Infanterie-Regiment „Lübeck“ (3. Hanseatisches) Nr. 162

Infanterieverband der Preußischen Armee
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Das Infanterie-Regiment Lübeck (3. Hanseatisches) Nr. 162 war ein Regiment der Infanterie. Gemäß der abgeschlossenen Militätkonvention wurde die Militärhoheit der Norddeutschen Stadtstaaten im Jahre 1867 auf das Königreich Preußen übertragen.

Portal
Aus dem Lübecker Schützengraben
1. Kompanie des Infanterie-Regiments Lübeck Nr. 162, Kriegsjahr 1915

Nach § 9 der Konvention wurden die Militärpflichtigen mit Lübecker Staatsangehörigkeit zu dem in Lübeck stationiertem Regiment einberufen, sofern sie nicht den Wunsch äußerten, anderweitig eingesetzt zu werden. Untauglichkeit zum Infanteriedienst konnte zur Einberufung in eine andere Waffengattung wie Kavallerie, Artillerie, Train usw. der königl. preuß. Armee führen. Später war auch die Einstellung in die Kontingente der anderen Armeen des deutschen Heeres möglich.

Die zur seemännischen Bevölkerung zählenden Militärpflichtigen dienten in der kaiserlichen Marine.

Der Landwehrbezirk Lübeck bildete sich aus dem Staate Lübeck und dem Kreise Herzogtum Lauenburg.[1]

Organisation

Verband

Das Regiment Lübeck gehörte zum Verband der 2. Armee

Unterstellung

Abtretungen

Die im März 1915 neu errichtete 13. und 14. Kompanie wurde im Mai mit ihren Führern, den Leutnants d. Res. Buchenau und Simon, an das neugebilbete Inf. Regt. Nr. 187 abgetreten.

Bewaffnung und Ausrüstung

Hauptbewaffnung

 
Gewehr 88

Das Regiment wurde mit dem Gewehr 88 und dem Seitengewehr 71 bewaffnet. Ab 1906 verwendete man das Gewehr 98.

Fahne

Am 16. Oktober 1897 verlieh der Kaiser dem I. Bataillon seine Fahne, die er dem Regimentskommandeur übergab. Das II. Bataillon hatte seine alte Fahne behalten. Zum Gottesdienst standen die Fahnen am Altar der Garnisonskirche, dem Lübecker Dom.

Die Fahnen wurden 1915 aus dem Felde nach Lübeck zurückgeführt, weil ihre Verwendung im Kampfe nicht mehr der Kampfführung entsprach und unnötige Opfer forderte. In einem Gottesdienste, im Jahre 1920, wurden sie der Ratskirche St. Marien übergeben. Hier verbrannten sie 1942.[2]

Uniform

 
Epauletten eines Hauptmanns

Das Regiment trug die preußische Uniform mit den, der Hansestadt Lübeck zugestandenen Änderungen. So wurde am Helm und an der Mütze neben der schwarz-weiß-roten Reichskokarde die Hanseatische Kokarde (Rotes Hanseatenkreuz auf weissem Grund) getragen. Die Achselklappen waren weiß mit roter Nummer (162) die Ärmelpatten weiß mit gelber Paspelierung.

Bereits im August 1914 wurde auf der Fahrt nach Frankreich bei Aachen feldgraues Tuch zum Verhüllen von unzweckmäßig leuchtenden Uniformteilen gereicht.

Im Sommer 1915 verschwanden aus der Front die langen Degen der Offiziere und Feldwebel um die Kleidung und Ausrüstung den der Mannschaften angepasst werden, um weiteren hohen Verlusten an Führern vorzubeugen.

Kasernen

Datei:IR Lübeck 010 - 2Batl.jpg
Kaserne des II. Bataillons
 
Stabsgebäude mit Wache

Das III. Bataillon des Regimentes 76 wurde 1867 nach Lübeck als Garnison verlegt. Nachdem es 162er wurde, blieb das nun II. Bataillon in der Kaserne vor dem Holstentore. Das I. Bataillon wurde zunächst auf dem "Grünen Platz" in Wellblechbaracken unterberacht. Es erhielt seine Kaserne 1899.

  • 1897: Herm. Carl Wilh. von Kettler
  • 1900: Hans Gaede
  • 1902: Retzler
  • 1906: v. Oidtmann
  • 1910: v. Jarotzky
  • 1913: von Koppelow
  • 1914: Karl von Rettberg
  • Leutnant von Arentschildt fiel am 9. September 1914 bei Quatrecht als erster Offizier des Regiments.
  • Otto Dziobek war Hauptmann der Reserve und Führer der 8. Kompanie bei der Mobilmachung. Nach der Schlacht von Noyon wurde er Bataillonsführer des Res. Inf. Regt. 90. Anfang Dezember übernahm er, der zum Regiment Zurückgetretene, die Führung des I. Bataillons. Diese behielt er während des ganzen Krieges bis zur Demobilmachung. Kurz darauf wurde er zum Major befördert. Am 21. Dezember 1914 erhielt er für seine Leistung bei der Schlacht von Noyon, man eroberte am 20. September Pimprez und die dortigen Brücken über den Oisekanal, das Eiserne Kreuz 1. Klasse.Er war einer der Wenigen, die während des Krieges ununterbrochen dem Regiment angehörten. Als Oberst v. Rettberg sich 1921 mit der Bitte an ihn wandte, die Geschichte des Regiments niederzuschreiben, entsprach er dieser. [3]
  •  
    ehem. Kasino
    Hans am Ende meldete sich mit Ausbruch des ersten Weltkriegs freiwillig als Hauptmann der Landwehr zum Militär. Warum es ihn ausgerechnet zu den Lübeckern verschlug, ist nicht bekannt. Der Schilderung von Rainer Maria Rilke zufolge war ihm das Militär seit seiner Kindheit nicht unbekannt. So geht aus der Schilderung beispielsweise auch hervor, dass seine Freundschaft zu Mackensens sich auf einer Übung in Ingolstadt entwickelte.[4] Seinen Grad behielt er bis zu seinem Tode. In der Hierarchie hingegen stieg er auf. Bereits im Dezember 1914 wurde er zum Führer der 8. Kompanie im Regiment Lübeck ernannt. Im Mai 1917 wurde er Kommandeur des II. Battallions. Seine hierfür qualifizierende Tat bewirkte ebenfalls, dass er zu der Abordnung gehörte, die am 22. Mai 1917 nach Denain entsandt wurde, um von Kaiser Wilhelm II. persönlich während dessen Frontbesuch das Eiserne Kreuz 1. Klasse verliehen zu bekommen. Am 10. April 1918 wurde er bei einem Angriff auf Messines schwer verwundet. Er wurde in ein Lazarett nach Stettin gebracht. Auf dem Krankenbett dekorierte man ihn mit einer seltenen Auszeichnung, dem königlichen Hausorden der Hohenzollzern mit Schwertern. Kurze Zeit später erlag er am 9. Juli 1918 seinen Verletzungen. 1916 wurde ‚Die Gießeler Höhe’ eingenommen. Hans am Ende hielt dies auf einem Gemälde fest, welches bis zur Auflösung des Regiments in dessen Kasino hing.[5] Heute ist es im Bestand der ‚Museen für Kunst und Kulturgeschichte’ der Hansestadt Lübeck.
  • Jürgen Fehling war Hauptmann der Reserve und Sohn eines Lübecker Bürgerneisters. Nach der Schlacht von Noyon wurde er Führer der 2. Kompanie.
  • Oßwald, Unteroffizier der 8. Komp., erwarb sich als erster im Regiment – nach dem Regimentskommandeur – bei der Schlacht von Noyon das Eiserne Kreuz 1. Klasse.

Geschichte

Gründung

Durch das Gesetz vom 28. Januar 1896 wurde die Infanterie um 33 Regimenter vermehrt. Diese sollten aus den IV. Bataillonen der alten Regimenter gebildet werden. Jedes dieser neuen Regimenter hatte zunächst aus zwei Bataillone zu bestehen.

Am 1. April 1897 wurde das Regiment als 3. Hanseatisches Infanterie-Regiment Nr. 162 errichtet. Zum Kommandeur wurde Oberst von Kettler ernannt.

Das I. Bataillon wurde aus den IV. Bataillonen des Großherzoglich Mecklenburgischen Grenadier-Regiments Nr. 89 sowie des Großherzoglich Mecklenburgischen Füsilier-Regiments „Kaiser Wilhelm“ Nr. 90 zusammengestellt.

Im Herbst 1867 wurde Hamburg zur Garnison des I. und II. Bataillons des Infanterie-Regiment „Hamburg“ (2. Hanseatisches) Nr. 76 bestimmt, während das III. Bataillon nach Lübeck gelegt wurde. Dieses Bataillon wurde dann zum II. Bataillon des neuen Regiments bestimmt.

Durch Allerhöchste Kabinetts-Ordre (A.K.O.) vom 29. August 1899 wurde der 21. März 1897 als Stiftungstag festgelegt.

Zusammen mit den ebenfalls neuen Schleswig-Holsteinischen Infanterie-Regiment Nr. 163 bildete es die 81. Brigade der 17. Division (IX. Armee-Korps).

Die Friedenszeit des Regiments

 
1899 bezogene ehem. Kaserne des I. Bataillons
 
9. August 1913, letzter Besuch des Kaisers in Lübeck
 
Die zur Ausbildung genutzte Palinger Heide

An den Tagen, an denen der hohe Senat Sitzung hatte, stand vor dem Rathaus ein Doppelposten. Bei Leichenbegängnissen eines Senators stellte das Regiment das militärische Trauergeleit in Paradeuniform mit Fahne und Musik.

Im Kaisermanöver vom 5. September 1904 verlieh der Kaiser dem Regiment den Namen „Lübeck“.[6]

Bei jenem Manöver war beim Regiment durch Einziehen von Reserven erstmalig ein III. Bataillon aufgestellt worden. Die Offizierstellen wurden durch Abordnungen von anderen Regimentern des Armee-Korps besetzt. Dies wurde bis zum Manöver 1913 beibehalten.

Der Senat machte am selben Tag dem Regiment einen Schellenbaum mit Rossschweifen in den Lübecker Farben zum Geschenk. Dessen Glocke trug die Inschrift: 5. September 1904, der Senat von Lübeck

Die Genehmigung, den Schellenbaum führen zu dürfen, wurde am 10. November 1904 erteilt. Der Baum wurde dem Regiment durch den Vorsitzenden der Militärkommission des Lübecker Senates, Herrn Senator Dr. Neumann, am 14. Januar 1905 in der Kriegsstube des Rathauses überreicht.

Im März 1909 wurde die Aufstellung einer Maschinengewehr-Kompanie befohlen, die am 1. Oktober durch Abkommandierungen innerhalb des Regiments zusammentrat. Ab dem 1. November 1911 wurde die Kompanie als etatmäßiger Truppenteil aufgestellt und dem I. Bataillon zugeteilt.

Als der Kaiser am zum letzten Male in Lübecks Mauern willkommen geheißen wurde, erwies das Regiment ihm, wie bereits am 16. Juni 1900 zur Eröffnung des Elbe-Trave-Kanals, die militärischen Ehren.

Das Regiment erhielt am 1. Oktober 1913 sein III. Bataillon, dem aber nicht Lübeck, sondern Eutin im oldenburgischen Fürstentum Lübeck als Garnisonort zugewiesen wurde.

Dessen Fahne wurde dem Bataillon im Oktober, Oberst von Koppelow nahm sie in Berlin entgegen, verliehen. Anfang Dezember wurde sie dem III. Bataillon in Eutin übergeben.

Dieses Bataillon hatte die preußische Kokarde zu tragen. Da anfangs auch noch keine Schießstände in Eutin waren, musste zu jedem Scharfschießen nach Lübeck gefahren werden. Die Palinger Heide bei Lübeck diente auch dem III. Bataillon, wie den Lübeckern, zur Gefechtsausbildung der Kompanien und des Bataillons. Vor der Vollendung ihrer Kaserne brach der Krieg aus.

Mobilmachung, Sylt, Nordschleswig, Löwen, Termonde

 
Der Hafen von Munkmarsch heute

Das Regiment Lübeck rüstete sich zur Übungszeit auf dem Truppenübungsplatz Munster. Am 5. August sollte die Abbeförderung dorthin erfolgen. Doch mit dem Befehl „drohende Kriegsgefahr“ vom 31. Juli verließ das Lübecker Regiment seine Garnison um zunächst den Inselschutz auf Sylt zu übernehmen wo der Mobilmachungsbefehl das Regiment erreichte.

Als eine Truppe von hohem militärischem Wert sollte das Regiment nun vielfach an gefährdeten Frontabschnitten eingesetzt werden.[7]

Am 7. August wurde der Inselschutz vom Landwehr-Infanterie-Regiment Nr. 85 übernommen und das Regiment verließ am selben Abend über Munkmarsch die Insel.

Jetzt fiel dem Regiment im Rahmen der 17. Reserve-Division, in dessen Verband das Regiment während des ganzen Krieges kämpfte, zunächst die Aufgabe zu, den Schutz an der dänischen Grenze zu übernehmen.

Die Bataillone bezogen in und um Weseby südöstlich Flensburg Quartier, wo sie mit dem Eutiner Bataillon zusammentrafen, das nicht auf Sylt war und Eutin bereits vorher verlassen hatte und zur Grenzwache in die Gegend von Flensburg befördert war, zusammentrafen.

 
alter Bhf Herbesthal

Der Befehl ‚Verladen’ erreichte das Regiment und es fuhr mit ungewissem Ziel am Abend des 22. August über Elmshorn, Hamburg, Osnabrück, Münster, Duisburg, Krefeld, Aachen gen Waremme, wobei die Grenze bei Herbesthal überfahren wurde.

Am 25. August erhielt es den Befehl sich am Südostausgange Tirlemonts zu sammeln um von dort zum Südostausgange von Löwen zu marschieren. Dieser wurde gegen Abend erreicht. Als in der Nacht weitermarschiert wurde und der letzte Teil nach Löwen eingerückt war, ertönte ein Signal das Regiment wurde unter Feuer genommen. Als Antwort wurden die Häuser, von denen mit Sicherheit festgestellt war, dass aus ihnen geschossen wurde, wurden eingeäschert. Belgisches Militär hat an dem Straßenkampf in Löwen nicht teilgenommen.

Die ersten Opfer des Regiments waren zu beklagen, 17 Tote und 63 Verletzte.

Ende August wurde das Regiment, das vor den Toren Brüssels biwakierte, über Brüssel, Assche nach Termonde zum Angriff auf die dortige Festung befohlen. Dort wartete man bis zum 4. September. Die 162er hatten zunächst als Reserve zu dienen, erhielten aber gegen 16 Uhr die Order, von Nordwesten her einzudringen.

Am 5. September wurde das Regiment nach dessen Eroberung zum Schutz der Artillerie südöstlich von Termonde abkommandiert. Dort wurde es von Res. Inf. Regt. 31 abgelöst und rückte auf den Biwakplatz zurück. Über den Biwakplatz des Regiments erschien am 6. zum ersten Male ein feindlicher Flieger. Die Vorschriften über das Beziehen von Biwaks entsprachen nicht mehr der Zeit der Luftaufklärung.

Am folgendem Tage wurde aus dem Biwak aufgebrochen und Scheldeaufwärts marschiert. Wenige Stunden später wurde die Festung Termonde wieder von Belgiern besetzt.

Am Mittag des 7. Septembers wurde Quatrecht erreicht, wo die 81. Brigade (Inf. Regt. 162 und 163) zur Ruhe ins Biwak übergehen sollte.

Auf aus Gent hörbares Infanteriefeuer wurde I./162 zum Gefecht entfaltet. Da dessen Intensität nachließ, wurde der Befehl aufgehoben was aber die sich im Vormarsch befindende 1. Kompanie nicht hörte und selbstständig in das Gefecht am Ostrand von Melle eingriff. Kurze Zeit später kam ein Husar des dort im Kampfe stehenden Res. Hus. Regts. 6 von vorn und meldete: Kavallerie der Vorhut hat sich verschossen. 1/162 im schweren Kampf. Unterstützung dringend erforderlich. Worauf das Regiment beiderseits der Straße Quatrecht-Melle mit schlagenden Tambours und schmetternden Hornisten zur Hilfe schritt.

Die Belgier hielten dem Angriff nicht stand.

Das Regiment verlor seinen ersten Offizier, Leutnant von Arentschildt, der am 9. seiner Verwundung erlag.

Am 12. September erreichte das Regiment über Beerlegem, Berchem, Oudenaarde, Nederzwalm kommend Tournay.[8]

Schlacht von Noyon

Vom 12. September 1914, wo das Regiment die französische Grenze bei Fort Maulde überschritt, über Denain, St. Hilaire, Caudry, Clary, Maretz, Avelu, Élincourt, Vermand, Coulaincourt, Bauvais, Lanchy, Matigny, Voyennes, Ercheu und erreichte am 16. Lagny. Von dort sollte es Thiescourt, Cannectancourt, Orval auf Ribécourt anzutreten.

Das Waldgelände beiderseits der Oise in der Höhe von Cambronne-Ribécourt-Carlepont war vom Feind besetzt und der Kampf wogte in den folgenden Tagen hin und her.

Die 17. Res. Div. warf den Feind auf Cambronne, Ribécourt-Dreslincourt zurück, eroberte Le Hamel, die Höhe von Antoval und Béthancourt.

Am 18. setzte während der Schlacht setzte Regen ein, wodurch das Gelände äußerst schlüpfrig und ungangbar wurde und Verpflegung also nicht mehr herangeführt werden konnte.

In der Nacht vom 18. auf 19. September wurde das Regiment in der Gegend von Le Hamel und Dreslincourt gesammelt und deren Stellungen anderen Teilen der Division überantwortet.

 
Deutscher Feldspaten aus dem Ersten Weltkrieg, Hersteller: T.D.G.

Feindlichen Verstärkungen, die von Cambronne herangeführt waren, gelang es am 19. sich der Höhe von Antoval und des Waldgeländes bis zur Fe. Attèche wieder zu bemächtigen.

Wie auf dem rechten Ufer der Oise, hatte sich auf dem linken die 18. Res. Div. geschlagen. Mehr als anderthalbfache Übermacht hatte der Feind eingesetzt, um das IX. Res. Korps, den rechten Flügel des deutschen Heeres, zu schlagen. Die 'Schlacht von Noyon' – so genannt nach der einige Kilometer hinter der Schlachtfront des IX. Res. Korps im Oisetal gelegenen Stadt – war eine Wafentat des IX. Res. Korps unter dessen kommandierenden General v. Boehn.

An einem der nächsten Tage nach der Schlacht äußerte sich Exzellenz zu einem Befehlsempfänger der 8. Komp. In Noyon: Kinder, ihr ahnt ja gar nicht, was ihr großes geleitet habt! Eine Division gegen zwei französische Armee-Korps!

Die Verluste des Regiments beliefen sich auf 6 Offiziere, 15 Unteroffiziere, 78 Mann die starben und etwa 300 Verwundete. Die Gefechtsstärke nach der Schlacht betrug 2.900 Köpfen.

So wie die Kampfstellung des Regiments am Abend des 19. September war, blieb sie im großen und ganzen. In ihr entwickelte sich der Stellungskrieg, da Freund und Feind an dessen Abend bereits zu Spaten und Beilpicke griffen und mit allen Mitteln die Feldbefestigungen auszubauen.

Am Abend des 8. Oktober wurde das Regiment durch das Res. Inf. Regt. 86 abgelöst und rückte über Chiry-Royon nach Lagny und Campagne. Bis zu diesem Tage hat das Regiment im Verbande der Division, unterstützt von den Res. Feldart. Regt. 17, jeden Angriff abgewehrt; denn hier vor Royon, dem Drehpunkt der deutschen Stellung, wiederholte der Feind seine Durchbruchsversuche immer von neuem.[9]

Stellungskrieg zwischen Roye und Noyon

Truppenverschiebungen und später alle Ablösungen in der Kampfstellung wurden in Dunkelheit verschoben, um sie den feindlichen Erkundungen zu entziehen.

Es musste gelernt werden, wie man nicht nur vor Infanteriefeuer, sondern auch vor dem Artilleriefeuer Schutz durch Feldbefestigungen bekommt. Die Feldpioniervorschrift genügte hierfür nicht mehr.

Am Abend des 14. Oktober löste die 81. Inf. Brig. die 33. Res. Inf. Brigade in der Stellung bei St. Aurin-Laucourt ab. Der rechte Flügel des Regiments kam am Avre-Bach vor l’Echelle im Anschluss an die sog. Auriner Stellung, die linke vor Armencourt neben der sog. Eutiner Stellung zu liegen.

In kurzer Zeit entstand eine durchlaufende Stellung, an die gedeckte Verbindungswege heranführten.

Die feindliche Stellung lag im Durchschnitt 1.000 m entfernt, ergo stand beiderseits eine rege Patrouillentätigkeit. Mehrere hundert Meter vor die Front waren ständige Unteroffizierposten vorgetrieben worden. Sie sicherten die Stellung durch Beobachtungsposten auf hohen Bäumen und dienten als Ausgangspunkte für die Patrouillen.

20 Tage lagen die Bataillone in Stellung, 10 Tage in Ruhe.

Der Ort der Ruhebataillone war vorerst Roye später Frétoy Ie Château, Campagne und Chevilly. Der Regimentstab lag in St. Mard halbwegs der Verbindung Roye-St. Aurin. Hierher kamen erste Besuch im Felde.

Im November als erster der Herr Senator Possehl, Anfang Dezember der Herr Senator Neumann, oder dem Deputierten Herrn Radbruch (Vater des Gustav Radbruchs).

 
Ausfahrt des Ersatz-Bataillons

In der Nacht vom 5. zum 6. November entwickelte sich vor der Front des Regiments 81 bei Andechy ein lebhaftes Patrouillengefecht. Trotz täglichen Beschusses wurde doch erst diese Nacht zur eigentlichen Feuertaufe für den ersten Ersatz, der dem Regiment am 23. Oktober aus der Heimat zugeführt war.

Am Abend des 17. Dezember wurde die 17. Res. Div. durch das Regiment 118 der Großherzoglich Hessischen Division abgelöst. und rückte am 21. Dezember wieder in die Stellungen auf dem Schlachtfeld von Noyon von Anfang Oktober vor.

In den ersten Januartagen 1915 setzten starke Regenfälle ein, welche die Oise über die Ufer treten ließ und die Stellung zu vernichten drohte.

Mitte Januar wurde der Minenwerfer als neue Waffe im Stellungskrieg bei Dreslincourt eingeführt.

Ende März rückten uns gegenüber Territorialtruppen ein. Laut Aussage eines übergelaufenen Turkos lagen die Feinde in drei Gräben. Die beiden vorderen seien von Turkos, der hintere von Franzosen besetzt.

Am 23. Mai wechselte Italien die Seiten.

Die Lage änderte sich am 1. JuIi. Die Turkos wurden abgezogen und durch Fremdenregimenter ersetzt. Der seit Monaten in seiner Stellung festliegende Feind begann sich jetzt vorzuarbeiten. Die Distanz zwischen den Gräben reduzierte sich so, dass man sich wirksam mit Gewehrgranaten, deren Reichweite etwa 300 m betrug, beschoss.

Das III. Bataillion bei Thélus

Ende September 1915 schied das XI. Res. Korps aus dem Verbande der 1. Armee aus und trat zur 2. Armee.

In Douai wurde aus den Truppen des IX. Res. Korps das neue Regiment Sick, benannt nach seinem aus dem Stabe des Inf. Regt. 163 stammenden Kommandeur, zusammengestellt. Jenes Regiment wurde aus den gerade ruhenden Bataillonen III./Res. 31, I./Res. 85 und III./162 gebildet.

Oppy war das Standquartier des Regimentstabes.

Es wurde bei Thélus gegen die Franzosen eingesetzt. Ihr Versuch, zum Kohlebecken zwischen Lens und Douai am 29. September durchzubrechen, wurde durch das Regiment vereiteitelt.

Die Gräben waren, im sich anschließenden Stellungskampf, 60-80 m voneinander entfernt. Ehemalige Verbindungsgräben wurden durch Sappen, deren Köpfe sich 15 m gegenüberlagen, abgeriegelt. Die Stellung war von allen Seiten einsehbar.

Am 9. Oktober trat es zur bayrischen Division v. Hartz (1. bayr. Res. Korps) über.

Einer der wenigen Territorialgewinne gelang am 14. Oktober, als die 10. Komp. der Res. 31 (10/31) mit Kompanien des III. Bataillons (III./162) eine sie flankierende französische Stellung stürmten und im Laufe des Tages eroberten.

Ab Ende November 1915 flaute die Kampftätigkeit ab. Das von den Franzosen geplante Vorhaben war gescheitert.

Ende Januar 1916 trat Bataillon zu seinem Regiment zurück.

Auflösung

Mit dem Vertrag von Versailles, der 1919 den Ersten Weltkrieg mit Deutschland formal abschloss, wurde es wieder aufgelöst.[10]

Auszeichnungen

  • 1905 Kaiserpreis als beste Schiesskompanie des Armee-Korps
  • 1906 Kaiserpreis als beste Schiesskompanie des Armee-Korps
  • 1913 Kaiserpreis als beste Schiesskompanie des Armee-Korps
  • 1920 auf ein Begrüßungstelegramm, welches der hohe Senat Max von Boehn, ehem. Leiter des IX. Armeekorps, zu dessen 70. Geburtstage sandte, antwortete dieser: Einen Gruß aus Lübeck erhalten zu haben, war mir eine besondere Freude; denke ich doch dankbar meiner braven Lübecker, deren Heldenmut im Weltkriege mit goldenen Buchstaben in der Geschichte verzeichnet steht!' [11]

Hanseatische Besonderheiten

Da die Hansestädte Bremen, Hamburg und Lübeck Probleme mit der Stellung von genügend Wehrpflichtigen hatten, wurden keine Begrenzungen bei Einjährigen gemacht und die Reservepflicht für überseeische Wehrdienstpflichtige ausgesetzt.

Vereine

  • Kameradschaftsbund der 76er und 162er zu Lübeck (seit 1895)
  • Kameradschaftsbund der 162er zu Hamburg
  • Offiziersverein 162 (seit Regimentsauflösung)

Denkmal

 
Statue Helm ab zum Gebet auf dem Ehrenfriedhof in Lübeck

Das Denkmal Helm ab zum Gebet für die gefallenen Angehörigen des Regiments, geschaffen 1924 von dem Bildhauer Richard Kuöhl, befindet sich auf dem Lübecker Ehrenfriedhof.

Hinter dem Mahnmal sind in einer halbrunden Mauer fünf Steinplatten mit den Einsatzorten des Regiments im ersten Weltkrieg eingelassen. Die Inschriften lauten:

{Einige der Inschriften haben Rechtschreibfehler und sind oben korrekt genannt}

Literatur

  1. Otto Dziobek: Geschichte des Infanterie-Regiments Lübeck (3. hanseatisches) Nr. 162; erste Auflage 1922
  2. Lübeckisches Adressbuch, Verlag Max Schmidt, div.

Fußnoten

  1. Lit 2 Militärverwaltung
  2. Lit 1, Kapitel 2 + Nachwort
  3. Lit 1, Geleit, Kapitel 3 und 4
  4. Rainer Maria Rilke: Sämtliche Werke. Band 1–6, Band 5, Wiesbaden und Frankfurt a.M. 1955–1966
  5. Lit 1
  6. A.K.O. jenes Tages und Lit 1
  7. Antjekathrin Graßmann: Lübeckische Geschichte, Verlag Schmidt-Römhild, 3. verbesserte und ergänzte Auflage 1997, ISBN 3-7950-3215-6
  8. Lit 1, Kapitel 2
  9. Lit 1, Kapitel 3
  10. Lit 1, Nachwort
  11. Lit 1, 20. Kapitel