Akademie für Psychotherapie und Seelsorge

ein 2000 gegründeter gemeinnütziger Verein
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Die Akademie für Psychotherapie und Seelsorge e. V. (APS) ist ein 2000 gegründeter gemeinnütziger Verein evangelikaler Prägung. Satzungsmäßiger Zweck des Vereins ist es, „Begegnungen zwischen Psychotherapie und christlicher Seelsorge in Wissenschaft und Praxis zu fördern.“ Dazu veranstaltet er regelmäßig Tagungen mit diesem Ziel.

Er wurde u. a. von Medizinern der christlichen Psychotherapiekliniken Hohe Mark, Elbingerode und De’Ignis gegründet. Voraussetzung für die Mitgliedschaft ist "ein abgeschlossenes Studium der Medizin, Psychologie, Theologie oder anderer Humanwissenschaften" sowie eine "seelsorgerliche bzw. psychotherapeutische Tätigkeit" sowie eine persönliche Glaubensüberzeugung im Sinne der Deutschen Evangelischen Allianz.[1] 2009 gehören 550 Ärzte, Theologen und Psychotherapeuten zur Akademie. Die Akademie gibt seit 2005 die Zeitschrift Psychotherapie und Seelsorge heraus (bis Ende 2008 im Oncken Verlag, Kassel, seit 2009 als Magazin PS im Bundes Verlag, Witten, www.punds.org), die über tausend Abonnenten hat und im PSYNDEX (Referenzdatenbank für Psychologische Literatur) gelistet wird.

Kongresse und Tagungen

Alle drei Jahre wird ein Internationaler Kongress für Psychiatrie und Seelsorge in Marburg veranstaltet, wobei eine bereits bestehende Kongressreihe weitergeführt wird. Bisher wurden die Themen "Psychotherapie in der Krise? Die neue Lust auf Sinn und Werte" (2003), "Ich-AG oder Beziehungs-GmbH? Herausforderungen postmoderner Lebensentwürfe" (2006) und "Identität - der rote Faden in meinem Leben" (2009) behandelt.

Zusätzlich wird jährlich eine Arbeitstagung "Empirische Forschung" sowie eine APS-Jahrestagung abgehalten. Seit 2007 gibt es auch Regionaltagungen zu einzelnen Themen[2].

Kritik

Die Akademie für Psychotherapie und Seelsorge ist wegen der Beteiligung Vertreter von sogenannten Ex-Gay-Ministries und ihnen nahestehenden Personen am 6. Internationalen Kongress für Psychotherapie und Seelsorge in die Kritik geraten.[3][4] Insbesondere der Lesben- und Schwulenverband kritisierte die Teilnahme ihrer Meinung nach "homophober" Referenten, die wissenschaftlich nicht anerkannte Thesen und Methoden vertreten. Nach Angaben des LSVD unterstütze der Verein solche "antihomosexuellen" Angebote auch sonst. So bewerbe sie zum Beispiel auf Ihrer Webseite ein „gemeinsames Angebot“ von Weißes Kreuz und Wüstenstrom: „Dreijährige Fortbildung im Bereich Sexualität-Identität-Beziehung“.[5]

Folgende Referenten auf dem Kongress können dem Ex-Gay-Milieu zugerechnet werden:

Bereits bei früheren Veranstaltungen des Vereins (z. B. 2003 und 2006) hatten Vertreter von Wüstenstrom und der Offensive Junger Christen die Programme ihrer Organisationen beworben und die Streichung der Homosexualität aus dem ICD der Weltgesundheitsorganisation kritisiert.[6]

Die Landesmitgliederversammlung der hessischen Grünen sprach von einem „Homophobiekongress“, protestierte dagegen und kündigte weiteren Widerstand an, wenn der Kongress wie geplant durchgeführt werde.[7][8] Die SPD im Landtag in Wiesbaden hat eine Anfrage zu Homoheilern in Marburg an die hessische Landesregierung gerichtet.[9] Die Jungen Liberalen haben sich der Kritik inzwischen angeschlossen. Der Oberbürgermeister, Egon Vaupel (SPD), distanziert sich von den antihomosexuellen Referenten, will dem Kongress aber nicht die Räume entziehen.[10] Universitäre Gruppen schlossen sich der Kritik der politischen Parteien an und kündigten Widerstandsaktionen an. Der Bundestagsabgeordnete Volker Beck forderte den Marburger Psychatriekongress auf, sich von den Referenten zu distanzieren und betonte, dass Minderheitenfeindlichkeit keine Meinung sei, die der Kongress unterstützen dürfe.[11] In der autonomen Szene in Marburg hat sich inzwischen ein Bündnis gegen den Kongress mit dem Namen „Kein Raum für Sexismus, Homophobie und religiösen Fundamentalismus“ gegründet.[12]

Quellen

  1. Satzung
  2. Übersicht über die Tagungsthemen
  3. Frankfurter Rundschau: Therapeuten erzürnen Homosexuelle
  4. Standard: „Umpolungsseminare“ bei Kongress für Psychotherapie
  5. LSVD: Offener Brief zum 6. Internationalen Kongress für Psychotherapie und Seelsorge
  6. Akademie für Psychotherapie und Seelsorge: 4. Internationaler Kongress für Psychotherapie und Seelsorge, Programm, 2003 sowie Verschiedene Beträge der genannten aus den letzten Jahren
  7. Beschluss der Landesmitgliederversammlung am 28. März 2009 in Butzbach: Keinen Fußbreit der Diskriminierung – Homophobie-Kongress verhindern!
  8. Frankfurter Rundschau: Psychotherapie-Kongress in Marburg "Homo-Heiler" fühlen sich diskriminiert
  9. Frankfurter Rundschau: SPD schaltet Landesregierung ein
  10. Frankfurter Rundschau 14.4.2009 Psychotherapiekongress in Marburg Wirbel um "Homo-Heiler"
  11. Beck: Marburger Psychiatriekongress muss sich von Homo-Umpolern distanzieren - Minderheitenfeindlichkeit ist keine Meinung
  12. Frankfurter Rundschau: Schwulenreferat organisiert Proteste