Faltung (Mathematik)

integrales Produkt von Funktionen
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Neben der auf dieser Seite beschriebenen Faltung, gibt es die eng damit zusammenhängende Faltung zahlentheoretischer Funktionen, die dort beschrieben wird.


In der Mathematik und besonders in der Funktionalanalysis beschreibt die Faltung einen mathematischen Operator, welcher für zwei Funktionen f und g eine dritte Funktion liefert, die die "Überlappung" zwischen f und einer gespiegelten verschobenen Version von g angibt.

Definition

Für zwei auf dem reellen Intervall D definierte Funktionen f, g: D -> C wird die Faltung von f mit g als f*g notiert und ist definiert als das Integral über das Produkt von f mit einer gespiegelten verschobenen Version von g:

 

Der Integrationsbereich ist der Definitionsbereich D beider Funktionen. Im Fall eines beschränkten Definitionsbereichs werden f und g oft als periodisch fortgesetzt angenommen, damit der Faktor g(t - τ) stets definiert ist. Oft werden auch f und g stattdessen durch Null fortgesetzt.


Bedeutung

Die Faltung ist ein geeignetes Modell zur Beschreibung zahlreicher physikalischer Vorgänge.

Die lineare Filterung eines elektronischen Signals stellt die Faltung der Original-Funktion mit der Impuls-Antwort dar.

Bei optische Abbildungen stellt das Bild die Faltung der originalen Bildfunktion mit der Punkt-Verbreiterungs-Funktion (Point Spread Function oder PSF) dar (Unschärfe).

Diffusions-Prozesse lassen sich durch die Faltung ebenfalls beschreiben.

Wenn X und Y zwei Zufallsprozesse mit den Verteilungsdichtefunktionen f und g sind, dann ist die Verteilungsdichtefunktion des Summenprozesses X+Y gegeben als f*g.

Diskrete Faltung

In der Digitalen Signalverarbeitung und der digitalen Bildverarbeitung hat man es meist mit diskreten Funktionen zu tun. Die diskrete Faltung ist definiert als:

 

Auch dabei hängen die Summationsgrenzen von der Art der Funktionen f,g: D -> C ab (dabei ist D Teilmenge von Z).

Das Produkt zweier Polynome f und g ist z.B. die diskrete Faltung ihrer mit Nullen fortgesetzten Koeffizientenfolgen. Die dabei auftretenden unendlichen Reihen haben stets nur endlich viele Nichtnull-Summanden. Analog definiert man das Produkt zweier formaler Laurentreihen mit endlichem Hauptteil.

Glättungskern

Eine Methode, eine Funktion f zu "glätten", besteht darin, sie mit einem so genannten "Glättungskern" zu falten. Die entstehende Funktion F ist glatt (unendlich oft stetig differenzierbar), ihr Träger ist nur etwas größer als der von f, und die Abweichung in der L1-Norm läßt sich durch eine vorgegebene positive Konstante beschränken.

Ein d-dimensionaler Glättungskern (engl. mollifier) ist eine unendlich oft stetig differenzierbare Funktion j: Rd -> R, die nichtnegativ ist, ihren Träger in der abgeschlossenen Einheitskugel B(0, 1) hat und das Integral 1 hat.

Ein Beispiel ist der Glättungskern

 

Aus dieser Funktion kann man weitere Glättungskerne bilden, indem man für eine Zahl e zwischen 0 und 1 setzt:

 .

 
Glättungskerne j und j1/2

Beispiele

Sei f: R -> R mit

 .

(Rot dargestellt.)

Die Faltung F:=f * j1/2 ist eine glatte Funktion mit kompaktem Träger, die von f in der Integralnorm (L1-Norm) um etwa 0,4 abweicht, d.h.

 .

(Blau dargestellt.)

 

Bei der Faltung mit kleinerem e statt e=1/2 erhält man glatte Funktionen, die in der Integralnorm noch dichter bei f liegen.

Eigenschaften der Faltung

 
 
 
  • Assoziativität mit der skalaren Multiplikation
 
Wobei a eine beliebige komplexe Zahl ist.
  • Faltungstheorem
 
Wobei   die Fouriertransformierte von   beschreibt. Dieses Theorem gilt auch für die Laplacetransformation.
  • Ableitungsregel
D(f * g) = Df * g = f * Dg
Dabei ist Df die Ableitung f ' von f bzw. im diskreten Fall die Differenz Df(n) = f(n+1) - f(n).

Verallgemeinerungen

Die beiden Faltungsbegriffe können gemeinsam beschrieben und verallgemeinert werden durch einen allgemeinen Faltungsbegriff für komplexwertige m-integrierbare Funktionen auf einer geeigneten topologischen Gruppe G mit einem Maß m (z.B. einer lokal kompakten hausdorffschen topologischen Gruppe mit einem Haar Maß):

 

Zur Formulierung eines Faltungstheorems benötigt man dann eine Darstellungstheorie für Gruppen dieser Art und das Peter-Weyl Theorem der harmonischen Analysis. Man beschränkt sich meist auf die Betrachtung von Lie-Gruppen, da die genügend Struktur haben, um die Integrale zu berechnen.

(Ist das so korrekt? Habs nach bestem Wissen aus dem englischen Artikel übersetzt.)

Eine andere Verallgemeinerung ist die Faltung von Distributionen.