Als Cover-Version oder kurz Cover wird ein Musikstück bezeichnet, das von jemand anderem als dem oder den Original-Interpreten gespielt wird. Da erst in der Popmusik das Original an den Autor gekoppelt wird, beschränkt sich die Verwendung des Begriffes größtenteils auf diese Musikart.
Arten
Es gibt im wesentlichen zwei verschiedene Arten von Cover-Versionen:
- möglichst genau nachgespielte Musikstücke, die in Richtung Imitation gehen (oft von Coverbands, die sich auf das Nachspielen von Musikstücken einer einzigen Band konzentrieren).
- Interpretationen des Originalstückes, die sich in Form, Genre, zum Teil auch Texten von den Originalen absetzen und so eine eigene schöpferische Leistung vollbringen.
Ein Cover kann unterschiedlich motiviert sein, neben der reinen Sympathie für ein Stück oder die Verwendung als Füllwerk bei fehlendem Eigenmaterial (häufig zu finden in den Anfangszeiten einer Band) werden häufig Epochen, Interpreten oder Stücke in Bezug auf das eigene Selbstverständnis referenziert (vielfach im Britpop). Eine andere Option ist die kommentierende, die meist eine kritische Haltung zum ursprünglichen Stück wiedergibt, z.B. in Sid Vicious' parodistischer Interpretation von My Way oder dem musikalischen Zerfetzen der amerikanischen Nationalhymne Star-Spangled Banner durch Jimi Hendrix, das die tiefe Abneigung und Gespaltenheit der amerikanischen Jugend Ende der 60er des zwanzigsten Jahrhunderts ihrem Land gegenüber illustrierte.
Ein Sonderfall der Cover-Version ist das Tribute, das als Würdigung eines Interpreten durch andere Musiker gedacht ist.
Abgrenzungen
Grundsätzlich abzugrenzen von der Cover-Version ist
- das Zitat, das nur Elemente eines anderen Stückes aufgreift und darauf im Kontext einer originären, kreativen Leistung verweist (z.B. in Beatle bones and smokin' Stones von Captain Beefheart)
- die Paraphrase, das ein eigenständiges Stück ist, aber sich durch umfangreiche Referenzen an einer Epoche, einem Interpreten oder einem Stück daran abarbeitet (z.B. "California Uber Alles" der Dead Kennedys in Anlehnung an die ehemalige deutsche Nationalhymne).
- das Plagiat: Eine Cover-Version gibt sich immer als diese zu erkennen: Die Angaben, wer die Musik und den Text geschrieben hat, müssen vom Original übernommen werden. Wenn dies unterbleibt, spricht man von einem Plagiat (z.B. My Sweet Lord von George Harrison, im Original He's so fine von The Chiffons).
Urheberrecht
Wer Songs oder Texte von anderen Interpreten verwendet, und diese öffentlich aufführt oder auf einem Tonträger veröffentlicht, muss in der Regel Urheberrechtsabgaben an die Urheberrechtsgesellschaften zahlen, die den Schöpfern der Werke zu Gute kommen müssten. Es gibt bisher nur wenige Autoren in der Popmusik, die ihre Werke als Public Domain deklarieren.
Geschichte
Seit Anfang des 20. Jahrhunderts ist es unter Plattenfirmen üblich, dass wenn ein Musikstück erfolgreich war, es von einer anderen Label mit "eigenen" Musikern nachgespielt wurde, in der Hoffnung, am Erfolg teilhaben zu können.
In den 1950er Jahren wurden sehr viele Rock'n'Roll Songs, die von schwarzen Musikern geschrieben und aufgenommen wurden, von weissen Musikern, wie Pat Boone oder Elvis Presley, gecovert. Diese Versionen waren durchwegs ruhiger und weniger "dreckig" gespielt, als die Originalinterpretationen. Auch die Texte wurden soweit bereinigt, dass sie den Moralvorstellungen der weissen Mittelschicht der 1950er Jahre entsprachen. Diese Cover-Versionen waren es auch, die dann von den Radiostationen gespielt, und bei den mehrheitlich weissen Radiohörern erfolgreich wurden.
In den 90er Jahren entstand eine spezielle Form der Cover-Version, die vertraute Kompositionen mit hohem Wiedererkennungswert insbesondere der 70er und 80er Jahre mit primitiven Technobeats unterlegte und diese so kommerziell ausschlachtete.
Seit Beginn der Punkmusik haben Bands klassische Rock- und Popsongs auf "Punk-Weise" gecovert, dekonstruiert und interpretiert. Die neu arrangierten Stücke klingen also oft lauter (voluminöser), schneller und härter als das Original. Viele Punk-Cover-Versionen beinhalten kleine Ska- / Reggae-Parts. Die US-amerikanische Band Me First and the Gimme Gimmes hat sich darauf beschränkt, Punk Covers zu spielen, wobei jedes ihrer bisher drei Alben Songs aus je einem Jahrzehnt behandelte. Eine deutsche Band, die Punk Covers spielt ist Kraventzman. Es gibt Leute, die "Punk Covers" als neues Genre, als selbstständige Musikrichtung ansehen.
Anfang des 21. Jahrhunderts entstand der so genannte Bastard-Pop, eine aus rechtlichen Gründen zumeist illegal veröffentlichte Zwischenform aus Mix und Cover-Version, auf der zwei Stücke meist sehr verschiedener musikalischer Stilrichtungen ineinander gemixt wurden, um so verblüffende Effekte zu erzielen.
Besondere Beispiele von Coversongs
- Anthrax: Sabbath Bloody Sabbath von Black Sabbath, AntiSocial von Trust, Friggin' in the Riggin von den Sex Pistols, Parasite von KISS & Got the Time von Joe Jackson
- Blind Melon: Out On The Tiles von Led Zeppelin
- Dinosaur Jr.: Just Like Heaven von den Cure
- Faith No More: War Pigs von Black Sabbath
- Foo Fighters: Darling Nikki von Prince
- Green Day: My Generation von den Who & The Outsider von den Ramones
- Jimi Hendrix: Star-Spangled Banner
- Megadeth: Anrachy In The U.K. von den Sex Pistols & Paranoid von Black Sabbath
- Metallica: Am I Evil? von Diamond Head
- Nine Inch Nails: Hurt von Johnny Cash
- NOFX: Iron Man von Black Sabbath, Go Your Own Way von Fleetwood Mac, Hotel California von den Eagles & Olympia, WA von Rancid
- Presidents of the United States of America: Turning Japanese von den Vapours y Video Killed the Radio Star von den Buggles
- The Smashing Pumpkins: Landslide von Fleetwood Mac
- Social Distortion: Ring of Fire von Johnny Cash
- 311: Lovesong von den Cure
- The Toyes: Smoke Two Joints von Sublime
- Sid Vicious: My Way von Frank Sinatra
Weblinks
- Cover-Versionen - coverinfo.de Datenbank mit vielen Cover-Versionen und entsprechenden Originalen
- The Ultimate Punk Rock Cover Project listet Songs von Punk-Bands aus den letzten 30 Jahren