Natürliche Zahl

beim Zählen verwendete Zahlen
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Die natürlichen Zahlen sind die Zahlen, die beim Zählen verwendet werden, also die Zahlen 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, usw. Manchmal wird auch die 0 (Null) zu den natürlichen Zahlen gezählt.

Die Menge der natürlichen Zahlen, Formelzeichen

enthält je nach Definition die positiven ganzen Zahlen, also

oder die nichtnegativen ganzen Zahlen, also

Für diese beiden verschiedenen Definitionen gibt es sowohl historische als auch praktische Gründe. Die Definition ohne die Null steht in der älteren Tradition, da die natürlichen Zahlen ohne die Null lange Zeit die einzigen bekannten Zahlen waren: In Europa wurde erst ab dem 13. Jahrhundert mit der Null gerechnet. In manchen Gebieten der Mathematik wie der Zahlentheorie, in denen die multiplikative Struktur der natürlichen Zahlen im Vordergrund steht, ist aufgrund der Sonderrolle der Null bei der Multiplikation die Definition ohne Null häufiger anzutreffen. Aber beispielsweise in der mathematischen Logik, der Mengenlehre oder in der theoretischen Informatik vereinfacht die Definition mit Null die Darstellung. Im Zweifelsfall bietet es sich an, die DIN-Norm 5473 zu befolgen: Dort ist die Null eine natürliche Zahl.

Bezeichnung der Menge der natürlichen Zahlen

Für die Menge der natürlichen Zahlen wurde von der französischen Mathematikergruppe Nicolas Bourbaki das Symbol   eingeführt. Weil dieses handschriftlich nur schwer darstellbar ist, variierte man es im Tafelbild zu dem Strichbuchstaben  . Im Laufe der Zeit wurde dieses gegenüber dem fett gedruckten   charakteristischere Symbol zunehmend auch im Drucksatz benutzt und hat sich mittlerweile fast völlig durchgesetzt, so dass heute einheitlich das Symbol   für die natürlichen Zahlen verwendet wird. Die gleiche Entwicklung fand auch bei den anderen Doppelstrich-Symbolen wie beispielsweise   und   statt.

Da nicht überall die 0 als ein Element der natürlichen Zahlen angesehen wird, ist es sinnvoll, von positiven (1, 2, 3, ...) und nicht-negativen (0, 1, 2, ...) ganzen Zahlen zu sprechen.

In Texten, in denen die Menge der natürlichen Zahlen ohne Null als   bezeichnet wird, wird zur Unterscheidung das Symbol   oder   für die Menge der natürlichen Zahlen mit Null verwendet. Falls jedoch das Symbol   für die Menge der natürlichen Zahlen mit Null eingeführt wurde, wird meist  ,  ,   oder   geschrieben, wenn die Null ausgeschlossen werden soll.

Peano-Axiome

Für eine formale Definition der Menge der natürlichen Zahlen und der zugehörigen Rechenregeln ist es letztlich egal, ob man auch die Null als natürliche Zahl bezeichnet oder nicht. Im folgenden wird jedoch zugunsten der Verständlichkeit nur davon ausgegangen, dass 0 eine natürliche Zahl ist. Die behandelten Axiome und Rechenregeln lassen sich analog aber auch auf 1, 2, 3, ... (ohne 0) anwenden.

Wichtig ist, dass es ein Startelement gibt, und zu jedem Element einen Nachfolger, denn die natürlichen Zahlen hängen eng mit dem Prinzip der mathematischen Induktion zusammen.

Es folgt eine Definition der Menge der natürlichen Zahlen   durch Axiome, die erstmals 1889 von Giuseppe Peano angegeben wurde. Diese Axiome werden Peano-Axiome genannt.

  1. 0 ist eine natürliche Zahl
  2. Jede natürliche Zahl   besitzt genau eine natürliche Zahl   als Nachfolger
  3. 0 ist nicht Nachfolger irgendeiner natürlichen Zahl
  4. Zwei verschiedene natürliche Zahlen   und   besitzen stets verschiedene Nachfolger   und  
  5. Enthält eine Menge X die Zahl 0 und mit jeder natürlichen Zahl   auch stets deren Nachfolger  , so enthält X bereits alle natürlichen Zahlen. (Ist X dabei selbst eine Teilmenge der natürlichen Zahlen, dann ist X gleich der Menge der natürlichen Zahlen.)

Das letzte Axiom nennt man auch das Induktionsaxiom, es bildet die Grundlage für die Beweismethode der vollständigen Induktion.

Hiervon ausgehend, werden auf   die Addition und Multiplikation definiert. Man setzt

  1.  
  2.  

und dann

  1.  
  2.  

Das Induktionsaxiom garantiert jeweils, dass Addition und Multiplikation wohldefiniert sind.

Setzt man nun noch 1 := 0', ergibt sich  . Peano selbst begann die natürlichen Zahlen in seinen Axiomen mit der 1 statt mit der 0 (laut dem Artikel auf [1]).

Die Peano-Axiome bilden ein Axiomensystem der Prädikatenlogik zweiter Stufe, da neben Variablen für Zahlen im Induktionsaxiom auch die Mengenvariable X vorkommt. Ersetzt man dieses Axiom durch die entsprechenden unendlich vielen Axiome erster Stufe, so gelangt man zur Peano-Arithmetik.

Ein Modell der natürlichen Zahlen

Peano beschrieb mit seinem Axiom-System zwar die Eigenschaften von natürlichen Zahlen, sah aber keine Notwendigkeit, deren Existenz zu beweisen. John von Neumann gab eine Möglichkeit an, die natürlichen Zahlen durch Mengen darzustellen, d.h. er beschrieb ein mengentheoretisches Modell der natürlichen Zahlen.

 
 
 
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Zur Erklärung: 1 ist die Menge, die nur die leere Menge (= ) als Element enthält; das ist nicht die leere Menge selbst! Die leere Menge (oder 0) enthält kein Element; die Menge 1 hingegen enthält genau ein Element.

Die Existenz jeder einzelnen natürlichen Zahl ist mengentheoretisch schon durch recht schwache Forderungen gesichert. Für die Existenz der Menge aller natürlichen Zahlen benötigt man jedoch in der Zermelo-Fraenkel-Mengenlehre ein eigenes Axiom, das so genannte Unendlichkeitsaxiom.

Die natürlichen Zahlen als Teilmenge der reellen Zahlen

Die Einführung der natürlichen Zahlen mit Hilfe der Peano-Axiome ist eine Möglichkeit, die Theorie der natürlichen Zahlen zu begründen. Als Alternative kann man beim Körper der reellen Zahlen   axiomatisch einsteigen und die natürlichen Zahlen als Teilmenge von   definieren. Dazu benötigt man zunächst den Begriff einer induktiven Menge.

Eine Teilmenge M von   heißt induktiv, wenn folgende Bedingungen erfüllt sind:

  1. 0 ist Element von M
  2. Ist x Element von M, so ist auch x+1 Element von M

Dann ist   der Durchschnitt aller induktiven Teilmengen von  

Primzahlen

Die Primzahlen stellen die multiplikativen Grundbausteine der natürlichen Zahlen dar: Jede natürliche Zahl außer der Null besitzt eine Primfaktorzerlegung, d.h. sie lässt sich, von der Reihenfolge der Faktoren abgesehen, auf genau eine Art als Produkt von Primzahlen darstellen. Produkte mit nur einem oder gar keinem Faktor sind dabei zugelassen. Gemäß mathematischer Konvention hat das sogenannte leere Produkt aus Null Faktoren den Wert 1, und stellt damit die Primfaktorzerlegung der 1 dar.

Einen Beweis für die Existenz und Eindeutigkeit der Primfaktorzerlegung liefert der Fundamentalsatz der Arithmetik.

Verwandte Themen

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