Bismarcksche Bündnispolitik

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Die Bismarcksche Bündnispolitik begann der erste deutsche Reichskanzler unmittelbar nach der Gründung des Deutschen Reiches.

Das oberste Ziel in seiner Bündnispolitik war die Eingliederung des deutschen Staates in das Konzert der europäischen Großmächte und die Erhaltung des europäischen Friedens. Erreicht werden sollte dies durch eine komplexe Bündnispolitik, in der sich Bismarck bemühte vor allem den "Erbfeind" Frankreich zu isolieren, da die Franzosen nach der Niederlage im deutsch-französischen Krieg 1870/71 eine "Revanchepolitik" gegen die Deutsche betrieben. Bei den Verträge handelte es sich ausschließlich um Defensivbündnisse. Die wichtigsten Verträge in der Bismarck-Ära:

  • 1873: Drei-Kaiser-Abkommen (Die erste Koalition, die das Deutsche Reich einging. Vertragspartner waren Österreich-Ungarn und Russland. Das Ziel war die Isolation Frankreichs)
  • 1879: Zweibund. (Geheimes Abkommen zwischen Deutschland und Österreich-Ungarn. Beide versprachen sich gegenseitige Hilfe bei einem Angriffs von Seiten Russland, einer von Russland unterstützen Macht bzw. wohlwollende Neutralität beim Angriff einer dritten Macht)
  • 1881: Drei-Kaiser-Bündnis (Vertrag zwischen Deutschland, Österreich-Ungarn und Russland. Alle drei Staaten sicherten sich wohlwollende Neutralität beim Angriff Dritter zu (Widerspruch zum geheimen Zweibund)).
  • 1882: Dreibundvertrag (Abkommen zwischen Deutschland, Österreich-Ungarn und Italien. Man verpflichtete sich zu gegenseitiger Hilfe bei einem Angriff von Seiten Frankreichs oder mit mehr als einer dritten Großmacht, bzw. wohlwollende Neutralität in allen anderen Fällen. Italien kündigte 1915 den Vertrag und trat auf Seiten der Entente in den Weltkrieg ein).
  • 1887: Deutsch-italienischer Vertrag(Mit diesem Vertrag verpflichtete sich Deutschland, Italien in seiner Nordafrikapolitik zu unterstützen. Ein Bündnis, das gegen Frankreich gerichtet war).
  • 1887: Rückversicherungsvertag (Abkommen zwischen Deutschland und Russland. Zum einen hatte dieser Vertrag wirtschaftliche Motive. Es sollte verhindert werden, das die deformierte russische Wirtschaft vom deutschen auf den französischen markt überwechselt. Entscheidend ist das geheime Zusatzprotokoll. In ihm verpflichtete sich Russland zur Neutralität sollte Frankreich Deutschland angreifen. Deutschland verpflichtete sich zur Neutralität im Falle eines Angriffs Österreichs auf Russland. Zudem gewährte Bismarck den Russen freie Hand auf dem Balkan (Widerspruch zum Zweibund)).

Mit der Entlassung Bismarcks 1890 zerfiehl auch sein Bündnissystem. Als 1890 der Rückversicherungsvertrag nicht verlängert wurde, kam es 1894 zu einem russisch-französischen Abkommen. So war der "Alptraum" Bismarcks, der in seiner Amtszeit versucht hatte, diese beiden Mächte auseinanderzuhalten, wahr geworden. Im Gegensatz zum konservativen Realpolitiker Bismarck führte der junge Kaiser Wilhelm II. eine provokante imperialistische Politik, die Deutschland international isolieren sollte.