Provinz Hannover

preußische Provinz von 1866 bis 1946
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Dieser Artikel befasst sich mit dem ehem. Land Hannover. Weiteres siehe: Hannover (Begriffsklärung).


Hannover war der Name eines Kurfürstentums und ab 1815 eines Königreiches. Es ging aus dem Herzogtum Braunschweig-Lüneburg hervor. Hauptstadt war die Stadt Hannover.

Geschichte

Das Territorium

Herrscherhaus von Hannover waren die Welfen, die bis zur Entmachtung Heinrichs des Löwen 1180 bereits das alte Herzogtum Sachsen regiert hatten. Das Welfische Hausgut wurde 1235 zum Herzogtum Braunschweig-Lüneburg erhoben.

Nach mehreren Erbteilungen fielen 1634 die Fürstentümer Calenberg und Göttingen an das Fürstentum Braunschweig-Lüneburg-Celle und bildeten nach Verleihung der Kurwürde ab 1692 das Kurfürstentum Hannover.

Nach dem Tode Anna Stuarts wurde Kurfürst Georg Ludwig 1714 König von Großbritannien. Da sie keine überlebenden Nachkommen hatte, fiel die Krone gemäß dem Settlement Act von 1701 an das Haus Hannover, die nächsten protestantischen Verwandten. Die Personalunion endete mit der Thronbesteigung von Königin Viktoria 1837, da im Königreich Hannover nur männliche Nachkommen den Thron erben konnten. Daher ging die Regentschaft auf Victorias Onkel, Ernst August, Herzog von Cumberland, über.

Im Rahmen der Napoleonischen Kriege wurde Hannover zunächst von Preußen besetzt und ging 1807 bzw. 1810 im Königreich Westfalen auf, wurde aber auf dem Wiener Kongress 1814 als Königreich neu gebildet und Mitglied des Deutschen Bundes.

Eine Verfassung (nur beratende Stimme des Parlaments bei der Gesetzgebung) wurde 1819 eingeführt, 1833 eine neue erlassen, aber von Ernst August (1837-51) abgelehnt; die liberalen Maßnahmen von 1848 wurden von Georg V. (1851-66) aufgehoben.

1866 verlor das Königreich Hannover seine Unabhängigkeit nach der Schlacht von Langensalza (28. Juni 1866) im Deutschen Krieg zwischen Preußen und Österreich, in dem Hannover auf Seiten Österreichs stand. Die Welfen wurden entthront, das Königreich Hannover wurde ebenso wie das Kurfürstentum Hessen (Hessen-Kassel), das Herzogtum Nassau und die Freie Stadt Frankfurt am Main von Preußen annektiert und in eine preußische Provinz umgewandelt.

1944 wurden dem Reichsstatthalter in Oldenburg und Bremen die Regierungsbezirke Aurich und Osnabrück unterstellt.

Die hannoversche Gesinnung ging im Land aber nicht unter, es bildete sich als politische Partei die Deutsch-Hannoversche Partei (DHP), die für eine Neubildung des Landes Hannover und eine Rehabilitierung des Welfenhauses eintrat und die über das Kaiserreich hinaus bis in die Weimarer Republik hinein mehrfach im Reichstag vertreten war. Nach 1945 trat die konservative Niedersächsische Landespartei (1947 umbenannt in Deutsche Partei) die Nachfolge der DHP an, die aber in der GDP aufging.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Provinz Hannover mit Ausnahme des Amtes Neuhaus, das an die sowjetische Besatzungszone fiel und erst 1993 Niedersachsen angegliedert wurde, Bestandteil des Bundeslandes Niedersachsen.

Politik

Kurfürsten und Könige von Hannover

  • Ernst August, Kurfürst von Braunschweig-Lüneburg, seit 1692 Kurfürst von Hannover (1629-1698)
  • Georg I. Ludwig. Kurfürst von Hannover, König von Großbritannien (1660-1727)
  • Georg II. August. Kurfürst von Hannover, König von Großbritannien (1683-1760)
  • Georg III.. Kurfürst von Hannover, seit 1815 König von Hannover; König von Großbritannien (1738-1820), seit 1801 König von Großbritannien und Irland
  • Georg IV.. König von Hannover, König von Großbritannien und Irland (1762-1830)
  • Wilhelm IV.. König von Hannover, König von Großbritannien und Irland (1765-1837)
  • Ernst August Herzog von Cumberland, König von Hannover
  • Georg V. Herzog von Cumberland, König von Hannover (1819-1878), im österreichischen Exil seit 1866

Oberpräsidenten der Provinz Hannover

Provinziallandtag

1921: SPD 34,7% - 37 Sitze | DHP 16,7% - 17 sitze | DVP 15,0% - 16 Sitze | Liste Elbe-Weser 8,0% - 10 sitze | DNVP 7,0% - 7 Sitze | Zentrum 6,4% - 7 Sitze | DDP 4,6% - 5 Sitze | USPD 3,3% - 3 Sitze | KPD 3,2% - 4 Sitze | | Häuerleute 0,7% - 1 Sitz | Liste Ostfriesland 0,4% - 1 Sitz | Liste Esens-Wittmund-Friedeburg 0,4% - 1 Sitz
1925: SPD 32,9% - 37 Sitze | VHP 27,2% - 30 Sitze | Zentrum 9,7% - 11 Sitze | Haus und Grundbesitzer 7,3% - 8 Sitze | KPD 4,2% - 5 Sitze | DDP 3,9% - 5 Sitze | Wirtschaft, Handwerk und Gewerbe 3,7% - 5 Sitze | Hannoversche Ortsparteien 2,7% - 3 Sitze | DNVP 2,2% - 2 Sitze | Sparerbund 2,0% - 3 Sitze | DVP 1,3% - 1 Sitze | DVFP 0,7% - 1 Sitz | DHP 0,6% - 1 Sitz
1929: SPD 34,8% - 39 Sitze | DHP 10,9% - 12 Sitze | Mittelstandsblock 9,1% - 10 Sitze | Zentrum 8,9% - 10 Sitze | DVP 8,3% - 10 Sitze | NSDAP 6,8% - 8 Sitze | DNVP 6,7% - 8 Sitze | KPD 3,7% - 4 Sitze | CNBL 3,7% - 4 Sitze | DDP 3,1$ - 4 Sitze | NF 1,9% - 2 Sitze
1933: NSDAP 48,8% - 55 Sitze | SPD 23,1% - 26 Sitze | DNVP 9,7% - 11 Sitze | Zentrum 8,1% - 9 Sitze | KPD 4,8% - 6 Sitze | DHP/CSVD 4,1% - 5 Sitze
An 100% fehlende Stimmen = Nicht im Provinziallandtag vertretene Wahlvorschläge.

Verwaltungsgliederung der Provinz Hannover (letzter Stand 1946)

Kreissitze, die vom Namen des Kreises abweichen, sind in Klammern hinzugefügt

Regierungsbezirk Aurich

Stadtkreise

  1. Stadtkreis Emden
  2. Stadtkreis Wilhelmshaven (1919-1937, danach zu Oldenburg)

Landkreise

  1. Landkreis Aurich in Ostfriesland
  2. Landkreis Leer
  3. Landkreis Norden
  4. Landkreis Wittmund

Regierungsbezirk Hannover

Stadtkreise:

  1. Stadtkreis Hameln (seit 1923)
  2. Stadtkreis Hannover
  3. Stadtkreis Linden (1886-1920, danach Stadtteil von Hannover)

Landkreise:

  1. Landkreis Grafschaft Diepholz (Landratsamt in Diepholz)
  2. Landkreis Grafschaft Hoya (Landratsamt in Syke)
  3. Landkreis Grafschaft Schaumburg (Landratsamt in Rinteln)
  4. Landkreis Hameln-Pyrmont (in Hameln, vor 1922 Landkreis Hameln)
  5. Landkreis Hannover
  6. Landkreis Neustadt am Rübenberge
  7. Landkreis Nienburg (Weser)
  8. Landkreis Springe

Regierungsbezirk Hildesheim

Stadtkreise

  1. Stadtkreis Göttingen
  2. Stadtkreis Goslar (nur bis 1941, dann zu Braunschweig)
  3. Stadtkreis Hildesheim

Landkreise

  1. Landkreis Alfeld
  2. Landkreis Duderstadt
  3. Landkreis Einbeck
  4. Landkreis Göttingen
  5. Landkreis Goslar (nur bis 1941, dann zu Braunschweig)
  6. Landkreis Hildesheim
  7. Landkreis Marienburg (Landratsamt in Hildesheim)
  8. Landkreis Münden beziehungsweise Hannoversch-Münden
  9. Landkreis Northeim
  10. Landkreis Osterode am Harz
  11. Landkreis Peine
  12. Landkreis Zellerfeld (Landratsamt in Clausthal-Zellerfeld)

Regierungsbezirk Lüneburg

Stadtkreise

  1. Stadtkreis Celle
  2. Stadtkreis Harburg (ab 1927 Harburg-Wilhelmsburg und 1937 nach Hamburg eingegliedert)
  3. Stadtkreis Lüneburg
  4. Stadtkreis Wilhelmsburg (1925-1927, danach mit Harburg zu Harburg-Wilhelmsburg vereinigt)

Landkreise

  1. Landkreis Burgdorf
  2. Landkreis Celle
  3. Landkreis Dannenberg
  4. Landkreis Fallingbostel
  5. Landkreis Gifhorn
  6. Landkreis Harburg (Landratsamt in Hamburg-Harburg)
  7. Landkreis Lüneburg
  8. Landkreis Soltau
  9. Landkreis Uelzen (Landratsamt in Oldenstadt)

Regierungsbezirk Osnabrück

Stadtkreise

  1. Stadtkreis Osnabrück

Landkreise

  1. Landkreis Aschendorf-Hümmling (Landratsamt in Aschendorf)
  2. Landkreis Bersenbrück
  3. Landkreis Grafschaft Bentheim (Landratsamt in Bentheim)
  4. Landkreis Lingen
  5. Landkreis Melle
  6. Landkreis Meppen
  7. Landkreis Osnabrück
  8. Landkreis Wittlage

Regierungsbezirk Stade

Stadtkreise

  1. Stadtkreis Cuxhaven (seit 1937, gehörte vorher zu Hamburg)
  2. Stadtkreis Wesermünde (1924 aus den kreisfreien Städten Geestemünde und Lehe gebildet)

Landkreise

  1. Landkreis Bremervörde
  2. Landkreis Land Hadeln (Landratsamt in Otterndorf)
  3. Landkreis Osterholz (Landratsamt in Osterholz-Scharmbeck)
  4. Landkreis Rotenburg in Hannover
  5. Landkreis Stade
  6. Landkreis Verden
  7. Landkreis Wesermünde