Pandemie H1N1 2009/10
Bei der Influenza-Epidemie in Mexiko im Jahr 2009 (irreführend auch Schweinegrippe genannt) handelt es sich um eine Infektion des Menschen mit Influenza-A-Viren vom Subtyp H1N1, der im April 2009 aus Mexiko und den Vereinigten Staaten bekannt geworden ist.

Erreger und Therapie
Die bei den ersten beiden Fällen isolierten Viren besitzen eine Kombination von Gensegmenten aus vier verschiedenen Ursprüngen, die bisher weltweit noch nicht registriert worden ist. Die Gensegmente stammten im Einzelnen von einem nordamerikanischen Schweine-Influenzavirus, dem Virus einer nordamerikanischen Vogel-Influenza, einem menschlichen Influenzavirus und einem Schweine-Influenzavirus eurasischer Herkunft, das bis dahin noch nie in den USA gefunden worden war.[1] Die ersten Virusisolate wurden als humanes Influenzavirus klassifiziert.
Das Virus ist nach ersten Angaben gegen die Influenza-Mittel Amantadin und Rimantadin resistent, aber bisher zumindest in vivo noch empfindlich gegen die Neuraminidase-Hemmer Oseltamivir und Zanamivir.[2] Allerdings war es während der Saison 2008/2009 bei gewöhnlichen H1N1-Viren in zahlreichen Ländern zu einer plötzlichen Resistenz-Zunahme gegen Oseltamivir gekommen.[3]
Betroffene Staaten
Mexiko
Nach Angaben des mexikanischen Gesundheitsministeriums gab bis zum 23. April 2009 120 bestätigte Fälle von Atemwegserkrankungen durch Influenza, darunter 20 mit Todesfolge. Die Erkrankungen verteilen sich auf den Bundesbezirk von Mexiko-Stadt, sowie die Bundesstaaten Baja California, San Luis Potosí und Oaxaca.[4] In Presseberichten wird von 80 Toten und 1.300 Erkrankungen gesprochen.[5] Der große Unterschied bei der Anzahl zwischen gesicherten Fällen und der Pressemeldungen ergibt sich dadurch, dass es zur selben Zeit eine saisonale Grippewelle in Mexiko gab.[6]
In den Medien wurde dieser Ausbruch mit den Schweinegrippe-Fällen in den USA in Verbindung gebracht. Der mexikanische Gesundheitsminister empfahl, landesweit sämtliche Schulen zu schließen und Verhaltensregeln auszugeben.[7] Landesweit wurden Schutzmasken verteilt.
Vereinigte Staaten
Am 21. April 2009 berichteten die Vereinigten Staaten von zwei Fällen einer Infektion durch Schweine-Influenza-A-Viren vom Subtyp H1N1 bei Menschen. Am 23. April 2009 wurden nach intensiver Suche weitere sieben Fälle bestätigt. Die Infizierten stammten aus Südkalifornien und San Antonio, Texas. Das Alter der Betroffenen von 9 bis 54 Jahren war für die normale Altersverteilung von Influenza untypisch. In allen Fällen fehlt in der Vorgeschichte der Kontakt zu Schweinen.
Weitere Länder
Weitere Erkrankungen durch Schweinegrippe sind bisher in Kanada, Schottland und Spanien bestätigt worden.
Verdachtsfälle sind aus Frankreich, Österreich[8], Spanien, Israel, Neuseeland, Deutschland[9] und der Schweiz[10]gemeldet worden.
Rolle der WHO
Die Weltgesundheitsorganisation hat die seit dem Ausbruch der Vogelgrippe geltende pandemische Warnstufe 3 am 27. April 2009 auf Stufe 4 angehoben.[11] Die Stufe 4 bedeutet sinngemäß: „Kleine, örtlich begrenzte Häufungen“.
Gleichzeitig riet die WHO von generellen Reisebeschränkungen ab, da eine Verbreitung der Viren hierdurch nicht mehr zu unterbinden sei. Die WHO verwies darauf, dass die Stufe 5 erreicht sei, sobald sich das Virus in zwei Ländern anhaltend verbreiten würde.
Einzelnachweise
- ↑ cdc.gov: Mitteilung der US-amerikanischen Seuchenkontrollbehörde Center of Disease Control vom 23. April 2009
- ↑ Mitteilung der Europäischen Seuchenkontrollbehörde …
- ↑ Dharan NJ, Gubareva LV, Meyer JJ et al. : Infections With Oseltamivir-Resistant Influenza A(H1N1) Virus in the United States.JAMA, 2009;301(10) vom 2. März 2009; doi:10.1001/jama.2009.294
- ↑ portal.salud.gob.mx: Pressemitteilung des mexikanischen Gesundheitsministeriums vom 23. April 2009
- ↑ Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27. April 2009, S. 1.
- ↑ [1]: die Presse
- ↑ portal.salud.gob.mx: Pressemitteilung des mexikanischen Gesundheitsministeriums vom 24. April 2009
- ↑ http://derstandard.at/?url=/?id=1240550051377, 28. April 2009
- ↑ [2] Spiegel Online - Verdachtsfälle in Deutschland
- ↑ Verdachtsfall von Schweinegrippe im Aargau (Panorama, NZZ Online). Nzz.ch, 24. Februar 2009, abgerufen am 28. April 2009.
- ↑ [3]: Stellungnahme der WHO Director-General, Dr. Margaret Chan vom 27. April 2009
Weblinks
- fli.bund.de: Stellungnahme des Friedrich-Loeffler-Instituts (Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit)
- rki.de: Einschätzung des Robert Koch-Instituts zur Situation der Schweinegrippe
- denis.bund.de: Deutsches Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe: Informationen zur aktuellen Entwicklung sowie Hintergrundberichte
- cdc.gov: Webseite des US-Centers for Disease Control and Prevention
- who.int Webseite der Weltgesundheitsorganisation
- Google Maps - Verbreitung