsg.): Die deutsche Romantik. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1989
  • Silvio Vietta (Hrsg.): Die literarische Frühromantik. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1983
  • Theodore Ziolkowski: Das Amt der Poeten. Die deutsche Romantik und ihre Institutionen. München: dtv 1994
  • Manfred Frank: Einführung in die frühromantische Ästhetik. Frankfurt a. M.: Suhrkamp 1989
  • Ders.: Kaltes Herz. Unendliche Fahrt. Neue Mythologie. Frankfurt a. M.: Suhrkamp 1989
  • Karl Heinz Bohrer: Die Kritik der Romantik. Frankfurt a. M.: Suhrkamp 1989
  • Ders.: Der romantische Brief. Frankfurt a. M.: Suhrkamp 1989
  • Gerda Heinrich: Geschichtsphilosophische Positionen der deutschen Frühromantik. Kronberg/Ts.: Scriptor 1977
  • Eberhard Roters: Jenseits von Arkadien. Die romantische Landschaft. Köln: DuMont 1995
  • Eckart Kleßmann: Die deutsche Romantik. Köln: DuMont 1979
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